Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

02 • 4 | Azvar

Als ich die Tür zu meinen Gemächern öffnete, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Als diese Bewegung vom sanften Rascheln von Federn begleitet wurde, fuhr ich instinktiv herum. Meine linke Hand griff nach dem Schwert an meiner Hüfte. Jeder Muskel spannte sich an, ich war bereit zu kämpfen. Mitten in der Bewegung erkannte ich jedoch, wer da neben meinem Schreibtisch stand.

Es war die Prinzessin. Langsam ließ ich die Hand wieder sinken, während ich sie nachdenklich musterte. Heute Nachmittag, als sie mit meinem Vater gesprochen hatte, hatte sie weit weg von mir gestanden und ich war nicht recht bei der Sache gewesen. Nun hatte ich Gelegenheit, mir ein genaueres Bild von ihr zu machen.

Vorher hatte ich Kaira noch nie gesehen, doch einige Abbildungen der lazalischen Königsfamilie hatten mir eine grobe Vorstellung ihres Aussehens vermittelt.

Am markantesten waren natürlich ihre schneeweißen Flügel, die hinter ihren Schultern hervorragten. Ein glänzendes Metallstück beschwerte einen davon, eine Kette war durch die Schwinge gezogen und auf der anderen Seite des Eisens befestigt. Die Lazaliv waren von Natur aus kleiner als wir Caraliv und die Frauen noch mehr als die Männer, sodass sie deutlich über einen Kopf kleiner war als ich. Rotblonde Haare fielen offen über ihre Schultern, die ein oder andere Strähne stand unordentlich ab. Sie trug ein graues, einfaches Kleid, das Gewand der Dienerinnen, und unterschied sich damit von den Abbildungen, die ich von ihr gesehen hatte.

Ihr Körper war schön geformt, ihre Gesichtszüge weich und fast ein wenig kindlich. Sie sah jünger aus, als sie tatsächlich war, doch sie blickte mir stolz und selbstbewusst entgegen. Ihre Haut war dunkler als die der meisten der Caraliv, was ihr ein leicht ungewöhnliches Aussehen verlieh. Die silbergraue Farbe ihrer Augen faszinierte mich, sodass ich erst nach einigen Sekunden merkte, dass auch ihr Blick bei meinem Gesicht hängengeblieben war.

Meine eigene Überraschung spiegelte sich bei ihr wider. Anscheinend hatte keiner von uns damit gerechnet, den anderen hier anzutreffen. Natürlich wusste ich, dass sie nun als Angestellte im Palast arbeiten sollte, doch es war neu für mich, dass sie meine eigenen Diener ersetzen würde, die vor nicht allzu langer Zeit bei einem Anschlag auf die Stadt getötet worden waren.

Sie strahlte nicht die Untergebenheit einer Dienerin aus, sondern die Autorität einer stolzen, erwachsenen Frau und ich war kurz davor, selbst den Blick abzuwenden, um dem unangenehmen Gestarre zu entkommen. Doch dann fiel mir wieder ein, dass sie mir um mehrere Ränge unterstellt war und ich der Thronfolger der Caraliv.

Langsam hob ich eine Augenbraue. Zwei Sekunden sahen wir uns noch in die Augen. Silbergrau und pechschwarz, beide waren es gewohnt, Respekt erwiesen zu bekommen. Doch dann schien sie sich daran zu erinnern, wo ihr Platz nun war und sie senkte den Blick Richtung Boden. Mit einem etwas unbeholfenen Knicks signalisierte sie mir, dass sie keine Machtspielchen anfangen würde.

Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Viel hatte ich nicht von meinem Vater geerbt, doch das Talent der Machtausstrahlung beherrschte ich beinahe so gut wie er. Auch er hatte keine Schwierigkeiten sein Aussehen zu verändern, genauso wie ich, obwohl viele unseres Volkes Probleme mit größeren Änderungen hatten. Mit diesen Fähigkeiten kam auch die Möglichkeit, die eigene Wirkung auf andere bis zu einem gewissen Grad zu steuern. Lange hatte ich das Bild des furchteinflößenden Prinzen geübt, vor dem Spiegel im Badezimmer und ganz darauf bedacht, meinem Vater nachzueifern.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Kaira. Sie wirkte nicht so, als wüsste sie, was sie nun tun sollte. Verloren stand sie in meinen Gemächern. Mit Genugtuung beobachtete ich sie. Ihr Ruf eilte ihr voraus und ich wusste, dass sie ein verzogenes Gör mit zu viel Reichtum und Luxus war. So ganz anders als meine eigene kleine Schwester, die am liebsten außerhalb des Palastes auf ihrem Ihashe durch die Wälder streifen wollte.

