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Alina's Sicht
Das waren wir tatsächlich. So verrückt es auch klang, schließlich hatten wir uns überhaupt nicht wie solche benommen.
Damian sagte dazu nichts, sondern sah mich einfach nur ruhig an. Er wartete, bis ich bereit war, weiterzureden.
"Das Rudel seines Vaters hatte sich in einem Wald niedergelassen, versteckt, sodass die entfernt lebenden Menschen sie unter keinen Umständen finden würden. Denn obwohl Case ein wahrer Tyrann war, wollte er unnötige Komplikationen vermeiden, da er sich zu der Zeit besonders mit seinen Leuten beschäftigen musste."
Schon damals hatte eine Gruppe von Personen Case' Art zu herrschen, für nicht gut befunden. Sie wollten ihn stürzen und Case hatte davon Wind bekommen. Er beschäftigte sich also vollkommen mit der Bewältigung dieses Problems. Zu meinem Glück.
"Ich wohnte in dieser Zeit in der Stadt der Menschen und hatte dort Freunde gefunden. Natürlich bekam ich die Ankunft eines neuen Rudels mit und wollte sie auskundschaften." Ich lächelte verlegen. "Leider war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz so geschickt wie heute und jemand hat mich bemerkt."
"Samuel", stellte Damian fest.
Ich nickte zustimmend. "Ich konnte meine Kräfte nicht offenbaren und mich somit nicht wehren, also flehte ich ihn an, überredete ihn, mich einfach gehen zu lassen. Das tat er auch, jedoch nur unter einer Bedingung. Er wollte lernen, wie die Menschen so lebten."
Sam war schon immer neugierig gewesen und hatte sich für andere Kulturen und Lebensweisen interessiert.
"Ich willigte ein, in dem Wissen, dass ich mich notfalls verteidigen konnte, sollte dabei etwas schiefgehen. Außerdem konnte ich so einen genaueren Blick ins Innere des Rudels bekommen. Wir tauschten uns aus. Ich berichtete über die Menschen, wie sie lebten, woran sie glaubten, und Sam erzählte mir im Gegenzug von den Werwölfen und auch von seinem Rudel."
"Hast du so von Sylle erfahren?"
Sams bester Freundin. "Ja. Irgendwann hatten wir ein solches Vertrauen durch unsere regelmäßigen Gespräche erreicht, dass er mir sogar von ihr erzählte. Seinem kostbarsten Schatz." Ich lächelte bei der Erinnerung daran, wie Sam sie genannt hatte und Sylle ihm daraufhin einen Schlag auf den Oberam verpasst hatte. "Er stellte sie mir vor und ich konnte nur zu gut verstehen, warum er immer nur in hohen Worten von ihr gesprochen hatte."
"Waren die beiden jemals...?" Er beendete den Satz nicht, aber ich wusste trotzdem, was er meinte.
"Nein", kicherte ich. "Definitiv nicht. Sie waren wie Geschwister. Die Schwester und der Bruder, den der jeweils andere nicht haben konnte."
"Und was ist passiert? Warum wart ihr vorhin so zueinander?"
"Eines Tages war eine Gruppe von ungefähr dreißig Menschen im Wald unterwegs. Sie hatten gar nicht die Absicht, irgendjemandem weh zu tun, sondern wollten lediglich mal raus aus ihrer Stadt." Was absolut verständlich war, bedachte man, dass zu dieser Zeit das Verlassen der Stadt als eher gefährlich angesehen wurde und man das eigene Haus deshalb nur selten verließ.
Ich hatte zu spät von ihrem Vorhaben erfahren, um sie davon abzuhalten.
"So schnell ich konnte, rannte ich zu ihnen. Ich folgte ihren Fußspuren und wollte... Ich wollte sie einfach aus dem Wald wieder hinausjagen. Denn obwohl Case sich bislang zurückgehalten hatte, war ich mir sicher, dass er so etwas nicht durchgehen lassen würde."
Ich schluckte schwer und sah wieder aus dem Fenster hinaus. "Ich war zu spät. Schon von Weitem konnte ich ihre Schreie hören, doch als ich dort ankam, waren bereits alle tot und die letzten Wölfe flüchteten gerade. Ich habe sie verfolgt. Es waren drei Stück und da sie noch weit von ihrem Dorf entfernt waren, habe ich sie ebenfalls umgebracht. Schließlich hatte Case so viele Unschuldige umbringen lassen und sie sind dem Befehl einfach gefolgt."
Ich stockte und Damian fragte vorsichtig: "Was ist dann passiert?"
"Ich bin in ihr Dorf gestürmt, habe die Werwölfe beiseite gehauen und Sam zur Rede gestellt." Wieder machte ich eine Pause. "Er hatte es gewusst. Er hat es gewusst und hat nichts getan, um es zu verhindern. Ich war total fassungslos und verstand nicht, warum er nicht einmal mir Bescheid gesagt hatte. Sam war überfordert und meinte die ganze Zeit, er konnte nichts tun."
