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17 • 7 | Azvar

Den restlichen Tag nutzte ich bewusst mit Aufgaben, die viel Konzentration erforderten, um nicht durchgehend an den Gefangenen zu denken. Ich dachte mich in einen Entwurf Eljinas für eine Umgestaltung des Heers ein, die zugegebenermaßen nicht ganz unpraktisch wäre, und verfasste einen Antwortbrief an zwei der Fürsten, die mich seit der Verlobung mit Kaira nicht mehr allzu gern mochten. Sie erwarteten beide, dass ich ihrem Willen nachkam und dachten wohl, sie hätten mehr Einfluss auf mich, als sie tatsächlich hatten.

Ich hatte den Eindruck, dass Kaira mir aus dem Weg ging. Sie kam erst spät ins Schlafzimmer, als ich mich gerade ins Bett legte, und sprach recht wenig. Da ich aber ebenfalls vollkommen übermüdet war, beschloss ich sie erst am Morgen darauf anzusprechen und jetzt schlafen zu gehen.

Als ich aufwachte, schien sie jedoch noch tief zu schlafen und irgendwie brachte ich es nicht übers Herz, sie jetzt aufzuwecken. Also war ich leise, während ich mich anzog und zum Frühstücken ging.

Weit kam ich nicht.

Mit aufgerissenen, panischen Augen kam mir ein junger Soldat entgegen, der sich so hastig verneigte, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor. "Ar Mhlenae, der Gefangene ... der Prinz ... weg ... die Wachen ... tot", stammelte er und schüttelte immer wieder den Kopf, als versuchte er eine Fliege zu vertreiben.

Rücksichtslos und vermutlich ein wenig grob packte ich ihn am Kinn und funkelte ihn an. "Was?"

Der Soldat schluckte und starrte angstvoll in meine Augen, sichtlich bemüht sich zusammenzureißen. "Die ... die Wachen, die vor der Zelle waren, sind ... alle tot. Der Prinz ist weg. Die ... Eisenmanschette liegt aufgebrochen neben der Tür."

Es dauerte einige Sekunden, bis ich merkte, dass meine Finger sich in seine Haut bohrten und dort vermutlich einen Abdruck hinterlassen würden. Ruckartig ließ ich ihn los. "Geh Generalin Eljina holen. Sofort."

Der junge Mann verneigte sich, nickte und rannte davon, während ich durch die Korridore in den der Zelle eilte. Einem Offizier, der mir auf dem Weg entgegen kam, gab ich die Anweisung, einen Suchtrupp zusammenzustellen und diesen sofort loszuschicken.

Noch während ich den Befehl gab, wusste ich, dass er sinnlos war. Wenn Najik geflohen war, würde ihn kein Suchtrupp am Boden finden. Egal, wie lädiert seine Flügel waren, wie geschwächt er sein mochte. So dumm war er nicht.

Die Leichen lagen mitten im Gang. Die Kehle war ihnen glatt durchgeschnitten worden. Das Fenster gegenüber der Tür war umgeben von Glasscherben, die teilweise noch im Rahmen hingen und dort einige scharfkantige Verletzungsgefahren darstellten. In der Zelle neben der Tür lag das aufgebogene Eisengebilde, das Najik vom Fliegen abgehalten hätte.

Er war weg. Drei Soldaten untersuchten die Leichen, doch es war auf den ersten Blick klar, dass für sie jede Hilfe zu spät kam. Teilweise war das Blut schon eingetrocknet, die Körper kalt, die Haut aschgrau. Sie waren schon länger tot und damit hatte der Prinz auch einen Vorsprung, den wir nicht mehr aufholen würden.

Ich tobte. Ich brüllte und schlug meine Faust in den von Scherben gezierten Fensterrahmen, sodass meine Hand blutete, musste mich dann zusammenreißen niemanden umzubringen. Ich machte jeden dafür verantwortlich, der irgendwie verantwortlich sein konnte, und ich hasste mich selbst für die Naivität, Najik nicht sofort zu töten.

Wieso hatte ich ihn Leben lassen? Wieso hatte ich nicht damit gerechnet, dass er verschwinden würde? Niemand, der noch ganz richtig im Kopf war, hätte ihn einfach so am Leben gelassen, mit so geringen Sicherheitsvorkehrungen! Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein?

"Azvar, wir müssen Suchtrupps organisieren, die in einem Radius von hier bis zum Meer alles nach ihm absuchen. Wenn wir-"

"Nein." Ich hatte mich abreagiert, doch Eljinas Stimme war gerade zu vernünftig und zu ruhig, als dass ich ihr hätte zuhören können. "Er ist längst über alle Berge. Wir haben unsere Chance verspielt."

"Aber er war verletzt. Sicher konnte er nicht so weit -"

"Eljina." Ich war selbst überrascht, wie kalt meine Stimme klang. "Schau dich um. Er kann nicht alleine sechs Wachen umbringen, die an gegenüberliegenden Enden des Korridors liegen und er kann sich nicht selbst das Eisending aufbiegen. Er hatte Hilfe und diese Hilfe wird ihn nicht im Gebüsch liegen lassen."