"Wie lange bist du schon hier, Iznashra?", fragte ich sie schließlich.

Sie zuckte bei dieser respektlosen Anrede zusammen, kommentierte aber nichts. "Nicht lange. Ar Nazari." Die Anrede kam ein wenig zu spät, als wäre ihr gerade eingefallen, dass sie diese nun verwenden musste. Es überraschte mich nicht, dass sie unsere Sprache beinahe akzentfrei beherrschte. Man sagte ihr nach, zwar verzogen, eingebildet und hochnäsig zu sein, doch gleichzeitig auch intelligent und gebildet. Für eine Lazaliv definitiv keine gute Mischung.

"Ich habe keine Zeit für ein ausgiebiges Mahl im Speisesaal. Geh in die Küchen und bring es mir hierher. Die Köche werden wissen, was ich will", befahl ich ihr, teilweise auch nur um zu testen, ob sie auf meine Anweisungen hören würde.

Sie spürte meinen Blick auf ihr, denn sie trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und schien mit sich zu hadern. Scheinbar widerstrebte es ihr, meinen Befehlen zu gehorchen, doch sie war intelligent genug um zu wissen, dass sie nicht in der Position für eine Verweigerung war.

"Jetzt!", setzte ich nach einigen Sekunden hinzu, deutliche Ungeduld in der Stimme. Mit einem winzigen Seufzen nickte sie, knickste einmal vor mir und verschwand durch die verborgene Tür in die Korridore der Bediensteten.

In der Zeit, bis sie wiederkam, setzte ich mich bereits an den Schreibtisch und begann den Stapel an Pergamentrollen durchzugehen. Fein säuberlich machte ich mir Notizen zu allem, was ich noch erledigen musste.

Kaira brauchte länger als meine früheren Diener, doch ich sagte nichts dazu. Sie stellte mir ein Tablett auf den Schreibtisch, füllte eine Karaffe mit Wasser und schenkte mir etwas in ein Kristallglas ein. Mit verbissenem Gesichtsausdruck enzündete sie dann das Feuer im Kamin und daran einen Kienspan. Diesen benutzte sie, um alle Kerzen im Arbeitszimmer und Schlafzimmer aufflackern zu lassen. Danach stellte sie sich pflichtbewusst neben die Tür und wartete auf Anweisungen meinerseits.

Natürlich konnte ich sie nicht leiden, doch anscheinend war sie überzeugt von der Idee, allen zu beweisen, dass sie sich von dieser Demütigung nicht einschüchtern lassen würde. Insgeheim fand ich das durchaus ein wenig beeindruckend. Nicht, dass sie das jemals erfahren würde.

Mit langsam schwindender Konzentration widmete ich mich wieder meiner Arbeit, vergaß beinahe das Essen nebenbei. Fünf lange Briefe von Bürgermeistern und Generälen musste ich lesen und beantworten, außerdem einen Bericht des letzten Heereinsatzes schreiben und mit dem königlichen Siegel versehen.

Stetig brannten die Kerzen herunter, das gelbliche Bienenwachs konstant weniger werdend. Ich hörte, dass Kaira nach einiger Zeit unruhig wurde. Die Federn ihrer Flügel raschelten leise, die Kette daran klirrte kaum merklich. Von einem Fuß auf den anderen trat sie und brachte so den Stoff ihres Kleides ebenfalls zum Rascheln.

An diesem Abend würde ich sie nicht mehr brauchen und ich könnte sie bedenkenlos entlassen, was ich mit den ehemaligen Dienern auch getan hätte. Doch bei ihr widerstrebte es mir, ihr dieses Maß an Komfort zu bieten. Ihr Vater war schließlich Schuld daran, dass ich so endlos viel Papierkram zu erledigen hatte, da konnte sie die Zeit auch herumstehen.

Erst, als die Nacht schon weit fortgeschritten war und die ersten Kerzen heruntergebrannt waren, erhob ich mich wieder. Sie sah hoffnungsvoll zu mir auf. Wortlos ging ich an ihr vorbei.

Als ich müde und erschöpft ins Bett fiel, hörte ich noch, wie sie Holz ins Feuer nachlegte und anschließend die Kerzen löschte. Dann nahm mich ein traumloser Schlaf in seine Arme.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro