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Damian's Sicht
Ich vertraute Egbert in diesem Moment mehr, als jemals zuvor. Gerade wollte ich den Befehl zum Rückzug geben, als aus den Türen riesige Metallplatten auf den Boden prallten und ein Entkommen somit unmöglich machten.
Es war zu spät.
Unruhe machte sich breit und es entstand ein Gewirr aus Werwölfen in Wolfs- und Menschenform. Alina trat neben mich und sah sich unruhig im Saal um, während auch Jack zu mir kam.
"Dieser verfluchte Raum ist so riesig, dass ich nicht einmal das Ende erkennen kann."
"Wahrscheinlich ist es genau das, was sie wollen", murmelte Egbert, der plötzlich vor mir stand.
Bleibt ruhig und haltet euch bereit. Wir sind in der Überzahl und werden alles unter Kontrolle behalten. Das beruhigte meine Leute sichtlich. Deswegen war es auch mal in Ordnung, ein wenig zu lügen. Denn wenn es den richtigen Effekt erzielte, hatte es schon genug gebracht.
"Alle Ausgänge sind versperrt. Durch Metalltüren kommt ihr nicht durch. Die Kameras haben uns genau im Blick. Und weil wir nicht rauskommen, kommen die anderen auch nicht rein. Das bedeutet, wir werden nicht einmal Hilfe bekommen", fasste Alina unsere Lage leise flüsternd zusammen.
"Hört sich ziemlich beschissen an." Drokor nahm neben mir Stellung. Sein Blick aber lag auf Ethan, der gerade einen der jüngeren Krieger beruhigte, indem er auf ihn einredete.
Es war logisch, dass hier Panik ausbrach. Wir mussten sie aber unter Kontrolle bringen, mussten das Spiel weiter spielen.
"Kannst du Kontakt zu deinem Beta aufbauen?", fragte ich Egbert, der sofort reagierte und in eine leichte Starre verfiel, während er Kontakt zu Karl aufbaute.
Mittlerweile war auch Ethan bei uns angelangt und erklärte, dass Lerhome sich noch bei den Kriegern aufhielt. Wir würden zusammenhalten, egal was passieren würde.
Der Alpha erwachte blinzelnd aus seiner Trance, schaute leider aber nicht sehr zuversichtlich drein.
"Was ist? Was hat er gesagt?"
"Gar nichts", knurrte Egbert zurück, "er hat nicht einmal geantwortet."
"Was geht hier vor sich? Irgendetwas läuft hier völlig schief."
"Ich stimme dir vollkommen zu." Drokor sah sich immer noch nach allen Seiten um, aber es passierte nichts. Wir waren einfach gefangen, ohne dass sich etwas änderte.
"Wo ist Niklas?", zischte Alina mir zu. Ich schaute mich um. Auf den Jungen hatte ich gar nicht mehr geachtet.
"Ich bin hier und hätte auch gleich mal eine Frage. Seid ihr eigentlich mal auf die Idee gekommen, dass sie unser Dorf noch einmal angreifen werden? Vielleicht halten sie uns hier einfach nur fest und töten währenddessen alle."
Ich knurrte ihn wütend an. "Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Ich habe schließlich nicht alle meine Leute mitgenommen. Die meisten, ja, aber nicht alle." Unglaublich, dass er mir so eine Dummheit unterstellte.
"Ich wollte ja nur sichergehen, schließlich sind Fehler menschlich."
Ich registrierte den Wortwitz, blieb aber reaktionslos.
"Kriegt euch wieder ein und fahrt die Hormone herunter! Euer dämliches Getue hilft uns überhaupt nicht weiter."
Alina war wütend. Aber nicht nur auf uns, sondern auch auf sich, bemerkte ich. Sie hasste es, die Kontrolle zu verlieren und die Verantwortung wiegte zudem noch schwer auf ihren Schultern. Ich hoffte, dass sie keine Schuldgefühle hatte und dachte, das alles wäre ihre Schuld, denn das war es definitiv nicht.
Etwas veränderte sich im Raum, was wir Werwölfe sofort wahrnahmen. Die Luft um uns herum wurde dicker, schwerer und drückte uns schier nieder.
Ich runzelte die Stirn. Auch die anderen bemerkten die Veränderung und Alina registrierte die Veränderung unseres Verhaltens.
Dann öffneten sich Schleusen, ganz oben an der Decke.
"Was zum Teufel?!", flüsterte Jack.
Ein Klacken ertönte und plötzlich drang neue Luft in den Saal. Sie gelangte aus den Schleusen direkt zu uns. Doch etwas war anders mit ihr.
Ich verstand, was es war, als die ersten meiner Krieger zu husten begannen, sich die Brust hielten und dann ohne Weiteres umkippen.
"Scheiße, Scheiße, Scheiße!", gab Jack von sich, als auch er es realisierte.
Doch wir konnten nichts tun, als die mit Krecanos versetzte Luft in unseren Körper gelangte und sich dort ausbreitete. Darauf waren wir nicht vorbereitet und auch Eriens Gegenmittel würde dagegen nicht wirken.
