Freitag, 12. Oktober, 19 Uhr
Ich stand mit Marie vor dem Eingang zum Korridor im Keller, und wartete, dass die anderen aufkreuzten.
"Also, was genau haben wir jetzt?", flüsterte Marie.
"18:50", antwortete ich.
"Nein, an Waffen", seufzte Marie.
"Achso", erwiderte ich, "Deine fiese Beleidigungen, das Knoblauch-Weihwasser-Spray, drei Taschenmesser"
Ich dachte daran zurück, wie Marie in der Kirche den Wärter bequatscht hatte, und ich das Weihwasser "geklaut", hatte, und musste grinsen.
"Was ist?", fragte Marie.
Ich kam nicht dazu, zu antworten, denn jetzt kamen Leyla und Lisandra um die Ecke.
"Hi", flüsterte ich.
"Hi", antwortete Leyla.
"Dann los", Marie stieß die Tür auf, ein Schwall muffiger Luft stieß uns entgegen. Sie war blass, wirkte aber entschlossen, es durchzuziehen. Wir folgten ihr den Gang entlang, an der zweiten Türe links machte Marie halt, und stieß sie auf. Es war ein spärlich möblierter Raum dahinter, ein Schreibtisch stand an einer Wand, eine altmodische Tafel, ein Schrank und ein... Bett?
"Was bei allen Horkruxen", stammelte Leyla, "Wer wohnt hier?"
Sie hatte recht, es sah bewohnt aus. So bewohnt, dass keiner daran dachte, Credit zu geben.
"Jetzt heißt es warten", meinte Leyla.
"Wozu eigentlich diese Warterei?", murrte Marie, "Das macht mich nervös"
"Das ist doch der Sinn dahinter", mischte sich Liz ein, "Dass wir dann voll gestresst sind, und Fehler machen"
"Stimmt"
Dann sagte lange Zeit niemand etwas, bis ich meldete, dass wir jetzt rausgehen sollten.
Ich hatte mich auf vieles vorbereitet, aber nicht auf das. Amy stand mit dem Rücken zur Wand, Brian bedrohte sie mit einem Messer.
"Lass sie doch in Ruhe, du dreckige Schlammblut! Du bist doch gar kein richtiger Dämon, was treibst du hier?"
Marie schlug ihm ziemlich schlimme Dinge um die Ohren, und er drehte sich kurz mit einem wütenden Blick zu ihr um.
Das reichte für Leyla, um Amy ein Messer zuzuwerfen, Amy fing es auf und klappte das Taschenmesser auf."
"Das ist Stumpf!", beschwerte sie sich.
"Dann bleib halt alleine hier!", zischte Liz.
"Es hieß doch, keine Waffen!", sagte Brian entnervt.
"Ihr habt euch genausowenig daran gehalten. Was soll man anderes von einem Schmutzblut wie dir erwarten?", lästerte Marie.
Autsch, das war hart gewesen. Er verlor die Konzentration, und Amy nutzte den Moment, und schlug ihm das Messer aus der Hand. Es fiel klirrend zu Boden, keiner hob es auf. Es war leise, so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Dann Schritte. Kleine schnelle Schritte.
"Wir hatten abgemacht, euch nichts zu tun, wenn ihr uns nichts tut. Die Abmachung ist hinfällig", sagte Frau Talertal. Zwei Sekunden schwiegen alle, dann trat Amy Brian gegen das Schienbein, und alles geriet in Bewegung. Marie flüchtete, weil sie unbewaffnet war zur Tür. Ich selbst attackierte Frau Talertal mit dem Knoblauch-Weihwasser-Zeug. Sie schrie auf, schlug aber trotzdem mit einer krallenbewehrten Hand nach mir. Von den anderen sah ich nicht viel, Amy hatte aber offensichtlich ihr Messer geopfert, denn ich sah sie zu Marie rennen, wo Amy in den dunklen Gang schaute, damit keiner überraschend kam. Lisandra und Leyla hatten ihre Mühe damit, Brian zu bekämpfen, beide waren nicht wirklich gut mit dem Messer. Irgendwann landete aber anscheinend eine von ihnen einen Treffer, denn Brian schrie auf. Amy nutzte die Gelegenheit.
"RÜCKZUG!", schrie sie laut, Lisandra und Leyla drehten sich um und rannten, ich folgte ihnen.
"Schaffen wir nicht!", schrie ich, denn Frau Talertal holte ganz schön auf, Brian schien ordentlich was abbekommen zu haben, war aber trotzdem schnell.
"Müssen wir aber! Noch mal können wir nicht kämpfen!"
"Gut, wie du willst!"
Ich drehte mich um, wartete bis die beiden nah genug waren, und warf die Flasche mit dem Knoblauchzeug auf den Boden.
Die alte Parfümflasche meiner Mutter zersplitterte krachend auf dem Fliesenboden, Glasscherben und Wasser flogen durch die Luft. Ich schützte mein Gesicht mit den Händen, spürte aber, wie sie Glassplitter durch meinen Pulli in meine Haut bohrten.
Ich rannte weiter, während Brian und Frau Talertal offensichtlich damit zu kämpfen hatten, dass mit den Splittern Weihwasser in die Wunden kam. An der Türe zum Gang stand Marie, als ich durchrannte stieß sie die Tür zu, der Boden vibrierte, als sie ins Schloss fiel. Es war still, als wir die Treppen nach oben hasteten. Draußen war bereits dunkel, wir gingen schnell zu den Fahrradständern, und schlossen unsere Räder auf.
An einer Lampenbeschienen Kreuzung, wo wir getrennte Wege fahren mussten, hielten wir an.
"Danke", sagte Amy.
Liz antwortete als einzige: "Bitte"
Ein einziges, schlichtes Wort, und doch begrub es an dieser Kreuzung im künstlichen Gelben Licht der Straßenlaternen ihre Feindschaft.
"Wozu Dämonen alles gut sind!", grinste Marie mir verschwörerisch zu, Leyla lacht leise auf.
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