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03 • 3 | Kaira

Die Rede des Prinzen hatte mich aufgewühlt. Jedes Wort, jeder Satz war ehrlich gewesen und diese Ehrlichkeit hatte ich noch nie in einer Rede vor dem Volk gehört. Natürlich hatte er auch gesagt, dass er alle Lazaliv hasste. Doch wer konnte es ihm verdenken?

Ein Friedensangebot wollte er meinem Vater machen. Seit mehreren Generationen hatte es nun keinen Versuch mehr gegeben, den Krieg zu beenden. Zu oft waren solche Verträge gescheitert, Waffenruhen zerbrochen und Hoffnungen zerstört worden.

Doch ich war mir ziemlich sicher, dass mein Vater nicht zustimmen würde. Zu tief saß der Hass gegenüber den Caraliv, zu viel Vergnügen hatte er am Leid und Verderben des anderen Volkes. Niemals würde einfach so dem Frieden den Weg ebnen, ohne dass er einen Vorteil daraus ziehen konnte.

Als der Prinz seine Rede beendet hatte, war sein Blick auf seinen Vater gerichtet gewesen. Nur flüchtig hatte ich den Gesichtsausdruck König Amroths gesehen, doch die unbändige Wut darin ließ mich vermuten, dass er nichts vom Inhalt der Ansprache seines Sohns gewusst hatte. Ich war gespannt, wie er öffentlich darauf reagieren würde.

Während des feierlichen Mahls am Abend fiel es mir schwer, mich zu konzentrieren. Immer wieder lief ich in die Küche, um leere Schalen aufzufüllen und neue Speisen aufzutischen, um volle Weinflaschen zu holen und in die geleerten Gläser der Edelleute einzuschenken.

Zu einer anderen Zeit hätte es mich fasziniert, wie viele Frauen an diesem Tisch speisten. Bei uns in Thazanur durften Frauen nur an solchen Festessen teilhaben, wenn in der Einladung der Männer stand, dass Ehefrauen erwünscht waren. Ansonsten waren bei uns in Thazanur die Bediensteten die einzigen Frauen im Raum. Doch hier schien der weibliche Teil der Anwesenden ebenso hochgeboren und angesehen zu sein wie der männliche. Sogar Alkohol tranken sie, und nicht viel weniger als die Männer.

Dennoch war ich froh, als Prinz Azvar sich nach einer langen Weile und in der schon weit fortgeschrittenen Nacht verabschiedete und ich ebenfalls in seine Gemächer zurückkehren durfte. Ich hatte ihn und seinen Vater beim Speisen beobachtet. Amroth hatte oft zu seinem Sohn gesehen. Sein Gesichtsausdruck schien neutral, doch in seinen Augen hatte ein Schimmer von Ärger, Wut, ja Verachtung gelegen. Von meinem Posten hinter Azvar aus hatte ich jedoch nicht erkennen können, ob der Prinz diese Blicke erwidert hatte.

Nun beeilte ich mich, durch die Bedienstetengänge zu kommen, um vor ihm in den Gemächern anzukommen. Ich musste die Kerzen anzünden, bevor er kam.

Gerade flackerte die letzte Flamme auf, als sich die Tür öffnete und der Prinz eintrat. Kurz knickste ich, dann beschloss ich ihn allein zu lassen und ging in mein eigenes kleines Zimmer. Auch dort entzündete ich die Kerze, dann zog ich mein einfaches, graues Nachtgewand an und griff nach dem Buch, das ich mir aus den Regalen des Prinzen genommen hatte. Vermutlich war es verboten, doch er hatte es nicht bemerkt und mich kümmerte es nicht, ob ich damit eine Regel brach oder nicht.

