Kapitel 4
D E L M I R A
Als ich wieder aufwachte, lag ich auf einem Turm. Dem Astronomieturm. Großartig. ,,Na dann, mein kleiner Phönix." Ich sah aufgeschreckt zu Deimos, als dieser sich zu mir hockte. ,,Flieg." Sofort schoss Angst durch mich. ,,N-Nein. Ich kann nicht."
Er lächelte. ,,Du kannst sehr wohl. Na los. Flieg." Ich schüttelte erneut mit dem Kopf. Das letzte Mal, als ich mich verwandelt hatte, war in einem Desaster geendet. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Deimos mich hochhob und mich auf das Geländer des Turmes setzte. ,,Flieg.", flüsterte er. ,,Ich weiß, du kannst es. Lüg mich nicht an."
,,Du bist verrückt.", keuchte ich, doch er lächelte. ,,Nein. Ich trainiere dich nur. Also los." Bevor ich weiter reagieren konnte, kippte ich auch schon schreiend nach hinten.
Und dann wachte ich keuchend auf. ,,Scheiße." Ich sah mich kurz um, es war offensichtlich noch Nachts. Und doch spürte ich, wie eiskalte Dunkelheit über meinen Körper kroch. In diesem Moment war ich für ihre Anwesenheit dankbar, denn ich schwitzte wie blöd.
Immer wieder hatte Deimos mich in meinem Traum von dem Turm gestoßen. Und jetzt lag er friedlich schlafend neben mir, seinen Arm hatte er um meinen Bauch gewickelt, sein Kopf lag auf meiner Brust. Und, Gott, war er warm. Ich drückte ihn von mir weg und atmete erleichtert aus, als ich frei war. Ich sah den dunklen Fäden dabei zu, wie sie sich in meinen Körper zurückzogen, dann stand ich auf, öffnete das Fenster und setzte mich auf das Fensterbrett. Ich seufzte erleichtert auf, als mich die kühle Luft traf.
,,Delmira?", fragte jemand leise, woraufhin ich über meine Schulter zu Zaen sah, welcher in der Tür stand. ,,Hey.", flüsterte ich und drehte mich vollends zu ihm um, bevor ich aufstand und ihn mit mir nach draußen zog. ,,Was gibt's?", fragte ich, als er seine Arme um meine Taille legte. ,,Nichts besonderes. Ich wollte einfach nur mein Geburtstagskind sehen." Ich lächelte.
,,Ich hatte es um ehrlich zu sein schon wieder vergessen.", flüsterte ich. Er betrachtete mich scheinbar geschockt, doch ich wusste, dass das nur gespielt war. ,,Nein! Wie kannst du bloß deinen eigenen Geburtstag vergessen?" Ich zuckte mit den Schultern. ,,Allzu viele werden ja nicht zum Feiern kommen.", antwortete ich nur, woraufhin er einen kurzen Kuss auf meine Lippen drückte.
Tja, erster Kuss Adieu hatte es schon vor einem Monat bei mir geheißen, als er mich viel zu früh gefragt hatte, ob ich mit ihm zum Weihnachtsball gehen würde. Ich lehnte mich leise seufzend an ihn und schloss entspannt meine Augen, während er über meinen Rücken strich. ,,Du bist ziemlich warm.", murmelte er, woraufhin ich nickte. ,,Ja. Mir ist auch warm. Sehr warm. Ich wollte eigentlich ein bisschen an die frische Luft."
Ich lächelte ihn an, woraufhin er schmunzelte. ,,Vielleicht solltest du lieber erstmal duschen gehen. Bei unserem Glück erwischt uns Mr. Filch draußen." Ich nickte nur seufzend. ,,Von mir aus auch das." Ich hauchte noch einen Kuss auf seine Lippen, bevor ich in mein Zimmer ging, einen Bademantel und ein Handtuch griff, und anschließend zu den Duschen ging.
Als ich zwanzig Minuten später wiederkam, saß Zaen auf dem freien Bett in meinem Zimmer. ,,Wieso ist Deimos hier?", fragte er leise, woraufhin ich mit den Schultern zuckte. ,,Ich hab irgendwie meinen Geist geöffnet und dann war er in meinem Traum drinnen. Scheinbar sehr erschöpfend." Er nickte nur, sichtlich unzufrieden mit dieser Antwort.
Ich seufzte leise und zog mir schnell ein Nachthemd an, dann setzte ich mich neben ihn und betrachtete ihn. ,,Zaen. Nur weil ich mich mit ihm ganz gut verstehe, heißt das nicht, dass du gleich für mich uninteressant bist." Er nickte nur, dann zog er mich an sich und küsste mich.
Ich erwiderte den Kuss, dann seufzte ich leise gegen seine Lippen, bevor ich mich von ihm zurückzog. ,,Bevor du jetzt denkst, dass ich als Entschädigung mit dir schlafe, kannst du das vergessen. Ich bin noch nicht so weit." Er betrachtete mich erstaunt, dann nickte er seufzend, sichtlich enttäuscht. ,,Okay.", murmelte er.
,,Und wenn du nur deshalb mit mir zusammen bist, dann kannst du auch gleich mit mir Schluss machen." Ich sah ihn erwartungsvoll, woraufhin er nur mit dem Kopf schüttelte. ,,Ich hätte dir Zeit gelassen-"
,,Aber im Endeffekt geht es dir nur darum." Er biss sich auf die Unterlippe, dann nickte er unsicher. Ich seufzte. ,,Gut. Dann kannst du dir wohl eine neue Begleitung für den Ball suchen, die du flachlegen kannst."
Er betrachtete mich noch kurz, dann stand er auf und ging raus. Ich sah ihm noch kurz hinterher, dann legte ich mich wieder auf mein Bett, woraufhin sich Deimos sogleich an mich kuschelte. Ich betrachtete ihn, während mir nun ein Schauer durch den Körper lief, dann legte ich mich unter die Decke und schloss seufzend meine Augen.
Erst jetzt, wo ich in Deimos Armen hier lag, kapierte ich so richtig, was ich gerade getan hatte. Mitten in der Nacht.
Früher oder später wäre es so gekommen, doch in diesem Moment tat es weh. Ich drückte mich an ihn und ließ die heißen Tränen über meine Wangen rollen, war aber bemüht, keinen Laut von mir zu geben. Letztlich entwich mir doch ein ersticktes Schluchzen, von dem Deimos grandioser Weise auch noch wach wurde.
,,Del?" Ich reagierte nicht, sondern drehte mich nur schnell auf meine andere Seite, wodurch er nur noch meinen Rücken sah. Er seufzte. ,,Hey... du weißt, dass du mit mir reden kannst?" Ich gab ihm keine Antwort, woraufhin er mich zu sich drehte und über meine Wange strich. ,,Weinst du?", fragte er mit einem schockierten Unterton, woraufhin ich nur nickte. Er seufzte und zog mich an seine Brust, woraufhin ich mich an seinen warmen Körper drückte.
,,Ist okay.", murmelte er, während er durch meine Haare strich, doch er hatte keine Ahnung. Denn es war nicht okay, denn es tat weh. Es tat höllisch weh.
Die nächsten Stunden lagen wir ruhig da, ich eng an ihn geschmiegt, während er mich festhielt. Erst nach einer ganzen Weile schlief ich wieder ein.
Und diesmal träumte ich glücklicherweise gar nichts.
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