Die personifizierte Hölle
Ich spürte eine Hand, welche zärtlich über meine Wange strich. Ich ließ jedoch meine Augen geschlossen und genoss seine Berührungen. Wohlwissend das es Apollo war, der mich so sanft berührte. Sein Duft war unverkennbar. Er hüllte mich vollends ein. Ein Schauer rann über meinen Rücken als er zu flüstern begann, in dem Glauben ich sei am schlafen.
„Du bist so wunderschön meine kleine Lady und so stark, schlau und mutig. Warum bist du ein Mensch, beziehungsweise nur eine Halbgöttin? Ich werde einen Weg finden um bei dir zu sein, für immer. Ein Leben lang mit dir ist nicht genug. Ich weiß nicht wie du es geschafft hast mir so den Kopf zu verdrehen. Ich bin ein Gott, ich sollte es sein, der Köpfe verdreht. Nun weiß ich auch warum Prometheus so stolz auf seine Schöpfung ist, warum er so fasziniert von euch ist. Hast du überhaupt nur den winzigsten Hauch einer Ahnung ,wie sehr ich dich liebe? Du bist meine Welt, niemand wird dir etwas zu leide tun solange ich über dich Wache. Das werde ich zu verhindern wissen."
In meinem Bauch tanzten tausende von Schmetterlingen.
Mein Herz galoppierte davon, er liebte mich. Er hatte es wirklich gesagt, das erschwerte alles natürlich noch mehr. Zwei Herzen würden daran zerbrechen. Aber er würde es irgendwann verkraften. Er war ein Gott. Ich spürte seine Lippen auf den meinen, eine ganz leichte zärtlich Berührung. Am liebsten würde ich ihn umarmen und küssen, ihm sagen wie sehr auch ich ihn liebte. Das er alles für mich war und er alles versuchen sollte um bei mir bleiben zu können. Doch ich durfte meinen Gefühlen nicht nach geben, ich musste ihn zurück weisen, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Das würde das schwerste sein das ich je hatte tun müssen, aber so musste es nunmal sein. Er wird der neue Herrscher der Götter werden, wenn die Zeit gekommen war.
Ich vernahm Schritte die sich uns näherten.
„Apollo, ich habe alles mit angehört, was du gesagt hast. Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du weißt genau das Zeus dies nicht zulassen wird. Du wirst sein Nachfolger auf dem Thron sein. Du bist der einzige von uns allen, der würdig ist die Götter zu führen und das weißt du auch. Du musst sie gehen lassen, je früher desto besser. Sie wird das nicht verkraften, du musst doch sehen wie vernarrt sie in dich ist."
Hermes du mieser Verräter, warte nur, ich werde dir die Ohren lang ziehen, wenn wir beide wieder alleine sind.
„Hermes ich werde sie erst aufgeben wenn sie mich zurückweist. Wenn sie mir sagt das ich gehen soll, werde ich sie frei geben. Solange sie mich will, werde ich nicht aufgeben. Auch wenn dies bedeutet dem Thron abzudanken. Auch du bist würdig und das weißt du und Zeus ebenso wie ich. Du hast dir noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Du wärst die bessere Wahl. Ich hatte noch nie solche Gefühle für jemanden. Sie ist meine Welt und die werde ich schützen mit allen Mitteln die mir zu Verfügung stehen. Ich werde Zeus darum bitten mich zum Menschen zu machen, sieh mich nicht so an. Es ist mir egal wie ihr darüber denkt. Natürlich werde ich euch vermissen, aber das wird dann die Bürde sein, die ich zu tragen habe."
„Aber du wirst altern und sterben! Ist sie es wert? Liebst du sie so sehr um deine Unsterblichkeit zu verlieren? Wenn dem wirklich so ist, werde ich dies befürworten. Auch du solltest irgendwann dein Glück finden und ich hoffe für dich, das du ihr genug bedeutest. Das du nicht am Ende allein als Mensch sterben wirst. Ich werde mit Athene und den anderen darüber sprechen, aber ob sie es auch befürworten steht in den Sternen. Du bist einer von uns, schon immer. Du weißt das wir uns dann nie wieder sehen werden. Deine Familie wird dich vermissen und ob sie sich mit dieser Vorstellung anfreunden können bezweifle ich.
