Für Götter normal
Was ein Schlamassel war das nur, in das ich da reingeraten war? Ich hatte mal wieder das große Los gezogen. Eigentlich hielt ich mich immer von Ärger fern, ich war immer ein braves Mädchen gewesen. Und jetzt, innerhalb weniger Tage stand mein Leben komplett auf dem Kopf. Von dem schüchtern zurückhaltenden Mädchen ist nichts mehr übrig geblieben. Wie denn auch, bei dem was ich alles in dieser kurzen Zeit durch gemacht hatte. Götter gab es wirklich, das glaubte mir doch kein Mensch! Und einige davon waren meine Freunde, andere wiederum jagten mich um zu bekommen was sie Begehrten, den Herrscherstab. Welchen ich mittlerweile an seinen rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben hatte, damit sollte meine Aufgabe doch erledigt sein?! Tja das dachte ich auch, aber nein, ich darf erneut auf eine Reise gehen. Denn es stellte sich heraus, dass einzig mein Dolch und ich, die Götter nach Athen zurück bringen konnten.
Die Frage warum ausgerechnet ich eine Halbgöttin war, stand noch immer im Raum. Wo doch mein Vater ein stinknormaler Mensch war. Zeus hat sich dazu bisher nicht geäußert, er wird es aber sicherlich noch tun. Dies hoffte ich zumindest.
Meine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn.
Wir standen auf der Veranda, im Mondschein.
Apollo der Mann, Gott den ich mehr liebte als mein eigenes Leben, lächelte mich an. Mein Gesicht ruhte in seinen Händen und sein umwerfender Duft, nach Sonne, Minze und Meer hüllte mich völlig ein. Ich hatte ihn darum gebeten bei mir zu bleiben. Ja es war dumm von mir, denn eigentlich sollte ich ihn gehen lassen. Er musste zurück in den Olymp, dort war sein Platz, an der Seite seiner Familie. Er wird es sein, der Zeus Platz einnehmen würde, wenn es soweit war. Zeus wird ihm nicht erlauben in die Menschenwelt zurück zukehren und mir nicht in ihre. Für uns gemeinsam wird es keine Zukunft geben, aber für den Moment, wollte ich ihn für mich. Auch wenn es egoistisch von mir war und es uns beide brechen würde.
Ich hielt immer noch seine Hand fest umschlossen in meiner, er sah mich mit seinen funkelnden Blauen Augen an. Kleine Grübchen bildeten sich auf seinen Wangen. Mein Herz stockte. Er beugte sich erneut zu mir herab und unsere Lippen berührten sich zaghaft. Wir verloren uns in diesem einen Kuss der sich so richtig anfühlte und doch so falsch war. Dieser Kuss ließ mich alles vergessen, die ganzen Strapazen der letzten Tage verschwanden. All die schlimmen Szenen, welche sich angespielt hatten, lösten sich einfach in Luft auf. Unsere Herzen schlugen mehr denn je im selben Takt.
„Lena ich störe euch wirklich nur ungern, aber Zeus ist ganz schön aufgebracht. Er weiß über euch bescheid und er wird es nicht gutheißen, es ist den Olympischen Göttern untersagt eine Beziehung mit einem Menschen, beziehungsweise einem Halbgöttlichen Wesen einzugehen.", ertönte die Stimme meines pelzigen Freundes in meinem Kopf.
Wir lösten uns nur widerwillig voneinander, ich wich schweratmend einen Schritt zurück und sah beschämt zu Boden.
Hermes trat zu uns auf die Veranda und sah abwechselnd zwischen uns hin und her.
„Ich gehe davon aus, dass Perseis euch bereits gewarnt hat. Apollo, Vater will dich umgehend sprechen. Seine Laune hat einen neuen Tiefpunkt erreicht, mach dich also auf etwas gefasst. Lena du sollst bitte auch mit hinein kommen, Leto möchte dich gerne kennenlernen.", gab er bedrückt von sich.
Ich nickte beschämt, sah noch einmal verstohlen zu Apollo, welcher sich nun ein wenig versteifte und folgte Hermes zurück ins Haus. Apollo war unmittelbar hinter mir.
