Benzinflasche
Bis zwei Uhr in der Früh konnte ich gar nicht schlafen. Und jetzt ist es 8 Uhr morgens. Mit starken Kopfschmerzen erhebe ich mich aus meinem Bett. Als ich mich im Badezimmer frisch gemacht habe, fällt mir wieder der gestrige Tag ein und ich will heute Enzo gar nicht zu Gesicht bekommen.
Es kann sein, dass es ihm schlechter geht als mir.
Langsam gehe ich die Treppen runter um in die Küche zu gelangen. Da sehe ich Vanessa und Kris wie sie gemeinsam das große Tisch im Wohnzimmer neben der Küche decken. Verwirrt gehe ich zu dem Tisch näher und sehe viele Pancakes mit Honig und Früchte und Palatschinken mit drei verschiedenen Eis Sorten. Wow was für ein Frühstück. Kris kommt gerade aus der Küche und blickt überrascht zu mir.
„Hey, guten Morgen!", grüßt er gut gelaunt.
„Guten morgen!", erwidere ich und setze mich zum Tisch.
Vanessa kommt auch aus der Küche. „Also die Pancakes habe ich zubereitet und die Palatschinken wurden von Kris zubereitet. Wir haben gerade eine Wette am laufen, wer am besten gekocht hat. Also greif zu und sag uns an wen du den Punkt gibst?", fragt Vanessa genau wie Kris aufgeregt.
„Ähm... wenn es sein muss", zucke ich mit den Schultern und fange an zu essen. Eigentlich schmecken beide wirklich Hammer. Als ich mein Mund aufmachen will um etwas zu sagen, kommt Enzo die Stufen runter und schmeißt sich misslaunisch auf den Stuhl.
„Enzo, willst du auch...", sagt Vanessa und wird sofort unterbrochen.
„Nein, ich will gar nichts! Ich will einfach in Ruhe gelassen werden!", sagt Enzo und platziert selbst eine Palatschinke auf seinem Teller.
„Was ist den passiert? Ihr beide seid so mies drauf?", fragt Vanessa zu mir blickend.
„Also ich bin gut drauf. Ich bin super duper drauf!", setze ich mich bei meinem Stuhl aufrecht hin und zeige mein gutgelauntes Lächeln. Da blickt Enzo rauf in meinen Augen und schweigt. Ja man sieht ihn an, dass er die Nacht auch schlecht geschlafen hat.
Kann man nichts machen, wird schon vergehen. Einfach nur Geduld haben.
Wir essen alle brav unseren Frühstück und Vanessa hat mir das Aufräumen überlassen. Sowas darf bei uns sein, wenn sie Frühstück zubereitet hat, dann kann ich auch mal aufräumen, damit hab ich kein Problem. Kris und Vanessa haben sich im Wohnzimmer zur Couch gesetzt und spielen PlayStation. Wie es aussieht führen sie ihren „süßen verliebt sein" weiter, während ich hier den restlichen Geschirr in die Küche trage.
Irgendwie beachte ich gerade Enzo gar nicht, keine Ahnung wie ich das jetzt so schaffe nicht zu ihm zu blicken, denn er starrt mich schon die ganze Zeit an und ich spiele hier die nichtahnende. Für uns beide ist es besser auseinander zu bleiben und am besten so wie jetzt schweigend.
Ich fange an das Geschirr abzuwaschen und die Tür wird zugeschlossen. Seufzend blicke ich zu meiner linken Seite, und da steht er zu mir blickend an der Küchenplatte angelehnt.
„Was gibts? Das heißt nichts gutes, wenn du dich so schweigend zu mir stellst", stelle ich fest.
Er grinst kurz. Dann muss ich auf seinen Lippen blicken und an unseren Kuss von gestern denken. Wäre es nicht so gekommen...wäre diese Stella nicht schwanger von ihm, dann würde alles perfekt sein und ich könnte mit ihm heute über was anderes reden und eine schöne Zeit verbringen.
Ich merke, dass ich ihn viel zu lange mustere und er mich auch. Ich merke auch, dass er mir gerade viel zu nahe steht und ich dadurch wieder dieses etwas spüre, dass zwischen uns existiert. Mit einem innerlichen Kopfschütteln unterdrücke ich diesen Gedanken und konzentriere mich wieder auf meinen schaumigen Schwamm in der Hand.
„Darf ich dich was fragen?", kommt von ihm.
„Was wenn ich nein sage? Wirst du mir trotzdem die Frage stellen?", frage ich und schaue ihn wieder an.
„Ja! Woher hast du gestern gewusst...also...wie hast du erfahren, dass Stella schwanger ist?", fragt er vorsichtig.
„Spielt das eine Rolle, woher ich das weiß?"
„Habt ihr Handynummern ausgetauscht und redet über mich? Seit ihr Freunde oder sowas?"
Ich grinse kurz. „Nein. Sei mir nicht böse, aber ich habe euch aus meinem Fenster gehört", gebe ich zu.
„Ich verstehe", nickt er und geht zur Tür.
„Sag mal, ist sonst alles in Ordnung mit dir?", frage ich aus Höflichkeit.
Er schaut freundlich zu mir und sagt: „Naja, es ging mir schon besser. Würde da mein toter Vater nicht jede Nacht meine Träume stören und wäre Stella nicht schwanger, dann würde alles viel besser sein", meint er ernst und verlässt die Küche.
Sein Vater? Er träumt jede Nacht von seinem Vater? Verwirrt starre ich noch zu der Tür wo er raus gegangen ist.
Den restlichen Tag haben wir nur rum gefault und unsere Ferien genossen. Ein paar mal hat Kris vorgeschlagen, ob wir eine Party schmeißen wollen, ich habe echt keinen Bock nachher den Scheiß weg zu räumen. Lieber verbringe ich meine Ferien mit viel Ruhe und viel Schlaf. Obwohl den „viel Schlaf" kann ich auslassen.
—
Am zweiten Tag entdecke ich Enzo in der Küche auf dem Tisch Kopf angelehnt schlafend. Also hat er wieder zu wenig geschlafen. Ich setze mich neben ihm hin und lege meinen Kopf wie er auf dem Tisch und blicke ihn an. Er ist so süß beim Schlafen und er sieht so gut aus. Ich glaube ich werde nie genug von ihm bekommen.
Plötzlich kommt Kris in die Küche und ich erhebe mich schnell von meinem Platz. „Moiii seid ihr aber süß!", sagt er spielerisch grinsend.
„Pshht er schläft!"
„Enzo?! Wach auf, wir brauchen Platz zum Essen!", sagt Kris laut und Enzo öffnet genervt seine Augen. „Ich kann dir gute Schlaftabletten empfehlen, wenn du willst", meint Kris.
„Nein! Die sollte er sicher nicht trinken!Was wenn er davon nicht mehr aufwacht?", frage ich skeptisch.
„Oh, da sorgt sich die liebe Vera um ihren Geliebten", lacht Kris.
„Was ist nur los mit dir?", schreie ich und werfe einen kleinen Apfel, was ich auf dem Tisch gefunden habe zu ihm.
Doch statt ihn treffen zu wollen, schafft er den Apfel schnell zu fangen.
Spielerisch drohend hebt er seinen Zeigefinger in die Höhe.
—
Aus dem Wohnzimmerfenster entdecke ich Enzo, wie er sich in sein Auto setzt und irgendwo hinfahren will. Schnell renne ich aus dem Haus und stelle mich vor dem Auto. Fragend schaut er mich an.
„Steig aus, wir müssen reden!", sage ich laut genug, damit er mich hören kann. Nachdenklich blickt er seinen Lenkrad an, und steigt schließlich aus.
„Was?"
„Komm mit ich muss dir was zeigen."
„Vorhin sagst du, wir müssen reden und jetzt willst du mir was zeigen? Vera, ich habe echt keine Lust auf irgendein Spielchen mit dir...", meint er genervt.
„Spielchen? Ich habe nie Spielchen gespeilt. Du kommst mit mir und wir lösen dein Problem", überzeuge ich ihn.
„Mein Problem? Ah ja? Dieses Problem wollte ich gerade auch selbst lösen."
„Von welchem Problem reden wir hier?"
„Abtreibung!", sagt er kurz und schnell.
Ich halte kurz inne. Das ist doch nicht sein ernst oder?
„Ihr wollt ein unschuldiges Baby töten?", frage ich erstaunt.
„Was sollen wir sonst tun? Hast du einen besseren Vorschlag? Einen Vater spielen ist gerade nicht mein Ding." Er kommt mir näher und schaut mich fragend an. „Und was für ein Problem willst du lösen?", fragt er.
Ich gehe vor und bin mir sicher, dass er mir folgt. Tausende Gedanken gehen mir durch den Kopf. Stella will sicher keine Abtreibung. Ich finde es traurig, dass Enzo diese Entscheidung getroffen hat.
Ich gehe durch den Zaun und bleibe bei dem Stall stehen. Der Stall wo Enzos Vater sich umgebracht hat.
„Danke, dass du zu all den Problemen die ich habe, hier noch eine drauf legst!", meint Enzo wütend.
Ich blicke auf den Boden zu der Benzinflasche.
„Lass uns zwei diesen Stall anzünden, dann hast du keine schlechten Träume mehr, oder besser gesagt, dein Vater wird dich nicht mehr in deinen Träumen besuchen. Du hast noch immer diesen Trauma. Ich finde das eine der besten Lösungen, denn wie sonst willst du den Seil, oder deine schreckliche Erinnerung loswerden, wenn dieser scheiß Stall noch da ist?", frage ich und schaue ihn an.
...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro