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Alina's Sicht
Vollkommen überfordert starrte ich Damian. Er sah mich aus dunklen Augen abwartend, vielleicht sogar ungeduldig an. Auffordernd trat er ein paar Schritte vorwärts und stupste mich mit der Nase an. Ich folgte der Aufforderung und kraulte ihm den dunklen Kopf, während ich noch kurz verarbeitete, was er mir da gerade mitgeteilt hatte.
Da wir nur aus Werwölfen bestanden, erschien es für alle am klügsten, wenn wir uns in Wolfsform fortbewegten. So waren wir deutlich schneller am Ziel und die Wölfe waren weniger erschöpft, weil ihr unsterblicher Teil langsamer an Kraft verlor als ihr menschlicher Teil. Ich hatte der Idee sofort zugestimmt und mir dabei keine Gedanken gemacht, was mit mir geschehen würde.
So kam es, dass fast alle Krieger aus Damians Rudel nun als Wolf um mich herum standen und auf den Befehl ihres Alphas warteten. Der wiederum wartete darauf, dass ich seiner Aufforderung nachkam und mich auf seinen Rücken setzte. Dann würden wir loslaufen und die anderen würden sich uns später anschließen.
Nur hatte ich noch nie auf einem Wolf gesessen und hatte mich mit einer solchen Vorstellung auch nicht anfreunden können, obwohl Damian mir das bei einem unserer ersten Treffen schon mal angeboten hatte. Damals hatte ich abgelehnt, auch wenn mich die Vorstellung sehr entzückt hatte. Und so war es auch jetzt. Nur kam sein Vorschlag so plötzlich, dass ich ihn erst einmal verarbeiten musste.
Ich wollte unsere Mission aber auch nicht weiter aufhalten, weshalb ich zaghaft nickte und mich Damian näherte. Glücklicherweise verstand er, dass ich nicht einfach so auf seinen Rücken kommen würde, und ließ sich vorsichtig auf dem Bauch nieder - als würde er mich nicht verschrecken wollen.
Ich legte die Hände auf seinen Rücken und fuhr mit den Fingern noch einmal durch sein weiches Fell, bevor ich mir den letzten Schubs gab und mich hinauf hievte. Oben angekommen räkelte ich mich noch in eine bequeme Position und übte dann mit dem Oberschenkel leichten Druck aus, um ihm zu vermitteln, dass ich sicher saß.
Damian brachte sich wieder auf die Beine, machte aber bis auf ein Kopfschütteln keine Anzeichen, dass ihm mein Gewicht zu schaffen machte.
Er ging probehalber ein bisschen und ich realisierte, wie ich mich bewegen musste, um weder herunterzufallen noch ihn zu sehr beim Laufen zu behindern.
Damian wandte sich seinen Leuten zu - ich konnte unter anderem Jack in der Menge ausmachen - und begann über Mind-Link mit ihnen zu sprechen. So wie er es auch vorgehabt hatte, denn er wollte sie noch einmal motivieren. So kam es, dass wir noch ein paar Minuten standen und ich in die konzentrierten Gesichter der Werwölfe vor mir schaute, die plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung den Kopf in den Nacken legten und ein Geheul ausstießen.
Es geht los, teilte Damian mir mit und ich nickte, auch wenn er das nicht sehen konnte. Man konnte die Aufregung und Erwartung nun förmlich spüren. Einige trippelten mit den Pfoten, andere schauten sich unruhig in der Menge um.
Damian drehte sich wieder um, sodass er zum Wald starrte.
Bist du bereit?
Ich atmete noch einmal tief durch und konzentrierte mich auf das, was vor uns lag.
Ja, das bin ich.
Dann halt dich gut fest. Damians Vorfreude durchfuhr mich, kurz bevor er lospreschte. Jetzt konnte ich nachvollziehen, warum er mir geraten hatte, mich gut festzuhalten. Damian war unglaublich schnell und wich geschickt näherkommenden Hindernissen aus. Er sprang über einen Baumstamm und die Erschütterung, als wir wieder am Boden ankamen, kroch mir in alle Knochen.
Wir gelangten an eine große Lichtung, Jack und Ethan waren direkt hinter uns, und Damian stieß wieder ein Heulen aus, was direkt von einem anderen Wolf beantwortet wurde. Im nächsten Moment brachen aus dem Wald hinter uns Dutzende weitere Wölfe aus. Ich drehte überrascht den Kopf nach hinten und erkannte an deren Spitze einen Wolf mit rötlichem Fell und einen etwas kleineren, den ich nur zu gut kannte.
Sam und Eriens schlossen schnell zu uns auf, während sich die anderen hinter uns einreihten. Ich richtete den Blick wieder nach vorne und schmiegte mich mehr an Damians Fell. Dies war eines der wenigen Male, bei dem sich Rudeln zusammen schlossen und für ihre Sache gemeinsam kämpften.
Es musste einfach klappen. Dafür hatten wir uns vorbereitet und ausreichend Kämpfer mitgenommen. Als dann auch noch Zabrina - an ihrer Seite Sophie, wie ich vermutete - zu uns stieß, war ich vollkommen kampfbereit. Wir mussten sie nur zu einem Gespräch bringen. Dann hatten wir die Zügel in der Hand, es konnte quasi gar nicht schiefgehen.
