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Alina's Sicht
Wir steckten in der Klemme und hatten keine Ahnung, wie das geschehen konnte.
Während unsere Krieger von uns getrennt wurden, stellte sich hinter jeden der vorne sitzenden Wölfe ein Mensch in roter Kleidung, bewaffnet mit zwei Pistolen, einer Peitsche und einem langen Messer, das schon fast als Dolch durchgehen konnte.
Auch hinter mir stand eine solche Person und Helena hatte sich dazu gestellt. Das Mädchen schien das größte Vergnügen an der ganzen Aktion hier zu finden, was mich dazu brachte, sie für noch verblödeter zu halten, als ich es anfangs bereits getan hatte.
Damian sah sich unruhig um und wartete darauf, dass die anderen aufwachten. Ich vermutete, dass Damian durch meine Gefühle wachgeworden war, was mich sehr beruhigt hatte, denn ihn plötzlich fallen zu sehen und nicht zu wissen, was los war, war eine ziemlich beängstigende Erfahrung. Ich hatte lediglich einen veränderten Geruch registriert, der ja scheinbar auch dafür verantwortlich war, dass wir in diese Lage gekommen waren.
Gefesselt und abwartend, was uns Gregor, der Vertreter seiner Sache, erzählen würde. Wahrscheinlich wieder irgendein krankes Zeug, aber vielleicht konnten wir sie nun zu einem Gespräch bringen. Denn im Endeffekt waren wir zum gleichen Ergebnis gekommen, wie auch beabsichtigt war. Nur sollten wir dabei die Zügel in der Hand halten und nicht wehrlos auf dem Boden liegen.
Ich ließ meinen Blick schweifen und versuchte so zu erkennen, wer anscheinend zu den Wichtigeren gehörte. Ich sah Damian, Jack, Sam und einen schwarzhaarigen Typen, den ich nicht kannte, Egbert mit Karl, Eriens, Jones, Zabrina, Sophie und eine weitere Frau mit silbernen Locken. Ich fragte mich, woher die Organisation gewusst hatte, wer für die jeweiligen Alphas zu den wichtigsten Personen gehörte.
Gregor unterhielt sich währenddessen mit den anderen Menschen. Sie sahen immer wieder abwechselnd von sich zu uns, bevor sie scheinbar einen Entschluss fassten und weitere ihrer Soldaten zu sich winkten, um ihnen Anweisungen zu geben und sie danach wieder wegschicken.
Es waren bereits Ewigkeiten vergangen, seitdem ich die mir schon bekannte Flüssigkeit erhalten hatte und Damian gleichzeitig erwacht war. Wir wagten es nicht, uns zu unterhalten. Auch über unsere Verbindungen konnten wir nicht reden, da sie von meiner Seite aus blockiert wurde. Ich fragte mich, ob den Menschen das bewusst war.
Dann veränderte sich die Stimmung im Raum, denn die Aufmerksamkeit richtete sich auf die Werwölfe. Ich folgte den Blicken und sah ebenfalls zu ihnen herüber, um herauszufinden was passiert war. Ich verstand es, als sich die ersten blinzelnd versuchten aufzurichten, jedoch an ihrer fehlenden Kraft scheiterten. Also setzten sie sich entweder in den Schneidersitz oder in die Hocke und nahmen das Geschehen langsam ins Auge.
"Da nun alle bei Bewusstsein sind, freut es mich, endlich so einiges loswerden zu können", teilte Gregor freudestrahlend mit und stolzierte auf uns zu. "Ich möchte hier erstmal eine Sache klarstellen: Dafür, dass ihr euch immer für so oberschlau haltet, seid ihr ziemlich leicht hereinzulegen." Daraufhin brach Gelächter zwischen den Menschen auf.
"Obwohl eines muss ich euch ja lassen: Ihr hattet den richtigen Instinkt, habt aber lieber auf eure Stärke vertraut. Und genau das ist der Grund, warum eure Zeit vorbei ist. Nun entscheidet nicht die Stärke des Einzelnen, sondern die Schläue einer gesamten Gruppe."
"Ich habe bereits einiges von euch gehört", meinte Sam grinsend. Er behielt die Maske des unnahbaren Alphas auf und präsentierte sich in seiner vollen Aufmüpfigkeit und Arroganz. "Doch irgendwie habe ich mehr erwartet. Das was ich sehe, ist ein Haufen revolutionärer, kleiner Menschlein, die denken, sie wären in der Lage, uns zu besiegen."
"Wir denken es nicht nur, wir wissen es. Oder wie sonst erklärt ihr diesen Rückschlag?" Gregor sprach von unserer derzeitigen Situation. Er grinste süffisant.
