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"Wirst du denn immer da sein?", fragte Louis nach einer Weile, in der wir uns bereits wieder hingelegt und zusammen unter die Decke gekuschelt hatten. "Ich gebe mein Bestes", erwiderte ich lächelnd und drückte meine Lippen an seine Stirn. Louis brummte zufrieden, schlang seinen Arm um meine Taille und zog sich noch etwas näher an mich heran.
Mit Herzklopfen beobachtete ich meinen Omega einige Zeit, schmunzelte als er in den Schlaf fand und die gesamte Zeit über ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen hatte. Ich wollte gerade ebenfalls die Augen schließen, doch Amélie meldete sich und begann zu quengeln.
Louis fing schon an sich zu bewegen, weshalb ich mich mit ihm in meinen Armen etwas mehr zu dem kleinen Mädchen hinüberbeugte und ihr über den Bauch strich. "Was ist denn los?", fragte ich wispernd und zog meine Augenbrauen besorgt zusammen. Es war doch bisher alles in Ordnung...
"W-Was ist mit ihr?", grummelte Louis leise und drehte sich zu seiner Tochter. "Alles gut, ich kümmere mich schon um Amélie. Schlaf einfach weiter, bitte", flüsterte ich ihm zu, küsste seine Wange und atmete erleichtert aus als Louis dem tatsächlich zustimmte. Bevor ich mich Amélie widmete, deckte ich Louis vernünftig zu und zog die Decke bis hoch an die Schultern. "Wir sind gleich wieder bei dir", ließ ich ihn wissen und drückte meine Lippen sachte auf seine.
Ich nahm den kleinen Alpha hoch, stieg mit ihr aus dem Nest und sah noch kurz zu Louis, bevor ich mit ihr auf den Armen das Zimmer verließ. Amélie war weiterhin am Quengeln, weshalb ich mich nicht mit ihr ins Wohnzimmer setzte, sondern direkt vor die Tür ging. Vorher schnappte ich mir jedoch eins ihrer Spucktücher, welche seit Louis' Einzug überall herumlagen.
Draußen auf der Veranda ging ich auf und ab, wiegte sie vorsichtig in meinen Armen und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Doch all das schien nicht wirklich zu helfen, sie strampelte mit ihren Beinchen und begann zu weinen. Ein ungutes Gefühl, da sie sich nicht beruhigen wollte, breitete sich in meinem Inneren aus.
"Och... Was ist denn los...? Hast du nicht gut geschlafen?", fragte ich Amélie besorgt und legte sie hoch an meine Schulter. Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf an ihren und sah mich um, während ich versuchte das kleine Mädchen irgendwie zu beruhigen.
Ob sie irgendwas spürte was ihr nicht gefiel? Oder war es doch nur ein blöder Traum, der sie aufgewühlt hatte? Hoffentlich fand Amélie bald wieder Ruhe...
Nachdenklich schloss ich meine Augen und wippte ein wenig. Zum Glück hielt das Weinen nicht allzu lang an und obwohl die Tränen stoppten, ganz beruhigte sie sich jedoch nicht. "Es ist alles gut", flüsterte ich ihr immer wieder zu und gab ihr auch mehrere Küsse auf die kleine Stirn. Es tat weh, dass es irgendetwas gab, was ihr nicht gefiel.
Ich verbrachte noch eine Weile mit Amélie an der frischen Luft, bis ich auf die Jungs, welche von der Patrouille kamen, aufmerksam wurde.
Stopp, wartet mal, ließ ich sie wissen und ging mit Amélie in meinen Armen zu Joseph und Ben.
Was ist los?, fragte ich die beiden und legte meine Hand vorsichtig auf die Schnauze des älteren. Bestimmend drehte ich seinen Kopf zur Seite und betrachtete die wenigen Blutflecken in seinem Fell. Das war viel zu dunkel als dass es frisches Blut hätte sein können.
Ben verwandelte sich, sein Bruder tat es ihm gleich. "Wir haben ein wenig aufgeräumt. Zwei Wilde haben sich gegenseitig zerfleischt. Man konnte sie vom Getreidefeld aus sehen... Dachten es wäre besser, wenn wir sie beseitigen."
Direkt nickte ich. "Ja, ist es definitiv. Die Kinder sollten sowas nicht zu Gesicht bekommen und ich möchte auch keine anderen Tiere anlocken", murmelte ich nachdenklich und drehte mich in die Richtung, in der die Felder lagen. "Wir wissen nicht, warum sie wieder so nah kommen, vielleicht ging ihnen die Beute aus? Sie waren total abgemagert und sahen aus als hätten sie schon wenige Wochen nichts erlegt."
"Das kommt vor. Solange es nur die beiden waren, haben-" Ich konnte nicht aussprechen, da Amélie mich mit ihrem Weinen unterbrach. Besorgt lehnte ich meinen Kopf wieder an ihren und fuhr mit meiner Hand über ihren Rücken. Es ist alles gut, kleine Maus, ließ ich sie telepathisch wissen und lächelte, da sie darauf ein wenig reagierte.