Dort angekommen war Zeus längst wieder in seiner göttlichen Gestalt zu sehen. Im Moment sah er sehr zornig aus, die Gewitterwolken wirbelten kräftig um ihn herum. Ich hoffte Apollo bekam nicht allzu großen Ärger. Ein Klos bildete sich in meinem Hals.
„Apollo folge mir in mein Büro, ich muss mit dir reden, sofort!", donnerte er so laut, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte.
Ich folgte währenddessen Hermes. Welcher mich durch das Wohnzimmer hindurch in die Küche führte, wo eine zierliche hübsche Frau grade Tee zubereitete. Als sie uns erblickte, hielt sie inne.
„Danke Hermes, du kannst uns nun alleine lassen. Damit ich mich ein wenig mit Lena unterhalten kann.", lächelte sie freundlich.
Hermes nickte lächelnd und ließ mich mit ihr alleine. Als ich sie mir genauer betrachtete, war die Ähnlichkeit verblüffend. Die selben tiefen blauen Augen sahen mich forschend an. Ihr Gesicht glich dem eines Engels. Schwarze lange Haare, wie auch Artemis sie trug, säumten ihr makelloses Gesicht.
Sie reichte mir freundlich lächelnd eine Tasse und deutete mir, mich zu setzten.
„Ich hoffe du magst Tee, er ist ganz frisch, so mag ihn Apollo am liebsten. Wie du bereits weißt, ich bin Leto, die Mutter von Artemis und Apollo. Vor Zeus brauchst du keine Angst zu haben, er ist sehr impulsiv aber im Grunde ein lieber Kerl. Er muss sich behaupten und durchsetzen, das funktioniert nun mal nur sehr gut wenn er den bösen, launischen Vater raushängen lässt. Sag mein Kind, geht es dir trotz alldem denn gut? Du hast ja ganz schön was durch gemacht, Hermes hat mir bereits alles erzählt. Gut das sie in deiner Nähe waren, jeder von ihnen ist besonders. Musst du wissen. Ich liebe sie alle, auch wenn nicht alle mein eigen Fleisch und Blut sind.", erklang ihre sanfte Stimme.
„Danke Leto, er schmeckt mir wirklich sehr gut. Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Es war eine ganz schön erschöpfende Nervenaufreibende Reise. Mit vielen tiefen, aber sie haben mir alle sehr geholfen. Ihr könnt stolz auf sie sein. Auch wenn sie mich manchmal in den Wahnsinn treiben, ich mag sie alle sehr gerne.", entgegnete ich ihr.
„Ich kann mir sehr gut vorstellen, wer dich in den Wahnsinn treibt. Apollo ist ein guter Kerl, aber er ist eben ein Mann. Er ist sehr wankelmütig, ich denke das haben dir die anderen aber bereits gesagt. Auch wenn es im Moment nicht so aussieht, es wäre neu für mich, wenn er endlich erwachsen geworden wäre. Zumindest was diese Sache betrifft. Selbst wenn es so wäre, Zeus wird es ihm nicht gestatten. Glaube mir liebes, ich würde es euch gönnen. Aus tiefsten Herzen. Immerhin ist er mein Sohn und jeder wünscht sich, dass die eigenen Kinder ihr Glück finden. Aber ich glaube einfach nicht das mein Mann sich da breitschlagen lässt.", gab sie leicht bedauernd von sich und blickte mich an.
„Leto, das weiß ich alles und es ist in Ordnung . Wirklich, ich werde mich nicht zwischen ihn und seine Familie drängen. Das habe ich nicht vor, es ist nur so ... Ich liebe ihn... und ich weiß, wenn das alles hier vorbei ist...dass ich ihn nie wieder sehen werde. Er wird irgendwann darüber hinweg kommen, ich jedoch werde daran zerbrechen. Ich tue es bereits jetzt. Dennoch möchte ich diese Zeit mit ihm, die wenige welche uns noch bleibt genießen. Ich werde ihn zurückweisen wenn es soweit ist. Versprochen.", erwiderte ich und verspürte einen Stich in meinem Herzen.
Leto's Augen waren tränengefüllt, sie nahm meine Hand in ihre.