"Rückschläge passieren, man muss einfach nur wissen, wie man danach weitermachen muss."
"Und das wisst ihr natürlich. Ich weiß." Gregor seufzte. "Umso mehr tut es mir leid, euch vom Gegenteil überzeugen zu müssen."
Ich runzelte die Stirn. Was hatte das zu bedeuten?
Hinter meinem Rücken nahm ich eine Bewegung war und wandte mich so weit es ging um, um Helena zu sehen, die erfreut von einem Bein aufs andere hüpfte.
Sie wusste wohl, was uns erwartete, und wenn sie sich so darüber freute, konnte es wahrlich nichts Gutes für uns bedeuten.
Der Soldat hinter Sophie schubste sie abrupt nach vorne und da das Mädchen sich nicht halten konnte, fiel es der Länge nach auf den Boden. Sie wurde von ihm am Arm gepackt und direkt vor Gregor gezogen.
Der verzog den Mund, als würde ihm etwas leidtun. Mit dem Finger fuhr er an ihrer Wange entlang.
Sophie liefen die Tränen übers Gesicht und immer wieder flüsterte sie: "Bitte nicht."
Erst verstand ich nicht, warum sie das sagte, doch die Erkenntnis überfuhr mich, als Gregor eine Hand hinter Sophies Rücken hervorzog und ein langer Dolch zum Vorschein kam.
Er wickelte ihre Haare um seine Faust und zog ihren Kopf nach hinten. Mein Blick fiel auf Zabrina, die wütend gegen ihre Fesseln und die Hand des Soldaten ankämpfte, der sie auf den Boden drückte.
Gregor sah jeden von uns einzeln an und schaute dann wieder zu dem knienden Mädchen vor ihm. Ohne ein weiteres Wort holte er aus und schlug Sophie mit einem sauberen Hieb den Kopf vom Hals.
Erschrocken keuchte ich auf und sah mit geweiteten Augen zu, wie Sophies Kopf auf den Boden plumpste, noch ein Stück rollte und dann liegen blieb.
Zabrinas Schrei fuhr mir durch Mark und Bein, als die Alpha sich nach vorne fallen ließ und entsetzt auf den Kopf ihrer Freundin starrte.
Unberührt säuberte Gregor seine Klinge und meinte, ohne uns anzusehen: "Lasst euch das eine Lehre sein! Ab jetzt rede ich, reden wir", er zeigte mit einer Hand auf die Personen neben und hinter sich, die stolz die Schultern nach hinten drückte, "und ihr werdet zuhören, wie die Hunde, die ihr nun mal seid."
Gregor freute sich sichtlich über seinen Vergleich, unterdessen wurden mir gleich mehrere Dinge klar.
Erstens: Wir würden hier nicht alle unversehrt herauskommen, falls wir das überhaupt taten.
Zweitens: Diese Leute waren nicht an einer Verhandlung oder Übereinkunft interessiert. Sie wollten lediglich zeigen, dass sie im Recht waren.
Drittens: Wir mussten uns gleich Gregors Worte anhören, während er uns über alles aufklärte, bei dem wir falschlagen. Einfach, weil er unsere Gesichter sehen wollte, unsere Reaktionen, wenn er uns seine Informationen offenbarte.
Zabrinas Schock verwandelte sich währenddessen in etwas Gefährliches. Denn da das Krecanos ihre Verwandlung verhinderte, begann ihr Körper merkwürdig zu zucken, was den Soldat zurückweichen ließ. Genau darauf hatte die stolze und einfallsreiche Alpha gehofft. Der Mann ließ von ihr ab und sie schnellte hoch auf die Beine und stürzte sich mit den Händen auf die Kehle des Mörders ihrer Freundin.
Den interessierte das jedoch nicht im Geringsten, es schien ihn eher zu belästigen. Bevor Zabrina ihn erreichen konnte, zischte eine Kugel durch ihre Schulter und warf sie meterweit zurück. Den Schmerzensschrei verkniff sie sich, doch ich bemerkte das Zittern ihres Körpers, als sie wieder auf ihren Platz gezogen wurde.
Ich fing Damians Blick auf, dessen Sorge mich sogleich umhüllte. Aber es war nicht nur Sorge um mich, sondern um alle Anwesenden, die wir hierher geführt hatten.
Ich nickte ihm kaum merklich zu. Wir würden uns etwas überlegen. Einen neuen Plan, der uns wieder hier herausholte.
"Wie ihr nun habt mitbekommen, meinen wir es ziemlich ernst." Er rümpfte die Nase und setzte dann ein gruseliges Lächeln auf. "Also, wo fang ich am besten an?" Er überlegte kurz, ließ uns absichtlich lange auf dem Boden hocken. "Ich glaube, ich beginne relativ am Anfang." Er richtete den Blick auf Damian und mich.