Sie konnte meine Stimme bereits hören?
Joseph wurde ganz neugierig, gesellte sich an meine Seite und hielt Louis' Tochter die Hand vor ihr Näschen. Amélie beruhigte sich nicht, schien dennoch nichts gegen ihn zu haben und akzeptierte, dass Joseph ihr über den Kopf strich. "Irgendwas gefällt ihr nicht...", murmelte der Beta meines Vaters und betrachtete Amélie genauer.
Mit einem leisen Seufzer bestätigte ich es und nahm das Mädchen so, dass ich sie in meinen Armen liegen hatte. Das Spucktuch nahm ich von meiner Schulter und legte es ihr auf den Bauch. Direkt griff sie danach und hielt es fest umklammert. Tatsächlich schien sie sich ein bisschen damit ablenken zu können, denn nach kürzester Zeit quietschte sie leise und sabberte die eine Ecke des Tuchs an.
"Sie ist gefüttert, gewickelt und hat alles. Sie macht nicht mal den Anschein als hätte sie Bauchweh oder andere Schmerzen. Irgendwas ist hier, was ihr einfach nicht passt..."
"Vielleicht reagiert sie sehr sensibel auf Veränderungen...? Meinte Anne nicht Amélie hätte bei der Geburt sehr viel herumgetobt und wollte kaum stillhalten? Vielleicht ist sie einfach sehr sensibel was gewisse Dinge angeht", überlegte Joseph laut und hielt dem jungen Alpha seinen Finger hin.
Amélie starrte ihn aus großen Augen neugierig an und drückte ihr Gesicht anschließend an meine Brust. "Ich gehe mal wieder rein", ließ ich die beiden wissen und dachte darüber nach was ihr nicht passen könnte. Wenn irgendwas in der Nähe unseres Dorfes wäre und es eine Bedrohung sein könnte, hätte ich es schon längst gespürt, aber da war ja nichts...
Als ich einige Minuten später zu Louis ging und mich neben seinem Kopf ins Nest setzte, wurde Amélie wieder unruhiger. Behutsam legte ich sie neben ihre Mama und auch dann dauerte es eine Weile bis sie ihre Augen schloss und langsam einschlief.
Da mich das Ganze doch mehr beunruhigte als ich zugeben wollte, schaffe ich es nicht meine Augen zu schließen und ruhig hier bei den beiden zu liegen, weswegen ich mir in der Küche einen Kaffee kochte, Liam mit ein paar Erledigungen beauftragte und mich außerhalb des Nestes mit einem Kissen, welches nicht von Louis verschleppt wurde, auf den Boden setzte. Neben mir hatte ich ein kleines Tablett mit Kaffee und Beeren von draußen, auf meinem Schoß ein paar Bücher meines Vaters.
Es verging einiges an Zeit bis Louis aufwachte und sich mit seiner Tochter beschäftigte. Er schien beim Stillen weniger Schmerzen zu haben, was mir das Gefühl von Erleichterung gab. "Lou?", fragte ich vorsichtig und schmunzelte als er seinen Kopf direkt zu mir drehte. "Gut geschlafen?", wollte ich wissen, wurde aber direkt von ihm angemeckert, warum ich nicht im Nest sitzen würde.
"Ich wollte dich nicht stören, du hast so friedlich geschlafen", erwiderte ich und war froh, dass Louis es einfach so hinnahm. "Was ist mit deinen Bauchschmerzen?", fragte ich besorgt nach und ließ meinen Blick zu seinem Bauch wandern, welcher noch immer geschwollen war. "Es fängt w-wieder an..."
Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe und nickte. "Wir sollten auch was essen, ich koche uns was und in der Zeit mache ich dir einen Tee. Vielleicht hilft der ja ein wenig." - "Kann ich liegen bleiben?" Während Louis das fragte stand ich auf und ging zu ihm hinüber. Langsam ließ ich mich neben ihm nieder, strich durch seine Haare und legte meine Hand an seine Wange.
"Natürlich kannst du das, ruh dich einfach weiter aus", wisperte ich und drückte meine Lippen an seine Stirn. Louis schnaufte leise und drängte sich mir ein wenig entgegen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen löste ich mich von ihm und hielt ihm direkt meinen Arm hin als er versuchte sich aufzurichten.
"Darf ich?", fragte ich bevor ich meine Hand auf seinen Bauch legte. Da Louis zu stimmte, tastete ich ihn vorsichtig ab und ließ meine Hand anschließend oberhalb seines Bauchnabels liegen. "Das tut weh, wenn du so drückst", jammerte er und wollte meine Hand wegziehen, doch ich ließ es nicht zu und untersuchte seinen Bauch weiter.
"H-Harry", keuchte Louis und knurrte mich sogar leise an. "Aua!" - "Tut mir leid, aber anders kann ich es nicht einschätzen." Louis grummelte, kniff mich mit seinen Zähnen an meiner Schulter. "Frechdachs", kommentierte ich seine Geste und lachte als Louis es wiederholte.