Jetzt komm wir wecken alle, es ist bereits dunkel. Wir müssen weiter ziehen."
Ich traute meinen Ohren nicht. Er wollte meinetwegen dem Thron abdanken und zum Mensch werden? War er verrückt geworden?
Dies durfte ich nicht zulassen. Er würde als Mensch nicht glücklich sein. Meine Gedanken überschlugen sich, das würde unschön enden. So oder so. Ich schob meine Sorgen in den Hintergrund. Hermes weckte mich, zumindest dachte er, er hätte es getan.
Perseis sah mich wissentlich an, er hatte alles mitbekommen und er wusste das ich gelauscht hatte. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, packte meine Sachen zusammen und Streckte mich genüsslich. Meine Knochen und Muskeln ziepten etwas aber es waren keine Schmerzen.
„Du siehst erholt aus Lena. Ich habe geschlafen wie ein Stein. Mir geht es wieder gut , dank Apollo. Versprich mir aber etwas, wenn diese Sache hier vorbei ist, machen wir so etwas nie wieder. Keine Götter mehr, keine wir retten die Welt scheiße! So gern ich sie auch mag, die Grenze ist bei weitem überschritten.", sagte mein Bruder mit gerümpfter Nase.
„Versprochen, ich hoffe doch die Götter machen uns da keinen strich durch die Rechnung!", gab ich schmunzelnd zurück.
Als alle bereit waren, brachen wir auf. Helios verteilte Brot an alle und gab jedem noch eine kleine Wasserflasche. Das Brot war schon etwas zäh aber es war besser als nichts, mit Wasser ging es. Eine ganze Weile gingen wir schweigend unseren Weg. Ich horchte immer wieder in die Dunkelheit, versuchte unsere Verfolger ausfindig zu machen. Konnte sie aber nicht hören, ich schloss daraus, dass sie einen anderen Weg eingeschlagen hatten. Gut für uns, je weiter entfernt wir von ihnen waren, um so besser. Ich konnte auch sonst nichts hören außer das reißen des Styx.
„Wir sind fast da, wenn wir hinter dieser Krümmung sind kannst du schon das leuchten seiner Fackel sehen. Hoffen wir das Charon heute freundlich gestimmt ist. Er hat ein äußerst wechselndes Gemüt.", wackelte Hermes mit den Brauen und gab mir einen sanften Stoß.
Und er behielt recht. Als wir die Krümmung hinter uns gelassen hatten, konnte ich die Fähre und ihre Fackel gut erkennen. Sie war nicht so klein wie es in den Geschichtsbüchern dargestellt wurde. Im Gegenteil, es war eine große Gondel, dort passten bestimmt mehr als dreißig Personen rein. Mittlerweile waren wir schon so nahe, dass ich Charon erkennen konnte.
Er sah gruselig aus, so wie man sich den Tod vorstellte. Ein großer dürrer Hüne mit einem lagen schwarzen zerrissenen Umhang. Mit langen knöchrigen Fingern und Augen so schwarz wie die Nacht selbst. Das einzige was fehlte, war die riesige Sichel. Stattdessen hielt er ein großes Paddel in seiner Hand, an deren Spitze die Fackel angebracht war. Dom sah mich ängstigend an und schluckte schwer.
Auch mir war nicht wohl bei der Sache, aber er war unsere einzige Möglichkeit die Unterwelt zu betreten.
Als er uns sah, stand der Hüne auf. Seine Fackel leuchtete heller als zuvor. Interessiert kratzte er sich an seinem spitzem Kinn. Er ließ uns nicht aus den Augen. Von oben blickte er auf uns herab.
