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„Hallo Lesley. Schön, dass du auch hilfst."
Er lächelte.
„Da habt ihr aber eine Menge ausgesucht", meinte Abby.
„Ja... äh..."
„He Tom, das braucht dir nicht peinlich zu sein. So, ich muss zurück in die Praxis, Bob helfen... Viel Spaß beim Aufbauen."
Ich sah auf den Berg von Kisten und zweifelte schon jetzt daran, irgendein Möbelstück fertig aufgebaut zu bekommen.
„Dann packen wir es mal an... was machen wir zu erst?", fragte Lesley.
„Das alte Bett rauswerfen", kam es von Molly und schon verschwand sie in meinem Zimmer.
Ich war es nicht gewohnt, dass man mir half. Trotzdem folgte ich den beiden, in der Hoffnung, dass wir etwas fertig brachten. Eine drei viertel Stunde später wuchtete Lesley die Matratze aufs Bett und wir ließen uns alle darauf fallen.
„Boah, ich dachte nicht, dass das so schwierig ist", meinte Lesley und zog sein Tshirt aus.
Ich musste schlucken. Lesley sah gut aus. Nicht nur gut, ich würde sagen hübsch. Aber ich vergrub schnell die Gedanken, sie gehörten nicht hier her. Meine Müdigkeit machte sich bemerkbar und ich gähnte zum zigtausendsten Male.
„Jedenfalls hast du nachher ein Bett zum schlafen", meinte Molly.
Ich nickte. Irgendwann rüttelte mich jemand sanft an meinem Arm. Ich öffnete meine Augen und sah Bob ins Gesicht.
„Möchtest du vielleicht Abendessen?"
Verwirrt schaute ich um mich. Ich musste eingeschlafen sein, denn meine Möbel standen und von Molly und Lesley war nichts mehr zu sehen.
„Ich bin wohl... eingeschlafen... entschuldige."
„Ja, das haben wir bemerkt. Und ich muss sagen, du hast einen sehr festen Schlaf. Du hast nichts mehr davon mitbekommen, wie die beiden mit mir alles aufgebaut haben."
„Tut mir echt Leid..."
„Muss es nicht. Die Zeitverschiebung, das verstehen wir doch."
„Wo sind Molly und Lesley?"
„Sitzen drüben beim Abendessen, deswegen habe ich dich geweckt, ob du auch etwas möchtest."
„Hunger habe ich schon."
„Dann komm!"
Mühsam stand ich auf und sah noch Lesleys Tshirt auf dem Bett liegen, das ich wohl als Kopfkissen benutzt hatte. Ich schnappte es mir und folgte Bob in die Küche. Dort saßen bereits Molly und Lesley mit Abby und Darleen.
„Oh, von den Toten auferstanden", kam es von Abby.
Ich nickte und reichte Lesley sein Tshirt, der sich dafür bedankte.
„Hoffe du hast gut geschlafen?", lächelte er.
Er saß doch tatsächlich mit freiem Oberkörper am Tisch. Ich konnte nicht anders und starrte auf sein Muskelspiel, während er sich das Shirt wieder überzog.
„Setz dich, Tom", meinte Bob und zeigte mir meinen Platz.
„Danke."
So setzte ich mich neben Abby, auf den einzigen freien Platz. Ich verspürte auch etwas Hunger.
„Und wie geht es jetzt weiter?", fragte Molly.
Eine Frage, die mich natürlich auch brennend interessierte. Bob nippte an seinem Glas Wasser und schaute zu Abby, die ihm zunickte.
„Also, ich denke, jetzt wo ihr drei Wochen Ferien habt, sollte sich Tom erst einmal eingewöhnen. Dann beginnt die Schule wieder, wo wir ihn bereits angemeldet haben. Es gibt keine Schwierigkeiten und Tom kann zu euch in die Klasse", erklärte Bob.
„Cool", brummelte Lesley mit vollem Mund.
„Wie ihr eure Ferien gestaltet, ist mir eigentlich egal", begann Abby, „denke aber bitte daran, Molly, dass du weiterhin helfen musst. Also sprecht euch etwas mit uns ab, wenn ihr etwas Größeres vorhabt."
Molly und Lesley nickten und sahen zu mir, der gerade herzhaft in sein Brot biss. Verlegen lächelte ich und Molly kicherte.
*-*-*
Auch wenn es schon spät war, hatte ich mir noch drei Kisten herein geholt, die ich in meinem Zimmer verräumen wollte. Nach den zwei Stunden Schlaf war ich wieder hell wach. Eigentlich hatte ich mit der Vergangenheit abschließen wollen, aber als ich die Kiste mit den Bildern auspackte, war alles wieder da.
Nach und nach kamen Bilder aus meiner Kindheit zum Vorschein. Glückliche Tage mit Mum und Dad. Urlaubsbilder oder das Bild der Einschulung. Auch das letzte Bild von Mum, bevor sie einfach verschwand.
Etwas tropfte auf den Bilderrahmen und ich merkte, dass es meine Tränen waren. Bis heute fragte ich mich, warum sie uns verlassen hatte. Liebte sie mich überhaupt..., war all das, was sie mir erzählt hatte, erlogen?
Ich nahm eine Reißzwecke, drückte sie in die Wand und hängte das Bild meiner Mum auf. Als ich mit der Kiste fertig war, hatte ich eine kleine Galerie an der Wand hängen. Als ich die nächste Kiste an mich heran zog, war ich irgendwie froh, dass Grandma mir alles nachgeschickt hatte.
Auch jetzt plagte mich der Zweifel, ob es richtig war, zu meinen, Grandma alle Sachen zu überlassen. Was, wenn sie hineingeschaut hätte. Gerade diese Kiste wäre nicht so gut gewesen.
Sie enthielt meine Tagebücher, die ich mit vierzehn begonnen hatte zu schreiben. Akribisch genau hatte ich jeden Tag seitdem eingetragen. Alle meine Gedanken – Ängste – Sorgen und auch die Probleme waren darin verzeichnet.
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