This Is What Forever Feels Like
Die Luft um uns war kühl, und der Wind trug den schwachen Geruch von Herbstblättern mit sich. Neben mir hörte ich Jisungs leises Atmen, ruhig, fast nachdenklich.
„Glaubst du, der Fluch könnte auch mit... erzwungener Liebe gebrochen werden?" fragte er schließlich.
Ich neigte den Kopf, dachte nach. „Liebe ist Liebe, oder? Wenn jemand überzeugt ist, dass er liebt, warum sollte das nicht zählen?"
„Aber wenn es nicht echt ist... fühlt es sich dann nicht falsch an?"
Ich grinste schief, ließ ein wenig Spott in meine Stimme fließen.
„Na dann verlieb dich lieber schnell in mich, Jisung. Vielleicht retten wir damit den Tag."
Er lachte, ein weiches, herzliches Lachen, das in der kühlen Luft hängen blieb. „Du spinnst doch."
„Vielleicht." Ich zog die Beine an und stützte mein Kinn auf die Knie. „Vielleicht ist spinnen aber auch alles, was mir bleibt."
Er wurde still. Der Wind raschelte durch die Bäume, und für einen Moment dachte ich, er hätte sich abgewandt. Doch dann hörte ich, wie er sich bewegte, wie er seine Hände aneinander rieb.
„Warum sagst du das?" fragte er schließlich, leise, beinahe vorsichtig.
Ich zögerte, aber es war, als würde etwas in mir die Worte herausdrücken. „Weil ich mein Leben hasse, Jisung. So einfach ist das."
Er rührte sich nicht, aber ich spürte, wie die Stille zwischen uns dichter wurde.
„Minho..." Seine Stimme war fast ein Flüstern.
„Nein, lass mich das sagen." Ich richtete mich auf, drehte mein Gesicht in seine Richtung, obwohl ich nur Dunkelheit sah.
„Ich hasse es, blind zu sein. Ich hasse es, ständig von allem und jedem abhängig zu sein. Ich hasse es, ständig verspottet zu werden, nichts selbstständig tun zu können. Das ist kein Leben. Es ist... eine Strafe."
Die Worte brannten, als ich sie aussprach, und ich merkte, wie mein Atem schneller wurde. Meine Hände zitterten leicht, und ich ballte sie zu Fäusten, um es zu verbergen.
„Ich will nicht mehr so leben", fügte ich hinzu, leiser jetzt, fast erstickt. „Ich will das alles nicht mehr."
Jisung blieb still. Dann, nach einer scheinbar endlosen Pause, hörte ich ihn sich bewegen. Er legte eine Hand auf meine, leicht, fast unsicher.
„Ich mag dich, Minho", sagte er plötzlich, seine Stimme fest.
Ich blinzelte. „Was?"
„Ich mag dich", wiederholte er.
„Nicht aus Mitleid. Nicht, weil du blind bist oder weil ich das Gefühl habe, dass du mich brauchst. Sondern weil du... du bist. Ich mag deine Art zu sprechen, deinen Humor, selbst wenn er sarkastisch ist. Und ich mag, wie du die Welt wahrnimmst, auch wenn du sie nicht sehen kannst."
Ich schluckte, wusste nicht, was ich sagen sollte.
„Wir kennen uns noch nicht lange, ich weiß", fuhr er fort.
„Aber ich meine das ernst. Du bist mir wichtig, Minho. Und wenn du dein Leben gerade hasst... dann lass mich dir zeigen, dass es mehr gibt. Dass es sich lohnt."
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Ich spürte, wie sich etwas in meiner Brust zusammenzog, ein schmerzhaftes, aber seltsam warmes Gefühl.
„Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann", flüsterte ich.
„Dann lass mich dir dabei helfen." Seine Hand drückte meine leicht, und ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. „Wir machen das zusammen, okay?"
Ich nickte langsam, auch wenn ich nicht sicher war, ob er es sehen konnte. Vielleicht konnte ich es selbst nicht glauben, aber seine Worte hinterließen Spuren.