"Wir haben nicht damit gerechnet, dass ihr so schnell auf die Leichen reagieren könnt. Ebenso wenig, wie wir dachten, den Angriff auf euer Dorf mit so vielen Verlusten zu beenden. Glücklicherweise stellte sich dann ja ziemlich bald heraus, warum das so war, nicht wahr, Alina?" Gregor zog meinen Namen in die Länge und ließ ihn sich auf der Zunge zergehen.
Er behielt mich im Blick, während er lächelnd mit der Hand nach jemandem winkte. Erneut wurde eine Tür geöffnet und wieder eine Person ins Zimmer getragen.
"Seht doch mal, wer euch hierher gefolgt ist", sagte Gregor kichernd und sah nun selbst zu der Person, die wie ein Sack in den Armen eines Soldaten hing, der sie vor Gregor ablegte.
Gregor guckte mich weiterhin genau an, bevor er den Kopf der Person hob und genüsslich beobachtete, wie sich das Entsetzen in meinem Gesicht breitmachte und die Verzweiflung gegen die Hoffnung überwiegte.
Amelia war nicht einmal in der Lage, ihren eigenen Kopf zu halten.
"Wir hielten es für angemessen, Informationen über die Frau zu bekommen, die unseren Plan so erleichtern könnte. Wir hatten sie schon länger im Auge. Irgendetwas war merkwürdig an der jungen Schülerin, die kein Problem damit hatte, sich mit einem Alpha anzulegen. Nur war es ziemlich schwierig, in ein Dorf voller Werwölfe zu gelangen. Glücklicherweise gingen besagte Frau und eine scheinbar gute Freundin ihrerseits eines Tages in ein Café."
Mein Atem ging abgehackt und auch Amelia hob langsam den Kopf und schaute verwirrt aus.
"Was für ein Zufall, dass genau in diesem ein sehr guter Mitarbeiter von uns arbeitet. Vielleicht erinnert ihr euch an ihn. Er ist Kellner und flirtet ziemlich gerne."
Oh ja, ich erinnerte mich an ihn. Und Amelia scheinbar auch, angesichts der Tatsache, wie schockiert sie guckte. Der für sie etwas zu aufdringliche Kellner.
"Er berichtete uns direkt über die sensationellen Informationen, die er sammeln konnte. Was wirklich ein Glück war, sonst hätten wir dich vorhin einfach direkt erschossen und uns nicht die Mühe gemacht, dich zu betäuben." Gregor sah so aus, als erwarte er einen Dank für seine Großzügigkeit, doch Amelias Gesichtsausdruck sorgte lediglich dafür, dass er zähneknirschend weitersprach.
"Uns war also bewusst, worauf wir achten mussten. Uns fehlte nur noch jemand, der uns über das innere Vorgehen berichten konnte. Leider war unsere optimale Idee nicht sehr begeistert von unserem Vorhaben, stimmt's, Niklas?"
Ich fuhr herum und konnte Niklas sehen, der bereits neben mich geschleppt wurde. Er war ebenfalls wach und beobachtete das Geschehen vor uns mit zusammengekniffenen Augen.
"Ich steh nicht so auf Verrat", war das Einzige, was er dazu sagte.
Wieder wurden mir einige Dinge klar. Zum Einen, dass Amelia Niklas gerade länger ansah, als jemals zuvor und zum Anderen, dass Niklas das Angebot der Organisation abgelehnt hatte, noch bevor er wusste, dass seine Seelengefährtin in diesem Rudel sein würde.
"Obwohl wir auch gut ohne diese Option der Informationsbeschaffung klargekommen wären, war es trotzdem verlockend. Dann war es ein Leichtes, eine Entführung zu organisieren, die uns nicht nur eine Göttin lieferte, sondern gleichzeitig auch den Tod einer wichtigen Schachfigur."
Mein Hals wurde trocken und mein Atem stockte. Benjamin. Er sprach über Benjamin.
"Wozu einen Liebe doch alles bringen kann... Man bringt jemanden um und sofort ergibt sich eine Kettenreaktion, an deren Ende eine Wölfin steht, die einen unglaublichen Hass auf die Mondgöttin hegt, und ein enger Freund des Alphas, der eine Schwäche für die Wölfin hat."
Ich sah Connor erst, als er direkt neben Gregor zum Stehen kam. Er konnte alleine gehen und seine Hände waren nicht gefesselt.
Gregor lächelte ihn an. "Und schon hatten wir jemanden, der uns direkte Infos liefern konnte. Unter anderem auch über euren heutigen Plan."
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