》13《
Alina's Sicht
Seit gestern konnte ich mich auf nichts anderes als den Mord konzentrieren. Was natürlich einerseits gut war, da ich dadurch nicht an Damian dachte, andererseits waren meine Lehrer nicht wirklich begeistert von meiner zwar körperlichen Anwesenheit, jedoch geistigen Abwesenheit.
Da die meisten Lehrkräfte aber mehr mit der Begrüßung der neuen Schüler beschäftigt waren, machte mir auch das nicht wirklich zu schaffen. Für die jüngeren Mitglieder des Shadow Rudels war heute der erste Tag an unserer Schule, was selbstverständlich für viel Aufregung gesorgt hatte.
Für viel Aufregung um nichts. Es waren schließlich nur 20 weitere Werwölfe, die dazu gezwungen wurden, zur Schule zu gehen, und eigentlich viel lieber Party machen wollten. Also nichts Unbekanntes.
Meine Gedanken schwirrten jedoch immer wieder zu Ella Mulm. Denn irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ein Werwolf der Täter gewesen sein musste. Ein Mensch wäre einfach nicht in der Lage, einen Menschen so zuzurichten. Ein verwandelter Werwolf aber... Mit seinen Klauen wäre er durchaus in der Lage einen Menschen so auszuweiden.
Und das direkt nachdem Damians Rudel hierher gezogen war. Mein Vertrauen zu Damian wurde dadurch zwar nicht unbedingt gestärkt, allerdings glaubte ich nicht, dass er etwas damit zu tun hatte.
Natürlich würde es zu dem passen, vor was Mr. Tally mich gewarnt hatte, aber das war nicht Damians Werk. Da war ich mir sicher. Glaubte ich zumindest.
Ach, verdammt!
Ich legte den Kopf auf den Tisch und schloss die Augen.
Wieso musste alles so kompliziert werden?
Natürlich könnte ich auch einfach die Stadt wechseln. Seit meinem ersten Aufeinandertreffen mit Damian spielte ich mit dem Gedanken.
Allerdings wäre das wohl ziemlich verantwortungslos, jetzt zu verschwinden. Das konnte ich einfach nicht.
Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, wurde ich seit heute Morgen verfolgt. Es begann an meiner Haustür und ging bis zur Schule. Erst seit meiner ersten Schulstunde, nachdem ich also in einem geschlossenen Klassenzimmer war, verschwand mein Verfolger.
Aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich, sobald ich das Zimmer verließ, wieder einen Stalker hatte. Da er aber scheinbar auf diese Schule ging, machte ich mir keine allzu großen Sorgen.
Als es klingelte packte ich meine Sachen zusammen und ging dann als Letzte durch den Raum. Vorbei an den Spinden und die erste Abbiegung zum Pausenhof. Prompt verspürte ich wieder das altbekannte Kribbeln, wenn ich beschattet wurde. Ich musste lächeln. Irgendwie begann mir dieses Spiel zu gefallen.
Ich beschleunigte meine Schritte und mischte mich dann unter die Menge vor dem Vertretungsplan. Bückend lief ich geschwind um die Körper meiner Mitschüler herum und dann um die nächste Ecke. Dort presste ich mich an die Wand und wartete auf meinen Verfolger.
Und tatsächlich ging mein Plan auf. Im nächsten Moment flitzte ein Junge an mir vorbei, der sich zuerst nach links drehte und dann nach rechts. Als er mich dort an der Wand erblickte, atmete er erleichtert aus.
Er war jung. Vielleicht 14 oder 15. Mittellange hellbraune Haare umspielten sein schmales Gesicht. Definitiv ein Werwolf. Ich hatte ihn noch nie hier gesehen, außerdem war er zu kräftig für sein Alter. Obwohl er dies gut hinter seinem gelb-schwarz gestreiften Pullover versteckte.
Ich lehnte mich an die Schulwand und sah ihn auffordernd an. "Vielleicht willst du mir erklären, warum du mich seit meiner Wohnung verfolgst."
Der Junge sah sich kurz um und kam dann ein paar kurze Schritte auf mich zu. "Nicht hier", murmelte er.
Dann ging er an mir vorbei und nickte nach vorne.
Na super. Jetzt folgte ich auch noch einem Welpen in eine Abstellkammer. Denn genau dort ging er hin. Jedoch schien das nicht sein eigentliches Ziel gewesen zu sein, denn er rümpfte angewidert die Nase, zuckte aber kurze Zeit später lustlos mit den Schultern. Dann ging er hinein.
Ich rollte die Augen und hob erstaunt die Arme. Rasch überprüfte ich, ob auch niemand sah, wie ich dem Jungen in die Kammer folgte, bevor ich ebenfalls hineinging und die Tür dann hinter mir schloss.
Dort erwartete mich Dunkelheit. Ich seufzte und suchte und fand dann auch den Lichtschalter.
"Ich will dich schließlich, bei was auch immer wir jetzt besprechen, im Auge behalten können."
"Also erstmal: Hi, ich bin Benjamin."
"Hallo, Bienchen."
"Biench-... oh, ich verstehe. Haha, lustig. Jedenfalls... ähm... also..."
