Stille Nacht
Writing Prompt Text zu den Prompts im Dezember 2020 von WattpadVampirDE. Ein bisschen makaber. Ein bisschen böse. Ein bisschen schlechter Laune geschuldet.
Entschuldigung für Heidis Musikgeschmack im Voraus.
» Vorschlag 1: Nach einer anstrengenden Woche freust du dich auf das Backen von Weihnachtsplätzchen, allerdings steht nicht deine Freundin mit Backzutaten vor der Tür, sondern ein Vampir – mit dem Verlangen nach etwas Süßem. «
Mit ihrem Smartphone bereits in der Hand schob Mirella ihren Rucksack mit dem Fuß unter den Schreibtisch, dann lehnte sie sich an die Platte.
»Ich bin so fertig«, klagte sie lautstark in das kleine Mikrofon, damit Larissa, wenn sie die Sprachnachricht gleich abspielte, sie auch wirklich verstand, »Mindestens vier Vokabelfehler, und shit, ich glaube, ich hab ›opposition‹ mit ›opportunity‹ verwechselt...« Sie stöhnte über ihre Fehler, sie hatte doch gewusst, dass sie die alten Vokabeln hätte wiederholen müssen! Aber sie hatte einfach keine Zeit gehabt... »Das verdirbt mir meinen ganzen Schnitt«, jammerte sie. »Warum schreiben wir auch ausgerechnet im Dezember alle Klausuren?«
Vermutlich würde auch ihre beste Freundin Larissa Mirella die Frage nicht beantworten können. Oder vielleicht doch, weil Larissa immer eine Antwort wusste?
Entnervt fuhr sie sich durch die blau gefärbten Haare, während sie Larissa in allen Einzelheiten darlegte, was an der Klausur so schief gelaufen war. Sie hätte die ›a‹s leserlicher schreiben müssen, und all die blöden Vokabeln besser lernen, und, und, und... Seufzend schickte sie die Sprachnachricht ab, dann pfefferte sie ihr Smartphone auf ihr Bett.
Ein Blick aus dem Fenster bewies, dass es draußen schon langsam dunkel wurde. Kein Wunder, es war Winter, und bereits fast vier Uhr. Um halb fünf würde es draußen stockfinster sein, überlegte Mirella, während sie die grünen Augen verengte, um zu erkennen, ob das da drüben auf dem Zaun tatsächlich die Nachbarskatze war.
Ein vertrautes Summen ließ sie aufhorchen. Mit nur zwei schnellen Schritten war sie an ihrem Bett und schnappte sich ihr Smartphone, ungeduldig schnaubte sie, als der Fingerabdruckscanner wieder streikte. Dann funktionierte es, endlich, und sie spielte die neu eingetrudelte Sprachnachricht ab.
Ein kleines Lächeln huschte über ihre schmalen Lippen, als sie ihrer besten Freundin lauschte, deren Stimme wesentlich fröhlicher klang, während sie Mirella neckte, über Klausuren und Fehler, über die die Grünäugige sich Larissas Meinung nach nicht zu sorgen brauchte.
Sie konnte sich schon vorstellen, wie ihre beste Freundin auf ihrem Bett lag, Schokoladennikoläuse verputzte und wie munter ihre hellen Augen dabei funkelten. Bestimmt trug sie ihren Lieblingshoodie, das riesige, schwarze Ding mit dem Niffleraufdruck, bei dem sie sich nicht traute, ihn in der Schule anzuziehen, weil sie nicht zum Opfer des Spotts werden wollte, obwohl er sie wunderbar wärmte.
Dann wurde die Stimme, die aus dem Mikro tönte, etwas ernster. »Ich lerne Lateinvokabeln mit dir«, bot das Nifflermädchen an, und Mirella wusste genau, dass sie jetzt, als sie sich räusperte, ihre Brille hochschob, »Heute Abend um sechs? Wir können Plätzchen dabei machen...«
Sie verstummte, ein bisschen unsicher, weil sie immer an sich selbst zweifelte, obwohl Mirella immer versuchte, ihr das auszutreiben, dann endete auch die Sprachnachricht.