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Keiner machte sich die Mühe, vorher anzuhalten oder den Lärm, den wir verursachten, irgendwie einzudämmen. Wir hatten nicht vor, hier heimlich einzudringen und unser Auftritt zeigte, wie ernst wir es meinten. Denn Damian kam direkt vor einem Tor zum Stehen und stieß einen Wachmann mit dem Kopf zur Seite.
Ein Werwolf verwandelte sich noch im Laufen zurück und nahm ihm die Waffe ab, bevor er ihn bewusstlos schlug. Weitere Wölfe wurden in ihre menschliche Form zurückversetzt und machten sich am Tor zu schaffen, das sie jedoch innerhalb von Sekunden öffnen konnten. Doch keiner wagte sich hinein.
Die Alphas versammelten sich vorne und nickten sich gegenseitig zu. Dann knurrte zuerst Zabrina ihren Leuten etwas zu und lief nach Osten, bevor Karl das Gleiche tat - jedoch weniger aggressiv - und sie ihnen folgten. Eriens nahm den Weg nach Westen um die riesige Anlage herum, Jones war ihm dabei dicht auf den Fersen.
Sam war der Einzige, der noch länger blieb, und mir in die Augen schaute. Ich schluckte schwer, starrte aber mit der gleichen Entschlossenheit zurück. Für Sylle. Wir nickten und uns gleichzeitig zu.
Schon war sein Rudel auch weg und nur noch unsere Leute waren da. Denn das war der Plan. Wir würden durch den Haupteingang gehen und nach weiteren Eingängen und Möglichkeiten, hinein zu gelangen, würden die Anderen Ausschau halten.
Damian zögerte nicht lange und lief durch das offene Tor, direkt auf das Gelände. Laut Connor befanden sich keine Fallen oder ähnliches im gesamten Umkreis, weshalb wir darauf keine Vorsicht nahmen und direkt bis zur Tür rannten. Wie erwartet, war sie abgeschlossen, doch das konnte Werwölfe nicht abhalten. Nach ein paar Stoßen öffnete sich auch die mit einem leisen Knarren.
Scheinbar wurde schon mit unserer Anwesenheit gerechnet, denn in rote Klamotten gekleidete Gestalten, traten als unser Empfangskomitee auf, was direkt zu schießen begann.
Ich wusste nicht, ob den Menschen klar war, was die Erinnerung an andere Menschen in roter Kleidung in den Werwölfen auslöste.
Denn an ihr Eindringen in das Zuhause der Wölfe erinnert, waren sie nicht mehr zu halten und ließen sich auch von Schüssen nicht abhalten. Ein Jaulen ertönte und mein Blick fiel auf den jungen Wolf, der von einer Kugel getroffen zu Boden fiel. Sein Schütze wurde, wie als eine Antwort darauf, sofort zu Boden gerissen und war innerhalb weniger Sekunden tot. Halb zerfressen.
So erging es allen, ohne dass Damian oder ich auch nur den Zeh bewegen mussten.
So gingen wir durch sämtliche Flure, so erging es jedem Soldaten. Wir verloren nur wenige und mit deren Opfer würden wir uns später beschäftigen. Sie betrauern und ihnen eine anständige Beerdigung liefern.
Unser Ziel war der große Saal. Connors Worten zufolge war er mit mehreren Kameras ausgestattet, die unser Eintreffen verfolgen und eine entsprechende Nachricht an den Kommandoraum überbringen würden. Wenn dann noch keine Reaktion erfolgte, gab es immer noch die Möglichkeit, selbst den Aufenthaltsort der hohen Tiere der Organisation auszumachen.
Glücklicherweise mussten wir uns lediglich mit dem Haupteingang beschäftigen und uns auch keine Gedanken darüber machen, ob von den Nebentüren weitere Zugehörige der Organisation uns überwältigen würden. Das war die Aufgabe der weiteren Rudel, sie sollten uns die Menschen vom Hals schaffen und dafür sorgen, dass wir heil am Ziel ankamen. Dann würden sie sich zu uns gesellen.
Vorsichtig betrat Damian den Saal. Er war wahrlich riesig und vollkommen leer. Nur ein paar Spiegel an den Wänden zeigten, dass der Raum benutzt wurde. Abwartend sahen wir uns im Saal um. Keiner wagte, ein Wort zu sagen. Es geschah nichts. Nun gut, dann würden wir einfach zu Plan B übergehen. Das war kein Problem und auch genau der Grund, warum dieser Plan so genial war.
Plötzlich ertönten von hinten schnell näherkommende dumpfe Schritte. Keine Schritte, es waren Pfoten, die ich nun erblicken konnte. Jedoch nur kurz, da sich der Wolf im nächsten Moment verwandelte und zu einem keuchenden Egbert wurde. Ich glitt verwirrt von Damians Rücken, der sich auch zurück verwandelte und lächelnd sagte: "Du hast es also geschafft."
Doch sein Lächeln verwischte, als er die Panik in Egberts Gesicht sah, der schrie: "Alle raus hier! Das ist eine Falle!"
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Ich habe mich dazu entschieden, nun auch dienstags ein Kapitel hochzuladen. In der letzten Zeit habe ich viele Kapitel vorgeschrieben, weshalb ich das für eine gute Idee halte. Ich hoffe, ihr seht das auch so ;)
Übrigens bin ich auch schon am schreiben meiner nächsten Geschichte, die direkt nach dieser kommen wird. Aber dazu später mehr ...
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