Für einen Moment saßen wir einfach nur da, während der Wind um uns herum flüsterte und die Dunkelheit in meinem Kopf sich ein wenig leichter anfühlte.
Der Wind hatte sich verändert. Es war kühler geworden, und ich spürte feine Tropfen auf meinem Gesicht. Sie waren so leicht, dass ich sie kaum bemerkte, aber genug, um mich an den Rand der Realität zurückzuholen.
„Es fängt an zu nieseln", bemerkte Jisung neben mir. Seine Stimme war vorsichtig, als wollte er mich nicht stören. „Vielleicht sollten wir reingehen."
Ich schüttelte den Kopf, ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. „Du schuldest mir noch eine Farbe."
Er lachte leise, ein Ton, der sich warm in die kühle Luft legte. „Na schön. Aber du schuldest mir dafür erst noch eine Geschichte. Oder... eine Wahrheit."
„Eine Wahrheit, hm?" Ich überlegte kurz, bevor ich sprach.
„Ich habe Angst davor, einsam zu sein."
Jisung schwieg, und ich spürte, wie sich die Luft zwischen uns veränderte. Es war keine unangenehme Stille, aber sie war schwer, voll von Gedanken, die unausgesprochen blieben.
„Einsamkeit ist schlimm", sagte er schließlich. Seine Stimme war weich, fast tröstend. „Aber ich denke, du bist nicht so allein, wie du glaubst, Minho."
Ich zuckte mit den Schultern, wollte nicht weiter darüber nachdenken. „Und jetzt? Deine Farbe?"
„Weiß", sagte er schließlich.
Ich runzelte die Stirn.
„Weiß? Das klingt... langweilig."
Er lachte wieder, und ich hörte, wie er sich neben mir bewegte. „Weiß ist alles andere als langweilig. Weiß ist... Reinheit. Klarheit. Es ist wie der Schnee, der alles umhüllt, wie ein neuer Anfang."
„Ich kenne keinen Schnee", murmelte ich.
„Dann stell dir vor, es ist wie die Berührung von kalten Regentropfen auf deiner Haut", erklärte er. „Oder wie der kühle Atem des Windes, der dich erfrischt. Weiß fühlt sich leicht an, frisch, aber gleichzeitig auch unberührt."
Ich schwieg, ließ seine Worte auf mich wirken. Die Vorstellung von „leicht" und „unberührt" war seltsam, aber irgendwie beruhigend.
Der Regen wurde stärker, und ich hörte, wie er auf die Blätter um uns herum trommelte. Die Tropfen wurden schwerer, fanden ihren Weg durch meine Haare und über mein Gesicht. Ich spürte, wie die Feuchtigkeit sich langsam durch meine Kleidung fraß, und ich konnte den feuchten, erdigen Geruch des Regens in meiner Nase riechen.
„Wir sollten wirklich reingehen", sagte Jisung, aber seine Stimme klang nicht drängend.
Ich nickte. „Vielleicht."
Als wir aufstanden, hörte ich, wie er seinen Atem kurz anhielt. Dann, bevor ich mich abwenden konnte, spürte ich plötzlich seine Arme um mich. Es war eine warme, sichere Umarmung, die all meine Anspannung kurz verschwinden ließ.
Doch bevor ich etwas sagen konnte, kam etwas, das ich nicht erwartet hatte. Seine Lippen berührten meine - leicht, zögernd, aber ehrlich.
Ich erstarrte, spürte den Regen auf meiner Haut, schmeckte ihn auf meinen Lippen, aber da war auch etwas anderes: Jisung.
Als er sich zurückzog, war seine Stimme ruhig, fast flüsternd.
„Wir werden unsere Flüche gemeinsam brechen, Minho. Ich verspreche es."
Ich stand da, konnte nicht sprechen, konnte kaum denken. Doch als ich den Regen und seinen Geruch wieder wahrnahm, spürte ich ein Lächeln auf meinen Lippen.
„Gemeinsam", flüsterte ich, fast nur für mich selbst. Dann drehte ich mich um und ging ins Gebäude zurück, den Regen und Jisungs Worte noch immer auf meiner Haut.
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