"Ja?"
"Ich find dich toll."
Ich stieß ein Lachen aus. "Ähm, was?"
"Ich find dich toll. Hab ich schon die Jahre zuvor und irgendwann hab ich angefangen, dir zu folgen. Ich wollte mehr über dich herausfinden und dich vielleicht bald ma-"
"Halt die Luft an, Bienchen." Ich ging ein paar Schritte zurück und setzte mich dann auf einen der vielen Kartonstapel. "Wen willst du eigentlich gerade verarschen?"
"Ich weiß nicht, was du meinst", druckste Benjamin herum.
"Du bist neu hier. Ein Werwolf. Damians Rudel. Und verfolgst mich erst seit heute. Die interessante Frage ist aber: Woher weißt du, wo ich wohne?"
Der Junge schien immer kleiner zu werden. Fast würde er mir leid tun, wenn mich die Frage nicht brennend interessieren würde.
Denn niemand wusste, wo ich wohnte. Niemand außer Mr. Tally und der hätte diese Information niemals an einen 14-Jährigen rausgegeben. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es gab eine Person, die wusste, wo ich wohnte. Eine, die mich gestern nach Hause begleitet hatte.
Ich grollte wütend.
Was für ein Zufall, dass mich einen Tag später ein Welpe aus seinem Rudel verfolgte.
Flink sprang ich von meinem Sitzplatz herunter und überwand die letzten Schritte bis zu Bienchen, den ich am Kragen packte und dann etwas unsanft an die Wand drückte. Aber er war ein Werwolf. Er hielt so etwas aus.
"Was hat Damian damit zu tun?"
Bienchens Augen weiteten sich. "Oh Gott! Du darfst ihm nichts erzählen. Wenn er herausfindet, dass du weißt, dass er-" Er stoppte mitten im Satz.
"Dass er was? Glaub mir, Bienchen. Egal was dein Alpha dir erzählt hat, auch ich kann ziemlich ungemütlich werden. Vor allem, wenn mich jemand grundlos verfolgt. Oder gibt es einen Grund?"
"Hör mal. Ich hab doch selbst keine Ahnung. Damian hat mich einfach gebeten, ein Auge auf dich zu werfen-" Erschrocken hielt er sich mit beiden Händen den Mund zu.
"Was soll das heißen, du sollst ein Auge auf mich werfen? Sag es mir, Bienchen!"
"Naja, du bist ein Mensch auf einer Werwolfschule. Und dann auch noch der Mord. Er meinte einfach, dass ich ihm sofort Bescheid geben sollte, wenn ich das Gefühl hätte, mit dir stimmt etwas nicht."
Ich ließ ihn los, um dann wütend meine Runden durch die kleine Abstellkammer zu laufen und mir währenddessen die Haare zu raufen.
Der Arsch hatte jemanden beauftragt, auf mich aufzupassen, als wäre ich ein kleines Kind, das sich nicht selbst beschützen konnte.
Mit erhobenem Zeigefinger ging ich auf Bienchen zu, dessen Augen sich leicht weiteten.
"Richte deinem Alpha schöne Grüße von mir aus und sag ihm, er soll sich gefälligst aus meinem Leben raushalten, wenn ich ihn nicht ausdrücklich drum bitte!"
"Wie? Jetzt?"
"Ja! Jetzt!"
"O-ok."
Mit Schwung öffnete ich die Tür und trat hinaus auf den Flur, wo ich direkt von einem Mädchen mit braunen hüftlangen Haaren erwartet wurde, die mich aus zornigen, kräftig geschminkten, Augen anstarrte.
Wütend hob ich die Arme gen Himmel. "Was ist denn jetzt schon wieder?"
Sie stöckelte auf mich zu und blieb dann so dicht vor mir stehen, dass ich ihr süßes Blumenparfum riechen konnte. Viel zu süß.
"Halt dich von Damian fern, Mensch!"
Verwirrt kniff ich die Augen zusammen, bevor ich mich ein paar Schritte von Blümchen entfernte. Währenddessen trat Bienchen mit weißem Gesicht aus der Kammer. Er hatte Damian wohl meine Nachricht übermittelt.
Blümchen und Bienchen. "Ihr seid nicht zufällig miteinander verwandt, oder?"
"Doch", keifte Blümchen. "Er ist mein Bruder."
Ich grinste. "Sehr schön." Dann drehte ich mich um und wollte gehen, wurde aber von spitzen Fingernägeln in meiner Schulter aufgehalten.
"Celine", murmelte Bienchen, der das Geschehen beobachtete.
"Hast du mich verstanden, Mensch?"
Dass das Wort Mensch bei ihr wie eine Beleidigung klang, musste ich sicherlich nicht erwähnen.
"Ja, ich habe dich verstanden, Blümchen. Und eigentlich würde ich jetzt ziemlich wütend reagieren und mit Sprüchen wie 'Du kannst mir nichts sagen' um mich schlagen, aber du kannst Damian gerne haben. Ich will ihn nicht."
Mit dieser Lüge drehte ich mich um und verschwand.
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Hier ist nun Kapitel 13 :)
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