"Es ist nicht die Art der Lazaliv, so still und heimlich anzugreifen. Wenn sie Najik befreit hätten, wäre der ganze Palast unter Beschuss gestanden, nicht nur sechs Soldaten."

"Was willst du damit sagen?", schnappte ich und baute mich vor ihr auf.

Eljina biss sich auf die Unterlippe und hielt meinem Blick nicht stand. "Er muss Hilfe gehabt haben. Aber wenn sie nicht von den Lazaliv außerhalb des Palastes kam ..." Sie ließ den Satz unbeendet und sah zaghaft zu mir auf.

Ich wusste, was sie mir damit sagen wollte. Dieser Gedanke lauerte schon seit mehreren Minuten in meinem HInterkopf, ich hatte ihn bisher nur noch nicht zugelassen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, die verletzte verteilte so das Blut auch auf meinen Fingern. Die Nägel bohrten sich schmerzhaft in meinen Handballen. Mein Kiefer krampfte vor Anspannung, doch lockern konnte ich mich nicht.

Ohne Eljina noch eines Blickes zu würdigen, ging ich an ihr vorbei und verließ den Ort des Geschehens. Najik war ohnehin weg und ich brauchte Gewissheit. Jetzt sofort.

Kaira kam mir entgegen, kurz bevor ich wieder in unseren Gemächern war. Wortlos zog ich sie in einen kleinen Nebenraum mit unbenutzten Möbeln und ignorierte ihren Protest, als mein Griff sich schraubstockartig um ihren Oberarm schloss. Die Tür fiel hinter uns ins Schloss und ließ uns in einer durch ein kleines Fenster spärlich durchbrochenen Dämmerung zurück.

Mit verschränkten Armen baute ich mich vor ihr auf und überragte sie um mehr als einen Kopf. Sichtlich verunsichert sah sie zu mir hoch. "Azvar?"

"Najik. Ist entkommen. Er hatte Hilfe." Für mehr als abgehackte Brocken war mein verkrampfter Kiefer noch nicht imstande.

Kaira sah erschrocken aus. Wenn sie es spielte, spielte sie es gut. "Was?"

"Er hatte Hilfe. Innerhalb des Palastes." Ich kam ihr näher und sie wich zurück, bis sie die Wand im Rücken hatte. Eine Spur Angst zog über ihr Gesicht und normalerweise hätte ich spätestens jetzt sofort aufgehört. Diesmal nicht. Vielleicht war Angst genau das, was ich brauchte.

"Und du verdächtigst mich?"

Ich konnte ihre Stimme nicht lesen, ebenso wenig wie ihren Ausdruck. Doch als ich sie am Kinn packte, war die Angst wieder da. Mein Gesicht war keine zwei Zentimeter mehr von ihrem entfernt und ich zwang sie, mir direkt in die Augen zu sehen.

"Ich frage dich das genau einmal und wehe dir, wenn du mich anlügst. Ich warne dich", zischte ich. "Hast du deinem Bruder geholfen zu entkommen?"

Kaira erwiderte meinen Blick und sah nun kühl und verschlossen aus. "Ich bin deine Verlobte. Wie kannst du nur?"

"Du bist seine Schwester. Du wolltest nicht, dass er stirbt."

Wütend funkelte sie mich an. "Natürlich wollte ich das nicht! Ich wollte auch mit ihm sprechen, aber deine Wachhunde wollten mich nicht zu ihm lassen! Weil du ihnen gesagt hast, sie sollen niemanden durchlassen!"

Eine leise Stimme der Vernunft meldete sich in meinem Kopf zu Wort. Ich hatte ihnen tatsächlich gesagt, sie sollten niemanden durchlassen. Und Kaira war tatsächlich meine Verlobte. War es richtig, sie zu verdächtigen?

Langsam, fast schon unbewusst, lockerte ich meinen Griff und sie fasste sich mit einer Hand an den Kiefer. "Das war fester als nötig, Azvar", sagte sie und klang deutlich gereizt.

Vielleicht hatte sie deswegen gestern Abend schlechte Laune gehabt. Weil sie nicht mit ihrem Bruder sprechen konnte und weil ich schuld war. Deswegen war sie so wortkarg gewesen. Es würde Sinn machen.

"Tut mir leid", murmelte ich zerknirscht und trat einen Schritt zurück.

"Überleg es dir nächstes Mal, bevor du deine Verlobte des Hochverrats bezichtigst. Ich hatte das alles schonmal, ein zweites Mal muss nicht sein."

"Ich weiß."

"Bis später", sagte sie kurz angebunden und rauschte an mir vorbei aus der Tür.

Erst, als diese schon mehrere Sekunden nach ihr wieder ins Schloss gefallen war, ließ ich das Gespräch nochmal vor meinem inneren Auge ablaufen. Und suchte vergeblich nach einem eindeutigen Nein auf meine Anschuldigungen.

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