„Ich wünschte ich könnte etwas für dich tun, für euch. Doch leider sind mir da die Hände gebunden. Ich kenne aber meinen Sohn, wenn er dich wirklich will, wenn er dich liebt... wird er einen Weg finden und das beunruhigt mich. Sehr sogar, Apollo ist genauso starrköpfig und eigensinnig wie sein Vater.", hauchte sie und ich verlor mich in ihren Augen. Die selben blauen Tiefen, welche mir die letzten Tage mehrere male mein Leben retteten.
Sie sah so unglaublich zerbrechlich aus für eine Titanin, fast menschlich, wenn sie nicht so unglaublich schön wäre und wenn ich es nicht besser wüsste. Ich konnte ihr nicht antworten, ich hatte einen mächtigen Klos im Hals. Mein Herz wog Tonnen. Aus dem oberen Stockwerk unmittelbar über uns, hörte man Gebrülle und Gepolter. Wir Schreckten beide zusammen hoch und liefen zu den anderen ins Wohnzimmer. Die mucksmäuschenstill rum standen und saßen, um nur nichts zu verpassen, was sich dort oben abspielte.
Leto funkelte alle wütend an.
„Was zum Hades ist denn in euch gefahren?! Entschuldige Hades, das ist mir jetzt so raus gerutscht. So habe ich euch nicht erzogen! Hier sitzen und andere belauschen?! Sowas tut man nicht. Schämt euch was!", donnerte sie mit erhobenem Finger.
Hermes kratzte sich verlegen am Kopf und sah unter sich während Hades eine beleidigte Schnute zog, seine blauen Flammen tanzten zornig auf seinem Kopf. Was wiederum irgendwie ulkig aussah.
„Ich werde da jetzt hinauf gehen und wenn ich zurück komme seid ihr gefälligst am arbeiten! Der Tisch muss noch gedeckt werden und es muss nach dem Essen gesehen werden, ich hätte gerne meinen Tee und Kräutergarten hier! Lena, tritt Ihnen ruhig in die Hintern, wenn sie weiter nur faul herumsitzen und Gespräche anderer Leute belauschen!", donnerte sie weiter.
Schmunzelnd nickte ich Leto zu, sah Hermes an und Spuckte in die Hände. Hermes zog erstaunt seine brauen hoch, konnte sich aber ein grinsen nicht verkneifen. Hades sah immer noch etwas betrübt drein, er mochte es anscheinend nicht wenn sein Name an der stelle des Teufels fiel.
Leto, welche nun überhaupt nicht mehr zerbrechlich aussah, eilte strammen Schrittes die Treppe empor. Ich klatschte in die Hände und die Götter sahen mich fragend an.
„Ihr habt Leto gehört, wer von euch kann gut Gärtnern? Ich könnte auch etwas Nachhilfe in Sachen Pflanzen gebrauchen.", lächelte ich und hoffte, dass sie mich ernst nahmen.
Endlich kam Bewegung ins Wohnzimmer, Eos, Artemis und Selene begannen den Tisch zu decken. Hermes, Athene und Helios verschwanden in die Küche. Eine junge gut aussehende Göttin kam auf mich zu.
„Ich bin die mit dem grünen Daumen, mein Name ist Demeter. Wenn du möchtest kannst du gerne mit mir in den Garten kommen. Aber ich Gärtnere ein wenig anders, als ihr Menschen es gewohnt seid. Wenn du möchtest kann ich euren Garten auch etwas aufpäppeln, mit ein paar Tee oder Küchenkräuter vielleicht? Oder Blumen? Die mögt ihr doch, hab ich recht?", lächelte sie mir freundlich entgegen.
„Freut mich Demeter. Das wäre toll, den Tee möchte ich auf jeden Fall. Der schmeckt wahnsinnig gut, sowas bekommt man nirgends zu kaufen. Verrätst du mir was da alles rein gehört?", fragte ich.
Während wir gemeinsam in den Garten gingen, konnte ich nun auch Leto schreien hören. Na toll ein Familienstreit und das alles meinetwegen, Super klasse. Erneut stockte mein Herz. Das hatte ich nie gewollt. Warum musste alles so kompliziert sein? Alles nur weil ich so unglaublich schwach war, was Apollo betraf.
