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10 • 4 | Azvar

Die nächsten Tage waren voll von Vorbereitungen. Es gab die Bestattung Amroths, meine Krönung und die Reise zu organisieren. Ich verfasste einen Brief, der dann vierundzwanzig Mal abgeschrieben und mit einem Boten an die Fürsten verschickt wurde. Die kleineren Aufgaben delegierte ich weiter, doch musste ich trotzdem jegliche Planung absegnen und alles zusammenfügen.

Es war eine anstrengende Arbeit, bei der ich mit vielen Leuten zusammenarbeiten musste, doch ich stürzte mich hinein und lastete mich komplett aus. In jeder freien Minute kehrten meine Gedanken wieder zurück zu Enlaya und deshalb lenkte ich mich rund um die Uhr ab.

Ein Nachteil der vielen Arbeit war jedoch, dass ich nicht viel Zeit für Kaira hatte. Jetzt, da sie Unterstützung hatte und einige Aufgaben weitergeben konnte, hatte sie um einiges mehr Zeit als ich und ich sah ihr an, wie enttäuscht sie war, wenn ich Stunden unterwegs und abends zu erschöpft war, um noch lange Zeit mit ihr zu verbringen.

Doch sie blieb still und beschwerte sich nicht laut darüber. Wann immer ich Zeit hatte, war sie bei mir. Wenn ich reden wollte, redete sie mit mir, wenn ich ihre stille Gesellschaft wollte, setzte sie sich zu mir und umarmte mich. Ich verließ mich auf sie und stellte am Abend vor meiner Krönung erst wirklich fest, wie sehr ich sie brauchte.

Der Stress der vergangenen sechs Tage holte mich mit voller Wucht ein. Als ich auf dem Balkon stand und über die hell beleuchtete Stadt blickte, wurde mir bewusst, dass ich für jedes einzelne dieser Leben verantwortlich war. Meine Entscheidungen würden Auswirkungen auf ihre Familie, ihre Heimat, ihre Zukunft haben und es gab niemanden mehr, der mich dabei unterstützte. Das ganze Land ruhte in meiner Hand und es lag an mir, es sanft bei mir zu halten oder es in den Abgrund des Krieges stürzen zu lassen.

Tief atmete ich ein. Ich war vorbereitet. Ich hatte mein ganzes Leben nichts anderes getan, als mich auf diese Situation vorzubereiten. Langsam atmete ich aus. Morgen würde die Krone auf meinem Haupt sitzen und ich würde den Schwur ableisten, mein Land mit allem, was ich hatte, zu schützen. Auch mit meinem Leben, wenn es sein musste. Ich würde bis zu meinem Tod regieren und ich würde im Dienst für mein Land sterben. Das war meine Aufgabe. Und vor mir würden Tausende an Soldaten sterben, die ihre Kinder, Eltern und Freunde zurücklassen würden. Alles durch meine Hand.

Natürlich konnte ich mich beraten lassen. Dafür war der Rat da. Doch es würden dennoch meine Entscheidungen sein, die Familien auseinanderrissen, die Leben beendeten und Leid hervorriefen.

Mir wurde schlecht. Wie konnte ich eine solche Verantwortung mit aufrechten Schultern tragen? Wie konnte ich mir einbilden, über Millionen von Caraliv zu gebieten, von denen die Hälfte vermutlich bessere Entscheidungen treffen könnte?

Die Lichter der Stadt verschwammen vor meinen Augen und ich verlor meinen Fokus. Ich war nicht bereit dafür, ein Land zu regieren. Wieso hatte mein Vater mich nicht dazu gebracht, mehr zu arbeiten? Ich hätte noch mehr von ihm lernen, früher mehr Aufgaben übernehmen müssen.

Krampfhaft klammerte ich mich an den kühlen Stein der Balustrade vor mir. Ich konzentrierte mich auf meine Hände, die sich an diesem Geländer und mich gleichzeitig im Hier und Jetzt festhielten. Wie aus dem Nichts stürzten Erinnerungen auf mich ein, gegen die ich nichts tun konnte und die mich in einem Strudel aus Trauer und Verzweiflung zu ertränken drohten.

