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»ICH HEULE BEI JEDER NOCH SO KLEINEN SCHEISSE«

ALS STEFAN, DAMON UND ICH wieder zurück in Eichenstedt waren, lieferten mich die Brüder sofort direkt vor meiner Haustür ab. Ich konnte Luisa telefonisch nach wie vor nicht erreichen.

»Ich hätte sie niemals allein lassen dürfen«, sagte ich, während ich mich abschnallte und aus Damons Camaro krabbelte.

»Mach dich nicht verrückt. Du kannst nicht rund, um die Uhr auf alle Welt aufpassen. Vielleicht macht es sich Luisa gerade irgendwo mit diesem Taugenichts Rodríguez gemütlich und möchte eben nicht gestört werden«, versuchte, mich Damon zu beruhigen.

Dennoch bleib mein ungutes Gefühl.

Als ich in unsere Wohnung polterte und meine Schwester dort nicht fand, rannte ich sofort zu unserer Mama.

»Wo ist Luisa?!«, fragte ich etwas zu forsch und erntete fragende Blicke.

»Sie ist mit Rodríguez unterwegs. Sie hat nicht gesagt wohin, aber das geht uns ja auch nichts an, nicht wahr? Du sagst ja auch nie, wo du mit diesen beiden jungen Männern die da unten im Auto warten hinfährst.«

Autsch. Da hatte meine liebe Frau Mutter gar nicht mal Unrecht. Ich nickte nur verlegen und war dann auch schon wieder auf dem Weg nach unten, um zu den beiden jungen Männern ins Auto zu klettern.

»Luisa ist mit Rod unterwegs. Das kann jetzt alles oder nichts heißen«, verkündete ich das Ergebnis meines kurzen Heimatbesuchs.

»Dann lass uns zur Villa fahren und schauen, ob die beiden sich dort irgendwo verstecken«, schlug Damon vor und düste los.

Als ich mich noch einmal zu unserer Wohnung umdrehte, sah ich, dass meine Mama uns aus dem Fenster hinterherschaute. Ich konnte es ihr nicht verübeln, dass sie langsam misstrauisch wurde bei meinen neuerlichen Freizeitaktivitäten. Immerhin war ich früher eher der Stubenhocker und hatte nie besonders viele Freunde. Aber ich bin 19 und in ein paar Tagen – zumindest laut Kalender – 20 Jahre alt. Menschen verändern sich eben. Wenn auch nicht immer so drastisch wie in meinem Fall. Dennoch stand mir vermutlich bald eine Aussprache bevor.

Als wir an der Villa Mikaelson ankamen, mussten wir uns erst einmal an haufenweise Hotelgäste entlangdrücken, die uns alle freundlich grüßten. Gezwungen höflich grüßten wir zurück. Dennoch verfluche ich manchmal den Tag, an dem der Hotelbetrieb begonnen hatte.

Erstens, weil wir damals viel anonymer waren und zweitens, weil nun massenweise potenzieller Opfer oder sogar Spione hier ein und aus gingen. Man war sich einfach nicht mehr sicher, wo man noch in Ruhe über all das Übernatürliche sprechen konnte.

Irgendwo im Getümmel der Eingangshalle sahen wir Rebekah, die gerade eine Lieferung kontrollierte. Als sie unsere besorgten Gesichter sah, kam sie sofort auf uns zu. Stefan hatte ihr bereits telefonisch die wichtigsten Punkte unserer Harztour mitgeteilt.

»Hast du Rodríguez gesehen?«, fragte ich sofort mit atemloser Stimme.

Rebekah schüttelte mit dem Kopf. »Er hat heute frei. Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Aber wir haben natürlich seine Adresse und seine Telefonnummern«, erklärte Bekah und legte beruhigend ihre Hand auf meine Schulter. »Vielleicht haben sie sich auch in einem unserer kleinen, aber durchaus gemütlichen Pagenzimmer verzogen. Los, wir schauen einmal nach. Dort drüben am Ende des Ganges.« Rebekah zeigte uns den Weg und wir flitzten sofort los.

