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Damian's Sicht
Die letzten Tage war viel los gewesen, aber dennoch war nichts Wichtiges passiert. Es war merkwürdig. Wir verbrachten unsere Zeit zusammen glücklich und entspannt, trotzdem war Alina und mir bewusst, dass es nicht immer so sein würde, und das dämpfte die Stimmung.
Egbert hatte weitere Krieger zu uns kommen lassen, ließ aber seinen Beta kurzzeitig nach Hause reisen, um für die Sicherheit seiner Leute zu sorgen. Wir vermuteten alle, dass Karl bald wieder hier sein würde. Seine Seelenverwandte Saphira war bei uns geblieben. Einerseits weil sie sich hier scheinbar sehr wohl fühlte und bei den Kindern bleiben wollte und andererseits weil sie ihren Sohn nicht alleine lassen wollte.
Zabrina war nach Hause zurückgekehrt. Ihr Rudel wollte näher zu uns ziehen, aber dennoch weit genug entfernt, dass sie nicht in Gefahr liefen, von der Organisation überfallen zu werden. Die Alpha wollte ihr Rudel organisieren und auf die bevorstehende Zeit vorbereiten. Zudem kam sie ihrem Gefallen nach und versprach mir, mit vielen Kriegern (wobei man bei ihr eher von Kriegerinnen sprechen musste) zurückzukehren.
In der Zeit bei uns war sie Ethan größtenteils aus dem Weg gegangen. Den damaligen Verrat schien sie ihm nie verziehen zu haben. Das störte Ethan aber überhaupt nicht.
Ihm war auch bewusst, wie gefährlich das, was uns bevorstand, war. Was vermutlich auch der Grund war, weshalb er so viel Zeit mit Lisa wie nur möglich verbrachte.
Zabrinas Wunsch, Alina zu treffen, war ebenfalls in Erfüllung gegangen. Wobei man das Aufeinandertreffen der beiden ohne schlechtes Gewissen als merkwürdig bezeichnen durfte. Beide Frauen wollten beim ersten Eindruck ihre Stärke und ihren Stolz zur Schau stellen, was dazu führte, dass alle Anwesenden sich irgendwie fehl am Platze fühlten.
Trotzdessen wusste ich, dass Alina und Zabrina sich sehr gut verstehen würden, sollten sie erst einmal ihren Stolz beiseitegelegt haben.
Meine Gefährtin und ich bekamen uns am Tag nicht viel zu sehen, was einfach daran lag, dass wir uns um andere Dinge kümmerten. Ich organisierte meine Krieger und verbrachte besonders viel Zeit damit, mit ihnen zu kämpfen. Wir trainierten uns gegenseitig. Außerdem wurde dadurch das allgemeine Gemeinschaftsgefühl gestärkt, was definitiv nur positiv war.
Auch die letzten Häuser wurden nun endlich fertig, sodass unserem Leben hier eigentlich nichts mehr im Wege stand. Aber auch nur eigentlich.
Wir rechneten jeden Tag mit Lerhomes Rückkehr. In meinem Kopf hatte sich bereits ein Plan verfestigt und ich war mir sicher, dass es den anderen genauso ging.
Unser Ziel war es, so viel wie möglich über die Organisation herauszufinden. Dabei war es völlig egal was. Denn alles würde uns auch nur in kleinster Weise helfen. Das Beste, was Lerhome mir mitteilen könnte, wäre, wenn er herausgefunden hätte, wo sich die Organisation aufhielt, an welchem Ort sie ihr Krecanos aufbewahrte und wer ihr Anführer war.
Letzteres gab es wohl überhaupt nicht, wie unsere drei Gefangenen immer wieder beteuerten, jedoch wäre ich vollkommen bescheuert, wenn ich ihnen ohne weitere Nachforschungen einfach trauen würde.
Alina war diesmal nicht die Person gewesen, die mehr Informationen aus ihnen herausgequetscht hatte.
Obwohl Egbert darauf bestanden hatte, da es beim letzten Mal ja so gut funktioniert hatte, weigerte Alina sich. Ich vermutete, dass ihr ihr letzter Besuch noch tief in den Knochen saß. Stattdessen war es Jack, der unseren Gefangenen Fragen stellte. Als er uns sämtliche Informationen mitteilte, musste er währenddessen erstmal Alkohol trinken, denn - wie er selbst sagte - würde ohne Alkohol gerade nichts funktionieren.