Die Geburt Enlayas, das schreiende Bündel in den Armen meiner Mutter. Mein Vater, der lächelte, wirklich lächelte, und seine Tochter so sanft hielt, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Dann er, wie er mich ohrfeigte, wie er mich anbrüllte und wie ich danach, nachts, allein in meinem Bett, in Selbstzweifeln versank. Die Bestattung meiner Mutter, eine schluchzende Enlaya, ein König, der sich nichts anmerken ließ, die Flammen heiß auf meinen Wangen. Mein Vater, wie er stark und unverwundbar vor das Volk trat und ihnen Rache versprach, wie er ohne Zweifel und Fehler Entscheidungen traf und das Land im Krieg regierte. Wie würde ich jemals in seine Fußstapfen treten können? Jeder, der ihn persönlich gekannt hatte, wusste, was für ein grausamer und kalter Mann er gewesen war, doch als König war er kompetent und präzise gewesen, hatte in Krisensituationen ruhig und schnell reagiert und dank ihm konnten wir einige Erfolge im Krieg verzeichnen. Ich hasste ihn mit jeder Faser meines Seins und doch vermisste ich jetzt die Absicherung, dass meine Entscheidungen und Taten nochmal kontrolliert wurden, dass ich nicht durch Leichtsinn und Unüberlegtheit eine Katastrophe hervorrufen würde.

Mühsam versuchte ich mich zu beruhigen, nahm erst jetzt wahr, wie schnell mein Herz schlug und wie sehr meine Hände zitterten. Dann stellte ich fest, dass jemand neben mir stand. Als ich zur Seite sah, fing ich Kairas ruhigen Blick auf und verlor mich in den silbergrauen Tiefen, die wie ein Wirbelsturm um ihre Pupille lagen. Sie hielt meine Hände in ihren und brauchte keine Worte, um mich langsam wieder zu beruhigen und mir zu zeigen, dass sie für mich da war.

"Danke", sagte ich nach mehreren Minuten, in denen wir uns schweigend in die Augen gesehen hatten. Es war nur ein einziges Wort, doch versuchte ich ihr damit alles zu vermitteln, was ich fühlte, wenn ich sie ansah. Für so vieles war ich ihr dankbar, doch würde ich nur so weniges in Worte fassen können.

"Du musst nicht immer so tun, als wäre alles in Ordnung, weißt du?", erwiderte sie und schloss mich in eine sanfte Umarmung. "Es ist vollkommen legitim, wenn du dir einige Stunden Auszeit nimmst und mal nicht arbeitest."

"Ich kann nicht. Es gibt zu viel zu tun."

"Du wirst morgen gekrönt. Die Zeremonie startet bei Athkazrs Höchststand. Versprich mir, dass du vorher nicht arbeitest."

"Ich muss aber kontrollieren, ob die letzten Vorbereitungen so laufen, wie sie sollten. Es ist nicht nur eine Krönung, es ist auch die Bestattung des Königs."

"Azvar, du musst-"

"Ich muss gar nichts!", unterbrach ich sie und klang dabei aggressiver als beabsichtigt. Sie zuckte etwas zurück und warf mir einen etwas beleidigten Blick zu. "Nein, hör zu", fuhr ich ruhiger fort und seufzte tief. "Ich kann nicht anders. Wenn ich nicht arbeite, fange ich an nachzudenken und das kann ich mir nicht leisten. Sonst passiert so etwas wie gerade eben. Weil ich an Enlaya denke und weil mir auffällt, was für eine unfassbare Verantwortung ich trage und dass ich keine Wahl habe, als sie bis an mein Lebensende auf meinen Schultern lasten zu lassen. Ein König bleibt ein König, ich kann nicht einfach irgendwann beschließen, dass ich zu alt für die Arbeit bin. Tausende Leben hängen an Fäden, die ich in der einen Hand halte, während das Messer, das die Verbindung kappen kann, in meiner anderen liegt. Wie kann ich denn über die Zukunft von so vielen Caraliv entscheiden?" Kopfschüttelnd brach ich ab. So viel hatte ich ihr nicht erzählen wollen, doch nun konnte ich es nicht mehr zurücknehmen.

