》54《
Alina's Sicht
Ich erwachte mit einem kräftigen Gähnen. Ein unterdrücktes Lachen ertönte neben mir und die schwarze Bettdecke wurde etwas zur Seite geschoben, sodass ich Damian erkennen konnte, der mich auf die Seite gedreht und mit einer Hand den Kopf stützend beobachtete.
"Guten Morgen, Dornröschen."
Ich runzelte die Stirn. Was sollte das denn bedeuten?
Damian erkannte die Frage in meinem Gesicht und antwortete: "Jack hat dich mal als Dornröschen bezeichnet und irgendwie fand ich den Namen gerade passend."
Ich murmelte zustimmend und drehte mich auf die andere Seite. "Es ist noch zu früh."
"Nicht ganz. Es ist bereits um elf."
Ich wandte ihm meinen Kopf zu. "Sag ich doch. Eindeutig zu früh."
Er drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Wir müssen aufstehen. Du weißt schon. Verantwortung, Alphas und, nicht zu vergessen, Frühstück. Ich mache dir Pfannkuchen, wenn du möchtest."
Jetzt drehte ich mich mit dem ganzen Körper zu ihm und grinste. "Du kannst wirklich sehr überzeugend sein, wenn du willst."
Damian lachte auf und stand aus dem Bett auf, um sich Klamotten aus dem Schrank zu holen.
"Es ist irgendwie komisch", teilte ich meine Gedanken mit ihm, "jetzt gerade ist alles so normal. Als wüssten wir nicht, was für eine Aufgabe vor uns steht. Was wir zu verlieren haben. Vor ungefähr einem Tag war ich noch bei einem anderen Rudel und jetzt lieg ich in unserem Bett."
Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
"Was ist?", fragte ich ihn sichtlich verwirrt.
"Du hast unser Bett gesagt." Im nächsten Moment verschwand seine glückselige Freude und wurde von einem nachdenklichen Ausdruck ersetzt. "29 Stunden warst du weg. Obwohl es gar nicht so lange war, hat es sich so erleichternd angefühlt, dich wieder in meinen Armen zu haben, als hätten wir uns nach einem Jahr wiedergesehen." Er lachte freudlos auf. "Es ist komisch, wie schnell sich die Umstände ändern."
Möglichst lautlos stieg ich nun auch aus dem Bett und legte meine Hände an Damians Wangen, um sein Gesicht zu mir zu drehen. "Ich verstehe, was du mir sagen möchtest. Für mich war es genauso. So lange habe ich ohne ein solches Gefühl in mir gelebt und nun, dass ich es endlich spüren kann, will ich nie wieder ohne es leben. Es war schrecklich, die Stunden ohne dich zu sein. Obwohl es eigentlich gar nicht so lange war, aber nicht zu wissen, was du gerade machst und wie es dir geht, war schrecklich für mich."
Damian legte seine Arme um meine Taille und sah mich mit Schmerz in den Augen an. "Dann stell dir mal vor, wie es für mich war. Du warst plötzlich weg und ich hatte keine Ahnung, wo du bist oder ob du noch am Leben warst. Und ohne, dass ich es wollte, haben sich diese Gedanken der anderen in meinen Kopf geschlichen." Sein Kiefer mahlte und er sah auf den Boden. "Dass du einfach weggegangen bist, weil dir alles zu viel ist. Weil du vielleicht bemerkt hast, dass dies doch nicht das Leben ist, was du haben möchtest. Und trotzdessen ich mir gerne einreden würde, dass ich das akzeptiert hätte, so weiß ich doch, dass es furchtbar für mich wäre."
Nun schaute er wieder mich an. Ich wusste, wie schwer es ihm fiel, sich so vor jemanden zu offenbaren, also lächelte ich ihm aufmunternd zu.
"Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne dich zu leben. Denn erst jetzt weiß ich wirklich, was mir all die Jahre gefehlt hat. Jemand, mit dem ich meine tiefsten Sorgen und Ängste teilen kann. Du verstehst mich und das ist etwas, von dem ich nie wusste, wie sehr ich es brauche."
Er atmete tief durch und ich wartete, ob er noch etwas sagen wollte, denn ich wollte ihn auf keinen Fall jetzt unterbrechen.
Als ich mir sicher war, dass er all seine Gedanken mit mir geteilt hatte, begann ich zu reden. "Ehrlich gesagt kränkt es mich etwas, dass du wirklich denkst, ich würde dich einfach so verlassen. Ich wusste, dass ich nur zu dir zurück wollte. Zu der Person, die mich vom ersten Tag an verstanden hat. Deswegen verspreche ich dir eines: Ich werde immer einen Weg zu dir finden."
Damian erbebte kurz, vielleicht unter einem Schluchzen, ich wusste es nicht. Doch dann fasste er sich wieder und lächelte mich ebenfalls an.
Unsere Lippen fanden sich in einem gefühlvollen und langsamen Kuss, in den wir all unsere Gefühle legten. So konnten wir dem anderen zeigen, wie wir uns gerade fühlten.
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"Einmal Pancakes für Dornröschen." Damian platzierte meinen Teller mit drei Pancakes direkt vor mir.
