Happy Hallowe'en
Ein weiteres Geschreibsel zu den Writing Prompts von WattpadVampirDE ein bisschen sehr weird geraten... Es ist der 3. Vorschlag zu den Oktober Prompts.
Fünfundzwanzig... Sechsundzwanzig... Siebenundzwanzig...
Mit dem immer gleichen, seltsamen Geräusch prallten dunkelrote Blutstropfen auf die weiße Keramikwaschbeckenschüssel, flossen dann langsam hinab in die Lache aus Blut und Wasser, die sich im Becken bereits gebildet hatte.
Irgendwie ekelhaft, stellte Layla fest und kniff die Augen zusammen. Dreißig... Einunddreißig...
Ein Klopfen an der dünnen Tür des Gäste-WCs ließ sie zusammenzucken. »Layles?«, fragte eine vertraute Stimme, »Bist du okay? Kann ich reinkommen?«
Layla nickte ein bisschen abwesend, wieder darauf fokussiert, die Blutstropfen zu zählen, die langsam, aber stetig zu versiegen schienen, dann fiel ihr erst auf, dass ihre Freundin vor der Tür ja kaum sehen konnte, was sie tat. »Klar«, meinte sie also ein bisschen zu hastig, »Kannst reinkommen, Stella.«
Die schlanke Brünette schob die Tür auf und trat neben Layla an das Waschbecken. »Bei wie vielen bist du?«, fragte sie, ganz gelassen, als mache es ihr herzlich wenig aus, dass ihre Freundin die Halloween-Party gemeinsamer Freunde damit verbrachte, auf dem Gäste-WC zu zählen, wie viel Blut ihr aus der Nase floss.
»...« Layla wartete ein wenig mit ihrer Antwort, dann fiel ein weiterer Tropfen und sie erwiderte endlich: »Vierzig. Schöne Zahl.« Sie klang recht zufrieden damit.
In stiller Eintracht warteten die beiden ab, ob es bei vierzig bleiben würde, Layla zählte im Kopf die Sekunden mit. Wenn nach fünfzehn Sekunden nichts passiert war, dann müsste es eigentlich vorbei sein... »Ja, vierzig. Sieht gut aus, das sind weniger als letztes Mal«, brach Stella schließlich das Schweigen. Sie musste laut sprechen, jemand hatte die Musik wohl aufgedreht und Layla spürte die Bässe praktisch durch ihren Körper wummern.
»Kay«, nickte Layla leicht und hob den Kopf, um zu sehen, ob der unerwartete Vorfall ihre Schminke beschädigt hatte, die sie und ein paar Freundinnen sich bei Stella zuhause so mühevoll gemeinsam aufgelegt hatten. Nein, es sah alles noch okay aus... Gut, ihr Kinn und ihre Kehle wirkten ein bisschen zerfetzt, aber das Blut, das von ihrer Kehle ausgehend ihre Kleidung besudelte, war kein echtes. Nur ihre blonder, geflochtener Zopf schien ein bisschen abgekriegt zu haben, ob es jetzt echtes Blut war, oder nicht - Es würde ewig dauern, das rauszuwaschen. »Ich hasse das«, beschwerte sie sich seufzend bei Stella, »Kann ich mir dein Haarshampoo leihen, um das heute Abend noch rauszukriegen?«
Ein Schulterzucken war die Antwort, dann schob Stella ein »Klar« hinterher, bevor sie Layla in Richtung der Tür schob. »Komm, du weißt gar nicht, was du verpasst, wenn du nicht endlich mit raus kommst!«
Die Blondine lachte leise. »Schon gut, ich komme«, willigte sie schnell ein und ließ ihre Freundin einfach machen, bevor sie vorsichtshalber nach ihrer Hand griff, um sie zwischen den anderen nicht zu verlieren. Kaum hatten die beiden den Schutz des abgelegeneren Gäste-WCs hinter sich gelassen, stürmten tausende von Eindrücken auf sie ein. Angefangen bei der Musik, die so abartig laut schien, als hätte sie jemand ganz aufgedreht, bis hin zu der schieren Masse an Menschen.
»Ich dachte, Jules wollte nur eine Handvoll Leute einladen?«, versuchte Layla, sich ihrer Freundin verständlich zu machen, doch die zuckte nur hilflos mit den Schultern und zeigte auf ihre Ohren. Seufzend winkte die Layla ab.
