Glpaddl || OS
Du hattest deine Chance
Ich öffnete die Haustüre und riss mir den Mundschutz vom Gesicht. Der Schutz war momentan Teil meines Lifestyles, doch langsam begann er mir ziemlich auf die Nerven zu gehen.
»Ich bin wieder da!« rief ich und torkelte in die Küche. Dort traf ich jedoch nur die brodelnde Kaffeemaschine und den, noch warmen Herd an. »Ardy?« rief ich und schlurfte weiter ins Wohnzimmer. Dort fand ich meinen besten Freund und Mitbewohner Ardy zusammen mit einem, wie ich vermutete, sehr hübschen Mädchen. Sie hatte lange, braune Haare und sah auf als ich durch den Türrahmen gestapft kam.
»Wer ist das?« fragte ich, an Ardy gerichtet. Dieser reagierte nicht und starrte einfach geradeaus als hätte er die schlimmste Nachricht dieser Generation soeben per Post bekommen. »Taddl« murmelte das Mädchen und stand auf. Ich musste die Augen zusammenkneifen um noch ein paar Einzelheiten zu erkennen und, wie ich nach drei Sekunden feststelle konnte, war es ein überaus weiblich aussehender, junger Mann. Er hatte grüne Augen und ein strahlendes Lächeln. »Wer bist du?« fragte ich dieses mal die Person selbst. Die gerade noch freundliche Mine des Mannes verdunkelte sich. »Bist du so high das du meine Stimme nicht erkennst?« fragte er und in seiner Stimme schwang Enttäuschung mit. »Ich bin nich' high!« verteidigte ich mich und schüttelte den Kopf, wovon mir fast schlecht wurde.
»Wer bist du jetzt?« lenkte ich von dem Thema ab, mit welchem der junge Mann direkt ins schwarze getroffen hatte.
Es bildete sich eine unangenehme Stille und jeder versuchte den Blicken der Anderen auszuweichen. Plötzlich nahm ich lauten Knall wahr und einen stechenden Schmerz in meiner linken Wange. Mein Gleichgewichtssinn versagte nun vollkommen und ich sackte zusammen. Vor meinen Augen bildeten sich kleine Sternchen die sich einen Spaß daraus machten, mir Übelkeit zu verschaffen. »Weißt du warum ich hier bin? Ich wollte dir nach drei Jahren endlich sagen, dass ich in dich verliebt bin! Ich komme hier an, warte eine Stunde auf den Mann meiner Träume der dann endlich total bekifft und vollgeraucht nach Hause kommt und mich nicht mal mehr erkennt! Auf so einen Menschen kann ich in meinem Leben gerne verzichten!« schrie er mich völlig hysterisch an.
Überrascht von seinem plötzlichen Wutanfall starrte ich ihn einfach nur an und hielt meine pochende Wange. Er war also verliebt. In mich. »Wer bist du?« wiederholte ich meine Frage noch einmal um mir auf all das einen Reim bilden zu können. Auch Ardy saß schockiert auf der Couch, rührte sich jedoch noch immer keinen Zentimeter. Der Mann beugte sich zu mir hinunter und berührte mit seinen Lippen mein Ohr. Einen Gänsehaut überzog mich und ich war wie gelähmt. »Ich will dich nie wieder sehen« flüsterte er scharf und holte aus. Auch die andere Wange hatte nun einen pochenden roten Fleck und er verließ ohne ein weiteres Wort unsere Wohnung.
Es war wieder still. Es war zu still. »Ardy?« murmelte ich. Mein Mitbewohner sah mich fragend an. »Wer war das?« Ardy schluckte. »Manuel« krächzte er. »Manuel?« wiederholte ich verwirrt. Mein Hirn kannte in seinem momentanen Zustand keinen Manuel. »GermanLetsPlay« half er mir auf die Sprünge. Seine Stimme klang ungewöhnlich rau und kratzig. Was hatte er denn heute bloß? Doch plötzlich machte es in meinem vernebelten Gehirn klick. Manuel! Manuel mein, jetzt wahrscheinlich ehemaliger Seelenverwandter was meinen Humor anging.
»Scheiße!« Ich sprang auf und rannte, wenn auch etwas ungleichmäßig und schwankend zum Bahnhof. Dort vermutete ich Manuel da er jetzt wahrscheinlich wieder nach Hause fahren würde. Von weitem sah ich schon die S-Bahn nach Essen und die schlaksige Statur des Let's Players. »Manu!« schrie ich und versuchte mich durch die Menschenmasse zu Manuel hindurch zu schlängeln. Dieser war stehen geblieben und sah mich mit seinen schönen grünen Augen überrascht an. Endlich hatte ich ihn erreicht und packte ihn am Handgelenk. »Es tut mir Leid« schnaufte ich und sah ihn bittend an. Manuel sah mich lange an und schüttelte dann den Kopf. »Mir tut es auch Leid« meinte er, doch bevor ich etwas sagen konnte unterbrach er mich. »Tun die Schläge noch sehr weh?« fragte er mitleidig und sah auf meine, immer noch roten Backen. Ich wollte den Kopf schütteln, nickte dann jedoch da ich mir die Chance auf eine liebevolle Berührung nicht vorenthalten wollte. Außerdem brannten meine Wangen noch etwas. Entschuldigend sah Manuel mich an und beugte sich dann vorsichtig vor. Er drückte auf jede Meiner Wangen einen sanften, liebevollen Kuss und hauchte dann ein »Auf Wiedersehen« bevor er in seine Bahn sprang und für immer weg war.
(749 Wörter)
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