„Was ist euer begehr? Ihr seid weder Tod, noch seid ihr dem Tode nahe, dafür riecht ihr noch zu gut. Was also wollt ihr hier?", donnerte seine Stimme kratzig in die Nacht hinein.
„Hallo Charon, wir sind hier, um einen Auftrag zu erfüllen. Das Orakel von Delphi sandte uns zu dir. Wir begehren Einlass in den Tartaros und bitten dich uns überzusetzen." , übernahm Apollo das reden.
Sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen grinsenden Fratze.
„Was das Orakel euch aufgetragen hat, interessiert mich nicht. Ich fahre keine lebenden in die Unterwelt. Zeus würde mich dafür noch härter bestrafen, als er es eh schon tat. Kommt wieder wenn ihr Tod seid, ihr verschwändet eure Zeit und die meine!", krächzte er und wandte uns seinen schlaksigen Rücken zu. Apollo jedoch sprach unbeirrt weiter.
„Was wenn ich dir sage das Zeus selbst im Tartaros gefangen ist? Wenn unsere Aufgabe darin besteht ihn zu befreien und ihm den Herrscherstab zu überbringen?", wie gebannt sahen wir, das Charon inne hielt. Er wandte sich uns wieder zu.
„Ist das so? Warum sollte ich euch glauben schenken? Nur weil ihr in Begleitung zweier Menschen seid? Oder Halbgöttin, oder was auch immer sie ist. Ich brauche einen Beweis dafür das ihr die Wahrheit spricht, dann erst werde ich entscheiden ob ich euch gewähren lasse.", sein grinsen wurde um einiges düsterer.
Während Apollo weiter vor ihn trat.
„Dann nimm dir die Beweise, wir haben wirklich nicht viel Zeit, wir werden verfolgt."
Charon trat von seiner Gondel herab und grinste erneut sein hässliches grinsen
„Nein, nicht du Sohn des Zeus! Ich möchte es von ihr erfahren. Die Halbgöttin soll zu mir kommen. Götter Lügen und betrügen, Menschen jedoch können das nicht so gut. Außerdem interessiert es mich brennend warum sie an dir hängt wie eine Klette!"
Apollo ballte seine Hände zu Fäusten und spannte seinen gesamten Körper an. Hermes hielt ihn an der Schulter zurück. Mein Herz klopfte wie verrückt, ich wusste nicht was Charon von mir wollte. Wie sollte ich ihm beweisen das wir die Wahrheit sprachen?
„Komm zu mir schönes Kind, ich erwarte meinen Beweis. Ich werde dich schon nicht umbringen, aber gänzlich ohne Schmerzen wird es wohl nicht von statten gehen.", krächzte er.
Vorsichtig machte einen Schritt auf ihn zu und blickte ängstlich zu Apollo, welcher wütender denn je wirkte. Ich hatte wahnsinnige Angst und wusste nicht was jetzt geschah. Aber ich ging weiter bis ich unmittelbar vor ihm stand und zu ihm aufblicke.
„Ich weiß nicht wie ich dir Beweisen soll das wir die Wahrheit sprechen, mehr als dir zu versichern dass es stimmt, kann ich nicht.
Also was soll ich tun, was verlangst du von mir?"
Er leckte sich grinsend die Lippen und beugte sich weiter zu mir herab.
„Bleibe einfach stehen mein schönes Kind, ich werde in deine Gedanken sehen. So werde ich schon erfahren ob ihr die Wahrheit spricht. Erschrick dich nicht vor der Kälte meiner Finger. Wehre dich nicht dagegen lass es einfach zu, dann schmerzt es nicht allzu sehr."
Dann berührten seine knöchrigen Finger meine Schläfen und unfassbare schmerzen durchzogen meinen gesamten Körper. Ich schrie auf und wand mich in seiner Umklammerung. Meine Gliedmaßen zuckten wild und unkontrolliert umher. Vor meinem inneren Auge lief mein ganzes Leben ab, wie ein Film. Während ich Höllenqualen litt. Ich hörte meinen Bruder und Apollo weit entfernt, aber ich hörte ihre Schreie. Ich bekam kaum noch Luft, konnte nicht mehr atmen. Mein Körper gehorchte mir nicht länger. Wenn er nicht bald von mir abließ, würde ich sterben. Er sah sich alles noch einmal an, als wollte er meinen Tod. Dann ließ er endlich von mir ab. Ich fiel zu Boden und japste gierig nach Luft. Apollo fing mich auf und zog mich in seine schützende Umarmung. Gierig sog ich die Luft ein und meine Lungen füllten sich endlich wieder. Mir war unglaublich schwindelig. Mein Atem ging stoß weise. Apollo wog mich vor und zurück und sprach beruhigend auf mich ein.
Charon stieg derweil in die Gondel und sprach zu uns.
„Ich glaube euch, sie hat mich die Wahrheit sehen lassen. Das arme Ding. Hin und hergerissen, es wird keine leichte Entscheidung sein. Trägt ihr genügend Obolus bei euch, wenn ich euch alle gewähren lasse, müsst ihr mich auch dementsprechend entlohnen. Ich gebe keine Almosen, wie ihr wisst."
Apollo zog mich langsam auf die Beine und funkelte dem grässlichen Hünen wütend entgegen. Während Hermes ihm ein klimperndes Säckchen überreichte.
„Das sind fünf Drachme für jeden von uns, das sollte genügen! Für das was du ihr grade angetan hast, ist das schon viel zu viel.", gab er warnend von sich.
Charon schüttelte es grinsend an seinem Ohr und steckte es sich in den Umhang.
„Nicht's für ungut Sohn des Zeus, sie wird es schon verkraften, sie ist stärker als ihr alle glaubt zu wissen. Und jetzt steigt endlich ein, ich habe nicht ewig zeit. Wie sieht das aus wenn die Seelen am Styx stehn und ich nicht hier auf sie warte?"
Apollo überreichte mich Hermes der schon in der Gondel stand und sprang zu uns hinauf. Ich war allmählich wieder Herr meiner Sinne und setzte mich aufrecht hin. Wütend funkelte ich Charon an.
„Entschuldige mein schönes Kind, sei nicht erbost. Schließlich habe auch ich eine Aufgabe zu erfüllen. Die nunmal darin besteht, die Toten in die Unterwelt zu führen und sonst niemandem den Einlass zu gewähren. Ich musste mich vergewissern das eure Geschichte der Wahrheit entspricht. Denke nicht schlecht von mir. Das es Schmerzen verursacht wenn ich es tue, ist das Werk des Zeus. Er möchte es niemandem allzu leicht machen.", entgegnete er in meine Richtung.
Den Rest des Weges schwiegen wir. Selbst Charon sprach kein Wort mehr.
Je näher wir der anderen Seite kamen, um so heißer wurde es. Es war wie bei Morpheus, kurz bevor ich zu ihm gelangte. Ich sah zu Dom der die Nase rümpfte und mich entsetzt ansah. Perseis knurrte und legte seinen Kopf auf meinen Schoß.
„Ich mag das hier alles ganz und gar nicht, hier stinkt es nach Tod und ich kann den Kerberos riechen. Ich hoffe er bemerkt uns erst wenn wir Zeus und die anderen gefunden haben. Ich weiß nicht wie es ausgeht, wenn er uns zuvor über den Weg läuft."
„Ja der Geruch ist abscheulich. Ich habe mich bereits etwas daran gewöhnt. Glaube mir Perseis, der Kerberos ist der letzte dem ich über die Füße laufen möchte. Ich glaube er mag mich überhaupt nicht aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Immerhin habe ich ihm mit meinem Dolch verletzt. Wenn er bemerkt das ich erneut hier bin, wird er uns jagen."
Die Gondel wankte, als wir in eine Höhle fuhren. Welche so eng und niedrig war das wir grade so hindurch gelangten. Der Gestank nach Tod und Fäulnis wurde immer stärker und ich konnte bereits die gequälte schreie hören. Auch Dom schien sie zu hören. Er sah sich suchend um.
