Anghiske
~ Ein Die Hexen der Eleuthera Teaser ~
Mit dieser Story habe ich es geschafft, im Books on Demand Bookdate Contest in Leipzig den zweiten Platz in der Kategorie Fantasy abzusahnen. Bin immer noch stolz drauf. Fight me.
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Neshira hatte den Namen in den Morgennebel gesprochen, und wusste, dass Anghiske kommen würde. Der du die Ahnungslosen in die Moore hinabziehst, Ross der Ertrunkenen, Schatten der Sümpfe. Knietief stand sie im schlammigen Wasser. Frösche quakten, Wasservögel zwitscherten ihr erstes Lied. Das Schilf flüsterte Geheimnisse.
Sie legte das Totem aufs Wasser, ein Pentagramm aus Zweigen. Eine schwarze Feder, ein Zahn, so lang wie ein kleiner Finger, und Ästchen mit roten Beeren waren mit einem roten Band mit Perlen und angelaufenen Glöckchen daran gebunden. Sie schloss die Augen, ließ die Hand darüber schweben und wartete.
Plötzlich verstummten die Vögel und Frösche, als wären sie erschlagen worden. Wasser plätscherte leise. Etwas wölbte sich unter ihrer Handfläche.
Flink griff sie zu, spürte Schnüre und die runden Erhebungen der Perlen und Schellen. Nach Ertrunkenen stinkendes Fell floss unter ihren Fingern vorbei, darunter Muskeln und scharfe Knochen. Sie spürte eine Bewegung an ihrem Bein und dachte an scharfe, schwarzbraune Zähne und den Geschmack von Moder.
Neshira öffnete die Augen.
Anghiske war gekommen, aufgetaucht aus Schlamm und Sumpfwasser. Seine Nüstern weiteten sich prustend. Groß und finster stand der Wassergeist vor ihr, die Ohren eng an den Hals angelegt. Schwarze Augen musterten sie voller Zorn.
Nasses Fell spannte über seinen Rippen, seine Mähne, strähnig und verfilzt, hing bis zu seinen Knöcheln hinab und lag auf der Wasseroberfläche. Sein Schweif verlor sich zwischen sterbenden Seerosen. Rote Schnüre wanden sich fest um seinen Körper und zwangen seinen Kopf auf die Brust. Tief schnitten sie in sein Fell, verschwanden zwischen seinen Lefzen wie eine Trense und lagen zwischen seinen zu knorrigen Hörnern verwachsenen Halswirbeln.
Neshira erwiderte seinen Blick mit einem schmalen Lächeln. Zu oft hatte sie ihn bereits gerufen, als dass der Hass, den er verströmte wie den Gestank nach verrottenden Leichen, sie noch schrecken konnte.
Elegant schwang sie sich auf seinen Rücken. Anghiske knurrte tief. Nur einmal hatte er versucht, sie abzuwerfen, erbittert und böse, bevor sie ihm mit blutigen Händen die Schnüre mit den Schellen ihres Gottes um den Kopf gebunden hatte.
Still wie eine Statue stand Anghiske im Morgennebel. Die ersten Sonnenstrahlen schnitten durch den Dunst, doch keine Wärme erreichte Dämon und Reiterin. Neshira konnte kaum zwanzig Schritte weit sehen, bevor alles verschwamm, zwischen Schilf und kahlen Bäumen.
Neshira stieß Anghiske die Hacken in die Seiten, und er setzte sich unwillig in Bewegung. Mit jedem Schritt versank er tiefer im Moor, schwarzes Wasser schwappte über Neshiras Beine, Hüften und Schultern. Tote Vögel streiften ihre Beine. Unter Wasser war seine Mähne ein Schleier aus Algen. Bräunliches Licht kreuzte die Schatten des Schilfs.
Neshira schloss die Augen erneut und trieb Anghiske an.
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