Hastig tippte sie eine Antwort mit vielen Herzen und noch mehr ›Danke!‹s, dann schickte sie ab. Kurz schwebte ihr Daumen über der Tastatur, kurz überlegte sie, zu fragen, ob Larissa nicht früher kommen könnte, dann fiel ihr wieder ein, wie voll der Terminplan ihrer schlauen Freundin war. Und freitags stand nun mal Nachhilfe an, vor sechs Uhr war da keine Chance. Kurz schüttelte sie den Kopf über ihre eigene Vergesslichkeit.
Hatte sie Hausaufgaben? – Ach, auch egal. Es war Dezember, bald Weihnachten, ihre Lehrer sollten sich mal nicht so aufspielen! Aber wenn sie gleich mit Larissa backen wollte... Dann sollte sie in der Küche aufräumen, wenn sie sich richtig erinnere, war überall Chaos. Die Plätzchen musste sie auch noch einpacken, und... Ja, es war viel zu tun, für Hausaufgaben blieb zur Not auch morgen sicher noch genug Zeit.
Schnell schnappte sie sich ihr Smartphone und schaltete auf Spotify ihre Happy-Christmas-Playlist an, dann machte sie sich gut gelaunt auf den Weg in die Küche.
■ ■ ■ ■ ■
»All I want for christmas, is youuuu«, sang Mirella lautstark mit dem Song, den ihre Playlist gerade spielte, mit, während sie Keksdosen öffnete und nach der Dose mit dem Spritzgebäck suchte. »Uuhhhhuhuuu baby, ...«
Sie traf die Töne nicht so ganz, und irgendwie war die eigentliche Sängerin immer zu früh oder zu spät – oder Mirella hatte keinen Sinn für Takt –, aber das war ihr ziemlich egal. Es war Dezember, da musste sie einfach phänomenal gute Laune haben!
Nicht einmal die schrille Türklingel, die der Blauschopf schon so oft verflucht hatte, konnte ihre gute Laune heute trüben. Freitag, Wochenende, und dann nur noch eine Schulwoche... Und dann wären Weihnachtsferien, auf die sie so hinfieberte. Ohne der Uhr einen Blick zu gönnen, wuselte sie geschäftig auf den Flur, den sie auf ihren super flauschigen, super rutschigen, knallroten Glitzer-Weihnachtssocken laut weitersingend entlang schlitterte. Eher schlecht als recht kam sie, die Türklinke als Halt nutzend, vor der Tür zum Stehen.
Aus der Bluetooth-Box in der Küche tönte weiter Mariah Careys Stimme, aber Mirella waren die Worte im Hals stecken geblieben. Ein, zweimal klappte ihr Mund auf, dann fasste sie unbeholfen nach ihrem Smartphone und schaltete hastig die dröhnende Musik aus. Erst beim zweiten Versuch schaffte sie es, die Türklinke herunterzudrücken und die Haustür auch tatsächlich zu öffnen.
Zu ihrer Verteidigung: Üblicherweise standen vor der Haustür der Familie Schmied keine gut aussehenden Typen.
Denn vor der Tür stand nicht in Winterjacken eingemummelt Larissa, sondern ein Junge, der Mirella ganz und gar fremd vorkam. Nicht nur, weil er ausgesprochen hübsch und sie sicher war, dass man sich an sein Gesicht erinnerte.
»Oh, hey«, begrüßte die Blauhaarige den überraschenden Besuch verlegen, »Uh...« So richtig wusste sie nicht, was sie jetzt zu ihm sagen sollte. Zu ihnen, um genau zu sein, denn allein war er nicht: Er trug ein kleines Mädchen auf dem Arm, das mit Sicherheit das hübscheste kleine Mädchen war, das sie je gesehen hatte.
»Guten Nachmittag«, erwiderte er weit förmlicher, während er am Ausschnitt seines Shirts herumnestelte. Dabei hielt er seine Schwester – das Mädchen musste seine Schwester sein, oder? – nur noch mit einem Arm, während die Kleine sich an seiner Schulter festklammerte und nur ab und an den Kopf zu Mirella drehte, um sie schüchtern anzublinzeln. Ihre dunklen Augen waren riesig – und absolut bezaubernd.
Wenn auch längst nicht so bezaubernd wie die ihres Bruders. Eigentlich stand Mirella ja auf blaue Augen, aber... Seine Augen erinnerten sie an die sündhaft teure Zartbitterschokolade in der Chocolaterie unten an der Ecke, die sie sich nur so selten leisten konnte und die doch jedes Mal wieder jeden Cent mehr als wert war.
»Also, uh«, stammelte sie, bevor sie sich zusammenriss. »Möchtest du zu, also, irgendwem?«
Er zuckte leicht mit den Schultern, bevor er seiner Schwester eine dunkle Locke aus dem Gesicht strich und dann meinte: »Heidi geht's nicht gut.« Tatsächlich fiel Mirella auf, dass die Kleine überraschend bleich wirkte – gesund sah das nicht aus. Okay, ihr Bruder sah auch nicht viel weniger blass aus, aber... »Sie braucht etwas Süßes«, fügte der hübsche Junge hinzu, als wäre das eine totale Erleuchtung für sein Gegenüber und riss eben jenes damit aus ihren Gedankengängen.
»Klar, kommt rein«, meinte sie etwas überrumpelt, wobei ihr Blick an seinen Lippen hängen blieb. Verdammt, er hatte echt schöne Lippen.
Moment, warum hatte sie ihn jetzt hereingelassen?
Verwirrt beobachtete sie, wie er eintrat und offenbar darauf wartete, dass sie etwas tat. Was sie auch machte, denn sie schloss die Tür hinter ihm. Es sollte nicht kalt werden, oder?
»Äh«, machte sie einfallsreich.
Langsam, offenkundig skeptisch hob er eine perfekt geschwungene, dunkle Augenbraue. Das Blut schoss Mirella in die Wangen – da stand einmal ein hübscher Junge vor ihr, der nicht nur an ihr vorbei durch eine Tür wollte, und sie blamierte sich direkt bis auf die Knochen.
Einfach grandios.
Wortlos trotterte sie an ihm vorbei den Flur hinab und in die Küche, er war immerhin geistesgegenwärtig genug, um ihr zu folgen.
»Die Schuhe kannst du anlassen«, informierte Mirella ihn, im nächsten Moment hätte sie die Worte am liebsten zurückgenommen. Ihre Mutter würde sie umbringen, wenn sie nasse Fußstapfen im frisch geputzten Flur stand!
Sie warf einen Blick zu ihm zurück und nahm den Mut zusammen, ihm zu erklären, dass er seine Schuhe vielleicht doch besser ausziehen sollte, dann aber schenkte er ihr ein Lächeln. Es war nur ein kleines Lächeln, aber...
Was hatte sie noch mal sagen wollen? Auch egal, war sicher nicht so wichtig gewesen. Sie öffnete die Tür zur Küche, aus der ihr warme Luft und der Duft nach Weihnachten entgegenströmten.
Hinter ihr setzte ihr Gast – wie hieß er eigentlich? – seine Schwester ab, die an Mirella vorbei in die Küche wuselte. Kurz wechselten die beiden Älteren einen Blick und ein Lächeln, bei dem die Blauhaarige am liebsten gequietscht hätte, dann trat auch sie in die Küche und er folgte ihr. Es fiel ihr ein bisschen schwer, sich von ihm ab- und den Backsachen zuzuwenden.
In den nächsten Minuten erwies ihr Gast sich als ein angenehmer: Er ließ sie einfach in Ruhe ihre Plätzchen in Tütchen packen und die mit Namen beschriften, ohne irgendwas zu verlangen. Obwohl Mirella sich eigentlich gerne mit ihm unterhalten hätte, war auch sein Schweigen überraschend angenehm. Im Hintergrund summte Heidi ein bisschen.