„Das musst du schon Leto fragen, sie mischt seit jeher den Tee für uns zusammen. Niemand außer ihr hat das Rezept, ich bezweifle also das sie es dir erörtert. Aber frage sie ruhig, mich interessiert es schon welche Antwort sie dir geben wird. Du gefällst mir kleine wirklich, bei dem was ich alles von dir gehört habe bist du ganz schön mutig. Es muss wohl erst eine Halbgöttin kommen um allen zu zeigen wie es geht.", grinste sie und zwinkerte mir zu.
Ich mochte Demeter bereits jetzt schon, sie war keck und vorlaut, das gefiel mir. Seit die Halbgöttin in mir mehr zum Vorschein gekommen war, war ich nicht mehr ganz so schüchtern wie zuvor.
„Danke Demeter, es war eine anstrengende nervenaufreibende Reise und ich bin heilfroh, die anderen an meiner Seite gehabt zu haben. Manche Sachen sollte Zeus wirklich mal überdenken, am besten fängt er gleich mit Charon an. Ich weiß ja nicht ob ihr diese Schmerzen fühlt wenn er euch mit seinen klapprigen knöchrigen Fingern berührt, aber ich dachte, ich würde sterben."
Wenn ich daran dachte, wurde mir umgehend flau im Magen. Eine Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper, gut das wir da zumindest nicht mehr hin mussten. Dies würde ich ein weiteres Mal kaum aushalten. Ich würde mich verweigern. Keinen einzigen Fuß werde ich je wieder in diese Hölle setzten.
Der Mond stand mittlerweile hoch am Himmel, er war unglaublich groß und nahe. Ich sah hinauf zu den Sternen. Demeter holte mich aus meiner Gedankenwelt zurück.
„Was meinst du Lena, hier wäre doch ein schöner Platz für einen Garten, oder?", sprach sie und stemmte ihre Hände in die Hüften.
Ich wandte mich einmal zu dem Haus, es war nicht allzu weit weg, der Platz den Demeter mir zeigte war eben und bekam sowohl Sonne als auch Schatten ab. Zwei große Trauerweiden standen links und rechts davon. Ein wirklich perfekter Platz, für einen kleinen Garten.
„Ja ich denke dies wird Leto gefallen. Jetzt bin ich aber echt gespannt auf deine Kräfte, zeig mal her was du drauf hast.", lächelte ich erwartungsvoll.
Demeter grinste nun wie ein Honigkuchen Pferd, nickend hob sie ihre Hände und ihre grüne Aura hüllte sie ein. Wie als wenn sie Fusseln von einer Jacke pflückte, bewegte sie ihre Finger in der Luft. Sie zupfte Die Sprösslinge wortwörtlich aus dem Boden. Ich staunte nicht schlecht als eine Pflanze nach der anderen aus dem Boden Spross.
„Wow das ist der Wahnsinn! Sowas würde ich auch gerne können, damit könnte ich einen Blumenladen eröffnen.", gab ich begeistert von mir.
Sie lächelte und ließ noch ein paar Rosen sprießen.
„Danke schön, es macht auch richtig Spaß, in Athen verschönere ich immer die Gärten der Götter. Es ist meine Aufgabe und ich wollte auch keine andere haben. So dann lass uns jetzt zurück gehen, meine Aufgabe hier ist erfüllt."
„Sag wie ist das so wenn man ewig lebt, wenn man unsterblich ist? Wird das alles mit der Zeit nicht langweilig? Ich meine wenn der Alltagstrott Eintritt, ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Ihr altert ja kaum.", stillte ich meine Neugier.
„Ach weißt du, man gewöhnt sich daran. Wenn man noch klein ist, so wie Hebe's Kinder, ist es sehr anstrengend. Im Prinzip bist du ein erwachsener der immer noch im Körper eines Kindes gefangen ist. Aber jeder hat eine Aufgabe, die er zu erfüllen hat. Es ist wie bei den Menschen, ihr müsst ja auch jeden Tag arbeiten gehen. So ist das bei uns eben auch. Ich bin glücklich mit meiner Aufgabe, es gibt ja auch Götter die sind es nicht. Beziehungsweise sind sie nicht so gut in dem was sie tun sollen.