„Das sind die verdammten Seelen der Menschen und Götter die von Zeus verbannt wurden. Sie sind nicht Tod aber sie können hier nicht entkommen. Essen können sie auch nicht obwohl die Tafel reichlich gedeckt ist. Sobald sie ein Bissen nehmen, verwandelt es sich in ihren Mündern zu Staub. Einige von ihnen sind bereits verrückt geworden, andere wünschen sich nichts mehr, als den Tod.", erklärte Chairon ohne uns anzusehen.
„Das ist grausam, warum tut Zeus Ihnen so etwas an?", fragte ich flüsternd.
„Sie haben ihn verärgert Kindchen. Einige wollten ihn stürzen andere wiederum haben sich ihm widersetzt. Er ist der Herrscher, es bleibt ihm keine andere Wahl. Zeus muss sich irgendwie ja Respekt verschaffen. Nur so bricht man einen Gott, einige von ihnen dürfen nach etlichen Jahren zurück kehren, andere bleiben für immer hier im Tartaros."
Das war schrecklich, aber ich konnte es auch irgendwie verstehen. Wie sonst sollte oder konnte man einem Gott gehorsam beibringen. Wenn das Leben ewig war, war das so eine Sache. Ich fiel fast von der Sitzbank, als wir auf Grund liefen. Apollo hielt mich fest.
„Wir sind da. Wie ihr zurück kommt, wenn ihr es überhaupt bis zu Zeus schafft, ist euer Problem. Ich werde hier nicht auf euch warten, ich habe meine Aufgabe zu erledigen.
Ich wünsche dir viel Glück, schönes Kind und ich hoffe wir sehen uns nicht allzu bald wieder.
Und jetzt raus mit euch, dieser Ort ist mir zuwider!", flüsterte er und wandte sich von uns ab.
Meine Kleidung klebte bereits an meinem Körper, Schweiß drang aus jeder einzelnen Pore. Hier war es wesentlich heißer als bei Morpheus. Apollo zog sein Shirt aus und warf es weg. Ich konnte nicht anders als seinen vollkommenen Körper anzustarren, die anderen entledigten sich ebenfalls ihrer Kleidung. Ich dachte mir wenn alle es tun, warum nicht? Ich schälte mich aus meiner Jeans und zog mein Shirt über den Kopf. Ein Raunen kam aus aller munde und ich sah auch augenblicklich warum. Mein Mal hatte mittlerweile meinen gesamten Körper eingenommen, einzig mein Gesicht war noch unberührt. Dom schien es nun anscheinend auch sehen zu können.
„Ach du heilige scheiße Lena! Wenn Mum und Dad das sehen, auweia! Mir gefällt es zwar, aber sie werden dich umbringen!", gab er entsetzt von sich.
Apollo fraß mich derweil mit seinem Blick auf, seine Augen funkelten wie zwei Sterne. Er sah hungrig aus, hungrig nach liebe, Leidenschaft und Sex. Auch meine Begierde wuchs, als er sich seiner Hose entledigte.
„Keine sorge Dom, sie können es nicht sehen, aber du musst nun genauso wie ich, den Rest unseres Lebens diesen Anblick ertragen.", entgegnete ich ihm.
Apollo fuhr die feinen Linien meines Males zärtlich auf meiner schweißgebadeten Haut nach.
„Es ist wunderschön, du bist wunderschön. Diesen Anblick würde ich liebend gerne ein Leben lang ertragen." , raunte er mir in mein Ohr.
Ich errötete leicht. Ich konnte seine brennenden blicke auf meiner Haut spüren.
Hermes trat an unsere Seite.
„Na los kommt, wir müssen weiter! Wir dürfen nicht zulange an einer Stelle verweilen. Der Kerberos ist immer auf der jagt. Gut ist, das die anderen uns nicht mehr folgen können. Charon wird sie nicht gewähren lassen. Sie haben schlechte Absichten und Charon ist ein Mann von Ehre. Auch wenn es eben nicht den Anschein gemacht hat.", riss er uns in die Realität zurück.