"Hey", wisperte ich als er tatsächlich anfing seine Zähne tiefer in mein Fleisch zu graben. Den Schmerz ignorierte ich so gut es ging, zog Louis sanft zurück und strich ihm das Blut von der Lippe. "Du sollst mich doch nicht so beißen..." Anstatt mir zu antworten schmiegte er sich näher an mich und biss wieder in meine Schulter.
"Louis...", fing ich mahnend an und seufzte leise. "Was ist denn los?" - "Du bist meins." Ich nickte langsam und fuhr mit meiner Hand in seinen Nacken. "Das weiß jeder, aber wenn du mich so beißt... Das hält nur für Sekunden an", murmelte ich und sah auf den Biss, welcher sich in kürzester Zeit schloss, nur das Blut blieb zurück.
Der Omega nickte langsam und wischte mir das bisschen Blut weg. "Ich will nur...", stotterte er vor sich hin und schnaufte anschließend. "Lass dir Zeit Liebster", hauchte ich in sein Ohr und lächelte als sich eine Gänsehaut auf seiner Haut ausbreitete. Louis sah mich verlegen an, drückte mir einen Kuss auf die Schulter und stand dann mit meiner Hilfe auf.
"Mag doch nicht mehr liegen bleiben", sprach er leise und sah sich ein wenig im Zimmer um. Was suchte er denn? Hatte er schon wieder Unsinn im Kopf? "Louis?", fragte ich vorsichtshalber, doch er ignorierte es und sortierte die Kissen innerhalb des Nestes neu. Oh je... Hoffentlich verabschiedete sich dieser Trieb in den nächsten Tagen.
Bevor wir in die Küche gingen schnappte ich mir noch meinen Pullover, welcher es ins Nest geschafft hatte und gab ihn Louis. Mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen zog er sich den Pullover an und schmiegte sich anschließend an meine Seite.
Etwas überrascht, da Louis mich auch in der Küche nicht mehr los ließ drückte ich ihm einen Kuss auf den Kopf und strich über seinen Rücken. "Alles in Ordnung?", fragte ich sicherheitshalber nach. "Werden die Bauchschmerzen schlimmer?" Doch zu meiner Verwunderung schüttelte er seinen Kopf und schlang seine Arme um meine Taille. "Kuscheln", wisperte Louis und drückte sein Gesicht an meine Seite.
"Du wirst ja ganz schön anhänglich", lachte ich leise als er nach dem Essen wieder meine Nähe suchte und sich im Nest angekommen auf meinen Schoß setzte. Diese anhängliche Phase war mir deutlich lieber als die Tatsache, dass er nachts herumwanderte und wie ein Irrer alles zusammensuchte. Ich musste auch noch Gemma fragen, ob sie Louis kleine Nacht und Nebelaktion mitbekommen hatte...
Der restliche Tag bestand eigentlich nur aus Kuscheln, einigen Küssen und Schlafen. Als Louis sich schon für die Nacht hingelegt hatte, war ich mit Amélie ins Bad um sie zu Baden. Nach dem Stillen hatte sie sich ein wenig übergeben. Erschrocken atmete ich ein als ich ihr den Wickelbody auszog. "Verdammt", fluchte ich leise und nahm ihr das Amulett vom Hals.
Es hatte sich ganz leicht in ihre Haut gebrannt.
"Deswegen hast du so geweint... Es tut mir leid, Kleines", wisperte ich und wusste gar nicht was ich fühlen wollte. Warum hatte ich nicht an das Amulett gedacht? Mist. Schlechtes Gewissen machte sich in meinem Inneren breit und betäubte mich. "Es tut mir so leid", entschuldigte ich mich erneut. Auch wenn sie es noch gar nicht verstand hatte das Gefühl es ihr sagen zu müssen.
Mit pochendem Herzen begutachtete die Stelle und lächelte als die Wunde langsam verschwand. "Gut machst du das", lobte ich Amélie und strich ihr über den Nasenrücken. "Deine Kräfte sind wirklich unglaublich", stellte ich fest als die kleine Wunde sogar ohne eine Narbe abheilte. Ich hatte noch unzählige Spuren aus meiner Kindheit auf der Haut. Bis da etwas ohne sichtbare Spuren verheilte, hatte es einige Jahre gebraucht.
Amélie konnte es direkt.
Diese Blutlinie war wirklich nicht zu unterschätzen.
Für einen Moment ließ ich den Welpen in den trockenen Handtüchern liegen und betrachtete das Amulett, welches immer noch sehr warm war. Es musste sich vor einigen Stunden aktiviert haben... Also war da draußen vor unserer Schutzwand doch etwas, was nicht hier hingehörte.
Nur was?
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[2086 Wörter 11/08/2021]
Oops... Was da draußen wohl rumläuft...? Habt ihr Ideen? Gibt ja so 2-3 Charaktere, welche noch am Leben sind und auf die Harry nicht wirklich gut zu sprechen ist.
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