xv. Ganz Wunderbar
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FÜNFZEHN GANZ WUNDERBAR
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HOLLY KOMMT ein paar Wochen nach der zweiten Aufgabe zu spät zum Frühstück, weil sie vergessen hat, wo sie ihre Halskette hingelegt hat — offensichtlich nicht an ihren normalen Platz neben einem Buch auf ihrem Nachttisch, da sie Angst hat, sich zu erwürgen, wenn sie damit schläft — und sie verbringt gute zwanzig Minuten damit, überall zu suchen, bis sie einen Blick auf den Schreibtisch wirft und sie genau in der Mitte liegen sieht.
Schließlich entdeckt sie Harlow, der gerade die Halle verlassen will und bittet ihn, noch einen Moment zu bleiben, damit sie sich ein paar Scheiben Toastbrot schmieren und auf dem Weg zu Zaubertränke essen kann. Sie verlassen gemeinsam die Halle, eine halbe Scheibe Toast bereits in Hollys Kehle.
„Es könnte der Stress vom Turnier sein", sagt Harlow, als sie an einer kleinen Gruppe von Schülern vorbeikommen, die Anstecker tragen und entweder sie oder Cedric unterstützen. Sie sieht eine andere Gruppe, die sich um eine Zeitschrift schart und miteinander kichert. „Vielleicht hast du es nur vergessen."
„Kann schon sein", sagt Holly, runzelt aber immer noch die Stirn und verschlingt die letzte Scheibe Toast. Sie hat immer gedacht, dass ihr Gedächtnis ziemlich gut ist... Aber sie nimmt an, dass es nichts Großes ist, richtig? Sie schätzt, dass es besser ist, wenn sie vergisst, wo sie ihre Halskette hingelegt hat, weil sie letzte Nacht müde war, als wenn sie etwas Wichtiges vergisst. „Warum lesen alle die gleiche Zeitschrift?"
Sie nickt in Richtung ein paar Schüler, die lachend eine Zeitschrift in der Hand halten, die gleiche wie die Gruppe zuvor. Harlow zuckt mit den Schultern und sagt: „Keinen Schimmer."
Sie erreichen den Flur, der um die Ecke des Zaubertrank-Klassenzimmers liegt und sie hört, wie Pansy zwischen einem Kicheranfall ausruft: „Da sind sie ja, da sind sie!" Harlow und Holly bleiben kurz stehen und tauschen einen verwirrten Blick aus. „Da steht was drin, das dich sicher interessieren wird, Granger!"
Als sie zu ihren Freunden stoßen, werden sie bereits von Snape aufgefordert, ins Klassenzimmer zu gehen. Holly versucht, vorauszugehen, um zu Pansy zu gelangen und sie zu fragen, was sie vorhat, aber sie kann sich nicht durch den Rest ihrer Freunde und die Gryffindors drängen, die versuchen, ins Klassenzimmer zu gelangen.
Holly setzt sich an den Tisch neben Pansy und schiebt Draco gewaltsam aus dem Weg, damit sie mit ihr sprechen kann. Snape beginnt zu sprechen, bevor Holly Pansy fragen kann, was los ist, also denkt sie sich, dass sie sofort fragen wird, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet, bevor einer ihrer Freunde wieder dazwischenkommen kann.
Was hat sie verpasst? Alle ihre Freundinnen grinsen und höhnen weiter, alle wissen über etwas Bescheid, das ihr in den zwanzig Minuten, die sie allein im Schlafsaal war, entgangen zu sein scheint. Sie begreift es nicht.
Sie will gar nicht wissen, was sich ihre Freunde diesmal ausgedacht haben, um sich über einen der drei lustig zu machen. Wenn sie sieht, wie ihre Freunde sich immer wieder triumphierend umschauen, möchte sie unbedingt wissen, was zur Hölle sie getan haben, damit sie wenigstens weiß, was los ist, anstatt gleich das Schlimmste anzunehmen.
„So faszinierend Ihr gesellschaftliches Leben zweifellos ist, Miss Granger", sagt Snape kurz nach dem Beginn der Stunde. Er hat sich vom vorderen Teil des Klassenzimmers in den hinteren Teil begeben, wo Harry, Ron und Hermine sitzen. „Ich muss Sie doch ermahnen, es nicht im Unterricht zu erörtern. Zehn Punkte Abzug für Gryffindor."
Holly dreht sich um, wie auch der Rest der Klasse. Sie sieht ihre Freunde, die von einem Ohr zum anderen grinsen, wie eine kleine Schar von Grinsekatzen. „Ah... und man liest auch noch Heftchen unter dem Tisch?", sagt Snape und schnappt sich die Ausgabe, die sie gerade lesen. „Noch einmal zehn Punkte Abzug für Gryffindor... oh, verstehe... Potter muss natürlich erfahren, was die Presse über ihn schreibt..."
Ihre Freunde brechen alle in Gelächter aus. Sie sieht, dass auch Harlow lacht, und ihr wird klar, dass er vorhin gelogen haben muss, als er sagte, er habe keine Ahnung, worum es in den Zeitschriften geht. Ihr wird flau im Magen. Es kommt nicht oft vor, dass sie belogen wird. Es gefällt ihr nicht.
Und das alles hier gefällt ihr auch nicht. Wie Snape, ebenfalls erfreut über das, was in diesem verdammten Artikel steht, die Zeitschrift näher hält, um sie zu lesen. „Harry Potters stummes Herzeleid... meine Güte, Potter, was hast du nun wieder für ein Wehwehchen? Ein Junge wie kein anderer, könnte man meinen — doch auch ein Junge, der die ganz gewöhnlichen Qualen des Heranwachsenden durchleidet, schreibt Rita Kimmkorn.
