》Epilog《
Alina's Sicht
"Ich fasse es immer noch nicht, dass du mich tagelang hast glauben lassen, du würdest niemals wiederkommen."
Amelia war sauer. Oh ja, das war sie und ich wusste das. Doch es freute mich irgendwie mehr, als das es mir leid tat. Nach all der Zeit allein war es schön zu hören, wie viel man seinen Nächsten bedeutete.
"Nun, hier bin ich wieder", meinte ich lächelnd.
Amelia nickte und scannte mich noch einmal von oben bis unten ab, so wie sie es auch schon mehrmals getan hatte.
Aber ich konnte sie verstehen. Hatte ich früher schon so ausgesehen, als würde man mich im Schnee nicht ausfindig machen können, so sah ich jetzt wie ein Geist aus.
Meine äußerlichen Veränderungen machten es mir deutlich schwerer, etwas Passendes zum Anziehen zu finden. Damian beteuerte jedoch immer wieder, wie gut ich doch aussehen würde, und obwohl ich mir dessen bewusst war, freute ich mich jedes Mal, wenn er es mir sagte. So etwas konnte man meiner Meinung nach einfach nicht oft genug hören.
"Jetzt haben wir aber genug über mich gesprochen", stellte ich klar. "Wie läuft's mit Niklas?"
Amelias Wangen färbten sich in einem dezenten Rotton, was mich lachen ließ. "Es läuft gut, wirklich. Deine Worte hatten mich ja vorher schon überzeugt, ihm eine Chance zu geben, aber was dann an jenem Tag passiert ist...", sie schluckte schwer.
"Ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihm. Aber er gibt mir auch den Freiraum, den ich brauche. Wir haben uns zwar noch nicht geküsst oder ähnliches, aber wer weiß." Sie lächelte mich an, während sie unruhig mit ihren Händen spielte. Das machte sie immer, wenn sie nervös war und nicht wusste, was sie sagen sollte. Ich fand es unfassbar süß.
Im nächsten Moment klopfte jemand an Amelias Tür und Niklas' Kopf lugte dahinter hervor.
"Es tut mir wirklich leid, euch stören zu müssen, aber Damian hat nach dir gefragt, Alina."
Ich nickte und schaute noch einmal zu Amelia herüber. Ihr Blick wechselte von mir zu Niklas, was mir signalisierte, dass sie nicht wirklich ein Problem damit haben würde, wenn ich nun ging.
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Ich war gerade mal ein paar Schritte aus Amelias Haus, als Niklas neben mir auftauchte.
Überrascht sah ich ihn an. "Ich dachte, du würdest vielleicht bei ihr bleiben wollen."
"Ich habe mit Amelia gesprochen", meinte er, "ich werde gleich zu ihr gehen. Vorher habe ich aber noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen."
Lachend drehte ich mich zu ihm. "Wieso das denn? Was habe ich verbrochen?"
"Eigentlich sind es sogar zwei Hühnchen. Erstens, kannst du dir eigentlich vorstellen, was deine Abwesenheit hier ausgelöst hat? Ständig wurde man gefragt, wo du denn wärst und wann du wieder zurückkommst. Glaub mir, auf Dauer nerven diese Fragen unheimlich."
Ich winkte einigen Kinder zu, die mich freudig von einem Haus aus anstarrten. "Nach all der Zeit kannst du immer noch nicht zugeben, dass du mich magst, was? Ich hatte gehofft, dass meine lange Abwesenheit dir das irgendwie deutlich machen würde."
Er funkelte mich böse an. "Nicht witzig. Kommen wir nun zum Punkt zwei. Ist dir klar, wie kompliziert es ist, Beta zu sein?"
Ja, das war es. Ich hatte sämtliche Aktionen, die ich nicht auf der Erde miterleben konnte, gesehen.
So wusste ich auch, wie panisch Niklas geworden war, als Damian ihn zu seinem Beta ernennen wollte.
Ich war unglaublich stolz auf Damian, dass er Niklas diesen Posten in gewisser Weise aufgedrängt hatte.
Denn obwohl er das noch nicht sehen konnte, wusste ich, dass Niklas perfekt dafür war. Und das er es verdiente.
Ich hatte gesehen, wie Jack gestorben war und es hatte mich unendlich erschüttert. Jack war für Damian wie ein Bruder gewesen, doch auch zu mir hatte er eine enge Verbindung gehabt. Ihn zu verlieren, hatte mir das Herz gebrochen.
