12 • 6 | Kaira
Stille folgte auf diese Worte. Eine kurze Stille, die voller Spannung und doch frei von jeglichen Gedanken war.
Ich liebe dich, Kaira.
Die Worte hallten in mir wider, wiederholten sich in meinem Kopf mehrmals und fanden schließlich ihren Platz tief in meinem Inneren, wo sie gut behütet für immer bleiben würden.
Von ganzem Herzen.
Am Rande spürte ich, wie mein Pulsschlag sich verschnellerte. Mein Herzschlag flatterte, schien gleichzeitig tiefer und kräftiger zu sein, als zehrte er an diesen Worten. Als heiße Glut ruhten sie in mir und wärmten mich von innen nach außen.
Wie sanfter Wind an entfalteten Flügeln begann die Realität an mir zu zupfen. Langsam umschloss ich mit meiner Hand die Azvars. Ein Gefühl überkam mich, heiß und verlangend, kalt und stürmisch, unkontrolliert und alles verschlingend.
Ich wusste nicht, wann es passiert war, doch von einem aufgeregten Herzschlag auf den anderen waren meine Lippen fest mit seinen verschlossen. Seine Brust drückte sich an meine und strahlte eine Hitze aus, die mich noch mehr befeuerte. Meine Lippen teilten sich und gewährten seiner Zunge Einlass, sein Geschmack explodierte in meinem Mund und nahm jeden Winkel ein.
Seine Hände fanden ihren Weg zu meinem Rücken, wo er mit überraschend präzisen Bewegungen die Verschnürung des Kleides öffnete und der schwere Rock zu Boden fiel. Mit einem Zug löste er die Bänder des Korsetts, nahm es von meiner Hüfte und ließ mich lediglich mit einem leichten Unterrock bekleidet zurück. Für einen Moment unterbrachen wir den Kuss, holten beide tief Luft und unsere Blicke trafen sich.
Mein logisches Denken setzte aus und die Leidenschaft übernahm die Kontrolle über meinen Körper.
Ich wollte Azvar. Ich wollte ihn hier und jetzt und mit jeder Faser meines Seins.
Mit einer fließenden Bewegung zog er sich das Hemd über den Kopf und ließ es zu Boden fallen. Das Licht der Kerzen malte Schatten über seinen attraktiven Oberkörper, seine breiten Schultern, seine Muskeln, die von einer Gänsehaut überzogen waren und sich unter der gebräunten Haut spannten.
Gleichzeitig kamen wir wieder aufeinander zu, meine Hände strichen über seinen aufgeheizten Körper, fanden seinen Gürtel, öffneten ihn und warfen ihn beiseite, während er mit seinen Lippen über meinen Hals wanderten. Die Krone rutschte von seinem Kopf. Mit einem dumpfen Geräusch schlug das wertvolle Metall auf dem Boden auf, unbeachtet von Azvar und mir. Ein Keuchen entfuhr mir, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte, als seine Hände meine Kurven entlangstrichen, als seine Lippen abermals die meinen fanden und wir uns in einem intensiven, gierigen Kuss wiederfanden.
Und dann kamen die Erinnerungen. Der grobe Griff um meine Oberarme, der harte Steinboden unter meinem Rücken, der übelriechende Atem in meinem Gesicht, die schwieligen Hände auf meinem entblößten Körper. Der Schmerz dieses Moments, das Entsetzen, der Schock, die unfassbare Hilflosigkeit.
Keuchend riss ich mich von Azvar los und trat einen Schritt zurück. Er starrte mich an, seine Augen im dämmerigen Licht nur schwarze Höhlen mit leichtem Funkeln darin, sein Gesicht kaum leserlich. Mir wurde bewusst, dass das Unterkleid, das ich noch trug, aus leichter Seide bestand und man jede Rundung, jede Form meines Körpers durchsehen konnte. Verunsichert wich ich noch einen Schritt zurück.
"Kaira."