Ich schulterte meinen Rucksack und blickte mich um, aus dem Gang vor uns schien leichter Schein. Anscheinend brannte dort Feuer. Ich freute mich ein bisschen darüber, wenigstens war es hier nicht ganz dunkel. Nicht so wie bei Morpheus. Ich überlegte ob wir ihm wohl begegneten. Schließlich wohnte er ja mehr oder weniger hier unten.
„Und wo genau müssen wir nun hin? Also weiß jemand von euch, wo sich Zeus und die anderen befinden?", fragte ich und sah in beklommene Gesichter.
Athene tritt von einem Fuß auf den anderen, uns spielte mit einer ihrer feuchten Haarsträhnen.
„Tja... also... das ist so ein Problem. Wo genau sie sich befinden, wissen wir leider nicht. Ich hoffe darauf, dass Perseis oder du, sie mit eurem guten Gehör ausfindig machen könnt."
Ich wusch mir den Schweiß aus meinem Gesicht. Das hatte sie jetzt nicht wirklich grade gesagt. Dies machte nun allerdings den ganzen Schlamassel erst perfekt. Verschollen in der Unterwelt!
„Das ist jetzt aber nicht euer Ernst?! Ihr wisst schon wie groß das hier unten ist? Wir sind dehydriert, bevor wir sie gefunden haben. Und wenn wir sie nicht finden werden, kommen wir noch nicht einmal wieder zurück! Oh beim Hades, ich hasse euch grade wieder, nur damit ihr das wisst!", donnerte ich ihnen entgegen.
Dom fing an lauthals zu lachen. Verständnislos blickte ich ihn an.
„Was Dom?! Was genau ist so witzig?! Bist du schon verrückt geworden? Wir werden hier unten sterben!", gab ich wütend von mir.
„Nein. Aber m du hörst dich bereits an wie eine von ihnen... wie eine Göttin... beim Hades... oh, hör auf ich kann nicht mehr!"
Er hielt sich den Bauch vor lachen, beruhigte sich aber allmählich wieder. Ich musste leider auch grinsen obwohl mir nicht danach zumute war.
„Gut, na schön. Wir kommen hier eh nicht wieder zurück dann können wir auch einfach weiter laufen. Perseis, kommst du bitte zu mir? Minas kannst du das Schlusslicht bilden, bitte? Ich weiß du kommunizierst nicht gerne mit uns, aber es wäre sehr hilfreich zu wissen ob jemand uns verfolgt. Während wir uns auf das konzentrieren was vor uns liegt.", sprach ich leise und gefasst.
Ich erschauderte leicht, als ich zum ersten Mal Minas stimme in meinem Kopf hörte. Er hatte eine sehr sympathische sanfte Stimme.
„Kein Problem Lena. Dir zuliebe werde ich dir Bescheid geben, für den Fall das uns jemand oder etwas verfolgt."
Dankend nickte ich ihm zu.
Wir marschierten durch den engen Gang der vor uns lag. Die sengende Hitze siegt stetig. Mein Mund war bereits völlig ausgetrocknet, ich nahm einen winzigen Schluck Wasser. Grade genug um meinen Mund zu befeuchten. Als wir aus dem Gang hinaus schritten, traute ich meinen Augen nicht. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Überall waren Vulkane zusehen, aus denen Lava hoch hinaus Schoß. Viele Menschen, Götter und andere Geschöpfe tummelten überall umher.
Doch der beeindruckendsten Anblick bot sich in der Mitte dieser gigantischen Höhle. Dort stand mit tausenden Ketten gesichert Kronos. Von dem die Hitze aus gehen zu schien. Immer wieder riss er an den den Ketten und sein Gebrüll glich einem Donner bei einem sehr starken Gewitter. Sein drakonischer Körper schien aus brennenden und verkohlten Steinen zu bestehen. Mächtige Hörner zierten seinen Kopf. Die Angst in mir entfachte aufs neue.