Ebenso wie die Verluste vieler anderer Personen und es hatte mich so sehr gestört, dass ich sie nicht hatte verhindern können.
Aber ich glaubte auch daran, dass erst dadurch möglich wurde, was wir hier erreicht hatten und noch erreichen würden.
Zudem hatte ich Damian versichert, dass alle aus seinem Rudel es im Tod gut haben würden und das war auch so. Nur deshalb war dieses Dorf hier nicht in Trauer versunken. Weil sie wussten, dass sie im Tod zwar vieles verlieren, doch auch endlich zur Ruhe kommen würden.
Niklas führte mich hinter ein paar Bäume und blieb dann stehen. Ich konnte Damian mehrere Meter weiter stehen sehen.
Niklas hielt mich aber noch am Arm fest, als ich gerade weitergehen wollte. Er sah kurz zu Damian und dann wieder zu mir, rümpfte die Nase, bevor er leise meinte: "Ich mag dich."
Mit den Worten ging er zurück.
Ich grinste und stiefelte an Damians Seite, der mich auch belustigt ansah. "Hat er es endlich zugegeben?"
"Jap, nach all der Zeit war das aber auch fällig."
Ich lächelte Damian an und er starrte lange auf meinen Mund, bevor er seufzte und die Arme um meine Taille schlang, um mich näher zu sich zu ziehen.
So war es schon seit ich wieder hier war. Damian suchte ständig Körperkontakt zu mir. Doch es störte mich nicht, ganz im Gegenteil. Auch ich brauchte das und zwar aus demselben Grund wie er auch. Um uns daran zu erinnern, dass wir es geschafft hatten. Zwar mit vielen Komplikationen, aber wir hatten es geschafft.
Ich vergrub den Kopf an seiner Brust und atmete tief seinen Geruch ein. So standen wir viele Minuten. Wir hatten diese Zeit.
Schließlich löste er sich aber von mir und fragte: "Erkennst du diese Bäume?"
Verwirrt sah ich mich um. Dann verstand ich. "Genau hier habe ich euch beobachtet. Ich habe instinktiv deinen Namen gesagt und du wusstest, dass ich hier war." Ich überlegte und meinte: "Wenn ich mich recht erinnere, habe ich dich hier zum ersten Mal oberkörperfrei gesehen."
Jetzt lachte Damian aus vollem Halse. "Natürlich erinnerst du dich daran."
Empört schaute ich zu ihm hoch. "Als ob du dich nicht auch daran erinnern würdest."
"Vermutlich", gab er zu. "Es hätte einige Dinge auf jeden Fall beschleunigt, wenn ich dich damals auch so gesehen hätte."
"Oh bitte, du hast mich schon bei unserem ersten Treffen mit Blicken verschlungen. Das hätte gar nichts verändert."
Daraufhin sagte er nichts mehr. Stattdessen hatte er dieses Dauerlächeln im Gesicht, so wie oft in letzter Zeit.
"Ich verarbeite immer noch, was du mir am Abend deiner Ankunft gesagt hast, nur, dass du's weißt", sagte er.
Das konnte ich mir gut vorstellen, da ich selbst es noch zu verdauen hatte.
An jenem Tag hatte sich viel verändert, am Tag des Kampfes. Ich war beinahe gestorben, Damian war es wirklich.
Ich hatte dem Mond wirklich ein Stück entrissen. Ein kleines Stück seiner Macht, das ich verwendet hatte, um meine Kräfte zu verstärken und so Damian - meinen Gefährten - wieder zum Leben zu bringen.
Ich hatte diese Macht noch in mir und musste den Preis für diese Tat zahlen. Denn der Mond konnte ohne sein fehlendes Teil niemals wieder Vollkommenheit erlangen. Alleine war es ihm nicht möglich, zum Vollmond zu werden.
Da kam ich dann ins Spiel.
Am Tag eines Vollmondes würde ich auch für einen Tag diese Welt verlassen und meinen Platz im Mond einnehmen, um quasi als fehlendes Stück zu fungieren. Dies machte ich es mir möglich, mehr Seelenverwandte in kürzerer Zeit zu verbinden, da ich Zugang zu mehr Macht hatte.