Seit dem tragischen Ableben seiner Eltern der Liebe beraubt, glaubte der vierzehnjährige Harry Potter, endlich Trost bei seiner festen Freundin in Hogwarts, Hermine Granger, gefunden zu haben. Doch er ahnte nicht, dass seine Seele in diesem ohnehin von persönlichen Verlusten geprägten Leben bald erneut einen schweren Schlag erleiden würde."
Holly sieht, dass Harry und Hermine bereits knallrot angelaufen sind. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Sie weiß, dass sie es nicht kann, sie weiß, wie ihre Freunde reagieren werden, wenn sie sich umdreht und versucht, ihren anderen Freund zu verteidigen und ihnen zu sagen, wie furchtbar sie sich verhalten. Sie wünschte, sie könnte es, sie wünschte verzweifelt, sie könnte diese blöde Zeitschrift in Stücke reißen und ihre Freunde davor bewahren, sich zu schämen, die Wut und die herzzerreißende Peinlichkeit aus zweiter Hand beenden.
Seht sie an. Seht sie an. Sie sehen aus, als wollten sie sich verstecken, und warum? Wegen ihrer Freunde. Ihre Freunde haben das verursacht, sie müssen es gewesen sein, seht nur, wie stolz sie aussehen.
„Miss Granger, ein äußerlich unscheinbares, aber ehrgeiziges Mädchen, hegt offenbar eine Vorliebe für berühmte Zauberer, die Harry allein nicht befriedigen kann. Seit Viktor Krum, der bulgarische Sucher und Held der letzten Quidditch-Weltmeisterschaft, in Hogwarts weilt, spielt Miss Granger mit den Gefühlen beider Jungen. Krum, der von der tückischen Miss Granger offensichtlich hingerissen ist, hat sie bereits eingeladen, ihn während der Sommerferien in Bulgarien zu besuchen, und versichert, er habe ‚solche Gefühle noch für kein anderes Mädchen empfunden'.
Allerdings sind es womöglich gar nicht die zweifelhaften natürlichen Reize Miss Grangers, denen diese beiden unglücklichen Jungen verfallen sind.
‚Im Grunde ist sie hässlich' sagt Pansy Parkinson, eine hübsche und lebhafte Viertklässlern, ‚aber dass sie einen Liebestrank zusammenbraut, traue ich ihr durchaus zu, sie hat ja ziemlich viel Grips. Ich bin sicher, damit schafft sie es.'"
Holly blickt Pansy an. Pansy zwinkert.
Pansy hat das getan, um ihr zu helfen?
„Natürlich sind Liebestränke in Hogwarts verboten und zweifellos sollte Albus Dumbledore diesen Behauptungen nachgehen. In der Zwischenzeit können alle, die sich um das Wohl Harry Potters sorgen, nur hoffen, dass er sein Herz das nächste Mal einer würdigeren Kandidatin schenkt. Wie unglaublich rührend", sagt Snape. Kurz tauschen Holly und Harry einen Blick aus, aber Holly ist klar geworden, warum es diesen Artikel überhaupt gibt, und ihr wird schlecht. Sie wendet den Blick ab. „Es ist wohl am besten, wenn ich euch drei voneinander trenne, damit ihr euch Gedanken über Zaubertränke statt über euer Liebesleben macht. Weasley, du bleibst hier. Miss Granger, dort rüber, neben Miss Parkinson und Miss Lippincott. Potter — an den Tisch vor meinem Pult. Beweg dich. Sofort."
Holly blickt zu Pansy, die sie anlächelt und flüstert: „Er kann nicht gewinnen, wenn er kein Selbstvertrauen hat, richtig?"
Sie antwortet nicht darauf. Sie hat das Gefühl, als würde sich ihr Magen verkrampfen und sie hält den Kopf gesenkt, da sie sich entscheidet, Hermine zu ignorieren, die sich neben sie setzt. Das ist alles Hollys Schuld. Sie sind vor der ganzen Klasse gedemütigt worden — vor jedem, der diese Zeitschrift in die Finger bekommt — nur weil Pansy glaubt, dass sie einen Weg finden werden, dass Gryffindor Slytherin im Turnier schlägt.
Und es wird noch schlimmer.
Zwanzig Minuten vergehen und die Klasse beginnt mit ihren Gripsschärfungs-Tränken. Ab und zu hört sie einen ihrer Freunde lachen oder kichern oder etwas flüstern, und sie zwingt sich, den Kopf unten zu halten. Aber Pansy ist schon halb dabei, Daphne etwas über Hermine zuzuflüstern — laut genug, dass Hermine jedes Wort hören kann —, als es an der Tür klopft.
„Herein", sagt Snape.
Holly schaut über ihre Schulter und sieht Karkaroff. Na super. Was soll denn sonst noch in dieser Stunde passieren, wo doch schon dafür gesorgt wird, dass sie sich von Sekunde zu Sekunde schlechter und schlechter fühlt? Sie fühlt sich schuldig, sie fühlt sich wütend, sie fühlt sich jetzt verängstigt, was wollen sie denn noch? Traurigkeit? Wo ist dieser Hollidaychen-Brief, der müsste doch reichen...
Karkaroff geht vorne ins Klassenzimmer, auf dieselbe schnelle, stille Art und Weise, wie er es immer zu tun pflegte. In Durmstrang war es üblich, dass er Leute überrumpelte, sich an sie heranschlich, wenn sie sich über einen Lehrer oder ein Fach beschwerten. Holly hält den Kopf gesenkt, sieht aber, wie Susannah auf die beiden zuschwebt.