Warte mal ab bis du mit Aphrodite gesprochen hast, dann weißt du wovon ich rede." , zwinkerte sie mir zu.
Wir betraten gemeinsam das Haus, im Wohnzimmer herrschte derweil reges Treiben. Mein Bruder unterhielt sich angeregt mit Artemis, seiner Körpersprache nach zu urteilen fand er sie äußerst interessant. Für meinen Geschmack etwas zu interessant, er durfte sich jetzt nicht auch noch in eine Göttin verlieben. Außerdem wartete Nessa doch auf ihn, ich war der Meinung er mochte sie wirklich gerne. Ich musste später unbedingt mit ihm reden. Ihm sollte nicht das gleiche widerfahren.
Leto kam die Treppen hinunter, gefolgt von Apollo und Zeus. Die dabei nicht wirklich glücklich aussahen, Zeus Aura hatte immer noch eine gewittrige Farbe. Als Apollo mich sah verschwand sein verbissener Gesichtsausdruck und wich einem sanften liebevollen Lächeln. Noch ehe er zu mir kommen konnte, kam Hermes beladen mit Schüsseln aus der Küche und Leto deutete uns allen uns zu setzen. Demeter und Hermes setzten sich zu mir, Apollo setzte sich etwas zerknirscht mir gegenüber. Hermes reichte mir einen Teller mit Suppe. Sie roch unwahrscheinlich gut, jede Menge Gemüse schwamm darin.
Als ich den ersten Löffel nahm, war ich total begeistert. Sie war so geschmackvoll, wie ich es selten erlebt hatte.
„Sagt mal wo habt ihr denn so kochen gelernt? Die schmeckt ja irre gut!", entwich es mir begeistert.
Hermes lächelte mich stolz an und nickte Leto fröhlich zu.
„Leto ist eine sehr gute Köchin, wenn man soviel Zeit hat wie wir, wird man irgendwann perfekt in dem was man tut. Das ist unsere Lieblingssuppe, natürlich verrät sie uns nicht, was alles hineinkommt. Mit ihren Rezepten ist sie sehr eigen und geizig, musst du wissen."
„Na wenn ich euch alles verraten würde, würdet ihr seltener zu Besuch kommen. Ich will meine Kinder nicht nur einmal alle tausend Jahre sehen. So bin ich sicher das ihr öfter kommt. Zumindest seid ihr dann alle zum Essen vereint."
Leto lächelte und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Ich war fasziniert, wie sehr doch der Zusammenhalt dieser Familie war. Obwohl es ja auch öfter mal Streit gab, hielten sie dennoch zusammen. Ich musste an Mum denken, sie und ihre Schwester waren seit fünf Jahren zerstritten und keiner der beiden gab nach. Obwohl ich Tante Lucy immer sehr gerne gemocht hatte, durften noch nicht mal wir sie besuchen. Ich wünschte mir grade bei uns Menschen wäre es auch so harmonisch. Aber da hatten die Götter wohl einfach viel mehr Erfahrung.
Neben Apollo saß Aphrodite, zumindest schloss ich es daraus, wie sie sich gab. Demeter sah mich an und grinste, ich fühlte mich in meiner Vermutung bestätigt. Sie war dieselbe hochnäsige Göttin, welche ich bereits in den Tiefen des Tartaros vernommen hatte.
„Lena, so ist doch dein Name, sag hast schon mal darüber nach gedacht deine Haare anders zu tragen? Dein Gesicht kommt gar nicht richtig zur Geltung. Von deinem Kleidungsstil fange ich am besten garnicht erst an. Ihr Menschen habt echt überhaupt keinen Geschmack, es ist doch kein Wunder das bei euch in der Liebe alles schief läuft!", gab sie gereizt von sich.
Ich fühlte mich etwas vor den Kopf gestoßen und wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Doch das muss ich auch nicht. Artemis, Hermes, Apollo und Demeter taten es Augenrollend an meiner Stelle. Sie stärkten mir unmittelbar den Rücken und dafür war ich ihnen ein weiteres Mal sehr dankbar.
