Kapitel 11
N E X
Ich betrachtete Delmira schmunzelnd, welche sich in der großen Bibliothek in eine Decke gekuschelt hatte, an einem der vielen Kamine saß und in ein Buch vertieft war. Ich lief zu ihr, woraufhin sie von den Seiten aufsah und zu mir blickte.
Sogleich legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Als ich bei ihr ankam, hielt sie die Decke "auf", damit sie mich in den warmen Stoff wickeln konnte. Ich seufzte leise und lehnte mich an sie, woraufhin sie wortlos durch meine Haare strich.
Nach einigen Minuten griff ich vorsichtig nach ihrer Hand und drückte einen Kuss an ihren Handrücken, woraufhin sie nur sanft lächelte. ,,Ich liebe dich.", murmelte ich, während ich mich enger an sie kuschelte und nun an ihrem Ring herumspielte. ,,Ich liebe dich auch.", antwortete sie leise, bevor sie sich wieder in ihr Buch vertiefte.
Ich sah kurz auf die Buchstaben hinab, bevor ich zu ihr hoch sah. Sie sah kurz aus ihrem Augenwinkel zu mir, woraufhin ein belustigtes Schmunzeln ihre rosanen Lippen umspielte, während ich inzwischen so lange an ihrem Ring herumgefummelt hatte, dass ich den kleinen Zettel, den sie darin versteckt hatte, herausziehen konnte. ,,Was ist das, ein Spickzettel aus der Parallelwelt?", fragte ich schmunzelnd, doch sie schüttelte nur mit dem Kopf.
,,Nein. Das Gedicht, das du mir bei unserem ersten Date geschenkt hast.", antwortete sie nur, woraufhin ich sie erstaunt betrachtete. ,,Du hast es noch?" Sie stieß ein leises Lachen aus. ,,Nex, natürlich habe ich es noch..." Sie machte eine Pause und blätterte die Seite um. ,,In der Nacht hast du mich gefragt, ob das mit uns etwas festes sein könnte. Hier in dieser Welt bedeutet es, dass man mit sechzehn..." Sie sah zu mir. ,,Dass man mit sechzehn heiraten kann."
Ich nickte nur. ,,Und in der anderen Welt?", fragte ich dann, nicht darauf achtend, dass sie gerade völlig aus dem Häuschen war. ,,Das ist nicht wichtig, Nex!", antwortete sie nur, woraufhin einige Schüler zu uns sahen. ,,Wir sind sechzehn, wir können heiraten!" Ich nickte wieder. ,,Das hab ich schon verstanden, Del. Aber du musst daran denken, dass man den Bund einer Hochzeit nie wieder brechen kann."
Nun sah sie mich verunsichert an, das fröhliche Funkeln war aus ihren Augen gewichen. ,,Stimmt.", murmelte sie. ,,Der Blutschwur." Ein erneutes Nicken meinerseits war die Antwort. ,,Willst... du das denn nicht?", fragte sie dann leise.
Scheiße.
Natürlich war es falsch rübergekommen.
Ich seufzte leise und zog sie an mich. ,,Süße, du warst Jahrelang weg. Vielleicht sollten wir uns erstmal ein wenig Zeit für uns-"
,,Oh mein Gott, Delmira ist wieder da!", rief Amaya, während sie ihren Bruder Cassian hinter sich her schliff.
,,... nehmen.", beendete ich meinen Satz, als Delmira mich entschuldigend ansah, bevor sie aufstand und ihre Freundin umarmte, jedoch sah sie auch nicht allzu begeistert aus.
Sie hatte sich in einen meiner Hoodies verkrochen und trug darunter eine Wollstrumpfhose, da hier momentan Winter war.
Cassian umarmte Delmira nur kurz, da diese sich relativ schnell wieder neben mich fallen ließ und sich an mich kuschelte. Ich betrachtete sie leise seufzend, wusste genau, dass sie verletzt war. Das zeigte sie mir mehr als deutlich, als sie mit ihrer Hand unter mein Oberteil glitt und mich kniff.
,,Au!", gab ich leise von mir, woraufhin sie mich nur unberührt betrachtete. Es interessierte sie rein gar nicht.
Sie war anders. Ihre Stimme hatte anders geklungen, als sie es hier nun tat, sie fügte mir freiwillig Schmerzen zu, wenn auch keine starken, und war nicht mehr von dieser ganzen Blutschwur-Sache, die sie früher schon fast auswendig konnte, begeistert.
Zurück zu ihrer Stimme: es war wirklich so, als ob sie ausgewechselt war. Sie hatte vor zwei Stunden nur Schmerz und Wut in sich gehabt. Nun war es eine Zeit lang Liebe gewesen. Und jetzt war es Trauer.
,,Hast du jemand anderen?", fragte ich schließlich leise. Sie sah zu mir, genauso wie die Zwillinge. ,,Wenn ich dir das sage, bringst du ihn um, weil du nicht damit klarkommst."
,,Autsch.", war alles, was Amaya dazu einfiel.
,,Wer ist es, Del?", fragte ich nun, doch sie schüttelte nur mit dem Kopf. ,,Du hast recht, wir brauchen Zeit für uns. Das wird wieder." Sie griff nach meiner Hand, während Cassian mit mir einen verunsicherten und besorgten Blick austauschte.
Es wurde uns nun allen klar.
Die Parallelwelt hatte Delmira verändert.
Jedoch nicht zwingend zum Guten.
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