„Karkaroff will reden, Snape sagt nein", sagt Susannah und klingt ein wenig gelangweilt. Was durchaus Sinn ergibt. Das klingt ziemlich langweilig. „Oh, anscheinend geht Snape Karkaroff aus dem Weg, was durchaus Sinn macht, hast du den Bastard gesehen? Snape sagt, nach der Stunde... Jetzt bin ich neugierig. Das ist pikant. Ich werde mithören."
Sobald die Glocke läutet, packt Holly ihre Sachen zusammen, ohne einen Blick auf Hermine zu werfen. Holly beeilt sich, mit ihren Freundinnen nach draußen zu gehen und sobald sie das Klassenzimmer verlassen haben, ergreift sie Pansys Arm und bringt sie zum Anhalten.
Pansy grinst und sagt: „Und, wie fandest du den Artikel?"
„Ich find ihn grauenhaft", sagt Holly. Das Grinsen auf Pansys Gesicht verschwindet vollständig, ebenso wie das süffisante Lächeln auf den Gesichtern ihrer Freundinnen. „Nein, nicht grauenhaft. Wie wäre es mit abscheulich oder fies oder sogar unmenschlich—?"
„Warum regst du dich so auf?", fragt Pansy stirnrunzelnd. Sie schaut sich bei den anderen um, als ob eine von ihnen die Antwort wüsste. „Der Artikel soll dir doch helfen! Wenn so etwas in der Öffentlichkeit steht, kannst du dir nur vorstellen, wie sehr Potters Selbstvertrauen und damit auch seine Moral zerstört wird, und die Richter werden nichts finden, womit sie ihn bei der nächsten Aufgabe bewerten können! Komm schon, Holly! Das wird dir helfen zu gewinnen!"
Holly schüttelt den Kopf. „So will ich nicht gewinnen!", stößt sie aus. „Ich will nicht gewinnen, weil du einen anderen Champion so sehr schikaniert hast, dass er keine Bedrohung mehr ist! Wenn ich gewinne, dann will ich das, weil ich die Fähigkeit dazu hatte und nicht, weil meine Freunde mir den Sieg erleichtert haben — und im Grunde genommen in meinem Namen betrogen haben!"
„Aber du hast doch gesagt, dass du mit Potter befreundet bist, um herauszufinden, was er über die Aufgaben weiß", sagt Pansy stirnrunzelnd. Sie sieht aus, als wäre sie eine Mischung aus verwirrt und verärgert. Als wäre sie verletzt, dass Holly mit dem, was sie getan hat, unglücklich ist, und sich darüber ärgert, aber sie eben auch nicht versteht, warum. „Was ist hieran so anders?"
„Vielleicht ist es nicht dasselbe, etwas über die nächste Aufgabe oder was damit zu tun hat, durch ihn herauszufinden, nicht dasselbe, wie ihn zu mobben", sagt Holly. Pansy verzieht bei dem Wort mobben das Gesicht. Was glaubt sie denn, was es ist? „Ich weiß, dass du ihn nicht magst, und von mir aus, ich auch nicht — und sobald das Turnier vorbei ist, glaub mir, werde ich ihn nie wieder auch nur ansehen. Aber das ist etwas anderes als etwas in einer Zeitschrift zu veröffentlichen, etwas, das Tausende von Menschen lesen können. Ich bin nur freundlich, für den Fall, dass ich etwas herausfinde. Du bist eine Mobberin."
Pansy starrt Holly an. Holly behält ihr ernstes Gesicht bei, was Pansy noch mehr zu reizen scheint. „Ich bin eine Mobberin? Und was, du etwa nicht?", fährt sie sie an. „Ist es nicht genauso schlimm, so zu tun, als wäre man mit jemandem befreundet?"
„Ähm, nein?", sagt Holly und hebt eine Augenbraue. „Du hast einen der anderen Champions gedemütigt, in der Hoffnung, dass mir das hilft. Wir alle im Turnier sind nett zueinander, weil wir alle die gleichen Aufgaben zu bewältigen haben, nicht wahr? Glaubst du wirklich, dass ich nach diesem Jahr mit Cedric sprechen werde? Oder mit Viktor? Oder mit Fleur? Keiner von uns wird eng oder gut befreundet bleiben — ich halte Potter für einen Idioten, der von sich selbst eingenommen ist, aber ich will mich nicht selbst benachteiligen, ich will nur dieses Turnier gewinnen—"
Und dann. Und dann wird es sogar noch schlimmer.
Harry geht an ihnen vorbei und Holly verstummt für einen Moment. Sie spürt, wie ihr Herz sinkt. Es kostet sie all ihre Kraft, sich nicht an ihren Freundinnen vorbeizudrängen und zu ihm aufzuschließen und ihm zu erklären, dass sie es nicht so gemeint hat, dass sie ihn wirklich mag, dass sie ihn für sehr mutig und klug und definitiv nicht für von sich selbst eingenommen hält.
„Tja, das war's dann wohl", sagt Pansy.
Holly faucht: „Oh, verpiss dich—!"
„Meine Mutter hat mich vor dir gewarnt, weißt du das?", sagt Pansy, ihre Stimme ist fast ein Zischen. Sie tritt näher an Holly heran und genießt es, ergötzt sich an Hollys Panik darüber, dass Harry sie gehört hat. „Sie hat gesagt, dass sie deine Mutter gekannt hat und sie hat mich vor dir gewarnt. Hat gesagt, du wärst genauso böse wie sie, genau so eine egoistische und verwöhnte Göre!"
