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01 • 2 | Azvar

Eine einzelne Wolke zog sich vor die rote und die gelbe Sonne und trübte für einen Moment das helle, nachmittägliche Licht. Die beinahe direkt übereinanderstehenden Feuerkreise kündigten den Höhepunkt des Sommers an, der langes Tageslicht und schönes Wetter versprach.

Nicht, dass ich viel davon mitbekommen würde. Was sollte ich an einem der sonnigsten, angenehmsten Tage des Jahres auch sonst tun, als hier im Ratssaal zu sitzen und mich von langweiligen, nichtssagenden Leuten berieseln zu lassen.

"Was ist eure Meinung dazu, Ar Nazari? Ihr scheint Euch heute nicht viel am Gespräch zu beteiligen, wenn ich diese Anmerkung äußern darf."

Mit einem kaum merklichen Seufzen wandte ich den Blick vom Fenster ab und sah zu Kuladr, dem ältesten Ratsmitglied und dem Wesen mit der langweiligsten Stimme im ganzen Reich. Vermutlich in ganz Ilatharis. Der ältere Adelige war klein und hätte eigentlich Falten im Gesicht haben müssen, doch er hatte so viel an seinem Gesicht verändert und versteckt, dass jeder sehen konnte, dass dies nicht seine angeborenen Gesichtszüge waren. Vermutlich war er mit seinen Gestaltwandlungen auch nicht sonderlich begabt. Ganz anders als zum Beispiel der König, von dem nicht einmal ich, sein Sohn, so genau wusste, wie er ohne seine Fähigkeiten aussehen würde.

Beunruhigt stellte ich fest, dass meine Aufmerksamkeit abermals nicht beim Thema war und dass ich, abgesehen davon, keine Ahnung hatte, was dieses eigentlich war. Wie immer waren meine Gedanken bei den endlosen Vorträgen Kuladrs abgeschweift und hatten sich um sehnsüchtige Wünsche gedreht, anstatt um Truppenverlagerungen, Nahrungskosten und Schlachtpläne.

Eine große Karte von Ilatharis lag auf dem Tisch ausgebreitet, darauf verzeichnet die Truppen in den Städten und Wachposten, ebenso die kürzlich vergangenen Schlachten und Angriffe. Nichts auf der Karte deutete daraufhin, welches Thema bis gerade eben angesprochen war.

Mein Blick begegnete dem meines Vaters, der langsam eine Augenbraue hob. Der König saß aufrecht wie immer in seinem prunkvoll geschnitzten, thronartigen Stuhl, die Hände ineinander verschränkt auf dem Tisch. Der Ring mit dem königlichen Wappen glänzte im hereinfallenden Sonnenlicht.

"Ich bin der Meinung des Königs", sagte ich und räusperte mich, in der Hoffnung, dass diese Antwort wie so oft die passende war. Kuladr schien tatsächlich zufrieden, denn er nickte und rollte eine weitere Schriftrolle auf. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass es die letzte von dem ursprünglich hohen Stapel an Schriften war. Seit dem Morgengrauen lief diese langatmige Sitzung und nun würde sie hoffentlich bald enden.

"Ein Bote traf gestern in der Abenddämmerung aus der Hafenstadt Larjim ein. Er überbrachte folgende Schrift des dortigen Bürgermeisters", sprach Kuladr in seiner langgezogenen, einschläfernden Stimme.

"Ar Mhlenae,
Verzeiht, dass ich Eure wertvolle Zeit mit meinen Worten verprassen muss. Doch heute in der Mittagssonne kam ein Schiff der Lazaliv über die schmalste Stelle der Bucht gesegelt. Sie hatten die blaue Fahne gehisst und so hofften wir auf ihre friedlichen Absichten und ließen sie an unserem Hafen anlegen.

Schwer bewaffnet erwarteten wir sie am Steg, doch tatsächlich waren sie nicht gekommen, um uns anzugreifen. Mit erhobenen Händen und verborgenen Schwingen traten zwei unserer Feinde aus dem Schiff auf unser Land und verneigten sich vor mir.

Hinter ihnen brachten zwei weitere ihrer Art eine dritte von Bord. Ich erkannte sie, doch wagte ich es kaum, meinen Augen zu trauen. Prinzessin Kaira, die älteste Tochter des Königs, mit gebundenen Händen und Eisen an den Flügeln. Die lazalischen Soldaten berichteten mir, dass es ihnen vier gelungen war, die Prinzessin gefangen zu nehmen und aus dem Palast zu entwenden. Sie würden sich freuen, fänden wir eine Möglichkeit, die Königsfamilie mit ihr zu schwächen und zu entwürdigen. Als Vorschlag erbrachten sie mir, sie als Sklavin auf den Feldern arbeiten zu lassen.

Selbstverständlich witterte ich den Verrat in den Worten der hinterlistigen Lazaliv. Doch die vier Soldaten waren wahrhaftig unbewaffnet, kein Zeichen von Verstärkung war und ist über dem Wasser zu sehen. Die Prinzessin selbst ist in Gewahrsam und ebenfalls unbewaffnet, ebenso flugunfähig.

Nun erbitte ich Rat von Euch, Ar Mhlenae, ist dies doch eine Frage von größerer Entscheidungsmacht als ich besitze. Bis Eure Antwort mich erreicht, werde ich selbstverständlich die fünf Lazaliv in meiner Stadt behalten, freiwillig oder unfreiwillig.

