fourth chapter
second chapter | Ravenhill
A E V I A
„Gleich sind wir da", sagte Fenrys seufzend und lenkte das Auto um eine weitere Kurve. Der alte Mann hatte die letzte Viertelstunde keinen Laut von sich gegeben, als hätte er Angst wieder einen Fehler zu machen.
Nun durchfüllte die erdrückende Stille wieder das Auto. Aevia seufzte und senkte ihren Blick zu ihrer Hosentasche. Durch das schwarze Material schien das purpur farbende Licht des leuchtenden Gegenstands, welcher in ihrer Tasche ruhte und sanft vor sich hin flimmerte, als würde eine kleine Flamme hinter dem gläsern-roten Stein glühen. Ihr Bein wurde an dieser Stelle sanft gewärmt.
Mit einer matten leere in ihrer Brust, hob sie ihren vor Müdigkeit schweren Kopf und sah aus dem Fenster. Sie waren mittlerweile einen steilen Weg einen Berg hinauf gefahren. Die Bäume, die um den Weg wucherten, ähnelten mittlerweile mehr dicken Ranken die sich ineinander verschlangen und es fast unmöglich machten durch diese hindurchzublicken. Alles was man zwischen den vereinzelten Spalten erkennen war, war tiefe Dunkelheit.
Durch die verdreckte Windschutzscheibe konnte Aevia einen Blick auf den Himmel, welcher mittlerweile einige Rot und Violett-Töne angenommen hatte, erhaschen, welche wie flüssige Lava ineinander verschmolzen und zwischen den letzten goldenen Sonnenstrahlen am Himmel ein wunderschönes Schauspiel baten.
Als auf einmal das Auto abbremste, wurde Aevia ruckartig gegen den Gurt geworfen. Ihr Herz setzte kurz aus und fing wenige Sekunden später damit an doppelt so schnell zu schlagen, bis sie realisierte, dass das Auto vor einer steinigen Mauer angehalten und Fenrys mittlerweile den Motor abgedreht hatte.
„Wir sind da", ertönte auf einmal seine dunkle Stimme neben ihr. Aevia schloss kurz die Augen um ihren Herzschlag wieder zu regulieren.
Als sie das Klicken des Gurtes hörte, öffnete sie ihre müden Lieder und öffnete auch ihren Gurt. Flink öffnete sie die Autotüre und sprang leichtfüßig aus dem Auto. Ohne sich zu Fenrys zu drehen lief sie einige Schritte auf die mächtige Mauer zu.
Einige winzig wirkende Turmspitzen, um dessen steinige Wände sich dornigen Ranken schlangen, lukten über die ebenfalls von Moos und Efeu bewachsene Mauer.
In einzelnen Fenstern brannten warme Lichter. Der Himmel hatte sich verdunkelt, und nur noch wenigen Lichtstrahlen gelang es sich auf den steinigen Dächern zu brechen.
Ein unangenehmer Schauer rieselte ihren Rücken hinab und hinterließ eine prickelnde Gänsehaut. Der Gedanke daran allein in dieser Dunkelheit zu sein, ließ ihr Herz aussetzen und Panik in ihrer Brust aufwirbeln.
Sie warf einen nervösen Blick Fenrys zu, welcher mit ihrem Koffer bepackt auf das mächtige Tor zuging. Als er bei der Tür angelangt war, klopfte er dreimal.
Keine Sekunde später wurde ein Brett aus einem Spalt in der Tür geschoben und ein dunkelblaues Augenpaar durchbohrte Fenrys stumm. Der kalte Blick fiel auf Aevia und musterte diese für einige ellenlange Sekunden, bis plötzlich der Balken wieder in den Spalt geschoben wurde.