Doch ich konnte mich nicht so recht auf das Buch konzentrieren. Im Licht der einzelnen Kerze dachte ich über den Krieg nach, über beide Könige und sowohl Prinz Azvar als auch meinen Bruder Najik. Ich vermisste letzteren, vor allem seine Umarmungen, mit denen er mir oft Trost gespendet hatte. Seltsamerweise fehlte mir sogar meine Mutter, mit der ich nie ein enges Verhältnis gehabt hatte. Mein Vater konnte nur zu gern fort von mir bleiben, doch ich hätte gerne seine Reaktion auf das Friedensangebot mitbekommen. Ich hätte meinen Bruder überzeugen können und der wäre in der Position auf König Zokaar einzureden. Doch hier konnte ich nichts machen, außer teuren Wein in bereits zu oft geleerte Gläser nachzuschenken.

In einem plötzlichen Bedürfnis nach frischer Luft schlich ich mich am Bett des schlafenden Prinzen vorbei, öffnete leise die Balkontüren und atmete die kühle Nachtluft ein. Ein leichter Wind umspielte meine Haare und die weißen Federn meiner Schwingen. Eine neue Welle an Sehnsucht durchfuhr mich, so stark wie noch nie. Wie unfassbar gerne ich mich nun in die Lüfte erheben würde, durch die kalte Dunkelheit schweben und all den Krieg und die Probleme für eine kleine Weile ausblenden.

Es war ein törichter Versuch, das war mir klar, trotzdem breitete ich meine Flügel aus und schlug probehalber zweimal mit ihnen. Schon jetzt merkte ich, dass das schwere Eisen mein Gleichgewicht störte, trotzdem versuchte ich mich an einigen kräftigen Schlägen, um mich in die Luft zu erheben. Doch sobald meine nackten Füße nicht mehr die kalten Fliesen des Balkons berührten, kam ich aus dem Gleichgewicht und sackte zurück.

Mehrere Male schlug ich zurück auf den harten Boden, bevor ich es aufgab und still liegen blieb. Tränen stiegen in mir auf und ich hatte Mühe, sie nicht einfach laufen zu lassen.

"Deine Artgenossen wussten schon, was sie tun, als sie das Ding entwickelt haben."

Innerhalb von einer Sekunde war ich auf den Beinen, den Blick erschrocken Richtung Balkontür gerichtet. Prinz Azvar musterte mich, ein Ausdruck von milder Belustigung auf dem Gesicht. Es war faszinierend, wie er amüsiert und gleichzeitig noch immer so abweisend sein konnte.

"Ich dachte, Ihr schlaft bereits. Wie lange steht Ihr dort schon?", fragte ich, weiterhin ohne den Blick von ihm abzuwenden.

"Eine Weile." Mehr als diese einsilbe Antwort würde ich wohl nicht bekommen, denn er trat an die Balustrade und blickte scheinbar in Gedanken versunken hinunter in den großen, bepflanzten Innenhof. Seine schwarzen Augen schimmerten leicht in den dort brennenden Fackeln.

"Wieso seid Ihr noch wach?"

Sobald ich diese Frage gestellt hatte, wusste ich, dass er mir weder eine Antwort geben würde, noch dürfte ich weitere stellen. Sein kalter, schwarzer Blick gab mir einen wortlosen Befehl.

"Entschuldigt, Ar Nazari." Ich knickste und verließ dann den Balkon. Sollte er doch allein da stehen und Löcher in die Luft starren.

Gerade, als ich die Tür zu meiner Kammer wieder schließen wollte, hörte ich, wie die breiten Türen zu den Gemächern aufflogen. Neugierig durchquerte ich den Raum mit den Bücherregalen wieder und sah durch den Spalt zwischen der Wand und der Tür zum Schlafzimmer.

Der König war eingetreten. Das Geräusch der sich schließenden Balkontüren ertönte, scheinbar war Azvar ebenfalls wieder im Raum. "Guten Abend, Othandr", erklang die ruhige Stimme des Prinzen.

Beeindruckt beobachtete ich, wie Azvar seinem Vater ungerührt entgegenblickte. Von Amroth schienen regelrechte Wellen des Zorns auszugehen. Keine Spur mehr von der Beherrschung am Nachmittag. Sein Gesicht war verzerrt vor Wut, seine Körperhaltung strahlte ungebändigte Raserei aus. Mit großen Schritten durchquerte er den Raum und baute sich vor seinem Sohn auf.

