Das ist keine Liebe
„Gehts es dir heute besser?", frage ich Vanessa während sie sich in der Küche ein Frühstücksbrot zubereitet.
Sie blickt kurz zu mir und sagt: „Ja, es geht schon."
„Ist die Verletzung schlimm gewesen?"
„Nein, ich habe nur einen Verband bekommen. Du siehst mich doch, ich sehe fit aus", lächelt sie.
„Ja..."
„Ich verstehe nur nicht, wieso Coco an dem Tag gestorben ist? Ich habe John und Enzo reden hören, aber wie es aussieht ist John wirklich unschuldig. Es gab auch keine Verletzungen an dem Hund", meint sie nachdenklich.
Ich wünschte ich wüsste die Wahrheit auch nicht. Das zerfrisst mich so innerlich. Woher hatte John überhaupt einen Gift? Meine Augen werden bei dem Gedanken wieder rot.
„Guten Morgen, Mädels!", grüßt uns Mutter.
„Morgen!", kommt von mir misslaunisch.
„John und ich, wir wollen für zwei Tage weg fahren. Die Zeit zusammen genießen...", redet Mutter.
„Flitterwochen?", fragt Vanessa aufgeregt.
„Nein, ich mein, wenn zwei Tage auch zu Flitterwochen mitzählen?", fragt sie lachend.
„Wann wollt ihr fahren?", fragt Vanessa.
„Heute, gleich nach zwei Stunden. Ich hoffe ihr kommt klar. Und Vanessa, vergiss unser Gespräch nicht. Fernhalten von Kris!", warnt Mutter.
Vanessa verdreht ihre Augen.
—
Endlich kommt die Zeit, wo sie sich ins Auto setzen und weg fahren. Noch besser wäre es, wenn Kris und Enzo auch für diese zwei Tage verschwinden würden.
Die Zeit heute vergeht sehr schnell. Wir haben von der Schule frei und ich genieße die Zeit mit ein paar Serien schauen.
Am Abend bevor es dunkel wird, höre ich eine weibliche Stimme durch den Fenster.
Da mein Fenster ja schon offen steht, nähere ich mich langsam hin und blicke runter. Ah Stella wieder. Wieso kann sie nicht endlich einsehen, dass es Schluss ist?
Während ich noch runter blicke, entdecke ich auch Enzo der aus dem Haus geht.
„Was willst du hier?", fragt Enzo misslaunisch.
„Wir müssen reden, Enzo!", höre ich Stella reden. Ich stelle mich zur Wand angelehnt hin und belausche ihr Gespräch. Wieso ich das mache? Keine Ahnung, weil ich unbedingt wissen will, was zwischen denen ist oder sein wird.
„Ich habe harte Tage hinter mir. Ich habe echt keinen Bock mit dir über irgendwas zu reden. Wenn es heißt, es ist aus, dann ist es aus! Also lass gut sein Stella!", sagt Enzo laut.
„Ich glaube das wird jetzt schwierig Enzo. Du darfst mich nicht verlassen, das geht gerade nicht...", fängt Stella an zu weinen.
„Was?"
„Ich bin schwanger. Schwanger mit deinem Baby!", schreit sie.
Sofort schießen mir Tränen in den Augen und ich rutsche von der Wand runter zu Boden. Stella ist von Enzo schwanger? Mein Herz klopft schneller und meine Tränen rennen mir über die Wangen.
Wo ich mir denke, es kann nicht schlimmer kommen, kommt es noch schlimmer. Wieso? Ich schlucke den Klos runter und versuche jede einzelne Träne weg zu wischen.
„Das kann nicht sein...du hast doch deine Pillen genommen!", ist Enzo von draußen zu hören.
„Anscheinend haben die keine Wirkung auf mich gehabt!", schreit Stella noch am heulen.
Es herrscht plötzlich Stille, dann wird die Haustür zugeschlagen.
„Enzo! Du kannst mich hier nicht alleine lassen. Enzo komm raus! Wie kannst du mir das antun, das ist doch dein Baby!", schreit sie weiter.
Sie weint laut.
Arme Stella.
—
Es ist schon dunkel geworden. Ich blicke vom Fenster runter zu Stella aber sie ist nicht mehr da. Mir wird klar, weil Enzo echt viel durchmachen muss. Zuerst sein Vater, dann sein Hund und jetzt auch noch ein Baby.
Er wird bald Vater und wird sich um Stella und seinen Baby sorgen müssen.
Tja da sterben all meine Hoffnungen, zu denken dass irgendwann irgendwas zwischen uns sein wird, aber so ist das nicht. Wir werden nie zusammen sein. Wieso kann ich ihn nicht einfach hassen? Nachdem was wir durchgemacht haben müsste ich ihn so richtig hassen. Du bist dumm Vera, einfach nur dumm! Verliebst dich hier in den falschen, obwohl der richtige draußen auf dich wartet.
Ich höre im Flur Geräusche und öffne meine Zimmertür. „Vanessa, alles okay? Wohin gehst du?", frage ich sie.
„Ich wollte die Ausgangstür zusperren, es ist schon Nacht und keiner wird noch reinkommen oder rausgehen ...", erklärt sie.
„Du solltest wegen deinem Bein nicht so lange stehen, ich kann das erledigen, wenn du willst", schlage ich ihr vor.
„Da wäre sehr nett von dir", sagt sie schließlich und geht wieder in ihr Zimmer.
Ich gehe die Treppen runter und sperre die Ausgangstür zu. Als ich wieder die Treppen rauf will, entdecke ich im Wohnzimmer auf der Terrasse Enzo. Er sitzt neben dem Swimmingpool am Boden und denkt nach. Ich öffne die Tür und gehe auf die Terrasse.
Vielleicht sollten wir reden. Es darf so nicht weiter gehen.
„Alles Okay mit dir?", frage ich. Er blickt zu mir rauf und erhebt sich.
Er lacht gespeilt. „Schaue ich okay aus?", fragt er. Hier ist das Licht an und ich kann in seine roten Augen sehen.
„Nein, du schaust sehr fertig aus!"
Er kommt auf mich zu und bleibt bei einem Meter stehen. Er öffnet seinen Mund um etwas zu sagen, aber lässt es trotzdem sein.
„Weißt du Enzo, ich habe mit meiner Mutter geredet, habe ihr gesagt, dass ich von hier verschwinden will, doch sie will nicht auf mich hören. Was hast du in den letzten Tagen gemacht? Wo sind deine Drohungen, deine Pläne? Wieso wohnen wir noch hier? Ich hatte mich echt gefreut, als du gesagt hast, dass du dafür sorgen wirst, dass wir das Haus verlassen", sage ich.
„Halt die Klappe!", sagt er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Ich soll jetzt die Klappe halten? Aber das war doch dein Gerede. Wenn nicht meine Familie, dann hilf nur mir von hier zu verschwinden", sage ich.
Er kommt mir näher, schaut mir in die Augen und presst schnell seine Lippen auf meine. Erstaunt bleibe ich da stehen. Er nimmt mein Gesicht in den Händen und bewegt seine Lippen. Ich erwidere ihm den Kuss, dann küsst er mich leidenschaftlicher. Mein Herz schlägt schneller und in meinem Bauch fangen die Schmetterlinge an zu flattern. So ein schönes Gefühl hatte nie in meinem Leben empfunden. Ich merke wie sehr ich in ihm verliebt bin.
Doch dann wiederholt sich in meinem Kopf dieser eine Satz von Stella: „Ich bin schwanger, ich bin schwanger, ich bin schwanger."
Sofort löse ich den Kuss und mache einen Abstand. Ich atme tief durch und schaue Enzo in die Augen.
„Wieso hast du mich geküsst?", schreie ich ihn an.
„Was?", fragt er leise und verwirrt zugleich.
„Du hast mich mal gefragt, wieso du mich küssen solltest...Wieso hast du deine Meinung geändert? Willst du mich wieder beschuldigen, für das was eben passiert ist?", frage ich und meine Augen füllen sich mit Tränen.
„Nein...nein will ich nicht. Vera?!", sagt er und kommt mir wieder näher. Er hält meine Hand. „Was wenn ich dir diesmal sage, dass ich mich in dich verliebt habe? Dass ich nicht aufhören kann an dich zu denken?", redet er ernst.
Ich löse meine Hand von seiner. „Ich vertraue dir nicht! Du hast mich immer wieder erniedrigt und jetzt merkst du, dass du in mich verliebt bist? Nein, das ist keine Liebe. Du willst mich gerade, weil du jemand anderen geschwängert hast. Deine Schuldgefühle gehen und ich muss leiden, weil jemand anderes dein Kind trägt...", sage ich Tränen fliesend.
Seine Augen werden rot und er schaut mich schweigend gebrochen an.
Ich lasse ihn dort stehen und gehe wieder ins Haus.
...
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