„Aphrodite, Lena ist sehr hübsch, so wie sie ist und Menschen kleiden sich nunmal so.", sagte Apollo sehr ruhig mit einem flüchtigen Lächeln.
„Ja genau und außerdem kann niemand was dafür das du deine Aufgabe nicht richtig erledigst.", warf Hermes ein.
„Fass dir lieber mal an deine eigene Nase, wieviele Männer hattest du schon?", fragte Demeter.
„Und denke nicht mal im Traum daran bei Lena oder ihrem Bruder deinen Job zu machen, du kannst es nämlich nicht sonderlich gut!", fügte Artemis warnend hinzu.
Die schöne Aphrodite zog einen Schmollmund und sah sich beleidigt ihre Nägel an.
„Das liegt wohl kaum an mir, ich bin perfekt, Menschen hingegen sind dies nicht. Ich kann nichts dafür, dass Menschen so wankelmütig sind und ihr Interesse an ihrem Partner immer wieder verlieren. Anscheinend haben sie auf Grund ihrer kurzen Lebensdauer das Gefühl etwas verpasst zu haben, wenn sie nicht mit mehreren Partnern durch die Betten Trollen.
Habt ihr schon einmal daran gedacht?", zischte sie wütend.
Zeus, der mittlerweile richtig genervt aussah, donnerte durch den Raum.
„Ich glaube für heute ist es genug! Hört auf euch zu streiten, wir haben wichtigeres zu tun.
Aphrodite, es wird hier keine liebe geprüft, ist das klar?! Dafür ist nun wirklich überhaupt keine Zeit. Beim Hades, wir müssen einen Plan ausarbeiten. Bevor Ares seinen Weg zu uns antritt, wo ist eigentlich Perseis?!"
Ich zuckte in mich zusammen als Zeus seine Faust auf den Tisch donnern ließ. Ich verstand auch nicht so richtig was die Aufgabe von Aphrodite war, liebe prüfen? Ich dachte sie ist dafür verantwortlich in wen man sich verliebt? So zumindest stand es in allen Geschichtsbüchern niedergeschrieben.
Knurrend kam Perseis die Tür herein und legte sich wortlos zu meinen Füßen. Zumindest sprach er nicht mit mir, Zeus hingegen sah jetzt zufriedener aus.
Leto legte ihre Hand beruhigend auf die ihres Mannes, welcher sie nun leicht anlächelte. Ich glaube er hatte es wirklich nicht immer leicht, bei diesen Göttern würde ich auch oft meine Fassung verlieren. Dies war etwas, was sie wirklich gut konnten. Jemanden an den Rande des Wahnsinns treiben.
„Lena und Dom werden fortan hier nächtigen, so können wir sicherstellen das ihnen nichts zustößt. Perseis du wirst bei Lena und Artemis bleiben, Dom du kannst zu Hermes und Apollo gehen, ihr scheint euch ja prächtig zu verstehen. Ich werde gleich ein paar meiner Bücher wälzen, bezüglich Lenas Halbgöttlichen dasein's. Vielleicht finde ich dort irgendwo ein paar antworten auf unsere Fragen.", sprach er und setzte eine nachdenkliche Miene auf.
Niemand wagte es ihm zu widersprechen, den Respekt aller hier im Raum hatte er, einschließlich mir.
Mit der Wahl war ich aber vollends zufrieden, Artemis war wirklich sehr nett. Außerdem war sie Apollo's Schwester. Vielleicht konnte sie mir ja ein wenig über ihr erzählen. Nach dem Essen half ich Eos und Athene den Tisch abzudecken und das Geschirr zu spülen. Anscheinend kannten die Götter noch keine Spülmaschine. Eos grinste vor sich hin und Athene tat es ihr gleich.
„Was ist denn mit euch los, habt ihr die Grinsekatze verschluckt?", hakte ich nach.
„Was? Was ist das denn? Nein wir haben Aphrodite einen Streich gespielt, ich denke das Ergebnis werden wir gleich zuhören bekommen.", kicherte Eos und blickte Athene verschwörerisch an.