Nachdem Amelia herausgefunden hatte, wer ihr Seelengefährte war, verhielt sie sich ihm gegenüber eher zurückhaltend, um nicht zu sagen angewidert.
Ich wusste, dass Alina und sie sich am selben Tag noch unterhalten hatten. Bei ihrem Gespräch ging es, soweit mir bekannt war, größtenteils um Niklas. Alina verriet Amelia nichts Persönliches über ihn. Auch ich erfuhr nichts von dem, was sie über Niklas erfahren hatte.
Zwischendurch drang dann plötzlich ein Kichern aus dem Zimmer, weshalb ich stark vermutete, dass es auch um mich ging. Beziehungsweise eher um meine Markierung. Prompt hatte sich ein Grinsen auf mein Gesicht geschlichen, was den gesamten Tag nicht mehr verschwand. Als Alina schließlich wieder zu mir kam und es bemerkte, hatte sie bloß "Sag jetzt nichts" gesagt und mir dann einen warnenden Blick zugeworfen. Daraufhin hatte ich nur abwehrend die Hände in die Höhe gesteckt.
Alina beschäftigte sich die meiste Zeit des Tages mit meinen Rudelmitgliedern. Ihr war es scheinbar besonders wichtig, alles über sie herauszufinden. Sie unterhielt sich mit den Alten und erfuhr, was sie bisher erlebt hatten. Sie besuchte Familien und nahm ein Neugeborenes, welches vor drei Tagen geboren und das erste Baby war, was hier auf die Welt kam, in den Arm. Auch mit den Kindern unternahm sie etwas. Zusammen spielten sie draußen oder Alina zeigte ihnen ihre Kräfte.
Abends, wenn wir beide erschöpft ins Bett fielen, erzählte sie mir von ihrem Tag. Meistens mit einem Lächeln im Gesicht berichtete sie mir von ihren Erlebnissen.
Mich beschlich das Gefühl, dass sie es nicht nur tat, weil sie die Werwölfe von dem uns bevorstehenden Krieg ablenken wollte. Stattdessen war ich fest davon überzeugt, dass Alina es vor allem für sich selbst tat. Sie hatte etwas, das sich für sie wie Zuhause anfühlte und nutzte das vollkommen aus.
Immer, wenn sich dieser Gedanke in meinen Kopf schlich, breitete sich ein warmes Gefühl in meiner Brust aus. Nicht nur zu wissen, dass sie gerne hier war, sondern dass meine Familie auch zu ihrer wurde. Dass sie gerne ihre Zeit mit ihnen verbrachte. Und dass sie mir abends davon erzählte, bis sie schließlich erschöpft in meinen Armen einschlief.
Es war das schönste Gefühl überhaupt. Alina gab mir ein Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Wir hörten einander zu und verstanden uns auch ohne Worte. Manchmal berichteten wir uns gegenseitig von unserer Vergangenheit. Ich erzählte von meinen Eltern und sie von all den Orten, an denen sie schon gewesen war, zusammen mit all den Dingen, die sie dort erlebt hatte.
Ich wusste, dass ich sie liebte. In gewisser Weise hatte ich sie schon seit unserem ersten Treffen auf dem Schulhof geliebt. Aber das war nur unsere Verbindung gewesen. Die Zuneigung, die ich schon automatisch für sie empfand. Viele Seelenverwandtschaften gingen nie bis über diese Empfindung füreinander hinaus, aber ich war mir sicher, dass wir es schon lange waren.
Unsere Verbindung war stärker, und das, obwohl wir sie noch nicht vervollständigt hatten. Ich liebte Alina, weil sie die Kraft, die mich umgab, akzeptierte und aufnahm, anstatt verängstigt zu verschwinden oder ehrfürchtig zu reagieren. Sie kannte meine Zweifel, weil sie ähnlich ihren eigenen waren.
Und wenn wir dann nachts im Bett lagen, ich ihren ruhigen Atemzügen lauschte und zum Mond hinausschaute, kurz bevor ich selbst einschlief, wurde mir bewusst, was für ein Glück ich doch hatte. Und das ich dafür kämpfen würde. Damit ich es behalten konnte. Oder, damit zur Not wenigstens Alina überleben würde. Dafür würde ich sogar mein Leben geben.
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