Salz
„Guten morgen!", grüßt plötzlich Stella, als Mutter, Vanessa und ich in der Küche das Frühstück zubereiten.
„Oh, guten Morgen!", erwidert Mutter freundlich und rührt die Masse für die Palatschinken.
„Und, gut geschlafen?", fragt Vanessa zu Stella.
„Ja, Enzos Bett ist echt sehr bequem", meint sie grinsend.
Wir wollten aber nicht wissen, ob sein Bett bequem ist. Ich schneide die Wurst, damit Mutter sie mit den Eiern braten kann.
„Hey, Vera...schneid die Wurst nicht so hässlich. Kannst du nicht gleichmäßig schneiden?", fragt Mutter, die mich beim Schneiden beobachtet. Ich ignoriere sie, weil mir gerade diese scheiß Stella im Kopf ist. Die Vorstellung, dass sie mit Enzo ein Bett geteilt hat, zerfrisst mich.
„Stella, bitte kannst du die Tomaten für den Salat schneiden?", gibt Mutter ihr eine Aufgabe.
„Aber natürlich!", sagt Stella überfreundlich. Vanessa stellt ihr Rispentomaten, Schneidebrett und Messer auf den Tisch. „Soll ich die Stängel weg lassen oder dazu geben?", kommt von ihr noch die Frage.
Mama starrt verwirrt zu ihr hin und ich fange an laut zu lachen. „Sag mal hast du je einen Salat mit den Stängel gegessen?", frage ich belustigt.
„Ich...Ähm...ich habe grünen Salat gegessen", sagt sie und Vanessa fängt auch an mit mir zusammen zu lachen.
„Mädels, bitte!", kommt von Mutter mit einem bösen Blick. Ich sehe sie aber, wie sie auf ihre Lippe beißt um nicht zu lachen. „Ohne den ganzen grün Zeug, Stella!", antwortet Mutter ihr und sie nickt.
Nach kurzer Zeit fragt Vanessa: „In welchem Monat bist du?"
„In welchem Monat ich schwanger bin? Im zweiten Monat!"
„Was haben deine Eltern dazu gesagt?", frage ich.
„Sie waren nicht sehr begeistert, aber was soll man machen? Das Leben ist voller Überraschungen. Ich bin froh, dass es Enzos Baby ist, denn sonst hätte er mich endgültig verlassen. Der gutherzige Enzo ist zu mir zurück gekommen, weil er Kinder liebt", redet sie.
Was für ein Unfug. Aus seinem Mund würde das Wort ‚ich liebe Kinder' nie kommen. Selbst die nettesten Wörter die er sagt sind sehr selten zu hören. Einmal wo er gesagt hat, dass er in mich verliebt sei und einmal wo er sagte ich sei schön.
Doch trotzdem wird er von vielen geliebt. Bestimmt sind in seiner Uni genug Mädels die hin und weg von ihm sind. Vielleicht kann es auch sein, dass Stella die Schwangerschaft geplant hat, damit er für immer bei ihr bleibt. Wie sie ja auch gerade erwähnt hat.
Ich hasse meine unnötigen Gedanken, wieso kann ich keinen freien Kopf kriegen? Vielleicht brauche ich ja einen Freund, damit ich abgelenkt bin. Andere Mütter haben auch schöne Söhne.
„Hier ist das Salz für den Salat!", sagt kurz Vanessa und dreht sich wieder um, um weiter das Brot zu schneiden. Ich beobachte schweigend Stella. Sie nimmt eine Packung Salz in die Hand und bleibt wie erstarrt stehen, weil sie diesmal nicht weiß, wie viel Salz sie in den Salat tun soll.
Sie schüttet ein wenig rein und blickt zu mir fragend rauf. „Noch?", fragt sie flüsternd. Grinsend nicke ich. Sie schüttet weiter rein, dann blickt sie wieder rauf zu mir. „Noch?", fragt sie weiter. Ich nicke.
Sie hat die halbe Packung Salz rein geschüttet. „Ich glaube das wird reichen oder?", fragt sie mich wieder. Ich nicke und spiele ernst. Sie rührt schließlich den Salat und serviert sie zum Tisch.
Wir setzen uns alle zusammen zum Wohnzimmertisch und fangen an zu essen. Jeder legt eins bis zwei große Löffel Salat auf ihren Teller ausgeschlossen von mir.
„Guten Appetit!", gebe ich von mir. Diese zwei Wörter habe ich nie in meinem Leben aus dem Mund gesprochen, aber gerade war mir so sehr danach. Grinsend fange ich an meine Palatschinken zu essen. Enzo nimmt eine Gabel voll Salat in den Mund und verzieht sofort sein Gesicht. Er spuckt angeekelt den Salat auf seinen Teller. Auch Mutter, Vanessa und Kris machen das gleiche.
Ich fange an laut zu lachen. Echt ich kann mein lachen in dem Moment wirklich nicht mehr zurück halten. „Vera?!", schreit Mutter.
„Was?", höre ich langsam auf.
„Wer hat diesen Dreck zubereitet?", fragt Enzo.
„Rate mal!", sage ich und lache wieder. Enzo schaut mir in die Augen und grinst kurz. Doch dieser Blick von ihm ist so eigenartig schön, so heiß, sodass mein Herz anfängt schneller zu schlagen.
Ich weiß er tut das mit Absicht. Er will mich ärgern, wie er mich damals geärgert hat, als ich das Haus zum ersten Mal betreten habe, und wir auf diesem Tisch saßen. Denselben spielerischen Blick setzt er auf.
„Es tut mir leid, als ich Vera gefragt habe, ob ich noch salzen soll, hat sie einfach genickt und mich weiter salzen lassen...ich", redet die frustrierte Stella.
Wieso erzählt sie das überhaupt. So eine Petze. Was ist schon dabei? Ist doch nur Salat. Ich würde auf keinem die Schuld schieben, wenn ich bei einem Essen was falsch gemacht hätte.
„Schon Okay, kann passieren, Stella!", meint Vanessa.
...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro