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15 • 6 | Kaira

Ich sah nicht eindeutig, wie Azvar sich veränderte. Hätte ich ihn unverwandt angesehen, wäre mir keine Veränderung aufgefallen. Zuerst sah ich auch keine, dann fiel mir sein Haar auf, das sich stärker lockte. Seine Haut wirkte heller, seine Wangenknochen traten stärker hervor, ebenso sein Adamsapfel. Als ich wieder in sein Gesicht sah, prangte dort eine Narbe, die sich über seine Nase zog und in seinem Auge endete. Kurz blieb mein Blick an seiner Nase hängen, die nicht mehr ganz perfekt geformt war, als hätte er sie sich vor Jahren einmal gebrochen. Noch bevor ich mich fragte, wie ein behüteter Prinz es schaffte, sich die Nase zu brechen, sah Azvar wieder auf.

Kein pechschwarzer Blick traf meine Augen. Kein dunkler Ausdruck, kein minimales helles Schimmern im Schwarz seiner Iris.

Golden wie flüssiger Honig blickten mich seine Augen an.

Die restlichen Veränderungen waren vergessen. Ich verlor mich in den honiggoldenen Tiefen seines Blickes, in diesem Funkeln, das so anders aussah und doch so vertraut war. Erst nach mehreren Sekunden fiel mir auf, dass sein linkes Auge, das, bei dem die Narbe endete, leicht getrübt war, einen milchig weißen Schimmer darüber gelegt hatte.

Mir wurde klar, wieso er beim Schwertkampf links immer ein wenig langsamer reagierte. Wieso er so bedacht darauf war, niemandem sein wahres Aussehen zu zeigen. Wieso es ihm schwerfiel, sein Gesicht zu offenbaren.

Der Blick aus diesen unfassbar goldenen Augen wurde herausfordernd und ich wusste, dass er auf eine Antwort von mir wartete.

"Dein Auge", sagte ich leise und war in Versuchung, ihm so nahe zu kommen, dass ich sein Gesicht berühren konnte. Sein Gesicht, das irgendwie fremd war und doch noch die vertrauten Züge innehatte, das ich so gut kannte und nun neu erkunden konnte, neue Details entdeckte, wie das kleine Muttermal auf seiner Schläfe. "Ist es ...?"

"Nicht vollständig." Seine Stimme klang hart, seine Miene verschloss sich vor mir. Auch jetzt fiel es ihm nicht leicht, eine Schwäche zuzugeben. "Nicht einmal ein Zehntel der Sehkraft habe ich noch, sagen die Ärzte. Wenn ich mein Gesicht, meine Augen verändere, wird es mehr."

Ich schwieg und versuchte mich zu entscheiden, ob ich jetzt noch verletzt war. Konnte ich ihm einfach so verzeihen? Vertraute ich ihm? Ich wusste es nicht. Und wie sollte ich mich konzentrieren, wenn diese honigfarbenen Augen mich so sehr faszinierten?

"Mein Vater hat mir diese Wunde zugefügt."

Langsam schüttelte ich den Kopf und sah ihm genau an, wie schwer ihm diese Situation gerade fiel. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht ganz so emotionslos aussehen konnte, wenn er sein Gesicht in seiner wahren Form zeigte. Teilweise war er in diesem Moment ein offenes Buch für mich. Ich sah seine Anspannung, seine Hoffnung, seine Nervosität.

"Wieso?" Ganz konnte ich das Mitleid nicht aus meiner Stimme verbannen und ich sah, wie er unwirsch den Kopf schüttelte. Es war also auch ihm nicht entgangen.

"Er hat im Rat eine Abstimmung veranlasst und ich habe offen gegen ihn gestimmt. Die entscheidende Stimme, weswegen er seinen Willen nicht bekommen hat. Er ist völlig ausgerastet und mit einem Messer auf mich losgegangen. Diese Wunde war der Grund dafür, dass ich die Prüfung zum Soldaten erst später abgelegt habe."

Ich nickte langsam und konnte noch immer nicht den Blick von ihm abwenden. Nun fielen auch mir keine Worte mehr ein, zumal ich auch nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Mehrere Minuten vergingen, in denen wir uns nur ansahen und anschwiegen und scheinbar keiner wusste, was er sagen sollte. Noch immer fiel es mir schwer, den honigfarbenen Augen zu entkommen.

"Sag etwas", forderte Azvar nach einer langen Stille und ich hörte, wie angespannt er war. Mir wurde klar, dass ich noch immer meine Flügel entfaltet hatte und er die weißen Federn immer wieder nervös beäugte. Seufzend verbarg ich meine Schwingen wieder.

"Hast du noch einmal mit Eljina geredet?"

Er biss sich auf die Unterlippe und schüttelte vorsichtig den Kopf. "Ich bin ihr aus dem Weg gegangen", gab er zögerlich zu und musterte mich, als hätte er Angst, dass ich nun wieder flüchten würde.