„Was passiert wenn er sich befreit? Er kommt doch nicht los oder?", flüsterte ich Apollo zu. Welcher unmittelbar an meiner Seite stand.
„Keine sorge, er wird die Ketten nicht sprengen können. Kronos ist schon viele viele Jahre an Sie gekettet. Das er immer noch die Kraft besitzt es weiter zu versuchen, zeigt wie stark er eigentlich ist. Jedes Jahr lässt Vater eine weitere Kette anbringen, nur um sicher zu gehen. Großvater ist darüber nicht sehr erfreut, wie du sehen kannst. Wir können also ruhig an ihm vorbei gehen, beziehungsweise müssen wir das, um in das Innere des Tartaros zu gelangen."
„Okay, dann weiter, ich hoffe du behältst recht Apollo.", sprach ich und schluckte schwer.
Je näher wir Kronos kamen um so heißer wurde es. Mittlerweile war es so heiß geworden, dass wir bereits nicht mehr schwitzten. Die Feuchtigkeit verdampfte in Sekundenschnelle. Mein Wasser war fast aufgebraucht, ich versuchte einen Schluck im Mund zu behalten, damit er feucht blieb. Die Toten beachteten uns nicht, sie konnten uns nicht sehen. So hatte es Perseis mir zumindest erklärt. Sie liefen ein bisschen wie Zombies umher. Die anderen Götter jedoch sahen uns sehr wohl, zeigten jedoch kein Interesse an uns. Ich glaubte sie hielten uns für verrückt, warum sonst kam jemand freiwillig in die Unterwelt? Ich vernahm etwas das mir bekannt vor kam, sehr bekannt sogar.
Gänsehaut lief in Wellen über meine haut. In meinem Nacken sträubten sich meine Härchen.
„Er ist erwacht. Er weiß das wir hier sind!", meine Stimme brach.
Wie zur Bestätigung ertönte ein tiefes gefährliches Grollen, welches die Wände erzittern ließ.
Hermes fuchtelte wie ein bekloppter mit seinen Händen in der Luft.
„Dann sollten wir uns vielleicht etwas schneller bewegen, ich habe keine Lust diesem lästigen Köter über den Weg zu laufen. Zumindest nicht solange er den Tartaros bewacht!"
Das ließ ich mir nich zweimal sagen, wir legten einen Zahn zu. Es dauerte nicht lange und wir standen unmittelbar unter Kronos. Er blickte zu uns hinab, sein Blick war wütend. Wenn er sich bewegte, fielen glühende Steine hinunter zu Boden. Schnellen Schrittes gingen wir weiter. Beinahe hätte mich einer dieser Steine getroffen.
Vor uns erstreckte sich eine riesige Felswand, in der sich mehrere Gänge befanden.
„Welchen davon sollen wir nehmen?, welcher davon ist der richtige?", schrie ich verzweifelt.
„Auf keinen Fall einer von den großen, da kommt dieser Köter hindurch.", witzelte Hermes.
„Das ist nicht sehr hilfreich Hermes, er kommt überall hin. Nur das er dann einen Umweg nehmen muss, was ihn mit Sicherheit noch wütender macht.", tadelte ihn Athene.
Dann vernahm ich seine Schritte bereits klar und deutlich, noch ehe der Boden zu Beben begann. Wir liefen auf die Felswand zu. Ich konnte nicht genau aus machen, aus welcher Richtung er kam.
Minas meldete sich in meinem Kopf.
„Lena! Er kommt von hinten, hörst du er ist hinter uns!"
„Lauft! Lauft so schnell ihr könnt er ist hinter uns!", schrie ich, dass sich meine Stimme überschlug.
Sein tiefes Grollen war erneut zu hören. Ich wandte mich für einen Moment um. Er befand sich in Höhe von Kronos und rannte voller Wut auf uns zu.
Dom sah mich entsetzt an und sprintete an mir vorbei.