»Schneeflöckchen Weißröckchen...«, setzte das Mädchen nun an, als ihr Bruder und die unfreiwillige Gastgeberin sich ihr zuwandten, zeigte Heidi begeistert aus dem Fenster, ohne aber ihren Gesang zu unterbrechen: »Wann kommst du geschneit?«
Draußen schneite es tatsächlich, was im Dezember immer eine willkommene Überraschung war. Im Licht der Laternen, die die Straße beleuchteten, sah Mirella Schneeflocken sanft vom Himmel purzeln, ein bisschen stolpernd, doch verspielt fallen, der Aufprall schien so fern.
»Du wohnst in den Wolken, dein Weg ist so weit!«, tirilierte Heidi.
Sich ein Schmunzeln verkneifend wandte der Blauschopf sich wieder den Plätzchen zu.
»Komm setz dich auf's Schwarzholz, du lieblicher Stern«, sang die Kleine hingebungsvoll weiter, »Deckst Knochen und Gräber, ich hab dich so gern.«
Die Stimme des Mädchens war überraschend klar, sie traf die Töne um Längen besser, als es Mirella gelungen war, als sie sich am Gesang versucht hatte.
»Schneeflöckchen, du deckst mir alle Leichen zu«, trällerte Heidi, während die Hobby-Bäckerin sich zu ihrem Gast umdrehte, »Dann findet sie keiner in der ewigen Ruh'!«
Irgendetwas war seltsam an dem Text, den das kleine, brünette Mädchen da so begeistert sang... Nicht überaus skeptisch, höchstens milde irritiert drehte sie sich um. Heidi konnte sie aber nur kurz mustern, dann fiel ihr Blick auf deren Bruder und blieb da hängen, an seinen ebenmäßigen Gesichtszügen, den sinnlichen Lippen, seinen dunklen Locken, die etwas zu lang waren und ihm immer wieder ins Gesicht fielen... Und an seinen schönen Zartbitterschokoladenaugen.
»Schneeflöckchen Weißröckchen, komm zu mir ins Tal...«
Er bemerkte schnell, dass sie ihn wesentlich interessanter fand als seine singende Schwester. Sie starrte ihn aber auch zu offensichtlich an... Trotz dieser Tatsache tat sie nichts dagegen. Er schien sich ja auch nicht so schrecklich unwohl zu fühlen.
»... dann verstecken wir Leichen und tanzen über's Grab!«, beendete Heidi ihr Lied ganz glücklich, was Mirella ein Schmunzeln entlockte.
»Darf ich mal?« Die Grünäugige lächelte ihren Gast leicht an, dann griff sie, nachdem er bereitwillig einen Schritt zur Seite gemacht hatte, nach ihrer pinken Backschürze, die sich ganz furchtbar mit ihren knallroten Glitzer-Weihnachtssocken biss.
Die niedliche Brünette summte schon ihr nächstes Lied an, ohne Worte zu formulieren, während Mirella es dem Älteren der beiden hoch anrechnete, dass er sich den Kommentar zur Backschürze sparte.
»Bäckst du viel?«, erkundigte er sich dann aber doch bei ihr, vielleicht störte ihn das fehlende Gespräch, vielleicht aber fühlte er sich in der ›Stille‹ genauso wohl, wie Mirella es tat, weil sie mit ihm gut schweigen konnte. Heidis Hintergrundgesang vermittelte irgendwie weihnachtliche Atmosphäre, aber Mirella nahm selbst das kaum wahr. Zu konzentriert war sie auf ihren Gast mit den Zartbitterschokoladenaugen.
»Träge fließet das Blut«, sang Heidi auf die Melodie von ›Leise rieselt der Schnee‹, der Text irritierte die Blauhaarige aber kaum.
Sie sah stattdessen noch immer Heidis Bruder an. »Oh, äh, ja«, stammelte sie etwas verspätet und fühlte Hitze in ihre Wangen steigen, »Also, besonders zur Weihnachtszeit, also... Ich mag Plätzchen?« Es klang wie eine Frage, und das ärgerte sie.
Er schmunzelte. »Verständlich«, meinte er ganz gelassen, an ihrem seltsamen Verhalten nahm er keinen Anstoß.