Im Gegensatz zu Layla schien Stella allerdings zumindest ungefähr zu wissen, wie man sich hier zurechtfand. Unter resolutem Einsatz ihrer spitzen Ellenbogen drängte sie sich zwischen einem maskierten Wesen und einem Vampir hindurch, der sein Plastikgebiss in der rechten Hand regelrecht zerquetschte, dann führte sie Layla weiter durch die Räume, bis sie in der Küche standen. Sie waren nicht die einzigen, die hier Zuflucht suchten, doch immerhin kamen die meisten der identifizierbaren Gesichter ihr bekannt vor. Da an der Theke lehnte Fabian, dessen Haut sich in Fetzen von seinem Gesicht zu lösen schien, neben ihm stritten sich zwei Mädchen über einer Schüssel Bowle.
»Ich sag dir doch, das muss so aussehen!«
»Aber...« Das rechte der beiden Mädchen drehte sich zu den beiden Neuankömmlingen um. »Uh, Layla, hast du nicht letztes Jahr geholfen, Bowle zu machen?« Unter ihrem Hexenhut und der schmalen Brille wirkte Kira, als die Layla das Mädchen identifizierte, fast schon wieder hoffnungsvoll.
Um ehrlich zu sein erinnerte Layla sich kaum an das letzte Jahr. Bowle? Möglich, aber eigentlich unwahrscheinlich... Wage zuckte sie mit den Schultern, nur, um festzustellen, dass die Hexe das offensichtlich schon als Zustimmung wertete und Layla zur Bowle-Schüssel zog.
Ratlos starrte Layla in die dunkelrote Flüssigkeit, in der vereinzelte Klumpen herum schwammen. »Das sieht irgendwie ekelhaft aus«, murmelte sie leise, mehr zu sich selbst, doch Kira neben ihr nickte enthusiastisch. »Sag ich doch!«
»Man, Leute, das ist ne Halloween-Bowle«, meinte Mika kopfschüttelnd, der sich ebenso zu ihnen gesellte, »Die muss so aussehen.«
»Ich hol trotzdem lieber Becky, die ist hier die Expertin.« Und weg war Kira, während Mika sich ebenfalls abwandte, um in den Küchenschränken zu kramen. Nur Layla blieb noch stehen und starrte in die Glasschüssel. Die dunkelrote Färbung erinnerte sie an Blut, fast meinte sie schon das Tropfen zu hören, mit dem Blutstropfen in die Bowle tropften...
»Layla!«
Sie sprang praktisch in die Luft, als Stella ihr ihren spitzen Ellenbogen in die Seite stieß und ihr ein Küchenpapier unter die Nase hielt. Ein bisschen planlos starrte Layla auf das reine Weiß, dann wurde sie blass, als ein dunkler Tropfen Blut die Unversehrtheit ruinierte. »Fuck«, zischte sie leise, als ihr so langsam klar wurde, dass sie sich das tropfende Blut vermutlich nicht einbildet hatte...
Stella nickte bitter. »Wir gehen jetzt einfach hoch«, instruierte sie sie leise, »Ignorier den Vorfall und erwähn es einfach nicht, das wird niemandem auffallen. Das Zeug ist ja eh rot...«
Die Blondine warf ihr einen irritierten Blick zu. »Du willst... diese Blut-Bowle einfach so lassen? Stella, das können wir nicht machen!«
Aber die Brünette griff bereits nach ihrer Hand und schob Layla wieder durch die Tür ins Getümmel, auch gegen deren halbherzige Gegenwehr. Erst, als sie das größte Getümmel durchquert hatten und eine Treppe hinaufstiegen, gab sie eine Antwort. »Können wir, Layla, es ist okay«, versprach sie, »Es bemerkt niemand, ja? Drück das Tuch auf deine Nase, geht das?«
Noch immer irgendwie angewidert nickte Layla kommentarlos und folgte der Aufforderung, während sie sich einfach weiterschieben ließ. Der Druck von Stellas warmer Hand in ihrem Rücken war seltsam tröstlich... Die Brünette führte sie noch eine weitere, engere Treppe hinauf, dann wies sie auf die Glasscheibe am Ende des schmalen Flures. »Diesen Platz mag ich am ganzen Haus am liebsten«, erklärte sie lächelnd, »Gefällt's dir?«
Layla sah sich neugierig um, während sie bereits leicht nickte. Durch die gläserne Scheibe hatte sie einen guten Blick auf den Pfad, der zum Haus hinaufführte, beleuchtet von den Straßenlaternen, die ab und an flackerten, dann hob sie den Blick. Der Himmel war bewölkt, der Mond verdeckt, doch hier und da blitzte ein Stern zwischen den dunklen Wolken hervor. Ein Schauder rann über Laylas Rücken, während sie unauffällig die kahlen Bäume am Straßenrand beäugte. War da tatsächlich Nebel?
»Hey.«
Die blonde Schülerin zuckte zusammen und drehte den Kopf. Am oberen Ende der Treppe stand Fabian, der sie wohl gesucht haben musste. Als Stella ihn erkannte, lächelte die Brünette, und auch Layla versuchte, trotz des zusammengeknüllten, blutigen Küchentuchs, das sie sich noch immer auf die Nase presste, irgendwie freundlich auszusehen. So gut das mit Kunstblut und zerfetzt geschminkter Kehle funktionierte, hieß das...
Beide Mädchen murmelten leise Begrüßungen, während Layla sich vor der Scheibe hinkniete und dann gegen die Wand lehnte, winkte Stella Fabian zu ihnen hinüber, dann setzte sie sich ebenfalls. »Echte Halloween-Nacht, huh?«, fragte sie ihre Freundin mit einem leisen Kichern.
Layla nickte entschieden. »Total«, stimmte sie leise zu, »Diese Bäume da, und der Nebel... Echt klischeehaft, aber... wirkungsvoll.« Sie wusste gar nicht, warum sie nicht laut sprach, sondern nur flüsterte. Zustimmendes Gemurmel war die Antwort.
»Hey, das ist schon total vollgeblutet«, wies Stella ihre Freundin leise auf das blutige Küchentuch hin, welches inzwischen seinen Dienst nicht mehr wirklich zu verrichten schien, dann nahm sie es ihr vorsichtig aus der Hand. Layla nickte dankend. »Ist mir gar nicht aufgefallen«, gestand sie ein wenig verlegen, doch die Brünette winkte ab. »Kein Problem, Süße. Bin gleich zurück...«
Sie entfernte sich auf leisen Sohlen, während Fabian sich nun neben Layla an die Fensterscheibe setzte. Schweigend sahen sie beide hinaus in die samtige Nacht.
Mit Fabian konnte man gut schweigen, stellte Layla erleichtert fest, er war nicht aufdringlich oder suchte ein offensichtlich unerwünschtes Gespräch, ja, es war nicht einmal ein sehr unangenehmes Schweigen, sondern recht... recht gemütlich. Es gab also glücklicherweise keinen Grund, irgendeine soziale Interaktion zu betreiben, obwohl Stellas Verschwinden vielleicht darauf abzielte... Während sie so in Gedanken versank, starrte Layla weiterhin auf den Weg, ein bisschen abwesend vielleicht. Wirklich aufmerksam war sie schon lang nicht mehr...
Eine Bewegung unten auf der Straße zog ihre Aufmerksamkeit auf sich - eine schnelle Bewegung, so schnell, dass Layla sie fast als Einbildung abgestempelt hätte. Da! Schon wieder. Etwas - ein Fuchs? Dachs? - war aus dem Gebüsch am Straßenrand gekrochen gekommen, stand nun auf allen vieren auf der Straße. Ein Kieksen entfuhr Layla, als das Tier sich langsam aufrichtete... Ein Tier war es nicht, stattdessen ein Mensch im schwarzen Umhang, der eine flinke Bewegung in Richtung des Gebüsches machte. Aus geweiteten Augen beobachtete Layla, wie drei weitere Menschen aus dem dornigen Gebüsch krabbelten.
Was zur Hölle tat ein vernunftbegabter Mensch in einem Gebüsch?
Nun wandte das Quartett sich dem Haus am Ende der Straße und damit auch Layla zu, im Licht einer aufflammenden Straßenlaterne hatte sie die Gelegenheit, zumindest annähernd Gesichter zu erkennen. Sie kannte keines davon.
»Weißt du, wer das ist?« Zu ihrem Glück ließ Fabian sich von ihrem schroffen Ton nicht abschrecken, während er sich ebenfalls vorbeugte, um die Neuankömmlinge zu begutachten.
