16.)schwach
Als mich die Sonne am nächsten Tag weckte, strich ich mir erschöpft durchs Gesicht und konnte nicht fassen, dass es schon morgens war. Die Nacht war für mich so kurz, dass ich dachte ich hätte eine halbe Stunde geschlafen, was auch bestimmt nicht gar so abwegig war. Dennoch musste ich die Entscheidung meines Vaters akzeptieren. Ich musste das restliche Leben, welches mir bevorstand akzeptieren. Ohne mich bei meinem Vater zu melden, beschloss ich einfach in den Palast zu gehen und Thor auf zu suchen. Er würde bestimmt Zofen zu mir nachhause schicken, die meine Sachen holen. Ich wollte meinen Vater einfach nicht sehen, eigentlich wollte ich niemanden sehen. Auch wenn es unfair meinem Vater gegenüber war, den Frust, der großteils Loki galt, an ihm aus zu lassen, so hatte er dennoch auch Schuld, oder? Irgendwann musste ich hier im Palast sesshaft werden, ob früher oder später, wäre dann ja belanglos gewesen. Nun hieß es dann auch, dass ich mit Thor in einem Bett schlafen musste und mit ihm die Dinge machen musste, die Pärchen eben so machten. Doch, war ich schon bereit für so ein festgelegtes und routiniertes Leben?
Ich ging in den Gang, der ganzen Schlafsäle, wo unter anderem auch Lokis Zimmer war. Ich wusste in diesem Moment nicht recht, ob ich ihn sehen wollte, ob ich froh wäre ihn zu sehen. Gedankenverloren schaffte ich es, ohne auf Loki zu treffen zu Thors Zimmer und klopfte an diesem an, jedoch war er dort nicht auffindbar, was dazu führte, dass ich in den Thronsaal ging, um dort nach ihm zu fragen.
"Allvater.", begrüßte ich den König und knickste vor ihm. "Zera.", sprach er erfreut. "Wisst Ihr, wo sich Thor befindet?", fragte ich sofort, um möglichst wenig mit ihm reden zu müssen. "Er befindet sich am Trainingsplatz. Er schult die Armee in neuen Kampftechniken.", zwinkerte dieser, ehe ich dankend vor ihm knickste und den Saal wieder verließ, um den Trainingsplatz auf zu suchen. Schade, dass ich in diesem riesigen Palast nur wusste wo die Bibliothek und der Thronsaal waren. Von dem Ort, wo sich der Trainingsplatz befand, hatte ich zu meinem Bedauern keine Ahnung. Verwirrt tapste ich durch die Gänge und bog einmal hier und einmal dort ein. Keiner dieser Wege führte mich zum Trainingsplatz. "Zera?", kam es plötzlich hinter mir. Schreckhaft drehte ich mich um, und erblickte völlig überrascht Sif. "Sif.", schnaubte ich erleichtert. "Was machst du hier, das ist der Gang für Zofen und Wachen.", lachte sie erheitert, bei dem Anblick meiner Verwirrung. "Oh, ich wollte eigentlich zu Thor.", gab ich ertappt zu und kratzte mich am Haaransatz. "Der ist am Trainingsplatz, in die andere Richtung. Ich bringe dich hin!", zwinkerte sie enthusiastisch und drehte sich am Stand um. "Danke, dass musst du nicht, du hattest sicher etwas anderes vor, ich will dich nicht aufhalten.", gab ich zu, sie winkte jedoch ab und bestand darauf mich sicher zum Platz zu bringen.
"Thor, deine Zukünftige ist hier!", schrie Sif einmal quer über den Platz, damit nun die ganzen Soldaten auf mich gerichtete waren und die ganze Aufmerksamkeit mir galt. "Danke, Sif!", sprach ich etwas ironisch, dies schien sie aber nicht zu kümmern. Ich konnte mich wahrlich noch nicht an den Klang der Zukünftigen gewöhnen. Eigentlich hasste ich diese Vorstellung, aber ich habe mir vorgenommen, mich wenigstens zu bemühen, es zu akzeptieren. "Ah, meine Geliebte.", stellte er mich vor und schlang einen Arm um meine Hüfte. In seinem Gesichtsausdruck konnte ich ziemliche Ahnungslosigkeit erkennen, er schien nicht recht zu wissen, wie er denn seine Zukünftige, die ihn eigentlich nicht heiraten möchte, begrüßen sollte, weshalb ich ihm etwas half, um ihn nicht schlecht vor seiner Armee da zu stehen. Ich stellte mich auf Zehenspitzen hin und gab ihm einen Kuss auf seine linke Wange. Ich wandte mich seinen kurz verwirrten Gesichtsausdruck ab und blickte kurz auf den Boden, ehe ich mich wieder ihm widmete. "Meinst du, könnten Zofen meine Sachen holen?", fragte ich etwas beschämt. Er zwinkerte und nickte, ehe ich ihm dankte. "Wie lang wird das hier noch dauern?" "Nicht mehr lange, du kannst hier bleiben!", sprach er sicher, da mich das Kämpfen nur zu Gänze interessierte, gab ich Thor bekannt, ich würde in der Bibliothek so lange auf ihn warten. Ich ging die Stufen nach oben in Richtung Palast, als Sif mir hinterher schrie. "Aber zur Bibliothek findest du?", lachte sie, ehe ich ihr nur die Zunge entgegen streckte und dankend abwinkte.