Ein entsetzliches Brennen machte sich in meiner Brust breit, in meinen Lungen. Meine Sicht verschwamm. Ich konnte lediglich Alina erkennen. Sie hockte mit großen Augen über mir und schrie etwas. Wann war ich gefallen? Ein Husten brach aus meiner Brust hervor. Kurz bevor mich die Dunkelheit erfasste, streckte ich die Hand nach ihr aus. Hauptsache, es ging ihr gut.
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Ich erwachte von so starker, unbändiger Wut, dass ich erst ein paar Sekunden brauchte, um zu verstehen, dass sie nicht von mir ausging. Doch ich spürte ihren Zwilling in mir, als ich jemanden sagen hörte: "Keine Sorge, dieses Mal bekommst du eine geringere Dosis. Wir wollen schließlich, dass du bei Bewusstsein bleibst", und realisierte, wen die weibliche Stimme damit meinte.
Nur ganz langsam konnte ich meinen Kopf in die richtige Richtung drehen. Währenddessen schrie ich meinen Körper innerlich an, weil er sich so langsam bewegte. Es dauerte viel zu lange, mich zu Alina zu drehen, die auch vorsichtig auf den Boden rutschte. Das aber nicht freiwillig, es schien eher, als würden ihre Knie unter ihr nachgeben. Ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen.
Doch all das war mir gleichgültig, als ich in ihr Gesicht blicken konnte. Augenblicklich verzog ich den Mund, mein Atem wurde schwerer und meine Hände zitterten vor Wut. Ihr gesamtes Gesicht war von blauen und gelben Flecken überzogen. Sie hatte sich gewehrt und es trotzdem nicht geschafft, gegen das Gift in ihrem Körper anzukommen.
Nun wurde das Mädchen auch auf mich aufmerksam. Zuerst war sie erstaunt, begann aber schnell zu grinsen.
"Na sieh mal einer an! Eigentlich solltest du noch genauso lange ein Schläfchen machen, wie die anderen auch."
Das brachte mich dazu, nach genau diesen zu schauen. Aber das Mädchen hatte recht, die schliefen nämlich noch.
Ich grollte und wollte mich auf sie stürzen, nahm dann aber die Fesseln um meine Handgelenke wahr. Ich rieb sie aneinander und zischte augenblicklich auf, als es mir die Haut verbrannte. Auch die Fesseln waren mit Krecanos bedeckt. So langsam fragte ich mich, wo die Organisation das ganze Zeug herbekam. Es schien, als hätten sie unendlich viel davon.
"Da ihr beide ja nun wach seid und wir noch einiges vor uns haben", das Mädchen zwinkerte verschwörerisch, "möchte ich mich auch dir gerne vorstellen, Damian, Alpha des Shadow Rudels. Vielleicht hast du schon von mir gehört, denn ich habe vor nicht allzu langer Zeit deiner werten Gefährtin häufiger Gesellschaft geleistet." Sie kicherte und es klang wie der abartigste Laut, den ich jemals gehört hatte. "Mein Name ist Helena."
"Richtig, ich erinnere mich an dich", meinte ich spöttisch, vollkommen damit beschäftigt, meiner Wut nicht zu viel Freiraum zu überlassen. "Du und dein Bruder wart nicht in der Lage, ein sechzehnjähriges Mädchen unter Kontrolle zu halten."
"Nun, ich denke es ist etwas anderes, wenn diese Person eine Göttin ist."
"Ganz recht", gab Alina von sich. Ihre Stimme klang leiser als sonst und sie wirkte sehr erschöpft, auch wenn sie versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. "Ihr solltet das immer im Hinterkopf behalten und mich eventuell mit etwas mehr Respekt behandeln. Alles kommt irgendwann zu einem zurück."
"Diese ganzen alten Leute und ihre langen, tiefgründigen Reden", meinte Helena augenrollend. "Bla bla bla. Lasst uns doch zu etwas viel Interessanterem kommen." Sie trat beiseite und ermöglichte uns so einen Blick auf die vielen Menschen, die hinter ihr standen.
Ich hatte sie nicht einmal bemerkt, weil dieses verfluchte Kraut mich immer noch behinderte und so auch meine übernatürlichen Sinne einschränkte.
Ein hochgewachsener Mann trat aus der Menge heraus und kam näher auf uns zu. Er lächelte freundlich und verkündete: "Ich bin Gregor und werde unsere Mitglieder der Organisation heute vertreten und in ihrem Namen sprechen."
"Das heißt, sie sind ihr Anführer?", fragte Alina und sprach somit das aus, was ich auch gedacht hatte.
Gregors freundlicher Gesichtsausdruck verzog sich und wurde nun weniger freundlich, mehr gruselig und hinterlistig. "Nein, ich werde für sie sprechen und unser aller Meinung verkünden. Aber zuerst möchte ich euch natürlich sagen, was mit den restlichen Personen eurer Mission geschehen ist."
Die Türen öffneten sich und Dutzende Menschen trugen schlaff zwischen ihnen hängende Werwölfe in Menschenform hinein. Sie wurden neben Alina und mir auf dem Boden platziert, während meine Werwölfe nach hinten verlagert wurden, sodass eine ordentliche Abgrenzung aus Anführern und Rudelmitgliedern gebildet wurde. Jedoch fielen sämtliche Alphas und Betas einfach um, was mich vermuten ließ, dass sie die gleiche Behandlung wie wir erfahren hatten.
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