„Du wärst gerade fast überfahren worden! Ist dir das klar?", fragt er wütend.

Ich nehme die Tasche aus seiner Hand und nähere mich zu seinem Auto und er kommt mir nach.
„Darf ich fahren?", frage ich.

„Nein!", gibt er kurz von sich.

„Bitte! Ich werde dir die nächsten zwei Wochen aus dem Weg gehen, wenn ich fahren darf", mache ich ihm einen Vorschlag.

„Mir aus dem Weg gehen? Das schaffst du niemals", grinst er.

„Wenn du mich in Ruhe lässt, dann lasse ich dich auch in Ruhe. So einfach gehts", zucke ich mit den Schultern. Er hält seine Schlüssel in die Höhe. Aufgeregt nähere ich mich zu ihm und nehme die Schlüssel. „Ich darf wirklich fahren?", frage ich um sicher zu gehen.

„Steig ein bevor ich meine Meinung ändere!", sagt er und geht zur Beifahrerseite.

Nach fünf Minuten Fahrt breche ich die Stille. „Siehst du, mit mir lernst du ein wenig netter zu sein."

Er fängt an zu lachen. „Du denkst doch nicht, dass ich mich mit anderen so verhalte wie ich mich mit dir verhalte, oder?"

„Also bist du nur zu mir so gemein...", sage ich und konzentriere mich auf die Fahrt. Er sagt nichts, dann blicke ich kurz zu ihm und erwische ihn beim Starren.

Plötzlich knallt irgendwas heftig gegen das Auto und ich drücke sofort vor Schock auf die Bremse. Mein Atem wird schneller. „Was war das?", frage ich in Panik. Enzo steigt aus dem Auto und geht vor. Ich kann nicht abwarten und steige auch aus. Vorne am Boden ist ein verletzter Vogel zu sehen. Ich halte meine Hände vor den Mund und starre schockiert.

Enzo hockt sich runter und tastet aller ernst sein Auto ab. „Alles gut, meinem Auto ist nichts passiert!", sagt er und erhebt sich wieder. Mit offenem Mund blicke ich zu ihm.

„Ist das dein Ernst? Da ist ein Vogel die fast am Sterben ist und du machst dir um dein Auto Sorgen?", schreie ich ihn an.

Ich hocke runter und will den Vogel anfassen.
„Das solltest du lieber nicht tun, Vera!", sagt er laut.

„Der arme Vogel ist verletzt", schaue ich traurig.
Enzo holt einen Taschentuch aus seiner Hosentasche, bückt sich runter, nimmt den Vogel in die Hand, geht dann von der Straße auf die Wiese und legt sie zu Boden. „Wir müssen sie zum Tierarzt bringen!", sage ich mit schlechtem Gewissen.

„Vera, sowas ist normal. Der wird schon, komm lass uns weiter fahren", sagt er und geht zum Auto.

„Sie wird dort sterben!" Meine Augen füllen sich leicht mit Tränen.

„So ist das Leben. Menschen und Tiere sterben jeden Tag." Seine Worte lassen mich noch schlechter fühlen. Ich setze mich ins Auto und versuche mich zu beruhigen. „Du willst doch jetzt nicht wegen einem Vogel weinen oder?", fragt er, weil ihm meine Tränen in den Augen aufgefallen sind. Ich schüttle den Kopf und starte das Auto.

„Soll ich fahren?", fragt er und schaut mich noch schief an.

„Nein, mir gehts schon gut", antworte ich und fahre etwas schneller.

Als wir angekommen sind, muss ich das Auto nur noch bei der Einfahrt parken, dann habe ich diesen verrückten Tag bestanden. Doch das Problem ist, ich habe immer schon Probleme beim Parken gehabt. Das muss er aber doch nicht wissen oder?

Ich atme tief durch und muss das Auto zwischen den beiden Autos von John hin parken. Gerade wo ich mir sicher war, dass ich das Richtige mache, höre ich einen lauten Krach. SHIT ich habe das Auto gegen Johns Auto seitlich angefahren. Ich hoffe nur ein Kratzer. Langsam werfe ich Enzo einen Seitenblick zu und sage leise: „Ups..."

Seine Kiefer ist angespannt und seine Lippen zusammengepresst. Er schaut mich wutkochend an. „ICH GIB DIR DEIN UPS!", schreit er. „Wegen Dir muss mein Auto diesen scheiß durch machen! Raus mit dir!"

Ich lasse ihm das nicht zwei mal sagen und steige aus. Sein Scheinwerfer ist hin. Er stellt sich nach vorne hin und starrt gebrochen sein Auto an.

„Uns geht es gut, das ist das Wichtigste", sage ich grinsend.

„Verschwinde aus meinen Augen, bevor ich...", sagt er und ballt seine Hände zu Fäusten.

Somit gehe ich ins Haus und lasse ihn dort mit seinem Auto trauern.

Er kann es schnell reparieren lassen, was ist schon daran? Ich habe kein bisschen schlechtes Gewissen um sein Auto, aber um den Vogel schon.

...