»Die Kleine ganz rechts ist die Magersüchtige aus meinem Mathe-Kurs«, stellte der nach kurzer Musterung fest, »Der Rest kommt mir nicht wirklich bekannt vor...«
Layla kicherte kurz, während sie sich über das Gesicht wischte und dabei etwas feuchtes, warmes an ihren Fingern spürte. Angewidert betrachtete sie ihre nun wohl wieder blutigen Finger - verdammtes Nasenbluten! Ihre Hand zitterte ein bisschen, während sie das Blut fahrig an ihren schwarzen ripped Jeans abschmierte, ohne besonders darauf zu achten. »Magersüchtig?« Sie musterte die ›Kleine ganz rechts‹ eindringlicher - zumindest aus der Ferne kam sie ihr eigentlich wirklich gewöhnlich vor. »Wie kommst du darauf, dass sie magersüchtig ist und nicht einfach nur eine schlanke Figur hat?«
Fabian schien leicht mit den Schultern zu zucken, eine Geste, die Layla in der Dunkelheit nur erahnen konnte. »Sie isst nichts«, meinte er leichthin, ergänzte allerdings auf Laylas ungläubiges Auflachen hin dankenswerterweise: »Sie sitzt in der Mittagspause manchmal mit uns am Tisch, aber sie isst nie etwas - ungelogen, einfach nie. Letztens in Mathe hat Hanna Kuchen mitgebracht, da hat sie auch abgelehnt. Und selbst etwas mitbringen tut sie auch nie, also... Ich habe sie noch nie essen gesehen.« Er zuckte erneut unschlüssig mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie heißt Evie, glaub ich, falls dir das weiterhilft.«
Ungläubig presste Layla sich die Nase an der Scheibe platt, während sie besagte Evie anstarrte, wie sie ihr Gefolge auf das Haus zuführte. Einige Meter, bevor die Gruppe in den lichtgefluchteten Bereich vor der Haustür getreten wäre, hob Evie, mit Abstand die Kleinste der Clique, eine Hand und schien etwas zu ihren Freunden zu sagen. Soweit Layla das von oben erkannte, waren es zwei Jungen und ein weiteres Mädchen, doch wirklich erkennbar war es nicht. »Das muss doch nichts heißen«, argumentierte sie recht schwach, wohlwissend, dass der Spitzname wohl so oder so hängen bleiben würde, egal, ob es Sinn machte oder nicht.
In der Dunkelheit konnte sie gerade so ausmachen, dass Evie den Kopf hob und geradewegs hoch zu ihnen schaute, doch trotz des wenigen Lichtes hatte sie mit einem Mal das untrügliche Gefühl, dass das Mädchen ihr geradewegs in die Augen sah. Automatisch wandte Layla den Blick ein wenig ab.
Hinter ihr raschelte es. »Oh man, Layles, auf dich kann man sich echt nicht verlassen«, grummelte Stella, während sie ihr Kostüm sortierte und es sich wieder hinter der Blondine und ihrem ›Gesprächspartner‹ bequem machte. Leise zischelte sie in Laylas linkes Ohr: »Ich hab mir extra Zeit gelassen und du nutzt es nicht mal aus, wofür bin ich dann überhaupt weggeblieben? Du musst echt mal mehr Sozialkontakt haben.« Weniger tatsächlich verärgert als belustigt knuffte sie sie in die Seite.
Layla, an die Tiraden ihrer Freundin gewöhnt, erwiderte nichts, sondern rollte nur mit den Augen, geriet bei dem Stoß aber doch ein wenig aus dem Gleichgewicht und drehte den Kopf zu Stella. »Musste das sein?«, hisste sie genervter als nötig. Für einen Moment meinte sie, Überraschung über Stellas Gesicht flackern zu sehen, dann murmelte die Brünette etwas, was sich mit gutem Willen als Entschuldigung wirken ließ. Aber als Layla ihren Blick zurück auf den Weg lenkte, waren Evie und ihre Anhängsel verschwunden.
Die Brünette hinter ihr erhob sich. »Ich geh wieder runter«, informierte sie die beiden anderen, »Kommt ihr mit?« Sie wirkte nicht, als mache sie sich große Hoffnungen auf Laylas Zusage, aber Fabian stand ebenso auf und willigte ein. Layla schüttelte hingegen nur den Kopf, was Stella vielleicht nicht unbedingt sah, aber das Schweigen ihrer Freundin deutete sie richtig.
»Sicher, Layles?« Stella klang weicher, mitfühlender, als Layla erwartet hatte.
Dennoch nickte sie, schob aber sicherheitshalber noch ein »Absolut« nach. Schritte teilten ihr mit, dass Stella ihre Entscheidung respektiert hatte und sie nun allein ließ.
Erneut schweifte ihr Blick hinunter auf die Fläche vor dem Haus, doch von Evie war keine Spur mehr zu sehen. Alles war leer. Layla seufzte leise, in der Stille klang es unheimlich laut - nein, es war keine Stille, es war mehr... eine Blase, in der sie sich befand, in der sie die Partymusik und den Lärm nur gedämpft hören konnte, eine Blase, die das Getümmel gut genug abschirmte, um Layla die Möglichkeit zu verleihen, sogar Schritte zu hören, und wenig mehr als ihren eigenen Atem.