Mein Interesse führte mich zu einem Buch, dessen Inhalt Midgard war. Ganz besessen starrte ich auf das Buch und lief von dem Regal zu einem der Stühle. Zum lesen kam ich jedoch nicht recht, denn als ich in jemanden hinein lief, blieb alles in mir einfach stehen, das einzige was sich drehte, war mein Verstand. Dieser spielte nahezu verrückt. "Welch eine Überraschung, anscheinend fangt ihr an euch zu mögen.", sprach Loki zynisch und errichtete dennoch einen Blickkontakt, dem ich -wie immer- ganz und gar zu verfallen drohte. "W...Was meinst du?", stammelte ich vor mich hin. "Ah, meine Geliebte.", ahmte Loki Thor zuvor nach. Ich verdrehte die Augen und war geschockt von Lokis Seite, die er gegenüber mir hatte. "Wie hast du....", fing ich an, als ich mir die Frage stellte, warum Loki von all dem wusste. "Ich wollte selbst trainieren, als ich jedoch sah, dass Thor und seine Laufburschen den Platz in Beschlag nahmen, verließ ich ihn wieder. Doch als du den Trainingsplatz betratst, wurde die Sache allmählich interessanter. Ich war neugierig wie vertraut ihr euch denn schon geworden wart. Ich nahm an, dass ihr schon länger von eurer Hochzeit wusstet.", rechtfertigt Loki in gar abwertendem Ton. Tränen bahnten sich an und ich wurde lediglich von Lokis Art zerrissen. Ich war verletzt und dennoch überrascht. Verletzt, da seine Gegenwart die Bilder von gestern Nacht hervorriefen, wenn ich daran dachte, mit wem ich ihn gestern gesehen hatte und überrascht, dass ihm die zukünftige Vermählung zwischen mir und Thor allmählich so aus der Bahn wirft, dass er wirklich mir die Schuld gab. Dennoch würde ich Loki die Genugtuung, vor ihm zu weinen, nicht geben. Schnell blinzelte ich die Tränen weg und versuchte seinem Blick zu entweichen. Trotzdem konnte ich mir ein Schluchzen nicht verkneifen. So sehr ich hartnäckig bleiben wollte, gelang es mir nicht. Ich drehte mich zur Seite und blickte zu Boden. Loki sollte mich nicht weinen sehen. Nicht wegen ihm. Augenblicklich verließ ich die Bibliothek und wollte zum Trainigsplatz. Zu meinem Bedauern war Loki schneller und holte mich ein. Er ergriff mein Handgelenk, welches ich ihm wütend entreißen konnte. Er beschleunigte seinen Schritt und packte mich nun an meinen Schulter, drückte mich an die Wand zwischen zwei Säulen und war mir so nahe wie noch nie. Das Grün seiner Augen, welches um seine Iris strahlte, war wie eine Droge für mich, der ich mich nicht entziehen konnte, nach der ich allmählich süchtig war. "Tut mir leid!", raunte Loki. Ich versuchte ihn dennoch von mir weg zu drängen. "Was ist bloß los mit dir!", schnaubte ich erneut den Tränen nah. "Ich....Ich....keine Ahnung!", kam es impulsiv aus ihm und schlug auf die Wand, an der ich gelehnt war ein. "Ich kann nicht mehr klar denken, i...ich.....", fuhr er fort, ehe er von mir unterbrochen wurde. "Das hat man gestern, nach deinem Verschwinden gesehen." Augenblicklich schaute er fassungslos auf. Seine Augen durchzog eine augenblickliche Leere. "Wie...was meinst du....was hast du gesehen?", stammelte er vor sich hin. "Dein Betrunkenes Ich und deine besonders attraktive Begleitung.", schluchzte ich gefolgt von einem Meer aus Tränen, welche, je mehr ich an das Bild von gestern dachte, aus mir traten. "Zera....ich....ich....", stammelte er weiter, ehe ich ihn nur kopfschüttelnd anblickte. "Nein.... nicht Zera. Was ist nur mit dir geschehen. Es zerreist mich schon genug, einen Mann heiraten zu müssen, den ich niemals lieben werde. Und dann auch noch du, Loki. Du behandelst mich, wie Dreck und jetzt soll ich dir auch noch verzeihen? Soll ich dir etwas sagen? Ich würde dir immer und immer wieder verzeihen, weil ich es niemals auch nur einen Tag mit dir im Streit aushalten könnte. Und dafür hasse ich mich!", schrie ich ihn schon fast an. "Und soll ich dir einmal etwas sagen...", kam es ebenso laut von Lokis Seite zurück. "Thor bekommt einfach alles, er hatte schon immer alles bekommen. Den Hammer, die Macht, den Thron und jetzt bekommt er auch noch dich!!" Wie eingefroren stand er nun vor mir, die Augen aufgerissen, sein Gesicht nur Millimeter von mir entfernt. Er schien genau so geschockt, dies gesagt zu haben, wie ich, das alles gehört zu haben. Mir wurde urplötzlich heiß und ich drohte dazu, nicht mehr klar denken zu können, doch durch Lokis Nähe spürte ich seine Kälte, die mich trotz dieser Aufregung ruhiger werden ließ. "Es stimmte mich unsicher, dass ich mir irgendwann eingestehen musste, dass ich in der Lage bin zu fühlen und dies darf nicht passieren, es würde mich schwach machen!", raunte er die letzten paar Wörter. Meine Hand wanderte wie von selbst zu seiner Wange. Der Blick noch immer ihm gewandt. Sein Gesicht kam immer näher und blieb wenige Mikrometer vor mir stehen. Kein Blatt Papier würde mehr zwischen unsere Lippen passen. Loki schien zu zögern, bei der Sache, die ich gerade unbedingt wollte und brauchte. "Küss mich!", flüsterte ich kaum hörbar, als seine Hand sich um meine Hüfte schlang mich zu sich zog. Noch nie war ich einem Mann jemals so nahe gewesen. Es hatte sich zuvor nie richtig angefühlt. Doch mit Loki fühlte es sich so richtig an.
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