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Alina's Sicht
Ich legte den Kopf leicht schief und sagte dann mit einem leichten Lächeln: "Hi, ich bin A-"
"Alina, ja. Dein Name ist quasi in aller Munde." Verschwörerisch zwinkerte er Damian zu, der scheinbar versuchte, Jack mit seinen Blicken zu töten.
"Du willst also mithelfen?" Jack legte einen Arm um meine Schultern. Skeptisch sah ich in sein Gesicht, bei seinem ehrlichen und ansteckenden Grinsen musste ich aber auch schnell lächeln.
Damian schien das Ganze aber nicht so locker zu sehen. Ein leichtes Knurren kam von ihm.
Genervt sah ich ihn an. "Was ist denn jetzt schon wieder?" Zu einer Antwort kommen ließ ich ihn aber nicht kommen. Stattdessen drehte ich mich wieder zu Jack um und entfernte mich ein paar Schritte von ihm. "Ich werde helfen. Das habe ich deinem Alpha bereits gesagt."
"Und der hat bestimmt freudestrahlend zugestimmt, was?" Jacks Grinsen wurde noch breiter, wenn das überhaupt möglich war.
"Ja, das hat er tatsächlich. Eigentlich hat er mich sogar angefleht zu helfen. Hätte er das nicht gemacht, wäre ich vermutlich schon gegangen."
"Wow! Dann muss er ja wirklich Respekt vor dir haben."
"Wer hätte den nicht." Gespielt arrogant hob ich beide Augenbrauen.
Damian schüttelte den Kopf. "Euch macht das echt Spaß, oder?"
"Klar", sagten wir gleichzeitig.
"Also", ich rieb meine Hände aneinander, "lasst uns einen Mord aufklären."
"Ich habe nicht zugesti-"
"Wie gut, dass ich deine Zustimmung nicht brauche, Danni." Ich kniff Damian in die Wange.
Ich ging los und ließ die beiden Männer stehen.
Hinter mir hörte ich Jack lachend "Ich mag sie" sagen, woraufhin Damian ein "Halt die Fresse" knurrte.
Und tatsächlich konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
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Stirnrunzelnd betrachtete ich die Leiche vor mir. Es war eindeutig eine Frau. Die langen schwarzen Haare lagen verfilzt auf dem Boden um sie herum. Ich schätzte die Frau auf Mitte 30. Sie musste wunderschön gewesen sein, mit ihrer makellosen, jetzt ziemlich blassen, Haut.
Vom Hals abwärts war nichts mehr zu erkennen, außer heraushängende Innereien und Organe. Die Frau war zerfetzt worden. Nichts war mehr da, wo es sein sollte. Ein Arm war neben sie gelegt worden. Vermutlich ihr rechter - fehlender - Arm.
Ich streckte die Hand aus und strich über eine der wenigen unversehrten Stellen ihres Körpers. Die Frau sah aus, als würde sie schlafen.
Ich runzelte die Stirn. Wer auch immer das getan hatte, er war rücksichtslos vorgegangen. Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass das hier nur der Anfang war.
Ich hatte so etwas noch nie gesehen. So eine Art von Mord. Eine so grausame Gewalt.
Ich war alt, sehr alt. Ich hatte vieles gesehen. Auch ein paar Morde, wenn auch unerwünscht. Aber so etwas...
Eine Hand auf meiner Schulter holte mich zurück in die Realität.
Damian sah mich an, mit hartem Gesichtsausdruck. Doch die Sorge in seinen Augen ließ ihn weich erscheinen.
Was ist los, Alina?
Ich schüttelte leicht den Kopf und ließ mir dann von Damian aufhelfen. Er wollte seine Hand zurückziehen, jedoch hielt ich sie fest. Seinen erstaunten Blick ignorierte ich, ebenso wie das zurückhaltende Schmunzeln seinerseits.
"Alles klar, Alina? Kommst du damit kla-"
"Habt ihr sie identifizieren können?", unterbrach ich Jack.
"Taff. Ja, sie lebte hier im Dorf, in einer abgelegenen Ecke. Ihr Name war Ella Mulm. 36 Jahre. Kinderlos. Mehr wissen wir noch nicht."
Ich warf einen Blick auf ihre Schuhe. Sie waren voller Matsch. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Es hatte in den letzten Tagen weder geregnet, noch gab es hier in der Nähe irgendwelche Matschpfützen. Ich suchte den Boden ab und fand Fußspuren.
"Habt ihr die verfolgt?" Mit einem Kopfnicken deutete ich auf die Spuren.