Holly verstummt. Schnell verschwindet der Zorn auf Pansys Gesicht, als ihr klar wird, was sie getan und gesagt hat. Holly erinnert sich an den Brief, den sie von ihrem ‚Onkel' bekommen hat, und sie erinnert sich an das, was Draco nach der zweiten Aufgabe über Margo gesagt hat. Vieles von dem, was sie gesagt haben, klingt nach dir. Jeder, der ihre Mutter kannte, scheint Holly mit ihr zu vergleichen, und jedes Mal, wenn das passiert, kann sie nicht anders, als zu denken: Was, wenn sie so wird wie sie?
Was, wenn Holly zu einem der bösen Menschen wird, und wenn sie ihre Fehler dann erkennt, ist es zu spät? Was, wenn Holly ihr ganzes Leben als Teenager ruiniert? Was, wenn Holly beginnt, den Schmerz in den Gesichtern der Menschen zu genießen, wenn der Cruciatus eingesetzt wird? Die gebleckten Zähne, die geschlossenen Augen, die zusammengezogenen Brauen. Die Schmerzensschreie, die Körper, die sich verrenken, die Nägel, die sich am Boden festkrallen und versuchen, sich an etwas festzuhalten.
In Durmstrang, so erinnert sie sich, schaute sie während des Nachsitzens zur Seite oder fand einen Weg, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf das Kind, das Schmerzen hatte, und die Schreie, die durch das Klassenzimmer hallten. Aber was ist, wenn in ein paar Jahren etwas mit ihr passiert und sie anfängt, es zu genießen, sich nach dem nächsten Mal zu sehnen, wenn sie jemanden sieht, der sich vor Schmerzen krümmt, schreit, um Gnade bettelt. Was ist, wenn sie Menschen verletzen will, wie es ihre Mutter getan hat?
„Komm schon, Holly", sagt jemand anderes. Einen Moment lang erwartet sie, dass es Harlow ist, aber zu ihrer und Pansys Überraschung geht Draco an Crabbe und Goyle vorbei, um seine Cousine zu holen. Holly starrt ihn an, ebenso wie Pansy.
Holly reißt sich zusammen und Pansy anscheinend auch, denn als Holly nickt und mit ihrem Cousin den Gang hinuntergeht, hört sie Pansy schreien: „Warte, Holly, ich hab das nicht—!"
Während sie ihre Hände in die Taschen ihres Umhangs schiebt, beschleunigt Holly ihren Schritt und blickt Draco an, der immer noch genervt aussieht. „Ich lasse nicht zu, dass jemand unsere Familie beleidigt", sagt Draco und Holly fragt sich, ob sich das ändern würde, wenn er die Wahrheit über ihren Vater wüsste. „Pansy hat das nicht so gemeint, sie war einfach zu wütend, aber sie hat es trotzdem gesagt. Wir können nicht zulassen, dass jemand unserer Familie keinen Respekt zollt."
„Ja", sagt Holly und nickt leicht. „Danke, übrigens."
„Du gehörst zur Familie", sagt Draco achselzuckend.
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SOBALD HOLLY eine Möglichkeit findet, sich zu verdrücken, tut sie es.
Sie bleibt ein paar Minuten in den Toiletten und lässt ihre Tasche auf den Boden fallen. Holly holt ein Stück Pergament und den Kugelschreiber heraus, der immer noch unten in ihrer Tasche liegt, seit dem Sommer, als sie die Tasche mit in den Urlaub nahm und sich nie die Mühe machte, den Stift wieder herauszunehmen. Er ist schneller als eine Schreibfeder und im Moment muss sie so schnell wie möglich sein.
Ich weiß, dass du mich gehört hast und ich will es es dir erklären.
Küche, Mitternacht.
H x
Susannah erscheint und verschwindet mit dem Zettel; ihr Plan ist, dass Susannah den Zettel in seine Tasche steckt oder so etwas, damit es nicht auffällt, aber er den Zettel vor der Sperrstunde bemerken und lesen kann.
Und jetzt wartet sie in der Küche und lehnt sich an einen der Tische. Dobby fragt sie immer wieder, ob sie etwas essen möchte und sie sagt, es gehe ihr gut, er solle schlafen gehen, es sei schon spät. Holly schaut immer wieder auf die Uhr an ihrem Handgelenk und beginnt zu denken, dass Harry wahrscheinlich nicht mehr auftauchen wird. Das macht auch Sinn. Er hat gehört, wie sie gesagt hat, dass sie ihn nicht mag, dass sie ihn schrecklich findet — sie würde sich nicht mit jemandem treffen, wenn sie gehört hätte, dass er so etwas über sie gesagt hat.
Die Tür zur Küche öffnet sich. Holly blickt hoffnungsvoll auf, aber es scheint niemand da zu sein. Sie wirft einen Blick auf ihre Uhr und beginnt zu seufzen, doch dann hört sie Dobby sagen: „Harry Potter, Sir! Möchten Sie etwas? Holly sagt, dass sie hier ist, um Sie zu sehen!"