"Rede mit ihr", forderte ich. "Und sorg dafür, dass sie weiß, dass du mir gehörst."

Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Es war dasselbe wie sonst auch, lediglich die Augen funkelten golden, nicht schwarz. "Heißt das, du hast mir verziehen?"

Ich legte den Kopf schief und zögerte. Eigentlich schon. Aber irgendwie auch nicht. Die Enttäuschung konnte ich nicht einfach vergessen. Aber er hatte mir gezeigt, wie er wirklich aussah. Das bewies doch sein Vertrauen, oder? Und dass es ihm ernst war?

"Ich bin auf dem Weg dorthin", sagte ich schließlich und trat auf ihn zu. Dem Bedürfnis nachgebend streckte ich eine Hand aus und legte sie an seine Wange, strich mit dem Daumen über die Narbe. Zuerst zuckte er ein wenig zurück, wirkte so, als wolle er vor der Berührung zurückweichen, doch dann blieb er ruhig stehen. Meine Finger wanderten über die Narbe zu dem kleinen Muttermal an der Schläfe, über seine geschwungenen Augenbrauen und fuhren dann einmal durch seine dunklen Locken. "Du siehst genauso attraktiv aus wie sonst, Azvar. Ich weiß nicht, wie du auf die Idee kommst, ich könnte dich wegen einer kleinen Narbe abstoßend finden", sagte ich leise, dann zog ich meine Hand weg und war durch die Balkontüren der eisigen Kälte draußen entkommen, noch bevor Azvar sich wieder rührte.

Als ich wieder in die Küchen trat, fühlte sich die Hitze des Raumes an wie eine Sauna, doch genoss ich diese Temperatur, nachdem ich so lange draußen gestanden hatte. Ich fand mich in einer Traube aus neugierigen Caraliv wieder, die alle wissen wollten, was der König hier gewollt hatte und wieso er mir so eilig gefolgt war. Mit Mühe wimmelte ich alle ab und verzog mich mit Krijan in eine ruhige Ecke.

So leise, dass nur er mich hören konnte, erzählte ich ihm von den Ereignissen der letzten halben Stunde, ließ lediglich die Details über Azvars Aussehen weg. Es war seine Entscheidung, wem er sich zeigen wollte und ich würde sein Vertrauen nicht missbrauchen, indem ich herumposaunte, wie der König in Wahrheit aussah.

Krijan schwieg eine Weile und schien über meine Worte nachzudenken. "Hast du ihm verziehen?", fragte er dann.

Seufzend zuckte ich mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Er war eigentlich ganz niedlich. Und ich glaube, es war ihm wirklich wichtig."

"Das war es. Er hat sogar einigermaßen neutral mit mir gesprochen, nur um herauszufinden, ob du noch da bist", meinte er und lächelte, als ich mich an ihn lehnte und den Kopf auf seiner Schulter ablegte.

"Ich war kurz davor wegzufliegen", murmelte ich leise. "Aber ich hätte ein paar Minuten gebraucht, bis ich mich hätte überwinden können."

"Wohin wärst du gegangen?"

"Nicht die geringste Ahnung. Aber ich kann nicht gehen. Ich vermisse Azvar", gab ich zu, das erste Mal seit Tagen, dass ich mir diese Tatsache eingestand. "Ich würde ihm gerne wieder nahe sein. Das ist widersprüchlich, nicht wahr?"

"Ja", bestätigte Krijan und ich spürte sein Nicken an meinem Kopf. "Aber verständlich."

"Apropos vermissen." Ich richtete mich auf und sah ihn mit einem kleinen Lächeln an. "Wann siehst du denn deine Freundin wieder?"

"Sie ist nicht meine Freundin!", protestierte er im altbekannten Tonfall, der seine Worte Lügen strafte. "Morgen", gab er dann aber leiser zu.

"Und?"

"Was und?"

Ich verdrehte die Augen. "Und was hast du vor mit ihr zu machen?"

"Wir ... hatten an ein Picknick gedacht", meinte er und wich sichtlich verlegen meinem Blick aus. "Im Palastpark. Ich bringe das Essen mit."

Grinsend musterte ich ihn. "Romantiker, du."

"Gar nicht."

"Aber sicher. Erzähl mir dann, wie es war. Sonst erzähle ich dir nie wieder etwas."

"Als ob du das hinbekommen würdest", neckte er mich und für einen Moment grinsten wir uns beide an. Ich merkte, wie gut es mir tat, mich kurz von Azvar abzulenken. Danach würde ich vielleicht wieder etwas distanzierter über die Sache nachdenken können.

Insgeheim war mir aber bereits klar, dass ich ihm nicht mehr lange aus dem Weg gehen konnte. Zu sehr sehnte ich mich nach seinen sanften Händen, einem liebevollen Blick aus schwarzen Augen. Das Bild davon wurde verdrängt, als ich an seine Augen vor wenigen Minuten dachte. Deutlich standen sie mir in Erinnerung und ließen einen Tropfen süßen, goldenen Honigs in mein Herz fallen.

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