Für einige Sekunden starrten sie sich beide in die schwarzen Augen, scheinbar entschlossen, nicht nachzugeben. Ich war mir sicher, dass ich in dieser Situation schon längst kleinbei gegeben hätte, so furchteinflößend trat König Amroth auf. Azvar hielt zunächst stand, doch dann schien er in sich zusammenzuschrumpfen. Er schlug den Blick nieder und zeigte so seine Untergebenheit.

"Wie kannst du es wagen!" Die Stimme des Königs schnitt wie Peitschenhiebe durch die Luft. Selbst ich zuckte zusammen, obwohl ich nur die Hälfte sehen konnte und mehrere Meter weit weg stand. Azvar schluckte schwer.

"Wie kannst du es wagen, mich so zu hintergehen! Du bist mein Sohn, du bist der Thronfolger, doch ich bin der, der dieses Land regiert! Auch du kannst dir nicht alles erlauben!"

Ich konnte nicht anders als Bewunderung für Azvar zu empfinden, als der Prinz den Blick wieder hob und seinem Vater fest in die Augen sah. "Ich habe so gehandelt, wie ich es für richtig halte." Im Gegensatz zur donnernden Stimme des Königs klangen seine Worte beinahe schwach, leise und zögerlich, wie die eines schuldbewussten Jungen.

"Dann hast du scheinbar keine Ahnung, was das Richtige ist!" Es geschah innerhalb des Bruchteils einer Sekunde. Amroth holte aus, Azvars Kopf flog zur Seite und ich konnte nur schwer einen erschrockenen Ausruf unterdrücken.

"Möglicherweise ist aber auch deine Ansicht nicht die richtige, Vater", sagte Azvar und diesmal war seine Stimme tatsächlich leise. Er rieb sich kurz über die Wange und sah dann wieder zu seinem Vater auf. "Vielleicht müssen wir auch einmal umdenken."

Ich ahnte es, bevor es passierte. Amroths Hände ballten sich zu Fäusten. Azvar schien sich zu wappnen, spannte seine Muskeln an, doch er wehrte sich nicht.

Er wehrte sich nicht, als die Faust seines Vaters auf seinen Unterkiefer traf. Er leistete keinen Widerstand, als er zu Boden gerissen wurde. Tatenlos ließ er es über sich ergehen, die polierten, schwarzen Schuhe des Königs auf den Rippen, im Magenbereich und im Rücken zu spüren.

Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete ich, wie der sonst so starke, selbstbewusste Prinz am Boden lag, zusammengeschlagen wurde, gekrümmt und wehrlos zu Füßen seines Vaters. Irgendwann schloss ich die Augen, wollte es nicht länger mitansehen. Doch das schmerzerfüllte Keuchen des Prinzen und die dumpfen Geräusche der Tritte konnte ich nicht ausblenden und meine Gliedmaßen gehorchten mir nicht, sodass ich immer länger an der Tür stand und weder helfen noch gehen konnte.

Es schien Stunden zu dauern, bis die Geräusche verstummten. Langsam öffnete ich die Augen. König Amroth ragte groß und bedrohlich über der zusammengerollten Gestalt am Boden auf. "Nie wieder wirst du einen solchen Verrat begehen! Morgen wirst du eine Rede halten und alles, was du gesagt hast, zurücknehmen. Niemals werden wir die sein, die den Krieg beenden", zischte er, die Stimme voller Hass und Verachtung.

Einige Sekunden herrschte Stille. Ich meinte ein Nicken von Azvar zu sehen, doch er blieb sonst reglos und ergeben liegen.

"Und du nennst dich mein Sohn." Mit diesen Worten spuckte der König über dem Prinzen aus, wandte sich ab und verließ die prinzlichen Gemächer.

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