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Alina's Sicht
Überrascht starrte ich Amelia an. Sie stand vor mir und schien deutlich aufgebracht zu sein. Hinter ihr bemerkte ich Niklas, während er langsam in den Raum kam.
Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich mich fühlen sollte. Zum einen tat es mir leid, dass Amelia Niklas als Gefährten bekommen hatte, schließlich war ich selbst auch sehr überrascht gewesen, andererseits erfreute ich mich auch ein bisschen an der Situation.
Ich unterdrückte ein Lächeln. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst."
Ihre Augen funkelten erbost. "Du weißt genau, wovon ich spreche." Sie fuchtelte mit beiden Armen in Niklas' Richtung. "Warum? Warum er?"
Jetzt bekam ich Mitleid mit ihr. Seelenverwandte waren das wichtigste für Werwölfe und Amelia war definitiv eine Person, die schon immer gehofft hatte, einen zu kriegen. Das dachte ich zumindest. Dass sie jetzt Niklas bekam, dessen erster Eindruck bei ihr nun wahrlich nicht der beste war, war bestimmt nicht leicht für sie.
"Ich verstehe, dass du sauer bist, das tue ich wirklich. Aber er ist der Richtige für dich."
Sie schnaubte aufgebracht. "Du hattest es so groß angekündigt und ich habe mich sehr darauf gefreut, und für was das alles? Für ihn? Ich bitte dich. Der Typ ist ein Idiot."
Nun meldete sich auch Niklas zu Wort: "Entschuldige mal, ich bin auch noch da."
"Sei ruhig", herrschte Amelia ihn an, woraufhin er die Augen rollte, aber tat was sie wollte.
Ich stand auf und ging auf sie zu. "Du hast nicht mit ihm gerechnet, alles klar, definitiv nachvollziehbar. Ich so nebenbei auch nicht. Aber glaub mir, Amelia, er ist dein Seelenverwandter. Und das auch aus einem bestimmten Grund."
Ich sah zu Niklas. "Und er hat dich ja auch schon vorher gemocht."
"Schön für ihn", erwiderte sie schnippisch. "Alina, ich bitte dich. Dieser Typ, er passt nicht zu mir. Wir mögen uns nicht mal. Kannst du mir keinen anderen geben?"
Ich schaute zu Niklas und wie ich bereits geahnt hatte, traf ihn dieser Satz schwer.
Es war schwierig zu entscheiden, welche Rolle ich nun annehmen sollte. Alles drängte mich dazu, Amelia rechtzugeben und ihr Niklas gut zu reden, aber das konnte ich nicht tun. Genauso wie ich war auch sie in diesem Moment sehr oberflächlich. Sie glaubte Niklas zu kennen. Dabei gab es so vieles, was ihr noch nicht bekannt war.
"Nein, kann ich nicht", meinte ich geduldig und ging ein paar beruhigende Schritte auf sie zu. "Glaub mir, ihr passt erstaunlich gut zueinander. Lass ihm einfach die Chance, sein früheres Verhalten zu erklären."
"Aber Alina, ich..." Sie stockte und schaute mich mit zusammen gekniffenen Augen an. "Ich will ihn nicht."
Das saß. Zwar nicht bei mir, aber bei einer anderen Person. Niklas keuchte erschrocken auf. In der nächsten Sekunde stand Jack bei ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Alles klar?"
"Ja", knurrte Niklas als Antwort. "Mir ging es nie besser. Meine Gefährtin will mich nicht und ich muss mir irgendwelche bescheuerten Argumente von ihr anhören." Mit ihr war wohl ich gemeint, denn er wedelte in meine Richtung.
Ich schnappte empört nach Luft und auch Damian schien diesen Kommentar nicht gerade zu mögen.
"Also bitte, was habe ich denn damit zu tun? Alle wollen immer einen Seelengefährten und wenn sie dann einen bekommen, ist die Augenfarbe nicht passend oder die Person wohnt nicht neben euch oder sie hat sich in der Vergangenheit für euch nicht angemessen verhalten."
Aufgebracht fixierte ich zuerst Amelia und dann Niklas. So etwas musste ich mir nun wirklich nicht gefallen lassen. "Es ist nicht meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass euer Gefährte perfekt für euch ist. Ich teile euch jemanden zu, der euch verstehen wird. Mit dem ihr euch ergänzen werdet. Jemanden, der euch niemals langweilig wird. Und - Überraschung - jemanden, mit dem ihr euer Leben verbringen könntet. Wenn ihr es dann wollt. Das ist keine perfekte Person, die alles für euch tun wird, sondern jemand, der euch herausfordern und reizen wird. Jemand, der euch dazu bringt, euer wahres Selbst zu offenbaren. Ich gebe euch eine Grundlage vor, aber den Rest müsst ihr schon selbst machen."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und setzte mich wieder auf meinen Stuhl. Dort fing ich Damians Blick auf.