Die Emotionen in Azvars Stimme lieferten sich einen erbitterten Kampf um die Oberhand. Die Enttäuschung, das Verlangen, die erstickte Hoffnung.
So leer mein Kopf vor einigen Sekunden noch gewesen war, so schnell rasten nun die Gedanken hindurch, wechselten von panischer Angst zu leidenschaftlicher Begierde, von altbekannter Verunsicherung zu neu erwachter Lust. Meine Sicht verschwamm. Ohne etwas dagegen tun zu können, zog ich mich in mich selbst zurück, verschloss mich vor dieser völlig absurden und gleichzeitig unglaublich anziehenden Vorstellung, jetzt noch einen Schritt weiterzugehen.
Lautlos trat Azvar näher. Ich bemerkte ihn erst, als er wieder dicht vor mir stand. Reflexartig hob ich den Blick und sah in seinen Augen einen Spiegel meiner eigenen Gefühle. Zitternd atmete ich ein. Ich ertrank in seinen schwarzen Augen, erstickte in seinem Duft, wusste, dass er ebenso aufgewühlt war wie ich und fand doch die Ruhe in ihm, die mir gerade fehlte.
Und dann war er überall. Ich nahm nichts mehr wahr außer ihm, seinen Händen auf meinem Körper, seinen Lippen auf meinen, seinem Geruch in meiner Nase, seinem Blick direkt in meinen Augen. In diesem Moment vergaß ich den Schmerz, den Schock, die Angst, die mich bisher immer überkommen hatte. Es gab nur noch Azvar und Azvar war sanft, leidenschaftlich und liebevoll.
Seine Hose landete auf dem Boden, für einen Moment lösten wir uns voneinander, schnappten nach Luft und konnten gleichzeitig die Hände nicht voneinander lassen. Es kostete mich doch ein wenig Überwindung, die glatte Seide von meinen Schultern zu streifen und sie langsam zu Boden gleiten zu lassen. Doch als ich Azvars Blick auf meinem Körper spürte, als ich den Ausdruck in seinen Augen sah, verglühte der letzte Rest Unsicherheit in der Hitze des Moments.
Im nächsten Moment küssten wir uns wieder und er erkundete jeden erreichbaren Zentimeter Haut mit seinen Händen. Seine Finger zogen eine Spur aus wohligem Genuss hinter sich her. Wellen aus Hitze pulsierten durch meinen Oberkörper und trafen sich in meinem Unterleib. Noch nie hatte ich so sanfte Berührungen gespürt, war so erfüllt von Leidenschaft gewesen und so unfähig noch einen klaren Gedanken zu fassen.
Irgendwie schafften wir es zum Bett. Ich wusste nicht, wie wir dorthin gekommen waren, doch ich spürte die Matratze unter mir, die weichen Kissen und die warme Decke um mich herum. Hauptsächlich spürte ich jedoch Azvar über mir, seine Zunge in meinem Mund, seine Hand, die über die Innenseite meiner Oberschenkel strich, während die zweite ihren Weg zu meiner Brust fand und die empfindliche Haut dort mit einer Gänsehaut überzog.
Keuchend unterbrachen wir den Kuss ein weiteres Mal. Atemlos schnappte ich nach Luft und versuchte vergeblich, meinen Herzschlag zu beruhigen. Wie ein gefangener Vogel flatterte es hin und her, überschlug sich und erfüllte mich mit einem Gefühl, das nichts anderes war als freudige Erwartung.
Für ein, zwei Sekunden trafen sich unsere Blicke. Das Schwarz seiner Augen wirkte wie ein See, der mich gnadenlos verschlang und alles andere in den Hintergrund rücken ließ. In seinem Blick lag eine Frage. Er wollte eine letzte, bestätigende Antwort haben, wollte, dass ich mir sicher war. Erneut durchfuhr mich eine Sturmflut an Gefühlen für ihn und meine Antwort äußerte sich drei leisen, geflüsterten Worten.
"Ich liebe dich."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro