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Alina's Sicht
Ich durchquerte die Halle und warf dabei nicht einen Blick auf Mr. Tally, der auf einer Bühne stand und irgendetwas über Vorsichtsmaßnahmen redete. Es interessierte mich sowieso reichlich wenig. Die Werwölfe würden sich nicht für mich interessieren und ich würde ihnen aus dem Weg gehen. Oder sie ein wenig beobachten. Je nachdem, wie viel Langweile ich gerade hatte.
Ich fand Niklas in einer hinteren Ecke der Halle. Er hatte es sich mit seinen Freunden auf den Matten gemütlich gemacht und starrte jetzt gelangweilt auf die Schüler vor ihm. Wobei ich bei genauerem Hinsehen erkannte, dass er eher die Mädchen anglotzte und dann mit seinen Freunden über sie urteilte. Und so wie man Niklas kannte, würde er sein Urteil möglichst laut verkünden, damit das entsprechende Mädchen sich entweder schlecht und wertlos fühlte oder mit ihm schlafen wollte. Eine Seelenverwandte hatte der Werwolf auch noch nicht. Daran würde ich mich erinnern.
Ich blieb direkt vor Niklas stehen und hielt seine Jacke mit einem nun etwas angewiderten Gesichtsausdruck. "Ich glaube, die brauchst du noch." Die Jacke schmiss ich auf seinen Schoß, bevor ich mich umwandte und gehen wollte.
"Warte, Alina!", rief mir Niklas zwar relativ leise zu, da Werwölfe aber hochentwickelte Sinne besaßen, konnten sie seinen Ruf laut und deutlich hören, was sie auch gleich dazu veranlasste, sich zu uns umzudrehen. Ich tat es ihnen gleich und sah Niklas mit einem auffordernden Blick an. "Was?"
Er sah kurz zu seinen Freunden, die daraufhin laut zu jubeln anfingen. Niklas sah mich mit einem schelmischen Grinsen an und ging dann näher auf mich zu. Vermutlich erwartete er, dass ich zurückweichen würde. Da ich dies jedoch nicht tat, stand Niklas in kürzester Zeit sehr nah bei mir.
"Du kamst ja erst später, deswegen möchte ich dir kurz wiedergeben, was für dich am wichtigsten sein wird, wenn das Rudel morgen kommt." Er lächelte mich an. Zumindest versuchte er es. Es sah ziemlich misslungen aus. "Ja?", fragte ich ihn.
"Laut Mr. Tally sollten Menschen, wie du, jeglichen Kontakt zu ihnen vermeiden. Die werden sonst ziemlich viel Spaß mit so einem hübschen Ding wie dir haben. Und wenn die mit dir fertig sind, kann dir nicht mal die Mondgöttin mehr helfen."
Seine Freunde johlten im Hintergrund, während er mich mit einem überlegenen Grinsen betrachtete. Welches jedoch zusammenfiel, als er keinen Geruch von Angst, den ich laut ihm hätte verströmen sollte, wahrnahm.
"Du hältst dich wohl für besonders taff, was?"
"Ja, schon irgendwie." Ich zuckte mit den Schultern.
Seine Augen begannen gefährlich zu funkeln. "Du wirst noch dein blaues Wunder erleben, Mensch."
Jetzt war ich die, die ihn spöttisch anlächelte. "Deine Seelenverwandte tut mir jetzt schon leid."
Das Gejohle seiner Freunde verstummte im Hintergrund, während Niklas wütend seine Finger in meine Schultern grub. Dass diese Viecher auch so empfindlich sein mussten.
Die Lehrer bekamen, genau wie Mr. Tally, nichts davon mit.
"Irgendwann werde ich meine Gefährtin finden und dann werden wir auf deinem Grab tanzen."
"Oho, pass auf, dass du dich nicht übernimmst, großer, böser Wolf." Ich lächelte ihn an und entfernte dann mit den Fingerspitzen seine Hände von meinen Schultern. "Geh mal lieber zu deinen Freunden und hör zu, was der Direktor zu sagen hat. Du wirst es mehr brauchen, als ich."
Langsam schlich sich ein widerliches Grinsen in seine Mundwinkel. "Meine Freunde und ich werden das Rudel übernehmen."
Ich sah ihn ausdruckslos an. Dann begann mein Körper zu beben und schließlich konnte ich das Lachen nicht mehr zurückhalten. Sämtliche Anwesenden drehten sich zu mir um und sahen mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen. Der Typ war einfach zu gut. Das Rudel übernehmen. Er, ein 17-Jähriger.
Immer noch leicht prustend wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Dann drehte ich mich um und blickte die Werwölfe und Menschen an. Ich streckte eine Hand in die Höhe und rief: "Ein Hoch auf die Mondgöttin, dass sie dafür gesorgt, dass dieser tolle Junge entstehen konnte. Wie könnten wir uns sonst so prächtig amüsieren?" Mit einem letzten Klopfen auf Niklas' Schulter, der mich verdutzt anschaute, verließ ich die Sporthalle. Ich konnte gerade noch hören, wie ein leises "Luna!" mir nachhallte.
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Ich saß auf einer Wiese, die umgeben von hohen, kräftigen Eichen und dichten Büschen und Sträuchern war. Es war wie ein kleines Stückchen Frieden in einem Wald voller Gefahren. Mein Lieblingsplatz. Wobei ich diesen Wald nicht als gefährlich bezeichnen würde. Das taten nur die Sterblichen. Jedoch hatten sie auch keine besondere Verbindung zur Natur.
Ich legte mich auf den Rücken und sah hinauf in den blauen Himmel. Ich dachte über das nach, was heute in der Sporthalle passiert war. Wie die Wölfe Luna gerufen hatten. Natürlich war mir bewusst, dass sie das nur als eine andere Bezeichnung für die Mondgöttin gerufen hatten. Trotzdem hatte es etwas bei mir bewirkt. Denn eine richtige Luna, die sich um ein Rudel kümmerte, würde ich niemals sein. Nicht mal eine Familie würde ich jemals haben können.
Werwölfe konnten sich schließlich nur mit ihresgleichen fortpflanzen, jemandem, der die gleiche Macht wie sie besaß. Also nur mit ihren Seelenverwandten. Und eine Familie mit einem Menschen könnte ich ebenfalls nie gründen. Die Babys würden die Magie, die mir innewohnte, nicht überleben.
Ein Leben allein. Es hatte mich nie gestört. Natürlich hatte ich immer einen kleinen Funken Eifersucht verspürt, wenn ich glückliche Familien mit kleinen, süßen Kindern sah. Aber ich hatte es immer ignoriert. Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, warum ich ausgerechnet jetzt auf diese Gedanken kam.
Getröstet wurde ich jetzt, wie auch früher, von der Tatsache, dass ich der Grund war, warum sich so viele glückliche Werwölfe finden konnten. Auch wenn sie das nicht wussten. Jedoch hatte mich diese Ungewissheit meines Umfeldes nie interessiert. Ich fand es nämlich ziemlich unterhaltsam zu sehen, wie alle unsterblichen Werwölfe um einen herum dachten, sie wären die Stärksten.
Der Himmel wurde von ein paar Wolken bedeckt. Ich legte den Kopf leicht schief und konnte eine Wolke in Form einer Schlange erkennen und direkt daneben etwas, das mit viel Fantasie wie ein Schwert hätte aussehen können. Lächelnd betrachtete ich meine Umgebung und ließ meine Handflächen in dem tiefen Gras versinken. Ich atmete den Geruch der umstehenden Frühblüher ein und stand schließlich mit einer flinken Bewegung auf.
Ich bewegte mich mit langsamen Schritten und folgte dabei einem inneren Ziehen. Schließlich blieb ich vor einem Baum stehen, der von einem Hallimasch befallen war. Ich betrachtete den Pilz, der dabei war, sich langsam auszubreiten. Das wohlbekannte Kribbeln in der Handfläche bereits fühlend, legte ich meine Hände sanft auf den Pilz. Die Stelle, die ich berührte, begann leicht zu schimmern und schwebte dann kurz über dem gesamten Hallimasch. Dieser verschwand daraufhin und ich konnte die Eiche darunter erkennen. Lächelnd lehnte ich meine Stirn gegen den dicken Stamm. Ein leichter Wind strich mir sanft die weißen Haare aus dem Gesicht.
Auch das war etwas, was die meisten, Sterbliche sowie Unsterbliche, nicht wussten. Denn anders als alle dachten, war es nicht nur meine Aufgabe für das Fortbestehen der Werwölfe zu sorgen, sondern auch, mich um die Natur zu kümmern, mit welcher ich eng verbunden war.
Vermutlich war das ein weiteres Geheimnis, welches ich wohl bis zum Untergang dieser Welt bewahren würde.
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Hello, wie geht's euch?
Mal wieder eine Frage an euch: Meinung zu Niklas?
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