Wenn ich daran zurückdachte, konnte man denken, dass ich zu heftig reagiert hatte, aber ich wusste, dass alles was ich gesagt hatte, meinen wahren Emotionen entsprungen war und definitiv richtig war. Zumindest für mich.
"Er hat sich nicht anders verteidigt. Nur immer wieder er konnte nichts tun. Also habe ich ihn geschlagen. Ich war so wütend, dass er diese unschuldigen Menschen einfach hatte sterben lassen. Dabei ist ihnen wahrscheinlich meine übernatürliche Stärke aufgefallen. Danach bin ich gegangen."
Alle hatten mir fassungslos hinterher geschaut und nicht gewusst, was sie tun sollten. "Sylle ist mir nach gelaufen und hat mir genaueres erzählt. Sie wollte nur Sam verteidigen. Sein Vater hatte mitbekommen, dass er immer häufiger Zeit mit einem Menschen verbrachte und bezeichnete ihn als Schwächling. Er schlug ihn vor aller Augen. In diesem Rudel war das eine riesige Bloßstellung."
Ich sah wieder zu Damian, der mir mit seiner Hand tröstend über den Rücken streichelte. Das ermutigte mich, weiterzureden. "Case verlangte, dass Sam als Wiedergutmachung dafür mehr im Rudel half und mitarbeitete. Er erzählte seinem Sohn absichtlich von ihrem Vorhaben. Aber Sam war sein Ansehen im Rudel wichtiger, als dreißig unschuldige Leben."
Ich seufzte und meine Schultern sackten nach unten. "Sylle wollte mich mit ihren Worten beruhigen, doch hatte das Gegenteil erreicht. Ich war so rasend vor Wut, dass ich direkt zurücklief." Ich sah beiseite vor Scham. "Ich war in diesem Moment nicht besser als sein Vater. Vor allen Anwesenden bezeichnete ich ihn als Feigling und Egoist." Ich hatte ihn fünf Minuten lang angeschrien.
"Case hat alles mit angehört. Ich glaube, dass jeder alles gehört hat. Dass Sam es trotzdem geschafft hat, sich eine Stellung als Alpha zu erarbeiten, ist unglaublich. Aber vermutlich hat ihn Sylle dazu getrieben. Wenn auch in einer anderen Weise, als gut gewesen wäre."
Ich spürte eine Anspannung aus meinem Körper weichen. So lange hatte ich dieses Erlebnis niemandem erzählt, das mich mehr belastete, als ich zugab. Denn ich fühlte mich auch schuldig. Ich hatte nicht nur drei Werwölfe getötet, für deren Existenz ich zuständig war, sondern ich konnte Sam in seiner Position auch verstehen, aber in dieser Situation hatte ich das nicht erkennen können. Als ich ihn dann gesehen hatte, war alles wieder hochgekommen und ich hatte mich nicht kontrollieren können. Nicht wirklich erwachsen, aber es musste einfach raus.
"Wie Sam schon gesagt hatte, wir waren beide schuld daran, dass wir so auseinander gegangen sind. Aber er macht es jetzt wieder gut und ich glaube, dass wir wahrscheinlich einfach darüber sprechen müssen."
Damian und ich redeten lange Zeit nicht mehr und ließen einfach nur sacken, was ich gerade offenbart hatte.
Ich unterbrach die Stille, indem ich sagte: "Ich danke dir."
Damian lachte und sah mich belustigt an. "Wofür das denn?"
"Dass du mir einfach nur zugehört hast. Du hast nichts gesagt, sondern mich einfach dazu gebracht, mich auszusprechen. Und ich habe gar nicht gewusst, wie sehr ich das gebraucht habe."
"Nun", antwortete er lächelnd, "keine Ursache. Das werde ich immer machen, wenn du es brauchst. Außerdem war es doch eigentlich deine Idee. Also musst du dir selbst danken."
Ich lachte und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. "Versprich mir, dass wir es morgen schaffen werden."
"Du weißt, dass ich das nicht kann. Aber ich verspreche dir, dass ich alles dafür tun werde, damit wir überleben."
"Okay", flüsterte ich, "damit kann ich leben."
Ich hob den Kopf und küsste Damian. Zuerst sanft, doch dann setzte ich mich auf seinen Schoß und drückte ihn zurück.
Er lachte atemlos, nachdem er sich von meinen Lippen befreit hatte. "Was wird das?"
"Du hast etwas gut bei mir", war das Einzige, was ich ihm antwortete, bevor ich an seinem Körper nach unten rutschte und an seinem Hosenbund Halt machte.
Er sah mich mit großen Augen an, als ihm bewusst wurde, was ich vorhatte.
Ich lächelte vorsichtig und flüsterte: "Entspann dich."
Und das tat er. Die Anspannung wich aus seinem Körper und er legte einen Arm unter den Kopf. Damian sah mich wartend an. Ich lächelte ihn herausfordernd an, während ich seine Hose öffnete und ihn aus seinen Klamotten befreite. Direkt auf meine erste Berührung folgend, stöhnte Damian unter mir auf, schloss die Augen und genoss meinen Dank auf seine Worte.
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