„Ihr kennt die Grinsekatze nicht? Alice im Wunderland, der Verrückte Hutmacher? Oh man da habt ihr alle Zeit der Welt und ihr liest keine Bücher? Ich weiß nicht ob das so klug war, Zeus wird bestimmt sauer sein oder meint ihr nicht?", rümpfte ich die Nase.
Aus dem oberen Stockwerk ertönte ein greller spitzer Schrei, Eos und Athene begannen schulterzuckend zu lachen und trockneten weiter die Teller ab.
„Wer von euch war das?! Seht euch meine Haare an! Warst du das Selene? Meine perfekten blonden Haare, wisst ihr eigentlich wie dieses stinkende Zeug da klebt!", ertönte es aus dem Wohnzimmer zu uns in die Küche.
Aphrodite schimpfte aufgebracht, lautes Gelächter brach aus. Die Tür zur Küche flog auf und mit geballten Fäusten stand sie nun vor uns. Ihre Haare waren mit glitschigem grünbraunem Schlamm überzogen. Er tropfte bereits in ihr makelloses Gesicht. Es gab kein halten mehr. Lauthals fing ich an zu lachen, die Tränen liefen mir die Wangen hinab. Auch Athene und Eos hielten sich lachend ihre winzigen Bäuche fest.
„Wart ihr das?! Seht euch das an, wartet nur das bekommt ihr zurück!", spie sie uns entgegen.
Wie eine Furie rannte sie fluchend aus der Küche und stampfte die Treppe empor. Dann fiel die Tür laut ins Schloss. Wir lachten immer noch.
„Also mit euch möchte ich keinen Streit haben, das war schon ganz schön gemein. Was habt ihr da in ihr Shampoo gefüllt?", fragte ich und wusch mir meine Tränen weg.
„Algen aus dem See, wir haben sie püriert und mit etwas Honig und Ei vermischt. Eine natürliche Packung! Sie sollte uns dankbar sein, ich habe gehört, dass dies sehr gut für die Haare ist. Man bekommt es aber eben nur mit viel Mühe wieder heraus." , entgegnete mir Eos immer noch lachend.
Hermes kam lachend zu uns rein und wuschelte Athene durch ihre Haare.
„Ihr wisst schon das sie sich umgehend etwas für euch ausdenken wird. Damit ist sie jetzt noch eine ganze Weile beschäftigt ihr kleinen fiesen Biester! Sogar Zeus und Leto haben sich das lachen verkneifen müssen. Man so habe ich schon lange nicht mehr gelacht! Lena du kannst jetzt schlafen gehen, ich erledige den Rest.", lächelte er und nahm mir das Handtuch aus meinen Händen.
Ich nickte Hermes dankend zu und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange bevor ich aus der Küche ins Wohnzimmer verschwand. Hermes war für mich zu einem echten Freund geworden. Er war mitfühlend, nett und man konnte echt Spaß mit ihm haben. Es tat mir bereits im Herzen weh, wenn ich nur daran dachte, sie sehr bald schon nie wieder sehen zu können.
Perseis erhob sich schwerfällig vom Boden als er mich bemerkte. Müde kam er zu mir getapst, er sah mir wie ein kleiner Welpe entgegen.
„Da bist du ja endlich, können wir bitte schlafen gehen? Mir sind das hier eindeutig zu viele Götter in einem Raum. Das ist ja kaum auszuhalten, vor allem die Kids nerven mich, ständig wollen sie auf mir reiten! Ich bin doch kein Pferd, oder sehe ich etwa so aus?!"
Ich wuschelte ihm grinsend über den Kopf und ging zu Artemis. Welche immer noch mit Dom in ein Gespräch vertieft war.
„Hey ihr zwei, wie geht's wie steht's? Ich störe euch ja wirklich ungern bei eurer Konversation, aber mein griesgrämiger pelziger Freund hier würde gerne schlafen gehen. Ehrlich gesagt hätte ich auch nichts gegen eine Mütze voll Schlaf.", unterbrach ich die beiden.
Perseis gab mir mit seiner riesigen Pranke einen Stups auf den hintern und knurrte mürrisch vor sich hin. Was ich mit einem Lächeln quittierte und Dom kratzte sich verlegen am Kopf.