Heidi sang währenddessen im Hintergrund fröhlich weiter: »Still und starr stirbt der Mut!« Fröhlich kletterte sie auf den Tisch. »Bösartig jubelt mein Herz: Freue dich, nun kommt dein Schmerz!«
»Sie singt wohl gern, oder? Ich hab das Lied als Kind auch geliebt«, erinnerte Mirella sich, die Backsachen waren vergessen, während sie grandios daran scheiterte, ihre Schürze zuzubinden, dann gab sie auf.
Damit schien sie ihren Gast jetzt aber irritiert zu haben. »Das Lied?«, hakte er verwundert nach, die Augenbrauen zog er leicht zusammen und sah auch so noch wundervoll aus.
»Ja...«, stimmte sie nachdenklich zu, während sie sich nach dem Rührgerät umschaute, »Ich liebe Schnee, und die beschriebene Szenerie ist einfach toll.« Es klang schon wieder fragender, als es eigentlich sollte, aber zumindest der Junge mit den Zartbitterschokoladenaugen störte sich daran nicht.
Etwas erwidern tat er aber auch nicht, und so wandte Mirella sich ab, um die 200 Gramm Mehl für die Plätzchen, die sie mit Larissa backen wollte, abzuwiegen.
Wo war jetzt eigentlich das Rührgerät?
Am liebsten hätte die Jugendliche sich wieder zu ihrem Gast umgedreht, um ihn vielleicht wieder lächeln zu sehen, aber sie musste auf die Angabe der Waage schauen.
Die zeigte gerade einmal 56 Gramm. Und dann 690, als in Mirellas Hinterkopf ein stechender Schmerz explodierte, ihr die Mehlpackung aus der plötzlich schlaff gewordenen Hand rutschte und in die Schüssel fiel, während die Hobby-Bäckerin selbst wortlos zusammensackte.
Ihr Gast stellte das Rührgerät seelenruhig beiseite.
■ ■ ■ ■ ■
»Stille Nacht, blutige Nacht
Alles schläft, niemand wacht
In der Nacht, die selten so klar
Über's Mädchen mit hübsch blauem Haar
Schlafe in ewiger Ruh,
Schlafe in ewiger Ruh.«
Die Leiche im Schnee hatte etwas abartig friedliches. Blau gefärbte Haare boten einen ansehnlichen Kontrast zu den weißen, stetig fallenden Flocken, die grünen Augen starrten blicklos ins Leere. Eine Schneeflocke war auf der Wange der Leiche geschmolzen, die nasse Spur, die sie zog, wirkte, als beweine die Tote ihr eigenes Schicksal. Noch war der leblose Körper nicht kalt, doch der Schnee und das kühle Wetter würden das beschleunigen.
Auch die aufgeschnitte Kehle würde von Schnee bedeckt werden, wenn der weiterhin so schnell fiel, auch, wenn das wohl nicht verhindern würde, dass die blutleer gesaugte und sauber geleckte Wunde Verdacht erregen konnte.
Das kleine, brünette Mädchen, das um die Leiche herum durch den Schnee hopste, störte sich daran aber nicht. Es hinterließ munter Fußspuren, die der Neuschnee gleich wieder verdeckte, und sang dabei hell und klar, ihre blutverschmierten Lippen öffneten sich immer wieder für ein Lied, das wie ein Spottlied für die Mädchenleiche im Schnee wirkte.
»Heidi«, mahnte der Junge mit den Zartbitterschokoladenaugen seine Schwester schließlich, »Komm, wir gehen, ja?«
Er streckte eine Hand aus, und sie kam fröhlich zu ihm hinüber gesprungen. Strahlend schob sie ihre schmalen, kleine Finger zwischen seine, dann verließen die beiden den Garten, in dem sie ihr Opfer liegen gelassen hatten.
»Stille Nacht, blutige Nacht,
Die da jetzt Tod gebracht,
Und wo des Opfers Blute schnell floss,
Ich so viele Freuden genoss,
Mädchen, du starbest so schnell,
Mädchen, du starbest so schnell.«
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