Das bedeutete zum Einen, kein auf dem Balkon sitzen mehr und zum Anderen, dass die Personen, die immer behauptet hätten, ich würde auf dem Mond leben, nun plötzlich recht hatten.
Nach diesem Tag würde ich zurück zur Erde gelangen.
Ich fand es nicht optimal, das musste ich zugeben, konnte ich mir doch definitiv bessere Wege vorstellen, diesen Tag zu verbringen.
Aber ich hatte keine Wahl, denn das war der Preis für das Stückchen Macht in mir, welches eigentlich nicht zu mir gehören sollte.
Außerdem war ich so dem Mond nahe, zu dem ich schon immer eine Verbindung gehabt hatte - logischerweise. Vielleicht würde ich irgendwann mal dazu kommen, ihm für meinen Gefährten zu danken.
"Glaub mir, das tue ich auch. Aber man muss es positiv sehen." Damian sah mich skeptisch an, doch ich signalisierte ihm, zu warten, damit ich ihm sagen konnte, was daran positiv war: "Ich bin zwar für einen Tag weg, aber dafür können wir die Nächte ungestört verbringen."
Damian schmunzelte und ich wusste, ich hatte ihn. "Stimmt. Das ist wirklich praktisch."
"Jetzt mal ein anderes Thema", meinte ich. "Glaubst du wirklich, dass sich die Alphas an das Abkommen halten werden, das ihr ausgearbeitet habt und dann den Menschen zum Unterzeichnen gegeben habt?"
Ich war dabei gewesen, als die Alphas und Betas sich auf einen Vertrag einigten. Einigen gefiel der sicherlich nicht, da er den Menschen wirklich viel zuschrieb, doch das war gut so. Denn obwohl ein paar von ihnen uns viel Kummer und Schmerzen bereitet hatten, galt das ja nicht für alle.
Bestimmte Gebiete wurden ihnen zur Verfügung gestellt und zugeschrieben, die die Menschen vollkommen allein und nach ihrem Willen gestalten und benutzen konnten.
Außerdem gab es Regeln, für das gemeinsame Leben von Mensch und Werwolf. Darunter zählte unter anderem das respektvolle Miteinander, was für manche sicherlich ein Problem darstellen würde.
Den vollständigen von Werwölfen unterschriebenen Vertrag hatte Damian dann Vertretern der Menschen vorgestellt.
Ich war mir nicht sicher, was die erwartet hatten, denn sie hatten sehr überrascht geguckt, dann aber schnell unterschrieben.
Es hatte mich nicht misstrauisch gemacht, dass sich Sam beim Ausarbeiten des Vertrages besonders für die Rechte der Menschen eingesetzt hatte. Ganz im Gegensatz zu Damian.
Ich konnte mir gut vorstellen, dass Sam es getan hatte, um frühere Fehler wieder gutzumachen. Nachdem er unterschrieben hatte, hatte er zu mir geguckt. Ich hatte ihn ein paar lange Augenblicke angesehen und dann genickt. Wir alle machten Fehler, aber Sam hatte schon viel getan, um seine wieder gutzumachen. Sam hatte zurückgenickt und somit meine Entschuldigung angenommen. Wir waren quitt.
"Einige schon", beantwortete Damian meine Frage. "Aber definitiv nicht alle." Er küsste mich ohne Vorwarnung und entließ mich dann wieder mit einem Seufzen. "Das wird unser Leben sehr interessant machen."
Ich lächelte. Richtig, das würde es.
Ich bin froh, dass du dein Versprechen gehalten hast. Dass du immer zu mir zurück kommst.
Du bist hier nicht der Einzige, der hält was er verspricht.
Würdest du es mir dann noch einmal versprechen? Falls so etwas noch einmal passiert, damit ich direkt Sicherheit habe.
Nur, wenn du mir den gleichen Gefallen erweist.
Einverstanden. Damian lächelte und griff nach meiner Hand. Ich verspreche, immer zu dir zu finden, völlig egal, wie schwer es auch sein mag.
Nun musste auch ich lächeln und beugte mich vor, um Damian zu küssen. Etwas, von dem ich auch in Zukunft nie genug bekommen würde. Zwischen zwei Küssen murmelte ich, dicht an seinen Lippen: "Ich werde immer einen Weg zu dir zurück finden."
||| Ende |||
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