„Du störst doch nicht Schwesterherz, ich bin auch Hundemüde. Schlafen ist echt eine gute Idee. Aber zuerst würde ich mich gerne waschen. Du bist bereits sauber, an mir klebt noch der halbe Tartaros.", gab er naserümpfend von sich
Jetzt da er es erwähnte. Ich war mehr wie schmutzig gewesen. Entsetzt blickte ich Artemis an. Ich hoffte nur es war nicht erneut Apollo der mich gewaschen hatte.
Artemis lächelte mich verlegen an. Was mich hoffen ließ das sie es war, welche mich gewaschen hatte.
„Meine Mutter und ich haben dich gewaschen, du warst ohnmächtig, wir mussten dich säubern. Der Geruch des Tartaros haftete noch an dir. Übrigens finde ich dein Mal außerordentlich schön. Diese blumenranken mit ihren ganzen Blüten und Blättern stehen dir wirklich, die Blüten waren jedoch leider geschlossen als wir dich wuschen. Na komm wir gehen auf mein Zimmer, der Wolf wird langsam ungeduldig.", lächelte sie mir entgegen.
Mein Blick ging unmittelbar hinab auf meinen Arm. Verwundert sah auch ich, dass alle Blüten geschlossen waren. Selbst jene, die zuvor bereits geöffnet waren. Mein Herz stockte für einen Augenblick. Verwirrt blickte ich mich um, doch niemand schien dies zu beunruhigen.
Artemis gab derweil Dom einen Kuss auf die Wange und hopste fröhlich Richtung Treppe. Ich wackelte mit den Brauen und gab ihm ebenfalls einen Kuss. Als ich mich abwandte stand Apollo vor mir, beugte sich zu mir hinab und wies grinsend mit seinem Finger auf seine Wange. Seine Grübchen erschienen.
Na warte dachte ich mir, lächelnd nickte ich und näherte mich ihm quälend langsam. Blitzschnell ließ ich meine Zunge heraus schnellen und leckte ihm über seine Wange. Dann zwinkerte ich ihm grinsend zu und lief die Treppen empor. Wo Artemis stand und in sich hinein grinste.
„Ihhhhh vielen Danke Lena, hast du das von Perseis gelernt?! Das war nicht besonders ladylike, nur damit du's weißt, das bekommst du noch zurück!", spielte er einen auf entsetzt und wusch sich über seine Wange.
Hermes und Dom lachten aus tiefster Seele, selbst Leto hielt sich kichernd die Hand vor den Mund.
Lachend liefen wir in Artemis Zimmer, sie schloss schnell die Tür hinter uns.
„Ach herrlich, sein Gesichtsausdruck war der Knaller. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet, ich habe das früher oft bei ihm gemacht. Fand er früher schon scheiße!
Du gefällst mir sehr, ich mag dich bereits jetzt schon.", nickte sie mir verschwörerisch zu.
„Ich habe das bei Dom auch oft gemacht, nur dass die Vergeltung nicht lange hat auf sich warten lassen. Er war schon immer stärker als ich, da hatte ich nie eine Chance. Ihr habt euch gut unterhalten, du und Dom?", fragte ich beiläufig.
„Ja er ist sehr nett und sieht auch noch verdammt gut aus, schade das er ein Mensch ist. Ich hoffe ich darf euch begleiten, wenn ihr erneut nach Athen reist.", antwortete sie aufrichtig.
„Hallo ihr Schnatterenten, ich dachte wir wollten hier schlafen? Ich bin total erschöpft, ihr könnt doch auch morgen weiter reden."
„Entschuldige, du hast ja recht Perseis wir schlafen jetzt. Gute Nacht.", beruhigte ich ihn und wandte mich auf die Seite. Nach einer Weile Vernahm ich ihren gleichmäßigen Atem, sie schliefen bereits tief und fest. Im gesamten Haus herrschte Totenstille, doch ein ungutes Gefühl beschlich mich. Ein Gefühl, welches die letzten beiden Wochen mein ständiger Begleiter war. Ich horchte in die Dunkelheit hinein, konnte aber nichts hören. Trotz meines unguten Gefühl's schlief irgendwann endlich ein.
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