"Weißt du, vielleicht hätte ich dir gerade nicht so viel zuschreiben dürfen. Beim ersten Mal hast du mir schließlich noch Dressings hingestellt. Sogar Besteck war schon da. Jetzt muss ich das alles selbst holen." Ich stand auf, um mir genau das aus den Küchenschränken zu holen, wobei ich erstmal danach suchen musste.
"Wenn ich mich recht erinnere, warst du damals duschen. Also hatte ich da viel mehr Zeit, um etwas vorzubereiten. Aber in gewisser Weise hast du mit deiner Vermutung recht. Ich hab doch jetzt alles, was ich brauche, warum also noch anstrengen." Er zuckte mit den Schultern. "Nächstes Mal kannst du sie selbst machen. Ich kann dir noch ein Rezept hinlegen und den Rest machst du."
Ich kniff die Augen zusammen, während ich mich wieder hinsetzte. Damian wollte spielen? Gut, das konnte er haben. Ich warf einen Blick auf die Jeanshose, die er heute absichtlich angezogen hatte, und mir kam eine Idee.
"Wo wir doch gerade so in der Vergangenheit verweilen, fällt mir noch etwas anderes ein."
Ich stand wieder von meinem Platz auf und Damian lehnte sich erwartungsvoll und mit einem durchtriebenen Grinsen im Gesicht gegen die Küchenzeile. Als ich direkt vor ihm stand, legte ich Daumen und Zeigefinger an sein Kinn und zog ihn zu mir herunter. Seine Augen blitzten interessiert auf, während er meiner Aufforderung folgte.
Als seine Lippen schließlich nah an meinen waren, wisperte ich: "Ich habe dich in der Hand, das weißt du. Und es gefällt dir."
Meine Worte stellten genau das mit ihm an, was ich auch beabsichtigt hatte. Damians Augen verdunkelten sich und ich spürte die Veränderung in seiner Körperhaltung. Er beugte sich noch näher zu mir und seine Arme legten sich um meinen Rücken. Noch immer hatten diese einfachen Worte eine solch starke Wirkung auf ihn.
Auffordernd schaute ich ihn an und wartete auf seinen nächsten Schritt. Wir wussten beide, dass, sollte einer von uns nun den ersten Schritt, wir nicht mehr aufzuhalten wären. Dann gäbe es keine Chance mehr, unsere Lust und Sehnsucht zueinander zu unterdrücken.
Glücklicherweise - oder aber vielleicht auch leider - platzte in diesem Moment Jack in die Küche, der unsere Situation mit einem Blick erfasste. Damian und ich machten beide keinen Versuch, uns voneinander zu lösen.
"Irgendwie komme ich immer im falschen Augenblick", meinte Jack und sah zu Damian. "Ich wette, du hasst mich jetzt."
Damian murrte zur Antwort etwas Unverständliches, musste aber auch leicht lächeln.
"Jedenfalls kann ich euch beruhigen, denn ich habe euch nicht grundlos unterbrochen, in dem, was auch immer ihr gerade macht oder machen wolltet." Jack schüttelte verwirrt den Kopf, bevor er sich wieder zusammenriss. "Lerhome ist wieder da. Alle sind wieder gut angekommen und die anderen sind direkt zu ihren Alphas gegangen. Lerhome wartet im Rudelhaus auf euch."
Jack zeigte kurz mit der Hand auf uns. "Er kann aber sicher noch warten."
"Nein", sagte Damian abrupt. "Ich bin gerade in der besten Verfassung, um mir anzuhören, was auch immer er zu sagen hat."
"Sehr schön. Dann warten wir auf euch." Jack verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war.
"Du meintest wohl eher, du kannst jetzt etwas Ablenkung gut gebrauchen, was?"
Damian zwinkerte mir zu. "Du kennst mich eindeutig zu gut."
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"Das sind gute Informationen", meinte Damian, der scheinbar immer noch verblüfft war von dem, was er gerade gehört hatte.
Ich konnte ihn verstehen. Nachdem wir Lerhome beide begrüßt hatten und Damian sich sicher war, dass es seinem Freund auch wirklich gut ging, hatte der direkt angefangen zu erzählen.
Schon in den ersten Tagen hatten die Werwölfe ein riesiges Krecanos-Feld gefunden. Der Anbau wurde von mehreren Wachen kontrolliert und direkt nebenan befand sich ein Backsteingebäude. Dort waren immer einige Vertreter der Organisation und begutachteten das Wachsen der Pflanzen. Da Lerhome und die anderen in der kompletten Umgebung drum herum nichts weiter gefunden hatten, gingen sie davon aus, dass dieser Anbau eines der wichtigsten Felder der Organisation war.
Zwar hatten sie den Aufenthaltsort der Organisation nicht ausfindig machen können, aber davon waren wir eh nicht ausgegangen.
Deshalb waren wir gerade nur glücklich, eine solche Möglichkeit zu bekommen. Würde es uns gelingen, dieses Feld zu zerstören, würde das unsere Chancen deutlich verbessern.
Der Ansicht war auch Damian, als er sagte: "Dann wissen wir ja jetzt, was zu tun ist."
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