»Aber vergesst nicht, lieber vorher anzuklopfen!«, rief sie uns noch hinterher.

Hatten meine Schwester und Rod hier wirklich ihr kleines Liebesnest? Wie pervers!

Auf dem Weg zu diesem anrüchigen Pagenzimmer fiel mein Blick auf ein junges Mädel mit kurzen schwarzen Haaren. Irgendwie kam sie mir verdammt bekannt vor. Aber ich wusste sie in diesem Moment nicht einzuordnen. Doch zunächst musste ich herausfinden, wo meine Schwester war. Alles andere konnte warten.

Als wir an dem Zimmer ankamen, klopfte ich vorsichtig an. Nichts tat sich. Ich klopfte noch mal etwas stärker und rief den Namen meiner Schwester. Doch es war nichts zu hören. Als wir schließlich die Tür öffneten, war der Raum leer.

»Das muss nichts heißen, es war ja nur eine Vermutung«, sagte Stefan, als wir zurück zu Rebekah eilten.

Diese wurde gerade fertig mit dem Sortieren und Kontrollieren der eingetroffenen Lieferung. Sie befahl zwei der Zimmermädchen, die Kisten in die dafür vorgesehene Kammer zu bringen. Dabei hätte sie als Urvampir das sicher viel schneller und einfacher geschafft. Aber das war ihre Art zu versuchen, ein normales Leben zu führen. Und als normale Chefin lässt man eben seine Angestellten schuften.

»In dem Pagenzimmer war niemand«, sagte ich zu ihr, als Rebekah und sah und fragend anschaute.

»Dann schauen wir uns eben mal bei Rod zu Hause um«, schlug Bekah daraufhin vor und klatschte entschlossen in die Hände. »Ich muss sowieso in diese Richtung und noch etwas mit der Ausbildungsstätte unserer Azubis regeln. Unmöglich, was die uns nutzlose Schwachköpfe schicken.«

Rebekah fluchte vor sich hin und schaute mit in den Hüften abgestützten Händen den beiden Zimmermädchen hinterher.

»Die jammern schon, wenn man sie nur etwas forscher ansieht.«

»Das kannst du aber auch ziemlich gut, Bexy-Hexy. Das musst du zugeben«, erwiderte Damon.

Damit hatte er verdammt Recht. Rebekah konnte manchmal sehr herrisch und auch ziemlich zickig sein. Aber irgendwie war sie trotz allem eine coole Socke, wie ich fand.

»Das klären wir später, mein Hübscher«, antwortete Rebekah auf Damons Kommentar und stupste ihm dabei frech am Kinn. »Jetzt unternehmen Maria und ich erst mal eine kleine Spritztour zur Berufsschule.«

Rebekah schnappte, ohne zu fragen, meine Hand und flitzte mit mir zusammen zum Hinterausgang des Hotels nach draußen, wo ihr schnieker Sportwagen stand.

»Und was machen wir, wenn Rodríguez auch nicht in seiner Wohnung ist?«, fragte ich nach einer Weile.

»Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist. Bislang haben wir nur die Behauptungen von Walther. Wir können nicht leichtfertig davon ausgehen, dass dieser Stinkstiefel recht hat. Auch wenn deine Schwester und Rod gerade nicht ans Telefon gehen«, versuchte, nun auch Rebekah mich zu trösten.

»Dasselbe sagen Damon und Stefan auch«, antwortete ich resignierend.

»Ich sage es nicht gern, aber die Salvatores haben ausnahmsweise einmal Recht«, zwinkerte mir Bekah zu.

Aber ich sah es ihr dennoch an, dass sie selbst Zweifel an ihren eigenen Worten hatte.

