Prolog
"Hideki! Hideki! Fang mich doch!", vergnügt forderte die Jüngere ihren Bruder zum täglichen Fangspiel auf. Es war zu einer gewisse Routine, in dem verlassenen Bunker geworden. "Ich wette heute fängst du mich nicht!"
Hideki, welcher eine kurze, braune Leinenhose, die nur so mit Flicken übersät war und ein dazupassendes Hemd trug, schüttelte den Kopf:"Das musst du mir erst beweisen, Say!" Er sprang auf und rannte auf Sayuri zu. Die Weißhaarige drehte sich um und rannte den langen Gang, tiefer in den kalten Bunker, entlang. "Komm nur, Brüderchen!"
Dass die Beiden nur Halbgeschwister waren hatte sie noch nie gestört. Hidekis Vater starb bei einem Bürgerkrieg, seine Mutter fand einen neuen Mann und bekam mit ihm Sayuri. Hideki liebte sie, als seine Schwester, seit er sie zum ersten Mal im Arm hielt. Mit dem Geld, das sein Stiefvater verdiente könnten sie sogar ein kleines Häuschen kaufen. Alles schien perfekt. An Sayuris fünften Geburtstag jedoch verschwanden ihre Eltern scheinbar spurlos. Seit dem ist der damals Neunjährige, mit seiner Schwester, auf sich allein gestellt.
Anfangs funktionierte alles noch ganz gut. Hideki war geschickt, er reparierte kleinere Mängel am Haus selbst, wusch Wäsche und kümmerte sich um alles was sonst noch anfiel. Sayuri half ihm dabei so gut es eben ging. Sie fing zu dieser Zeit an oft krank zu werden und Hideki wurde ein Problem bewusst. Einmal alle zwei Monate kamen Boten und sammelten die Steuern ein. Der Braunhaarige musste das wenige Geld, was er sich durch kleine Aufträge, die er bei den Nachbarn erledigte, allerdings für Brot ausgeben. Ansonsten würden sie sicherlich verhungern.
Hideki entschied sich dazu, mit seiner geliebten Schwester, in den alten Bunker zu ziehen, den er einmal entdeckte, als er sich vor seinem sehr strengen Vater versteckte.
Der Braunhaarige bemerkte beim Fangspiel, dass der Boden plötzlich anfing zu zittern:"Say! Vorsichtig! Bleib stehen!" Aus der Bunkerdecke bröckelte ein größerer Stein, welcher genau vor Sayuri landete. "Auu!!" Die Weißhaarige war über den Stein gestolpert. Einige Tränen kullerten aus ihren grünen Augen. "Sayuri! Ist... Ist alles okay?!",der Ältere half seiner Schwester dabei, sich aufrecht hinzusetzen und sah besorgt auf ihr Knie, welches eine leicht blutende Schürfwunde zierte. "Ist gut. Ich habe mich nur erschreckt.", sie schaute ebenfalls auf ihr Knie und lächelte vorsichtig,"Ich werde meine Glühwürmchenmagie nutzen! Dann tut es sicher nicht mehr weh."
Sayuri hielt ihre Hand über ihr Knie, schloss die Augen und konzentrierte sich. Sie spürte ein leichtes kribbeln in ihrer Hand und ihr Bruder war wie immer von dem Schauspiel hypnotisiert. Kleine gelbe und grün leuchtende Punkte schwirrten um die Hand seiner Schwester herum und die Wunde verschloss sich in wenigen Sekunden. Hideki verstand die Gabe seiner Schwester nicht, er wusste aber, dass sie eine Gefahr für seine Schwester ist, sollten die falschen Leute von ihr erfahren. Ein weiterer Grund für ihn mit ihr in diesem Bunker zu leben. Das Kribbeln in Sayuris Hand verschwand genau wie die leuchtenden Punkte und die Weißhaarige öffnete ihre Augen. Lächelnd sah sie ihren erstaunten Bruder an:"Waren sie so schön wie immer?" "Ja, ich glaube sogar sie leuchten jetzt noch stärker." "Beschreib sie mir! Beschreib sie mir! Beschreib sie mir!" "Aber Say, ich habe sie dir dich schon oft genug beschreiben. Wie kleine Glühwürmchen eben." "Irgendwann, irgendwann bin ich gut genug und dann kann ich sie mit offenen Augen rufen!" "Bestimmt, aber jetzt lass uns zurück zum Eingang gehen."
Die Siebenjährige hüpfte vor Hideki zurück zum Eingang, als ihm ein Riss in ihrem weißen Nachtkleid auffiehl:"Say, in deinem Kleid ist ein Riss." "Ist ja großartig! Dann nähst du mir meinen ersten Flicken darauf? Dann bin ich noch mehr wie du!" "Aber so ein hässlicher brauner Flicken passt doch garnicht zu deinem schönen Kleid. Soll ich den Riss nicht einfach zunähen?" "Nein!! Ich will einen Flicken! Genau wie du!" "Ist ja schon gut, ich kümmere mich darum wenn ich wieder da bin und Say, sei brav und erkunden den Bunker nicht mehr ohne mich. Ich glaube er fängt an zu zerfallen." "Ist gut, aber musst du wirklich schon wieder gehen?" "Wir brauchen doch Brot, oder nicht? Außerdem muss ich dir jetzt einen schönen Flicken besorgen. Ich bin bald wieder da. Versprochen." Sayuri legte sich auf einen der Mehlsäcke, welche die Geschwister als Bett nutzten. "Wenn ich aufwache bist du wieder da?" "Ja, Say, Versprochen." Damit kletterte der Braunhaarige durch die schmale Bunkertür.
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