Jack verfolgte meinen Blick. "Ja schon, aber sie führen nur weiter in den Wald hinein."
"Geht ihnen weiter nach. Bis ihr an einen Fluss oder See kommt."
Es folgte Stille. Ich sah Damian und Jack an. Sie schienen nicht sehr überzeugt zu sein.
"Ähm, Erklärung?", fragte Jack.
"Der Dreck an ihren Schuhen. In dieser Umgebung gibt es keine Matschpfützen oder ähnliches. Es hat seit Tagen nicht geregnet. Der Dreck an ihren Füßen kommt nicht vom Waldboden, sondern von seichtem Gewässer. Außerdem ist uns dadurch bekannt, dass der Mord erst vor kurzem passiert ist. Der Dreck ist noch nicht getrocknet."
Wortlos sahen die beiden Werwölfe mich an.
"Also vermute ich mal", murmelte ich.
Jack grinste. Damian sah mich an. Er schien zu gucken, ob ich das wirklich ernst meinte. Und was auch immer er in meinen Augen fand, es reichte ihm.
"Verfolgt die Fußspuren und gebt mir Bericht. Los!"
Fünf der umstehenden Wölfe verwandelten sich mit einem Aufheulen und liefen dann in den Wald hinein.
"Woher weißt du so viel darüber?"
"Ich gucke gern fern", antwortete ich Jack.
"Nun gut. Dann geh ich mal nach Hause. Aber ich will alles wissen. Haltet mich auf dem Laufenden!"
"Ay ay, Kapitän!" Grinsend ließ Jack uns alleine.
Ich drehte mich um, weg von Damian. Durch eine leichte Berührung an meiner Hand wurde mir bewusst, dass Damian und ich immer noch Händchen hielten.
"Ich begleite dich."
"Du passt auf, dass mir nichts zustößt."
"Ist das nicht dasselbe?"
Ich lächelte leicht und betrachtete unsere ineinander verschränkten Hände. Dann sagte ich leise: "Okay."
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"Du und Jack, ihr scheint euch sehr nahe zu sein."
"Ja, wir sind wie Brüder. Er ist der einzige, der so mit mir umgehen darf."
"Und die anderen werden ausgeschimpft?"
Damian hob eine Augenbraue während ich leise kicherte.
"Hast du Geschwister oder anderweitig Familie?"
"Ich hatte. Sie sind bei einem Kampf vor ein paar hundert Jahren ums Leben gekommen. Es war... es war sehr erschreckend für mich. Mein Vater war kein Alpha oder ähnliches. Ich habe das Anführersein nicht geerbt. Dieses Rudel, ich habe mir von jedem die Loyalität erkämpft, zusammen mit Jack. Sie alle wissen, wer ich bin und akzeptieren meine Entscheidungen, da sie wissen, dass ich mein Rudel immer beschützen werde. Sie sind eine der wenigen, die keine Angst vor mir haben."
"Ich habe auch keine Angst vor dir."
"Ja, ich weiß", hauchte er. "Du lässt mich wie ein 13-jähriger Junge dastehen."
"Irgendjemand muss es ja tun."
Wir kamen in meinem Wohngebiet an und blieben dann am Waldrand stehen. Ich drehte mich zu ihm um. Meine Hand noch immer in seiner.
"Ich werde die Einzelheiten des Mordes für mich behalten, auch wenn bestimmt viele morgen in der Schule darüber sprechen werden."
"Und ich werde dich über alles Neue, was wir erfahren, informieren."
Wortlos standen wir uns gegenüber und sahen uns einfach nur an. Ich sah seine schwarzen, leicht verwuschelten Haare, die langen Wimpern und seinen vollen Lippen.
Ich musste schwer schlucken.
"Alina..."
Ich wandte den Blick ab. Verdammt! Was zur Hölle tat ich hier?
"Bitte pass auf dich auf." Seine Augen waren nun sorgenvoll. "Wenn irgendetwas ist oder du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, ruf mich."
Über unsere merkwürdige Verbindung. Aber das sprach er nicht aus.
Ich nickte. "Das werde ich."
Damian hielt meinen Blick fest, während er sich langsam vorbeugte und darauf wartete, dass ich mich entfernte. Doch seltsamerweise tat ich das nicht.
Damian hauchte mir einen Kuss auf die Wange - ein kurzzeitiges Berühren seiner Lippen an meiner Wange.
"Tschüss, Alina."
Ich schluckte schwer und drehte mich langsam um. Unsere Hände lösten sich voneinander und ich ging zur Wohnungstür.
Damians Blick spürte ich durchgängig in meinem Rücken brennen.
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