Gezeichnet,
Solthir, Bürgermeister von Larjim"

Überrascht sah ich auf und richtete den Blick zu meinem Vater, gespannt, wie er die Nachricht aufnehmen würde. Sein Gesichtsausdruck war starr und unleserlich wie immer, wie ich resigniert feststellte.

Einen Moment lang war es vollkommen still, dann begannen die sieben anderen Ratsmitglieder mit hitzigen Diskussionen und wilden Vorschlägen, was zu tun sei. Sowohl ich als auch mein Vater blieben stumm und hörten einige Minuten nur zu.

Dann hob König Amroth seine Hand einige Zentimeter über den Tisch, die Finger mit den schweren Ringen daran nach oben ausgestreckt. Trotz der stummen Geste verstummten alle anderen augenblicklich und richteten den Blick auf ihren Herrn. "Die Tochter des Königs der Lazaliv ist beinahe so alt wie mein eigener Sohn", stellte Amroth fest und seine schwarzen Augen fanden die meinen. Standhaft erwiderte ich den Blick. "Sicher kann er sich am besten in die Situation versetzen. Wieso entscheidet er nicht, was mit ihr passieren wird?"

Fest biss ich die Zähne zusammen. Es würde Ärger geben, handelte ich nun nicht in seinem Willen, das war mir klar. Leider hatte ich wie so oft wenig Ahnung von dem, was ihm durch den Kopf ging. Einige Minuten herrschte wieder Stille, die erwartungsvollen Blicke des Rates bohrten sich in meinen Kopf. Nervös ballte ich die Hände zu Fäusten und löste sie wieder, nur um diese Geste dann mehrmals zu wiederholen.

"Das Ziel der Lazaliv in diesem Krieg", begann ich schließlich, "ist uns zu unterwerfen. Sie wollen uns als ihre Diener, sind sie doch der Meinung mit ihren Flügeln seien sie über uns gestellt, wir die unterworfenen, niederen Wesen. Ich sage, wir spielen ihre eigenen Karten gegen sie aus."

Nun sah ich dem König fest in die Augen. Schwarz traf auf schwarz. Bis heute wusste ich nicht, welche Augenfarbe seine angeborene war.

"Die Prinzessin wird unterworfen werden. Wir lassen sie für uns arbeiten, am Palast als Dienerin soll sie sich abmühen. Ihre vier Begleiter lassen wir töten, das Schiff, mit dem sie angereist sind, wird versenkt. Einer von uns wird nach Larjim reiten und sich vergewissern, dass es wahrhaftig die Tochter des Königs ist und sie nach Bestätigung mit hierher nach Samalfar bringen. Selbstverständlich unterrichten wir König Zokaar vom Schicksal seiner Tochter. Wir werden sehen, wie viel er bereit ist für seine Erstgeborene zu geben."

Erwartungsvoll sah ich zu König Amroth, der einige Sekunden schwieg und darüber nachzudenken schien. "So sei es", beschloss er schließlich. Kaum merklich nickte er mir zu und ich atmete erleichtert auf.

Keiner der anderen Ratsmitglieder wagte es, dem vom König bestätigten Plan zu widersprechen und so herrschte wieder eine unangenehme Stille.

"Othandr", sprach ich meinen Vater schließlich an. "Mit Eurer Zustimmung würde ich mich gerne freiwillig melden, in die Hafenstadt zu reisen. So kann ich mir selbst ein Bild des Wahrheitswerts der Nachricht machen und Euch aus Erster Hand berichten."

Gespannt sah ich Amroth an, ebenso wie sieben weitere Augenpaare. Sein Blick schien sich durch meinen Kopf zu bohren, als würde er mein Innerstes auseinandernehmen und mich als leere Hülle zurücklassen.

"Nein", sagte er schließlich und ich konnte ein Seufzen nur schwer unterdrücken. "Es ist eine gefährliche Reise nach Larjim, und dein Platz ist hier im Palast. Die Regierungsgeschäfte sollst du eines Tages übernehmen, nicht niedere Botengänge. Eine Sondereinheit unserer Soldaten wird gehen, begleitet von Eljina."

Die Jüngste im Rat neigte unter seinem Blick zustimmend den Kopf. Enttäuscht beugte auch ich mich dem Willen meines Vaters, wehmütig der Gelegenheit den Palast zu verlassen hinterhertrauernd. Eljina warf mir einen entschuldigenden Blick zu, ich erwiderte diesen ungerührt.

Wir beide wussten, dass mein Vater mit dem Gedanken spielte, uns beide zu verheiraten. Es hätte sowohl sie als auch mich schlimmer treffen können, doch ich fand sie nicht allzu sympathisch - wenn auch ihr Gesicht das einer schönen Frau war und ihr Körper schlank und elegant. Ich wusste nicht, wie viel sie an ihrem Aussehen veränderte und ob sie ohne Veränderungen noch besser oder schlechter aussehen würde. Heiraten wollte ich sie in keinem der beiden Fälle, doch wenn mein Vater sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, würde er sich auch nicht mehr davon abhalten lassen.

"Diese Sitzung ist beendet", erlöste mich der Satz des Königs endlich und ich war der Erste, der den Saal verließ.

Sehnsüchtig sah ich nach draußen, wo nun keine Wolke mehr das Licht der beiden Sonnen trübte. Wie gerne würde ich die Mauern des Palastes hinter mir lassen und den Tag im Grünen genießen, so wie meine kleine Schwester es heute tat.

Mit schwerem Herzen machte ich mich auf den Weg zu meinen Gemächern. Ein großer Stapel Kriegsberichte wartete auf meinem Schreibtisch und ich wusste, dass ich dort noch lange nach Sonnenuntergang sitzen würde.

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