„Heilige Scheiße! Da wäre mir Fluffy aus Harry Potter zehntausend mal lieber! Schneller dieses hässliche Biest hat uns gleich eingeholt!
Welcher Gang?!", schrie er aus tiefster Seele.
„Moment, ich benötige eine kurze Bedenkzeit!", schrie ich und empfand meine Aussage selbst höchst kurios.
Dennoch konzentrierte ich mich und lauschte mich um. Ich konnte stimmen Vernehmen. Tote redeten nicht.
„Wir müssen ganz links! Schnell!", schrie ich erneut über das Gebrüll des Kerberos hinweg.
Ich konnte bereits seinen fauligen Atem riechen, so nahe war er uns gekommen. Vorsichtshalber zog ich meinen Dolch, was ein ohrenbetäubenden Schrei zur Folge hatte. Er wusste genau wer ich war. Umgehend beschleunigte er. Ich wandte mich erneut um und sah das er zum Sprung ansetzte. Es waren noch circa fünf Meter bis zum Gang. Dom, Helios Selene und Eos hatten ihn bereits erreicht. Auch Athene, Hermes, Herakles, Minas, Perseis und Apollo waren nun angekommen. Ich setzte zum Sprung an. Die anderen schrieen, aber ich konnte sie nicht verstehen. Ich wandte mich im Sprung um, sodass ich in seine hässlichen Fratzen blicken konnte und hielt meinen Dolch fest in der Hand.
Er war mir so nahe, dass einer seiner Köpfe mein Bein streifte. Jedoch konnte ich es noch rechtzeitig zurück ziehen, bevor sein Kiefer zuschnappte. Ich stürzte rücklings auf Apollo und wir fielen gemeinsam zu Boden. Der Kerberos schlitterte über uns hinweg und donnerte mit voller Wucht gegen die Wand. Wo er wie ein nasser Sack zu Boden ging. Er atmete noch aber er schien ohnmächtig zu sein, zumindest für den Moment. Schnell standen wir auf und liefen weiter.
Hermes schrie über unsere Köpfe hinweg.
"Das war verdammt knapp, er hätte dich beinahe gehabt.",
Mein Beine brannten wie Feuer und mein Herz hämmerte wie wild. Angestrengt horchte ich nach den Stimmen und versuchte auszumachen, wo sie sich befanden.
„Perseis weißt du wo wir hin müssen? Ich höre stimmen aber ich weiß nicht genau ob es die Götter sind!"
„Ja das ist eindeutig Zeus stimme, ich weiß auch genau wo sie sich befinden. Wir haben sie beinahe erreicht haltet durch! Nur noch ein wenig."
Ein Grollen das durch Mark und Bein ging ertönte erneut direkt hinter uns. Er war wieder erwacht. Die Angst schnürte mir die Kehle zu. Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Stimmen jedoch wurden immer lauter. Als wir um die nächste Krümmung liefen, konnte ich einen riesigen Felsen vor uns erkennen. Aus dessen Mitte die Stimmen zu uns drangen, wie konnte das möglich sein?
„Siehst du die Spalte am Fuße dieses Felsens? Dort müssen wir hindurch, sie haben sich ein gutes Versteck gesucht. Der Kerberos kann dort nicht so einfach eindringen, er riecht sie zwar, weiß aber nich wo genau sie sind! Wir sollten uns beeilen sodass er nicht sieht wo sich der Eingang befindet."
Erneut legten wir einen Sprint ein. Dom rannte wortwörtlich um sein Leben. Wie gerne würde ich dieser hässlichen Bestie ihre drei Köpfe von den Schultern schlagen. Wir kamen der Felswand immer näher, ich konnte mittlerweile den Spalt recht gut erkennen. Mein Herz stockte, würden wir auch diese Hürde hinter uns bringen?
Diese letzten Meter, trennten mich von der Erfüllung meiner Aufgabe. Mein Blick fiel auf Apollo. Dies waren unsere letzten gemeinsamen Minuten. Welche eigentlich völlig anders verlaufen sollten.
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