"Azvar, ich weiß, wie schwer es sein kann, sich an eine neue Situation zu gewöhnen. Vor allem nach einem Schicksalsschlag, wie du ihn erlitten hast. Aber glaub mir, das wird vorbei gehen. Du bist unfassbar stark, warst du schon immer. Das heißt aber nicht, dass du dir nicht ein paar Tage Zeit nehmen kannst, um um deine Schwester zu trauern. Es ist völlig normal, dass du an dir zweifelst und dass du alles tun willst, um deinem Rang gerecht zu werden, aber bitte, Azvar, denk auch an dich. Du darfst dich nicht so überstrapazieren und du hast keinen Grund, dir so Panik zu machen. Selbst wenn du einen Fehler machst, dann machst du eben einen und lernst daraus und machst es das nächste Mal besser."

"Wenn ich einen Fehler mache, sterben Caraliv, Kaira! Für sie wird es kein nächstes Mal geben, für sie gibt es dann nur den Tod, an dem ich schuld bin. Und ihre Familien trauern um jedes Opfer, Freunde werden getrennt und Geschwister sehen sich nie wieder, nur weil ich, sicher und behütet im Palast, eine falsche Entscheidung getroffen habe."

"Enlayas Tod ist nicht deine Schuld, Azvar", erwiderte sie leise. "Es ist nicht deine Schuld, dass sie gestorben ist. Oder dass Rednir getötet wurde oder die ganzen anderen Caraliv."

"Aber ich hätte sie retten können", entgegnete ich und langsam verließ mich meine Kraft, meine Stimme wurde leiser und ich stützte mich auf das Geländer neben mir. "Wenn ich früher gekommen wäre, wenn ich auf sie aufgepasst hätte. Sie würde noch leben. Sie würde sich so für mich freuen, Kaira. Ich sehe sie vor mir, wie sie aufgeregt auf und ab hüpft und wie sie bis über beide Ohren grinst. Aber gleichzeitig weiß ich, dass sie das nie wieder tun wird. Ihr Körper wird morgen verbrannt werden und ihre Seele ist schon lange bei Kaluur hoch oben im Himmel. Sie wird nie wieder aufgeregt auf mich zurennen oder eine Meinungsverschiedenheit mit unserem Vater haben, bei der er nichts macht, außer sie ein wenig zu ärgern. Sie wird nie wieder völlig verdreckt und mit wildem Haar zum Abendessen auftauchen, nachdem sie den ganzen Tag ausgeritten ist. Sie wird nie wieder andere Leute nachmachen und alle Anwesenden zum Lachen bringen. Sie wird nie wieder selbst lachen und dabei unabsichtlich alle aufheitern. So oft hat sie mir unbewusst geholfen, so oft war sie mein Sonnenstrahl an einem regnerischen Tag. Ich vermisse sie, Kaira. Ich vermisse sie und ich glaube nicht, dass ich das ohne sie kann."

Meine Stimme brach und der Kloß in meiner Kehle verhinderte jedes weitere Wort. Ich wollte mich abwenden, damit sie nicht sah, wie sich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust breitmachte, damit sie nicht sah, wie sich in meinen Augen Tränen sammelten.

Ein König weinte nicht. Ein König würde sich zusammenreißen.

Doch als ich jetzt in Kairas Augen blickte, als sie sah, wie gebrochen ich war, wie schlecht es mir ging, warf sie mir nichts davon vor. Sie sagte kein Wort, sondern schloss mich in eine Umarmung und gab mir den Halt, den ich gerade so dringend brauchte.

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