Rodríguez wohnte im sogenannten Rosenviertel. Dort in der Nähe befindet sich auch die Berufsschule. Die Bildungseinrichtung stellt dem Hotel der Mikaelsons regelmäßig Praktikanten und Auszubildende zur Verfügung, die dort ihre praktischen Erfahrungen sammelten. Offensichtlich machen diese ein paar Probleme, die Rebekah vor unserem Besuch bei Rod klären muss. Während die Urvampirin in dem Schulgebäude verschwand, wartete ich auf dem runtergekommenen Parkplatz und versuchte, die ein- und ausgehenden Leute nicht allzu skeptisch zu beobachten. Aber man kann ja nie wissen.

Nach ein paar Minuten kam Rebekah mit einem angenervten Gesichtsausdruck wieder heraus.

»Oh, man. Dieser Herr Voss ist wirklich nervig. Er redet und redet, hört nicht mehr damit auf und denkt, dass man sich für sein Gelaber interessiert. Da kann man nur daneben stehen und freundlich nicken. Ich hätte ihn am liebsten manipuliert, aber ich will ja möglichst normal leben, nicht wahr?«, klagte Rebekah und verdrehte am Ende lachend die Augen. »Die Dumpfbacken, die bei uns arbeiten, will er sich aber mal zur Brust nehmen, hat er versprochen. Hoffentlich nützt das was, sonst vergesse ich meine guten Vorsätze.«

»Schön ruhig bleiben!«, kicherte ich. »So alt bist du doch nun auch wieder nicht, dass du dich so sehr über die Jugend von heute aufregst.«

Rebekah warf mir einen vielsagenden Blick zu und startete den Motor.

»Das hätten wir jedenfalls geklärt. Nächstes Ziel: Rodríguez«, sagte sie anschließend und wollte gerade wieder ins Auto einsteigen, als uns jemand entgegenkam.

Ein junger Mann, etwa Anfang 20 mit hellbraunen Haaren und grau-blauen Augen winkte aufgeregt mit seiner Kochschürze.

»Sie sind doch Frau Mikaelson, ja? Sorry, ich kenne sie aus dem Internet, ähm, also von der Seite ihres Hotels. Äh, also, darf ich Sie was fragen?«, stotterte der Knabe vor sich hin.

»Das kommt ganz darauf an. Herr?«, fragte Rebekah kühl zurück.

»Oh, verzeihen Sie. René. René Leopold ist mein Name«, sagte der Bursche und gab Bekah die Hand, die er sich zuvor an der Kochschürze abgewischt hatte.

Für mich hatte er nur ein flüchtiges Nicken übrig.

»Ich wollte nicht aufdringlich sein, aber bei Ihnen arbeitet ein Nachbar von mir. Rodrigo Martinez. Richtig?«, fragte dieser René fast schon entschuldigend.

»Sie reden eindeutig zu viel und stellen zu viele Fragen für meinen Geschmack, Herr Leopold«, hielt Rebekah ihre kühle Fassade aufrecht.

»Verzeihung, aber die Sache ist folgende«, fuhr der Fremde fort und grinste verlegen zum Boden. »Ich mache mir ein bisschen Sorgen um Rod. Er hat mich gestern Vormittag angerufen und so geheimnisvoll getan. Er meinte, es wäre besser, wenn seine Wohnung auf mich überschrieben werden würde. Wir sind Nachbarn und verstehen uns sehr gut, wissen Sie?«

Rebekah nickte nur ungeduldig.

»Wir tauschen uns manchmal über die Praktikanten aus, die von uns zu Ihrem Hotel geschickt werden und ich weiß, dass die manchmal –«

»Können Sie bitte endlich zur Sache kommen? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, unterbrach Rebekah den komischen Typen unsanft.

»Rod kam extra hierher, um mir das noch einmal persönlich zu sagen. Aber er nannte keinen Grund. Ich bin sofort nach der Arbeit zu unserem Vermieter gegangen und habe alle Formalitäten geklärt. Die Wohnung wurde auf meinen Namen eingetragen. Das wollte ich Rod sagen, doch ich habe ihn heute Morgen nicht in seiner, ähm, meiner – wie auch immer – Wohnung angetroffen«, erklärte René weiter.

»Rodríguez hat heute frei«, antwortete Rebekah und wollte sich anscheinend nicht anmerken lassen, dass die Sorgen des Fremden möglicherweise berechtigt sind.

»Ich weiß. Deshalb sollte ich zu ihm kommen, bevor ich auf Arbeit ging. So hatten wir es vereinbart. Er wollte mir dann den Schlüssel geben, den ich für Notfälle sicher verwahren sollte. Das klingt alles so rätselhaft, wissen Sie? Ja, er ist ein erwachsener Mann und bestimmt mache ich mir unbegründet Gedanken, aber –«, sprach René weiter und schaute uns fragend an, ohne den letzten Satz zu vollenden.

Rebekah und ich schauten wiederum uns stumm an.

Rodríguez war ein recht zuverlässiger Mensch. Das schätzten die Mikaelsons so an ihm. Es passte wirklich nicht zu Rod, einfach so eine Verabredung sausen zu lassen, ohne sich mit tausend Entschuldigungen davon abzumelden.

Der Verdacht lag nun nahe, dass Walther recht hatte.

Rebekah versuchte, noch einmal, Rod telefonisch zu erreichen.

»Festnetz tutet nur und mobil springt sofort der Anrufbeantworter an«, sagte sie nach einer Weile und klang langsam auch besorgt.

»Lasst uns trotzdem mal bei ihm vorbeifahren. Vielleicht braucht er ja unsere Hilfe«, schlug ich vor und dieser René schien mich erst jetzt so richtig wahrzunehmen.

»Du siehst ja aus wie Rods Flamme, nur in Blond«, stellte er erstaunt fest.

»Hi. Maria. Rods Schwägerin in spe«, stellte ich mich mit einem knappen Händedruck vor. »Diese Flamme ist meine Zwillingsschwester.«

Dann stiegen wir in Rebekahs Auto und fuhren gemeinsam zu Rods Wohnung.

»Er wohnt ganz oben«, beichtete René, als wir den Hausflur des Mehrfamilienhauses betraten.

Für eine Urvampirin und eine Hybridin war das natürlich keine Schwierigkeit.

Oben angekommen klopfte René zunächst vorsichtig an Rods Tür. Nichts.

»Rod? Hey, Roddy, bist du da? Ich bin es, René. Wir waren heute Morgen verabredet«, fragte der schüchterne Küchenjunge schließlich und klingelte zweimal.

Weiterhin kam keine Antwort aus der Wohnung.

»Geh mal zur Seite«, sagte Rebekah nach einer Weile des Vergeblich-auf-Antworten-Wartens.

Dann nahm sie etwas Anlauf und trat mit einem gezielten Fußkick die Tür auf.

»Oh, wow! Verdammt! Frau Mikaelson, das war ganz schön, ähm, beeindruckend«, stammelte René, der sich vermutlich tierisch erschrocken hatte, welche Power in Bekah steckte.

Nun jedenfalls stand die Tür zu Rods Wohnung offen. Zum Glück schienen seine weiteren Nachbarn sich nicht sonderlich dafür zu interessieren, wenn irgendwo eine Tür aufgebrochen wird. Streng genommen begangen wir gerade einen Einbruch. Denn auch in Notsituationen sollte man immer zuerst die Polizei oder Feuerwehr benachrichtigen. Aber in unserem übernatürlichen Spezialfall musste es auch ohne die Genehmigung durch menschliche Beamte gehen. Oh man, und ich als Nachrichtentante mitten drin. Dann könnte ich glatt über meine eigene Untat berichten.

»René, so war doch dein Name? Gehst du rein und schaust nach, ob du etwas oder jemanden in der Wohnung finden kannst?«, fragte Rebekah.

Wir zwei Untoten konnten die Wohnung natürlich nicht betreten, solange René als Eigentümer das erlaubte.

Dieser zögerte zunächst, ging dann aber doch hinein.

»Rodríguez ist nicht hier!«, rief René nach einer Weile. »Aber ich habe den Zweitschlüssel gefunden, den er für mich bereits auf eine Kommode gelegt hat«, ergänzte er und wedelte wie zum Beweis mit dem Schlüssel in der Luft herum.

»Kannst du irgendwelche Einbruchs- oder Kampfspuren sehen?«, fragte ich ihn.

»Was? Ich weiß nicht. Keine Ahnung. Kommt doch herein und seht euch selbst um!«, gab René zur Antwort.

Rebekah und ich zwinkerten und kurz zu und konnten dann endlich die Wohnung betreten.

Anschließend durchsuchten wir jedes Zimmer, konnten aber nichts finden, was auf eine Entführung oder Ähnliches hinwies.

»Der Kleiderschrank sieht ziemlich leer aus. Selbst für einen Kerl«, stellte Rebekah beim Blick in Rods Kleiderschrank fest. »Er scheint die Stadt wirklich verlassen zu haben.«

»Leider wissen wir nicht, warum und vor allem wohin«, antwortete ich, während ich Rods Nachtschrank auf mögliche Hinweise hin inspizierte.

»Vor allem hat er keinen Urlaubsantrag eingereicht«, grummelte Rebekah angesäuert vor sich hin.

Na ja, Rod ist immerhin auch ihr Angestellter. Wollen wir nur hoffen, dass der Grund seines Verschwindens wirklich nur ein spontaner Liebesurlaub mit meiner Schwester ist. Die Sachlage spricht bislang leider dagegen.

»Wenn sowohl er, als auch meine Schwester telefonisch nicht zu erreichen sind, dann kann das nur bedeuten, dass etwas passiert ist. Luisa würde sich niemals einfach so aus dem Staub machen, ohne Bescheid zu sagen, wo sie ist. Vielleicht hat Rodríguez selbst sie entführt?« Ich malte mir die schlimmsten Szenarien aus.

»Ich habe die beiden oft zusammen in unserem Hotel gesehen, Maria. Ich denke nicht, dass Rod deiner Schwester nur etwas vorgespielt hat. Dazu ist er nicht intelligent genug«, versuchte, Rebekah mich auf eine sehr seltsame Art zu trösten.

»Und ein guter Liebhaber, denke ich«, gab ich zur Antwort, woraufhin Rebekah große Augen bekam. »Ein Vampirgehör zu haben hat definitiv Nachteile, wenn man sein Zimmer direkt neben dem seiner Schwester hat und diese Herrenbesuch bekommt.«

Rebekah musste herzlich lachen.

»Siehst du, noch ein Indiz dafür, dass er es ehrlich mit Luisa meint«, zwinkerte sie mir zu.

»Aber bitte nicht, wenn ich nebenan versuche, zu schlafen. Ein hoch auf dieses sündige Pagenzimmer bei euch in der Villa«, grummelte ich zurück.

»Schau an, da ist wohl jemand neidisch?«, fragte Rebekah und knuffte mich mit ihrer Faust in die Rippen.

»Autsch! Nein, bin ich ganz bestimmt nicht. Ich habe genug andere Sorgen und Probleme. Da ist keine Zeit, um an so was zu denken«, antwortete ich schroff und hoffte, nicht rot zu werden.

»Ach du liebe Zeit. Maria, Schätzchen. Hast du wirklich noch nicht bemerkt, dass Vampirtriebe noch viel schlimmer sind als Vampirohren? Vor allem bei dir als Hybrid muss da doch irgendwo das Animalische nur darauf warten, entfesselt zu werden«, erklärte mir Rebekah mit einem mitleidigen Blick und ich fühlte mich plötzlich wie eine Dreizehnjährige, die zum ersten Mal mit ihrer Freundin über Sex sprach. »Außerdem kann so was gerade in solchen schweren Zeiten helfen, entspannt zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren. Glaub der guten alten Rebekah«, zwinkerte mir die tausendjährige Dr. Sommer zu.

Dann ging Bekah aus dem Raum. An der Tür drehte sie sich aber noch einmal kurz zu mir um. »Wie wäre es zum Beispiel mit unserem süßen Küchenjungen hier? Hm? Er hat doch einen recht ansehnlichen Hintern«, sagte Rebekah, während sie René heimlich beobachtete, wie er in Rod Wohnzimmer auf dem Boden hockte und einen Papierkorb leerte.

Ich verdrehte nur die Augen und schüttelte genervt mit dem Kopf.

»Ok. Umso besser. Dann schnappe ich ihn mir«, antwortete Bex und ging mit den Hüften schwingend auf ihr ahnungsloses Opfer zu.

Währenddessen versuchte ich, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren und aufzuhören an Klaus zu denken.

»Schaut mal, hier ist eine Routenplanung, die Rod ausgedruckt hat – am, Moment – gestern Abend!«, berichtete René, als er eine Entdeckung im Papierkorb gemacht hatte.

»Und wo wollte er hin?«, fragte ich ungeduldig.

René suchte daraufhin nach der zweiten Seite und fand diese schließlich zwischen Rechnungen und Supermarktprospekten.

»Heidelberg«, antwortete René.

»Heidelberg? Bist du sicher? Was, um alles in der Welt will er denn da?«, fragte ich verwundert über das Ergebnis unserer Suche.

»Studieren?«, fragte René ratlos und mit einem Schulterzucken zurück.

»Aber nicht von heute auf morgen und ohne sich abzumelden«, entgegnete wiederum Rebekah.

»Und nicht mit meiner Schwester«, ergänzte ich nachdenklich.

»Aber hey, zumindest haben wir jetzt einen ersten Anhaltspunkt. Ich denke wir können nun wieder gehen und diese Heidelberggeschichte überprüfen«, schlug Rebekah vor und ich merkte ihr an, dass sie so schnell wie möglich von hier wegwollte, um Freya von unserer Entdeckung zu berichten.

»Und was ist mit der Tür?«, fragte René, als er auf die aufgebrochene Wohnungstür starrte.

Ich ging daraufhin zu ihm hin und schaute ihm tief in die Augen. »Es war ein Unfall. Du warst betrunken und bist wegen dieser Wohnungsübertragung verwirrt gewesen und hast die Haustüren verwechselt. Rodríguez hat die Stadt verlassen, um sich wegen eines Studienplatzes zu informieren. Du weißt nicht, wann er zurückkommt, und sollst solange auf seine Wohnung aufpassen. Und jetzt vergisst du, dass du uns heute getroffen hast und alles, was in dieser Wohnung passiert ist. Du gehst zurück zur Arbeit und machst dir keine Gedanken mehr wegen Rod.«

Ich manipulierte ihn und René ging daraufhin ohne sich noch einmal, umzudrehen, zurück zur Arbeit.

»Woher wolltest du wissen, dass Rod ihn nicht auf Eisenkraut gesetzt hat?«, fragte Rebekah gleichwohl überrascht und besorgt von meiner Tat.

»Ich will nicht noch mehr unschuldige Menschen in diese Sache reinziehen«, fing ich an, mich zu rechtfertigen. »Außerdem hat Rod ihn selbst manipuliert. Wie sonst kannst du dir erklären, dass ein so junger Mann wie dieser René, der vermutlich nur ein sehr geringes Einkommen hat, mir nichts dir nichts die Wohnung eines Fremden übernimmt?«

Rebekah nickte. »Vermutlich hast du recht.«

»Sorry, dass ich dir deine amourösen Pläne für den heutigen Abend versaut habe«, zwinkerte ich ihr noch zu.

»Tja, wie gewonnen, so zerronnen. So was passiert eben manchmal«, antwortete Rebekah und atmete enttäuscht aus.

Was sie nicht sagt.

»Lass uns die Tür notdürftig sichern. Nicht, dass Rod keinen Fernseher und PC mehr hat, wenn er wieder kommt«, schlug Rebekah vor, als wir die Wohnung verließen.

»Falls er zurückkommt«, erwiderte ich skeptisch.

»Sei nicht so pessimistisch. Wir lassen Freya die Sache mit Heidelberg überprüfen und dann sehen wir weiter«, tröstete mich Rebekah abermals.

Wie konnten die alle nur so gelassen bleiben?

»Ich gebe Freya etwas von meinem Blut. Damit sollte sie Luisa finden können. Es sei denn, Edith hat meine Schwester mit irgendeinem Tarnzauber belegt«, antwortete ich weiterhin vom Schlimmsten ausgehend.

Auf dem Weg zurück zum Auto, wollte ich dann aber noch eine Frage loswerden, die mir auf der Seele brannte.

»Bekah? Hat Hayley dir irgendwann mal etwas davon erzählt, dass ihre Emotionen und so sich nach der Verwandlung stark verändert haben?«

»Hm? Ja, das ist doch normal nach einer Verwandlung in einen Vampir. Das kennst du doch, Maria.« Die Urvampirin schien nicht zu verstehen, worauf ich hinauswollte.

Ich verstand es ja selbst nicht.

»Also die Sache ist die. Eigentlich war nach meiner Verwandlung in einen Hybriden zunächst alles wie immer«, fing ich an meine Beobachtungen in Worte zu fassen. »Aber seit ein paar Tagen, also, ähm, ich denke, dass ich plötzlich extrem empfindsam geworden bin. Ich heule, bei jeder noch so kleinen Scheiße. Ich kann gar nicht mehr Fernsehgucken oder was lesen, ohne total in Mitgefühl für die Figuren zu versinken. Es tut richtig weh.«

Rebekah und ich stiegen ins Auto und sie kratze sich nachdenklich am Kinn, bevor sie losfuhr und ich weiter erzählte.

»Am seltsamsten ist es, wenn ich in meinem Tagebuch lese. Es ist auf einmal so, als hätte das alles jemand anderes erlebt und aufgeschrieben und ich hab es damals nur so mitgelesen. Erst jetzt werde ich mir der tatsächlichen Bedeutung dieser Zeilen so richtig bewusst. Ich habe viel geheult damals, aber jetzt kommt es mir so vor, als ob ich nur aus rationalen Gründen geweint habe.«

Rebekah bremste scharf an einer Kreuzung und lachte unerhört frech. »Weinen aus rationalen Gründen? So einen Unfug habe ich ja noch nie gehört. Entweder, du weinst, weil du traurig oder verzweifelt bist oder eben nicht. Tut mir leid, Maria. Ich weiß nicht, was du meinst.«

»Ich habe damals eher geweint, weil ich gehofft hatte, dass es mir danach besser geht oder weil man das eben so macht, in solchen Zeiten«, sprach ich kleinlaut weiter. »Ich wollte in meinem Tagebuch nicht schreiben, dass es mir eigentlich ganz gut geht. Verflucht, ich habe mein eigenes Tagebuch angelogen.«

Erneut strömten Tränen meine Wangen herunter, ohne, dass ich es kontrollieren konnte.

»Hört einfach auf, Tagebuch zu schreiben. Das habe ich schon zu Stefan damals gesagt. So etwas verwirrt Untote nur«, resümierte Rebekah schroff und reichte mir ein Taschentuch. »Du hast viel durch, Maria. Klar, dass da selbst übernatürliche Nerven mal durchgehen. Trink nachher ein bisschen frisches Blut und dann wird das schon. Ihr Hybriden seid eben speziell.«

Für Rebekah war das Thema vom Tisch und ich konnte nur hoffen, dass sich meine Nerven schnell wieder beruhigen würden.

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