Holly blickt auf und tritt von dem Tisch weg, an dem sie halb gelehnt, halb gesessen hat. Sie geht auf Harry zu, der gerade etwas zu Dobby sagt, was ihn dazu bringt, eilig zu gehen. „Ich habe das nicht so gemeint, was du vorhin gehört hast", sagt sie ihm und spricht unglaublich schnell, um zu versuchen, die ganze Geschichte loszuwerden, bevor sie unterbrochen wird. „Und ich wusste nichts von dem Artikel — Pansy dachte, er würde mir helfen, Slytherin helfen, um das Turnier zu gewinnen, wenn sie den Artikel veröffentlichen lässt und wenn sie schrecklich zu dir ist, weil sie gehofft hat, dass das dein Selbstvertrauen zerstören würde, damit du bei der nächsten Aufgabe schlecht abschneiden und verlieren würdest und ich gewinnen würde, aber das will ich nicht. Wenn ich gewinne, möchte ich, dass es fair zugeht, und ich halte dich nicht für einen Idioten oder von dir selbst eingenommen, aber sie halten dich für furchtbar und merken nicht, dass sie dich oft schikanieren, wenn sie so etwas tun. Und es tut mir leid wegen des Artikels — du hast dich vorhin in Zaubertränke so geschämt, ich habe mich schrecklich gefühlt — und wenn ich das gewusst hätte, hätte ich einen Weg gefunden, um zu verhindern, dass er rauskommt, weil es offensichtlich nicht wahr ist."
„Ich hab nicht gedacht, dass du es ernst gemeint hast", sagt Harry.
„Nein?", sagt Holly.
„Und ich habe auch nicht gedacht, dass du etwas mit dem Artikel zu tun hast", sagt Harry. Holly spürt, wie ihr eine Last von den Schultern fällt. „Wir sind doch Freunde, oder? Es hätte also keinen Sinn gemacht, wenn du an dem Artikel mitgeholfen hättest."
Holly lächelt zutiefst, sehr erleichtert. „Der Artikel hat dir doch, ähm, keinen Ärger gemacht, oder?", fragt sie.
„Es war in Ordnung", sagt er. „Ich habe es erst vor Zaubertränke erfahren, also."
„Es ist Wochenende, hoffentlich gibt es am Montag wieder etwas anderes, worüber sich die Leute lustig machen können—" Holly unterbricht sich selbst und verzieht das Gesicht. „Du weißt schon, was ich meine."
Harry nickt und lächelt leicht. Sie lächelt zurück, doch dann wirft sie einen Blick auf die Tür zu den Küchen. Sie kann sich nicht erinnern, ihn hereinkommen gesehen zu haben, als die Tür aufging, nur dass Dobby gesprochen hat und Harry plötzlich in der Küche war...
Sie sieht auf den Stoff in seinen Händen hinunter und runzelt die Stirn. „Was ist das?"
„Oh, ähm." Harry hebt die Hand, in der sich das Kleidungsstück befindet. Holly hebt eine Augenbraue und legt den Kopf ein wenig schief, neugierig. „Du darfst es niemandem erzählen."
„Ich lege keine Schwüre ab", sagt Holly und verzieht das Gesicht.
Harry lächelt sie an und erklärt: „Es ist ein Tarnumhang."
„Du hattest die ganze Zeit einen Tarnumhang und hast ihn mir nicht gezeigt?", sagt sie und ihre Stimme wird zu einem Flüstern. Sie starrt den Umhang ungläubig an und hat das Gefühl, dass Harry es lustig findet, wie aufgeregt sie beim Anblick eines Tarnumhangs aussieht. „Kann ich ihn benutzen?"
„Äh, ja", sagt Harry und reicht ihn ihr. Der Stoff fühlt sich weich an, fast wie Seide, und sie hält ihn in beiden Händen, um ihn genau zu betrachten. Das kleine Muster spiegelt sich im Licht. „Zieh ihn einfach an, dann funktioniert er."
Holly nickt und betrachtet den Umhang mit einem merkwürdigen Blick. „Okay", sagt sie und zieht sich den Mantel über. Alles um sie herum hat einen seltsamen violetten Farbton, jetzt, wo sie durch den Mantel hindurchsehen kann. Sie runzelt die Stirn. „Du kannst mich also nicht sehen?"
„Nein — das ist der Punkt."
„Schieb ab, Potter", kommentiert sie. Sie lacht und grinst vor sich hin, wobei sie sich ein wenig bewegt. „Du kannst mich also nicht sehen? Überhaupt nicht?"
„Nein", sagt Harry.
„Das ist so cool!", ruft sie aus. Sie fängt wieder an zu lachen, denn scheiße. Das ist der Hammer! Das ist so cool, schaut doch, man kann sie nicht sehen wegen dieses wunderbaren kleinen Umhangs, der sie bedeckt und sie vor der ganzen Welt versteckt. „Woher hast du den?"
„Er hat meinem Vater gehört", sagt er.
„Er hört sich echt cool an", sagt sie.
„So etwas haben mir seine Freunde auch erzählt", sagt Harry und Holly begreift, das sie vermutlich besser aufhören sollte, in dem Umhang herumzutanzen, a la Stevie Nicks. Sie nimmt den Umhang ab und beginnt ihn ordentlich zu falten, während sie neben ihm steht. „Letztes Jahr war der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste einer seiner besten Freunde und er und mein Pate haben mir von ihm erzählt."
Holly kneift die Augen zusammen. „Warte mal", sagt sie. „War dein Pate nicht ein Mörder?"
„Das war er eigentlich nicht", sagt Harry. Holly runzelt die Stirn und hält den Tarnumhang immer noch fest. „Alle dachten, dass er es war, aber es wahr eigentlich Peter Pettigrew — ihr anderer Freund — der ein Todesser geworden ist und Voldemort verraten hat, wo ich und meine Eltern waren."
„Oh", sagt Holly, nicht ganz sicher, was sie noch sagen soll.
„Aber jetzt ist er untergetaucht", sagt Harry und spricht viel leiser als zuvor. Holly nickt und sieht ihn genau an, während er spricht. Sie kann fast ihr Spiegelbild in seiner Brille sehen. „Ich spreche ein bisschen mit ihm... Aber das darfst du niemandem sagen."
„Natürlich nicht", sagt Holly und lächelt ihn an. Sie streckt ihre Hände aus, um ihm den Umhang zurückzugeben. „Der Umhang ist aber so cool! Ich kann nicht glauben, dass du so etwas Fortgeschrittenes hast — also ich meine, was, die Magie muss so fortgeschritten sein, dass mein Dad mir nicht glauben würde, wenn ich ihm davon erzählen würde—"
„Ist dein Dad nicht ein Zauberer?"
Holly erstarrt für eine Sekunde. Harry schaut sie stirnrunzelnd an, und sie sieht zu ihm und beginnt zu lachen. „Weißt du noch, was du über dein Geheimnis gesagt hast?", sagt sie und er nickt, immer noch verwirrt. „Ja, ähm, er ist kein Zauberer. Er ist ein Muggel. Also, der größte Muggel, den du kriegen kannst — er hat keine Ahnung von all dem hier, ich muss ihm alles erklären. Aber meine Mutter hat alle belogen und gesagt, dass er ein Zauberer ist, um mich zu beschützen. Kannst du dir vorstellen, wie die Todesser reagieren würden, wenn sie herausfinden würden, dass eine von ihnen mit dem Kind eines Muggels schwanger geworden ist?
„Hast du es deinen Freunden erzählt?", fragt er.
Holly runzelt die Stirn. „Sollte ich?"
„Ähm, ich weiß nicht", sagt Harry. „Also bist du ein Halbblut?"
Holly nickt. „Aber meine Mutter hat dafür gesorgt, dass stattdessen alles darauf hindeutet, dass ich reinblütig bin", erklärt sie. „Ich weiß aber nicht wirklich, was das alles bedeutet. Ich habe sie nie getroffen, ich habe nur einen Brief von ihr bekommen, als ich elf war, in dem sie mir ein paar Sachen erklärt hat. Das meiste davon war, dass sie weiß, dass sie Mist gebaut hat... Aber das darfst du niemandem erzählen."
„Ich verspreche es", sagt Harry. Holly lächelt ihn sanft an. „Ähm, ich weiß nicht, ob du das machen kannst — aber glaubst du, dass deine Freunde etwas über Mr. Crouch wissen könnten? Ein paar von ihnen haben doch Eltern, die im Ministerium arbeiten, nicht wahr? Und viele von ihnen sind, ähm—"
„Todesser?", fragt sie. Er nickt. „Ich werde schauen, ob sie etwas wissen. Warum—?"
„Nachdem ich im Bad der Vertrauensschüler war, um dem Ei zuzuhören, habe ich mit Moody gesprochen", sagt Harry. Holly zieht ein wenig die Augenbrauen zusammen, verschränkt die Arme und hört aufmerksam zu. „Ich habe auf der Karte der Rumtreiber gesehen—"
„Der was von wem?"
„Mein Dad und seine Freunde haben eine Karte der Schule gemacht, als sie hier waren", sagt Harry. Holly versteht nicht ganz, wie das erklären soll, dass er Crouch gesehen hat. „Und sie ist verzaubert, damit man alle Leute sehen kann, die hier herumlaufen — aber Moody hat sie—"
Holly legt eine Hand auf ihr Herz. „Du hast sie ihm gegeben, bevor du sie mir zeigst?", sagt sie. Harry ist einen Moment lang still, als wüsste er nicht genau, was er tun soll, und sie rollt mit den Augen. „Schon gut, ich werde einfach weinen, wenn ich in meinen Schlafsaal zurückgehe — aber was hat es mit Crouch auf sich?"
„Crouch hat etwas aus Snapes Büro gestohlen", sagt Harry. Holly wirft ihm einen verwirrten Blick zu, den er zu erwidern scheint. „Ich weiß nicht warum, aber Moody hat gesagt, dass Crouch anscheinend davon besessen ist, Todesser zu fangen... Aber ich habe mich gefragt, ob du etwas herausfinden kannst..."
„Ich werde fragen", sagt sie. Sie schaut auf ihre Uhr und hat ein mulmiges Gefühl, denn ehrlich gesagt will sie wirklich nicht gehen. „Ich glaube, wir sollten jetzt zurückgehen. Aber ich werde sehen, was ich rausfinden kann."
„Danke, Holly", sagt Harry und lächelt ein wenig.
Holly lächelt zurück und macht sich auf den Weg zur Küchentür. Sie denkt sich, dass sie es in einem Gespräch erwähnen kann, vor allem, wenn morgen alles wie immer ist und sie wie meistens bei Draco sitzt, denn wenn jemand etwas weiß, dann er. Oder vielleicht, wenn ihre Freunde nichts wissen (die Freunde, die noch mit ihr reden), kann sie an ihren ‚Onkel' schreiben, weil er bestimmt etwas weiß.
„Warte, Holly—!"
Sie dreht sich wieder um und runzelt die Stirn.
„Ich gehe morgen zu Sirius, ich habe ihm erzählt, was mit Crouch passiert ist", sagt Harry. Holly weiß nicht recht, was sie tun soll. „Ron und Hermine gehen mit, und du kannst uns dort treffen, wenn du willst — ich dachte nur, du möchtest vielleicht mitkommen, ähm—"
„Wir sehen uns dort", sagt sie. „Wann und wo denn?"
„Oh, ähm." Er hält inne und zieht ein Stück Pergament aus seiner Tasche. Sie geht zurück zu ihm und ist ein wenig froh, dass sie eine Ausrede hat, um noch eine Minute länger zu bleiben oder so. Er gibt ihr den Brief.
Komm Samstagnachmittag um zwei zu dem Gatter an der Straße, die aus Hogsmeade herausführt (an Dervish und Banges vorbei). Bring so viel Essbares mit, wie du tragen kannst.
„Gut, das kann ich machen", sagt Holly. Sie gibt den Brief an Harry zurück und runzelt die Stirn, als er ihn wieder zusammenfaltet. Ihre drei Jahre in Durmstrang kommen ihr schreiend und tretend wieder in den Sinn und sie sieht zu ihm auf. „Tu mir bitte einen Gefallen und vernichte das, bevor es jemand sieht. Wenn das von deinem Paten ist, wenn das jemand findet — es ist sicherer, wenn du es vernichtest."
„Ähm, wird gemacht", sagt Harry. Er runzelt die Stirn. „Woher weißt du—?"
„Durmstrang", sagt Holly. Sie grinst ihn an und beginnt, einen Schritt zurückzutreten. „Aber das ist eine andere Geschichte für einen anderen Tag. Und es ist eine lange, glaub mir..." Holly erreicht wieder die Tür und wirft einen Blick über ihre Schulter. „Wir sehen uns dann morgen."
Holly verlässt leise die Küche. Das ganze Schloss scheint still zu sein, mit Ausnahme des Schnarchens eines Gemäldes oder des Tickens einer Standuhr. Sie ist leichtfüßig, als sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Schlafsaal macht, und sie weiß, dass sie in dieser Schule wahrscheinlich damit durchkommen würde, zu rennen und mit den Füßen auf den Boden zu stampfen, aber trotzdem. Sie ist immer noch an Durmstrang gewöhnt und wo bleibt der Spaß beim Rausschleichen, wenn man nicht leise ist?
Sie kehrt in ihren Schlafsaal zurück, fünf Minuten nachdem sie die Küche verlassen hat. Der Raum ist stockdunkel, aber sie kennt ihn inzwischen gut genug, um ein paar Schritte nach rechts zu gehen und sich auf ihr Bett zu setzen. Sie robbt nach hinten und klettert unter die Bettdecke, aber bevor sie sich hinlegen kann, hört sie Pansy.
„Holly?"
„Ja?"
„Es tut mir leid—"
„Es tut dir was?"
„Es tut mir leid", sagt Pansy. Eine plötzliche Bewegung ist zu hören und Pansy sitzt auf der Bettkante von Holly. „Ich wollte nur helfen, ich hätte fragen sollen, ob du damit einverstanden bist... Weil ja, ich will, dass Slytherin gewinnt, aber viel wichtiger ist mir, dass du meine beste Freundin bist, ich will dir helfen zu gewinnen." Pansy rückt ein wenig näher an Holly heran. Sie legt ihre Hand auf die von Holly, die trotz des fehlenden Lichts die Stirn in die Richtung runzelt, in der Pansys Stimme zu hören ist. „Und was ich über deine Mutter gesagt habe — ich habe es nicht so gemeint, wirklich nicht, es tut mir so leid, ich war einfach so sauer, aber das hätte ich nicht tun sollen und—
„Ist in Ordnung", sagt Holly setzt sich etwas näher und legt ihre Hand auf die von Pansy, die bereits auf ihrer anderen Hand liegt. „Pansy, es ist alles in Ordnung, es ist nicht das Ende der Welt."
„Ich habe mir Sorgen gemacht", sagt Pansy. Sie stößt ein erleichtertes Lachen aus. „Den ganzen Abend habe ich gedacht, du würdest nie wieder mit mir sprechen."
Holly schüttelt den Kopf. „Okay, komm schon, ich wäre todunglücklich, wenn wir nicht mehr miteinander reden würden", sagt sie. „Mach dir keine Gedanken darüber, ehrlich, es ist vorbei, am Montag wird es etwas Neues geben."
„Ja", sagt Pansy. „Wo warst du?"
„Versprichst du mir, dass du mich nicht ewig hassen wirst?", sagt Holly.
„Was hast du—?", sagt Pansy und unterbricht sich. „Warst du bei Potter?"
Holly erstarrt für einen Moment, aber die Reaktion ihrer besten Freundin verwirrt sie ein wenig. Pansy hat ihre Stimme deutlich gesenkt, als sie die Frage gestellt hat. Sie fragt sich, ob das bedeutet, dass sie damit einverstanden ist? Nun, nicht einverstanden, das ist nicht die richtige Wortwahl, aber vielleicht so, als würde sie es akzeptieren, als würde sie Hollys Geheimnis bewahren...
„Das kommt drauf an, ob du mich für immer hassen würdest", sagt Holly, ihre Stimme ist ein Flüstern.
„Ich würde dich nie hassen, Hol", wispert Pansy. Holly wünscht sich, es wäre etwas Licht im Raum, damit sie ihre beste Freundin anlächeln könnte oder wüsste, wohin sie muss, um sie fest zu umarmen. „Die längste Zeit an dieser Schule habe ich mich immer ein wenig... ich weiß nicht, ausgegrenzt gefühlt. Der Rest unserer Freunde hat beste Freunde oder ihre Trios, wie der Rest der Mädchen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich so was hatte. Und dann kamst du und du bist alles, was ich mir von einer besten Freundin gewünscht habe."
Holly lächelt. „Hör auf, du bringst mich noch zum Heulen."
Pansy kichert ein wenig. „Also, Potter? Ähm Holly?"
„Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen dem Artikel!", sagt Holly, immer noch mit gesenkter Stimme, sowohl für sich selbst — sie weiß nicht, wie die anderen reagieren darauf würden, wie sie über ihn denkt, wie sie ihn wirklich wunderbar findet — als auch für die, die noch schlafen, um sie nicht zu stören. „Und, okay, ich denke, durch das Turnier sind wir so etwas wie Freunde geworden?"
„Ich werde es niemandem sagen, Hol", sagt Pansy. „Aber ich verurteile dich trotzdem."
Holly schnaubt. „Verständlich", entgegnet sie. „Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, aber ich weiß, dass du ihn und den Rest der Gryffindor hasst. Und ich weiß, es ist dumm, aber ich hatte Angst, dich zu verlieren, wenn du es herausfindest. Aber Pansy. Er ist wirklich nett und, also, wirklich wirklich mutig und klug und freundlich und—"
„Holly!", sagt Pansy ein wenig kichernd. „Jeder würde denke, dass du auf ihn stehst! So tief bist du doch nicht gesunken, oder?"
Holly lacht ein wenig und schüttelt den Kopf, auch wenn ihre beste Freundin das nicht sehen kann. „Das ist absurd!", sagt sie. „Ich habe dir das alles noch gar nicht erzählen können! Ich bringe dich nur auf den neusten Stand!"
„Klar", sagt Pansy in einem nicht gerade überzeugten Ton. Holly wünscht sich wieder, es gäbe irgendeine Lichtquelle im Raum, damit sie Pansy einen kurzen finsteren Blick zuwerfen oder die Stirn runzeln oder sonst etwas tun könnte, um zu zeigen, dass sie es nicht genauso wie sie sieht.
Sie steht nicht auf Harry. Warum sollte sie auf ihn stehen? Es ist doch nichts Ungewöhnliches, dass sie ihre Freunde sieht und anderen erzählen will, wie wunderbar sie sind. Vielleicht sollte sie Pansy ein paar ihrer Briefe geben, die sie ihrem Dad geschrieben hat, in denen es um die anderen geht und in denen sie in Absätzen beschreibt, wie toll sie sie alle findet.
Das ist es, was Holly tut. Sie hat ihr ganzes Leben mit ihrem Dad verbracht, der genau das Gleiche macht und sich ausschweifend darüber auslässt, dass er bestimmte Leute so toll und wunderbar findet. Sie erinnert sich noch daran, wie sie zum Abendessen ausgingen und er ihr die ganze Zeit über Eugene erzählte, wie klug und witzig er sei, und dabei in Eugenes Lebensgeschichte abdriftete.
Das heißt aber nicht, dass sie auf Harry steht, da sie das nicht tut, nicht einmal im Geringsten. Warum sollte sie auch? Er ist — nun ja, er ist ein Gryffindor, und das ist der einzige Fehler, dem sie ihm vorwerfen kann, und selbst dann ist das hauptsächlich nur ein Problem, weil sie immer noch nicht weiß, wie der Großteil ihrer Freunde reagieren würde, wenn sie sich umdrehen und sagen würde: „Erinnert ihr euch an Potter, den ihr seit dem ersten Jahr hasst? Naja, ich bin mit ihm befreundet und finde ihn ganz wunderbar."
„Es stimmt!", sagt Holly. „Ich stehe nicht auf ihn! Du wirst genauso schlimm wie Susannah—"
„Wer?"
Scheiße.
„Das ist schon wieder ein großes Geheimnis", sagt Holly und verzieht über sich selbst das Gesicht. Wie konnte ihr nur so viel herausrutschen? Sie muss dieses Gespräch beenden, und zwar schnell, sonst erzählt sie Pansy noch von ihrem Dad und Hollidaychen. „Als ich jünger war, hat mein Vater mir diese Kette geschenkt und in dem Diamanten hat zufällig der Geist eines toten Sektenmitgleids gesteckt?"
„Oh", sagt Pansy. „Okay. Cool."
„Jetzt werde ich also von diesem Geist namens Susannah heimgesucht", sagt Holly. Sie spürt, wie ihr eine weitere Last von den Schultern fällt. Sie hat niemandem davon erzählt, nicht einmal ihrem Dad. Er würde ihr sowieso nicht glauben, er würde so etwas sagen wie: Geister gibt es nicht, iss dein Frühstück. „Aber das ist in Ordnung, weil sie mir hilft — manchmal belauscht sie Gespräche für mich und glaub mir, du weißt gar nicht, wie hilfreich es war, sie in Durmstrang zu haben, sie konnte auf mich aufpassen und wenn einer der Lehrer in der Nähe war, konnte sie mich warnen."
„Eigentlich", sagt Pansy. „Macht das Sinn."
Holly zieht eine Augenbraue hoch und sieht ungläubig aus. „Wirklich?"
„Ja", sagt Pansy leicht lachend. „Ich dachte nur, du sprichst mit dir selbst."
„Oh", sagt Holly und stößt ein leichtes Lachen aus. „Ich war wohl nicht wachsam genug, scheiße."
Pansy lacht und ihre Augen müssen sich an das Licht gewöhnt (oder besser gesagt an das Fehlen davon), da sie spürt, wie Pansy ihre Arme um sie schlingt.
„Ich behalte deine Geheimnisse für mich, Hol."
Holly lächelt. „Danke, Pansy."
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