Mittwoch, 9. Oktober 2019, 6. Stunde, Mittagspause
Amy schlich die Treppe zum Keller hinunter, als ihr plötzlich jemand auf die Schulter tippte.
Sie fuhr herum, hinter ihr stand Marie.
"Spinnst du?", wisperte Amy.
"Wohl eher du!", antwortete ihr Gegenüber, "Warum gehst du in den Keller?"
Amy verdrehte die Augen.
"Zisch ab Marie, du nervst!"
"Das ist meine Spezialität, nicht gewusst?"
"Geh. Einfach. Und. Lass. Mich. In. Ruhe. Jetzt!"
"Nein, weil ich eine Spur verfolge. Gehe ich richtig in der Annahme, dass du das gleiche Ziel verfolgst wie ich?"
"Erstens, hör auf so schlau zu tun, das bist du nämlich nicht. Zweitens, ich will nur ein Buch zurückgeben, da unten ist die Lehrmittelbücherei, kapiche?"
"Nö, willst du nicht", widersprach Marie, "Ich habe mir zufällig die gleiche Ausrede zugelegt wie du. Wenn ich es nicht hätte würde ich dir glauben, du kannst überzeugend lügen"
"Sag endlich was du willst!", zischte Amy.
Marie seufzte lautlos. "Ich verfolge Voldi"
"Brian? Warum?", fragte Amy.
"Aus dem gleichen Grund wie du. Er hat irgendwas mit den ganzen gruseligen Sachen zu tun"
"Gruselig?", spottet Amy, "Da ist Mathe aber schlimmer"
"Ist dir mal aufgefallen, dass Brian kein Spiegelbild hat?", fragte Marie.
"Nö, weil ich im Gegensatz zu dir nicht so verrückt bin und Leute stalke"
"Das nennt man ermitteln!"
"Ist mir egal wie man's nennt, jetzt Zisch ab oder komm meinetwegen mit, aber halts Maul und sei leise"
Amy lief weiter die Treppe runter, Marie folgte ihr.
Unten war es dunkel, man konnte geradeso etwas sehen.
"Komm", flüsterte Marie und drückte sich trotz ihrer Größe mehr oder weniger elegant an der Wand entlang, und schaffte es, den Bewegunsmelder auszutricksen.
"Als ob ich den Trick noch nicht kennen würde", meinte Amy, folgte Marie aber trotzdem.
Im Gang flog Marie einmal fast auf die Fresse, weil sie im Dunkeln total schlecht sah.
Am Ende gab es zwei Türen, eine führte zur Lehrmittelbücherei, aus der anderen drang ein schwacher Lichtschein.
Amy guckte hinein und zog den Kopf gleich wieder zurück.
"Da sind Brian und Frau Talertal!", flüsterte sie lautlos triumphierend.
"Und jetzt?", fragte Marie leise.
"Haust du ab und ich geh rein. Du bist viel zu fett, die sehen dich gleich"
"No way! Ich hab was besseres!" Marie zückte ihr Handy und drückte auf einen Knopf.
Dann stand sie reglos da, atmete nur leise.
Aus dem Raum drangen erkennbar Brians Stimme und die der Lehrerin, man verstand aber nur einzelne Worte wie "Vampir", "Blut", "Macht" und einmal den Satz "Sie sind gefährlich"
Wer?, schoss es Amy durch den Kopf. Wer war gefährlich, und für wen?
Schritte erklangen, die beiden Mädchen traten ohne Absprache vor die Tür zur Bücherei und Marie zerrte ein Buch hektisch aus ihrer Tasche, ließ es zu Boden fallen.
"Du Tollpatsch!", sagte Amy schadenfroh grinsend.
"Lass mich doch", murrte Marie.
"Was macht ihr hier?", fragte Brian hinter ihnen.
"Ich muss ein Buch zurückgeben", antwortete Marie gelassen, "Und weil Amy nicht glaubt, dass ich niemanden ausspioniere, musste sie natürlich mitkommen! Eher spionierst du mich aus!", fügte sie an Amy hinzu.
"Ja klar!", fauchte diese, "Und Brian versteckt hier Leichen oder wie? Ganz klar, ich spioniere dich aus"
Brian verdrehte die Augen.
"Wisst ihr was? Ihr nervt total, also tschau!"
"Danke gleichfalls!", gab Amy zurück, als hätte er ihr nur einen schönen Tag gewünscht.
Marie rüttelte an der Klinke zur Bücherei.
"Zu", kommentierte Amy trocken.
Die beiden gingen wieder zur Treppe, dort hielt Marie Amy aber zurück.
"Darf ich die Aufnahme heute den anderen zeigen?", fragte sie.
"Na gut", willigte Amy ein,"Eine Bedingung: Ich komme mit"
"Lisandra kommt auch", versuchte Marie sie abzuwimmeln.
"Lisandra hasst mich, I know, aber sie soll mal ihre fette Fresse halten", sagte Amy liebenswürdig und ging nach oben.
Marie folgte ihr ein paar Minuten später.
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