Drohung
„Was ist hier los? Wieso starrt dich Enzo so an?", fragt mich Vanessa leise, die das mitbekommen hat. „Kennt ihr euch?"
„So zu sagen...er...Ähm...vor drei Wochen hat er mich fast mit seinem Auto überfahren. Dort gab es eine Auseinandersetzung und ich habe Steine auf sein Auto geworfen, wollte ihn auch Anzeigen...", erkläre ich ihr leise.
Vanessa starrt mich mit halb offenem Mund an. „Du wurdest von ihm angefahren?"
„Er hat früh genug auf Bremse gedrückt, deswegen habe ich davon nur eine kleine Verletzung gehabt. Er ist einfach so davongekommen, obwohl das Ganze Szenario auch die Polizei mit angesehen hat. Ich habe alles der Polizei erzählt, aber am Ende doch die Anzeige zurück gezogen. Mama hätte ein großes Drama draus gemacht...", erkläre ich und werde von ihr wieder unterbrochen.
„Du bist echt nicht normal. Mir hättest du das wenigstens erzählen können. Und was hat dieser Enzo jetzt für ein Problem mit dir?", fragt sie aufgebracht.
Ich zucke mit den Schultern. „Vielleicht ist er ja zu spät zu seinem wichtigen Termin gekommen? Oder er will mich jetzt wegen dem Kratzer auf seinem Auto fertig machen? Vanessa wieso muss das Ganze mir passieren?", frage ich seufzend.
„Keine Sorge, er wird gar nichts machen."
Doch das beruhigt mich trotzdem nicht.
„Und Mädels, seid ihr schon mit der Schule fertig?", fragt John.
„Ich ja, Vera hat nur noch ein Jahr, dann wird sie mit mir studieren", sagt Vanessa.
„Das ist sehr gut. Die beiden Jungs studieren auch bereits. Was möchtest du werden Vera?", fragt er damit ich auch mal was aus meinem Mund raus bringe.
„Ich will Anwältin werden", sage ich und plötzlich höre ich Enzo laut lachen. Wir alle blicken zu ihm.
„Was ist da so lustig?", frage ich laut.
„Ich weiß nicht...Du und Anwältin?", fragt er und schüttelt leicht seinen Kopf.
„Enzo, benimm dich!", warnt John. Dann hält Enzo seine Klappe und blickt mir wieder in die Augen.
„Bei allem Respekt Herr John, aber was er hier überhaupt?", frage ich John. Doch dieser schaut mich ernst an und hat nicht vor mir zu antworten. Auch Mutter sagt nichts und senkt ihren Blick.
Nach einer kurzen Schweigepause kommt John zu Wort. „Jungs, wieso zeigt ihr den beiden Mädels nicht das Haus?"
Kris nickt und zu Enzo will ich erst gar nicht mehr hinblicken. Sie erheben sich von ihren Stühlen und gehen vor, während ich hier noch sitze.
„Vera?", fragt Mutter.
„Ich...ich bin noch nicht fertig mit dem Essen!", sage ich als Ausrede, damit ich nicht mitgehen muss.
„Vera bitte?!", sagt wieder Mutter und macht eine kurze Andeutung auf John. Oh...sie wollen also alleine reden. Wieso schicken sie uns von hier weg, statt selber ein anderes Zimmer zu suchen?
Ich atme tief durch und erhebe mich schließlich von meinem Platz. Nervös spiele ich mit meinen Händen als ich sehe, dass Vanessa und Kris weiter vor gegangen sind und Enzo bei den Treppen zu mir blickend wartet.
Er soll mich bitte nur in Ruhe lassen...
Ich beachte ihn nicht und eile mich schnell an ihm vorbei die Treppen hoch zu den anderen beiden. Ich höre dann seine Schritte die mir folgen.
„Dieser zweiter Stock gehört uns zwei, also, wenn ihr runter wollt könnt ihr gleich den Aufzug nehmen, dann müsst ihr nicht so viele Stufen runter...", erklärt Kris uns und zeigt die Zimmern.
„Wenn der zweite Stock euch zwei gehört, wem gehört dann der dritte Stock?", frage ich erstaunt.
„Wen wohl? Euch beiden Mädels!", grinst er.
„Was? Aber hier sind doch noch so viele freie Zimmer", meint Vanessa.
„Papa hat das Ganze so hergerichtet. Eigentlich war der oberer Stock meins, aber ich habe kein Problem damit, mit Enzo den unteren Stock zu teilen", sagt Kris.
Ich lache auf. „Wieso solltest du bitte ein Problem damit haben? Du teilst ja nicht dein Zimmer", rutscht es mir spöttisch raus. „Oder ist das Problem Enzo, nicht wahr?", frage ich und verschränke die Arme vor meiner Brust.
„Vera, pshht!", zischt mir Vanessa zu.
Fragend schüttle ich den Kopf. Ich weiß, dass dieser Enzo hinter mir steht und alles mithört, aber gut, dass er nichts von sich gibt. Doch sein Grinsen höre ich schon bis zu mir nach vorne.
„Komm ich zeige euch euren Stockwerk!", meint Kris und sie beide gehen vor. Als ich mich auch nach vorne bewegen will, werde ich an meinem Ärmel grantig zurück gezogen.
„So Du?!", sagt Enzo der einen Meter gegenüber mir steht. „Das Ganze hier, wird sowieso nicht lange halten. Mein Onkel wird deine Mutter in kurze Zeit wieder verlassen. Also freu dich nicht zu früh wegen dieser scheiß Aufteilungen."
„Keine Sorge, ich werde auch extra zu Gott beten, damit wir hier wieder verschwinden können."
Er zieht seine Augenbrauen hoch und schaut mich verwirrt an. Wie kann man nur so gut aussehend sein, aber die Seele so hässlich? Außen richtig heiß und innen die schwarze Pest. Echt traurig, dass Gott solchen Menschen Schönheit schenkt. Ich bin kein Engel, aber so wie er, bin ich auf keinen Fall.
„Was die Anzeige angeht, hast du sie zurück gezogen?", fragt er ernst.
„Was? Hast du noch immer keinen Brief erhalten? Oh man, wenn du dein Gerichtstermin verpasst, glaub mir dass ist sowas von schlecht", spiele ich dramatisch.
„Willst du mich verarschen?"
„Wieso? Glaubst du ich ziehe die Anzeige zurück, obwohl du scheiß Egoist mich angefahren hast? Ich hatte zwei Wochen lang Schmerzen wegen dir! Der Gerichtstermin ist nach einer Woche, vergiss nicht aufzutauchen!", sage ich und drehe mich um und gehe vor, bis ich wieder aufgehalten werde.
„Um den Termin gehts gar nicht. Und auch nicht ums Geld. Aber wenn mein Onkel den Brief gelesen hat, wird das nicht gut enden. Also sag mir die Wahrheit!", befielt er wütend.
„Echt schade um dich. Hättest du damals richtig gehandelt, dann wäre das alles nicht passiert. Was soll ich machen, wenn du die Ampel nicht beachtest und mich anfährst. Es sei denn, du bist Farbenblind. Dir sollte der Führerschein weg genommen werden. Ahja und das davor beim Essen, du hast von mir ein Foto geschossen, lösche es sofort, oder das Ganze wird schlimmer kommen!", rede ich furchtlos.
Er schaut mir schweigend in die Augen, dann ziehen sich seine Lippen zu einem Lächeln, ein Lächeln, als würde ich hier Bullshit labern.
„War das Gerade eine Drohung?", fragt er mit hoch gezogenen Augenbrauen.
„Nenne es wie du willst..."
„Oh du weißt gar nicht mit wem du dich gerade anlegst, Schätzchen!", sagt er giftig und geht an mir vorbei nach vor.
Was?
Nein eher er weiß nicht mit wem er sich hier angelegt. Ich muss wissen was er mit meinem Foto angestellt hat.
...
04.04.2020
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