Es war also Niklas?
Ich nickte. Ja, das freut die beiden sichtlich.
Oh, ich glaube sie werden gut miteinander auskommen. Er grinste. Wenn sie dann mal mit dem gegenseitigen Akzeptieren anfangen.
Gegenseitige Akzeptanz? Tust du das denn?
Dich akzeptieren? Nein. Ich bete dich an.
Ich lachte laut auf, was mir einige verwirrte Blicke einbrachte. Den Kopf schüttelnd beruhigte ich mich wieder.
Schließlich registrierte ich einen Blick auf mir. Ich sah direkt in Amelias Augen, die mich schockiert anstarrte. Oder besser gesagt, meinen Nacken.
"Das ist... Also ich..." Sie rang mit sich selbst, bis Amelia einen Entschluss fasste. "Ich werde mich jetzt abregen gehen. Gib mir dreißig Minuten und dann will ich alles über das schöne Etwas in deinem Nacken reden, alles klar?"
Es war ein Angebot. Zu reden, über unser beider Gefühle und Erlebnisse. Wie könnte ich das abschlagen.
Also nickte ich und lächelte sie beruhigend an.
Amelia nickte kurz zurück und ging dann ohne ein weiteres Wort zu verlieren hinaus.
"Wie genau läuft das ab? Siehst du irgendetwas aus meinem Leben?", fragte Niklas. Die Frage stellte er zwar beiläufig, aber ich wusste, dass es für ihn wichtig war.
"Ich verbinde Seelenverwandte, indem ich aus ihren Gefühlen schließe, ob sie zueinander passen würden oder nicht."
Ich beobachtete, wie ihn die Erkenntnis traf. Dann tat er jedoch etwas, mit dem ich nicht rechnete. "Und jetzt willst du mich auslachen? Es allen erzählen? Schließlich habe ich dich über die Jahre auch nicht in Ruhe gelassen", knurrte Niklas und kam mit jedem Wort einen kleinen Schritt näher.
"Kein Wunder, dass du die Personen in deinem Umfeld so unter Kontrolle hast, wenn du von jedem Einzelnen die größten Geheimnisse kennst."
Niklas war nun so nah bei mir, dass Jack eingriff. Er stellte sich schräg vor mich und legte ihm abermals die Hand auf die Schulter. Diesmal war es aber eine Warnung.
"Ich erfahre nur ein paar ausschlaggebende Erinnerungen von möglichen Kandidaten. Und die erzähle ich selbstverständlich nicht weiter. Die Kontrolle meiner Mitmenschen und -Wölfe ist eher angeboren, aber ich finde es schön, dass dir dieses Talent meinerseits aufgefallen ist."
Niklas schnaubte. Die Anspannung löste sich aus seinen Schultern und obwohl er an Ort und Stelle stehen blieb, wusste ich, dass er nichts Unüberlegtes tun würde. Jack schob ich deshalb etwas beiseite und sagte zu Niklas: "Nicht jeder ist hinter dir her oder will dich umbringen, Niklas."
Er sah mich an, sah mich zum ersten Mal richtig an, wie mir schien, denn in seinen Augen konnte ich eine tiefliegende Erschöpfung erkennen.
"Du hast doch keine Ahnung, wie das ist..."
"Doch, die habe ich. Mein ganzes Leben war ich in gewisser Weise auf der Flucht und musste mich verstecken. Das kannst du nicht ewig so weitermachen."
Als er nichts darauf erwiderte, fügte ich noch hinzu: "Wenn die richtige Zeit gekommen ist oder der für dich passende Augenblick solltest du mit Amelia darüber sprechen. Ich weiß, du denkst, dass sie es nicht hören will, aber du musst ihr die Möglichkeit geben, dich richtig kennenzulernen. Glaub mir, sie wird es verstehen."
Niklas sah mich einfach nur an, bevor er noch einen kurzen Blick auf Damian warf und dann das Haus verließ.
"Das war ja unangenehm", murmelte Jack.
Ich hoffte sehr, dass sich Niklas meinen Vorschlag zu Herzen nahm.
"Definitiv. Jetzt habe ich aber Hunger. Können wir bitte etwas zu essen auftreiben?", gab Damian von sich.
Ich murmelte zustimmend und ging zu ihm. Jack hielt mich aber auf, indem er flüsterte: "Wenn ich jemals einen guten Ratschlag brauche, komme ich auf jeden Fall zu dir." Zur Unterstützung seiner Aussage zwinkerte er mir noch einmal zu.
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