Schritte? Moment. Waren da tatsächlich Schritte gewesen, weiche, ganz leise Schritte? Wie Socken auf Stein? Und das vertraute Klacken von Absätzen, was sie von ihrer Schwester kannte? Ganz leise?
Etwas war da gewesen... Oder? Oder hatte sie es doch nur eingebildet?
Langsam wandte Layla sich um, starrte angestrengt in die Dunkelheit, in der sie nur Schemen erkennen konnte, für einen Moment war sie sicher, jemanden zu sehen...
Geblendet kniff sie die Augen zusammen, als ihr eine Handytaschenlampe genau ins Gesicht strahlte, hob reflexartig beide Hände, um sich vor dem grellen, weißen Licht zu schützen. »Hey, mach das aus!«, beschwerte sie sich halblaut bei dem Handybesitzer ohne eine Antwort zu erhalten, »Ich seh nichts!«
Leises Getuschel war die Antwort, ein Zischeln und ein Schnüffeln, dann klang es fast, als lecke sich jemand geräuschvoll die Lippen. Layla lief ein Schauer über den Rücken - es klang einfach widerlich. Und warum fühlte sie sich gerade so, als sei sie die Mahlzeit, wegen der gerade jemand so viel schnüffelte? Überhaupt, das war doch nicht menschlich!
Unendlich langsam gewöhnten Laylas Augen sich an das grelle Licht, als Besitzer des Handys erkannte sie nun einen blassen Jungen mit dunklen Locken, nicht nennenswert verkleidet, doch irgendwie erinnerte er sie an Sherlock Holmes. Neben ihm lehnte ein überdurchschnittlich kleines Mädchen, dessen schmales Gesicht hinter der schlichten Masse an schwarzen Korkenzieherlocken völlig unterging, die letzte Person konnte Layla nur schemenhaft erkennen, doch wenn es sie nicht täuschte, dann war sie zumindest größer als das Korkenzieherlocken-Mädchen.
»Das war Sinn der Sache«, informierte Sherlock sie nun und schaltete endlich das Licht aus, was allerdings nur zur Folge hatte, dass Layla schon wieder weniger sah, »Ich sag's euch... Was Besseres finden wir hier nicht mehr. Evelyn?«
Evelyn. Evie?
Korkenzieherlocke drängte sich an Sherlock vorbei, was dieser mit einem unwilligen Laut quittierte, soweit Layla das ausmachen konnte, dann stand sie auf schon vor ihr und die Blondine stellte überrascht fest, dass das andere Mädchen tatsächlich ziemlich klein war - gut einen Kopf kleiner als Layla, und die war mit ihren eins fünfundsechzig nun wirklich keine Riesin.
Doch offenbar schien ihre Größe Korkenzieherlocken-Evelyn nicht sonderlich zu beeinflussen. Vollkommen unverfroren hob sie eine Hand und fasste Layla unter die Nase, ohne sich daran zu scheren, dass die Blondine gleichermaßen irritiert wie abgestoßen zurückzuckte.
Dann leckte sie sich allen Ernstes über die Finger. »Ja«, bestätigte sie dann nickend, »Ist nicht schlecht, und kein Kunstblut.«
Sie erntete zufriedenes Gemurmel, während Layla eigentlich gern hinterfragt hätte, was das alles nun sollte. Hatte sie schon wieder Nasenbluten? Aber ihre Stimme gehorchte nicht, und damit blieb sie nicht nur stumm, sondern starrte Korkenzieherlocken-Evelyn nur weiterhin wie paralysiert an, wie das Kaninchen die Schlange.
»Evelyn«, mahnte die dritte Person leise, der Stimme nach ein Junge, die in Layla kurz ein bisschen Hoffnung aufflackern ließ, dass sie hier endlich eine Erklärung bekommen würde.
»Komm endlich im 21. Jahrhundert an, Leo«, hisste das Mädchen aber, wandte sich dann allerdings Layla zu: »Ich bezweifle sehr, dass es dich interessiert, Liebes, aber ich bin Evelyn Brown und meine Begleiter sind Romain Dubois und Leonardo mit dem unaussprechlichen Nachnamen. Es freut uns alle sehr, deine Bekanntschaft zu machen.« Sie drehte den Kopf zurück: »Zufrieden, Leo? Und jetzt kommt, wir beenden das hier.«
Als sie wieder zu Layla hochschaute, lag in ihren Augen ein beunruhigendes Funkeln. »Happy Halloween«, wünschte sie ihr leise und rau, bevor sie dunkel lächelte.
Dann wurde Layla schwarz vor Augen.
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