Ein gedämpftes Klimpern auf der anderen Seite des Tores ertönte und die Türe wurde aufgestoßen. Eine große, dünne Frau stand ihn der Türschwelle. Sie trug einen dunkelvioletten Umhang, welcher ihr bis zu ihren dunkelbraunen Stiefel reichte. Die Kaputze hing ihr tief ins Gesicht und legte einen dunklen Schatten in dieses, was es Aevia schwer machte viel von diesem zu erkennen. Nur ihre kalten Augen blitzten bedrohlich in den Schatten auf.
„Aevia?", ertönte eine weibliche Stimme. Die mysteriöse Frau musterte sie nachdenklich. Zaghaft nickte das Mädchen.
„Sie sind spät, wir haben schon zu Abend gegessen", sagte die Frau und trat einen Schritt zu Seite. „Aber vielleicht hast du Glück und Patty wärmt dir noch Essensreste auf", fügte diese monoton hinzu. Dies beantwortete Aevia mit einem weiteren Nicken.
„Worauf wartet ihr?", fragte die Frau plötzlich.
Verwirrt schaute Aevia zu Fenrys, welcher ihr aufmunternd zunickte und selbst einen Schritt vorwärts machte. „Komm Aevia", sagte er sanft und betrat den Kieselweg.
Ein weiteres Mal atmete sie die eisige Nachtluft, die leichtes Stechen in ihrer Kehle hinterließ, ein und trat dann zögerlich ein paar Schritte vor.
Mit wackeligen Beinen trat sie durch die Türschwelle und betrat einen riesigen Hof.
Als sie das mächtige Schloss das erste Mal als ganzes sah, blieb sie stehen.
Es war gewaltig. Die Wände waren aus einem silbergrauen Gestein, auf welchem sich Pflanzen mit dicken Dornen bis zu den höchsten Türmen rankten. Tausende rot-gelbe Lichter brannten in den von hier aus winzig wirkenden Fenstern. Um die Türme kreisten schwarze Vögel, welche in den letzten Sonnenstrahlen des Abends, ihre Runden drehten.
Ein komisches Gefühl, wie als würde sie beobachtet werden, braute sich in Aevias Bauch auf. Es war als würden ausdruckstarke, brennende Blicke sich in ihrer Haut boren. Sie ließ ihren sehnsüchtigen Blick von dem wunderschönen Himmel ab und schaute zu der Burg.
Flüssiges Gold, getränkt in ein tiefes Schwarz traf auf ihre graublauen Augen. Ihr Herz setzte aus, als ihr Blick auf den, die wundersam farbenen Augen traf, welche durch eines der unteren Schlossfenster spähten. Ein Junge stand an dem großen Fenster beobachtete sie mit einem entsetzten Blick, als würde er eine Kreatur aus seinen Albträumen sehen.
Verwirrt trat Aevia einen Stück zurück und stieß fast gegen die mysteriöse Frau,welche gerade Aevia überholte. Sofort wandte sie ihren Blick von dem Jungen. Mit schnellen Schritten folgte sie der Frau. Wer war dieser Junge?
Fenrys lief auf das Schlosstor zu und schloss die riesige Türe auf. Mit einem tiefen Knarren ließ das Tor Einsicht in die große Halle.
Überwältigt von der Größe des Raumes betrat Aevia die Halle. Ihr gegenüber lag eine große Treppe die einen Stock hinauf führte. Links von Aevia verlief ein Gang, welcher in eine tiefe Dunkelheit führte. An der Wand hing ein riesiger Kronleuchter, auf welchem hunderte flackernde Kerzen aufgehängt waren.
„Ihr seid endlich da", eine Frauenstimme ließ Aevia von der Decke herab zu einer gut gebauten Frau schauen, welche auf sie zulief.
Sie trug ein hellblaues Kleid und über dieses eine weiße, befleckte Schürze. Ihre hellbraunen Haare wurden ordentlich hochgebunden.
„Und hübsch ist das neue Mädchen", sagte sie und blieb vor Aevia stehen. Ihre warmen, braungrünen Augen musterten sie besorgt.
„Aber was ist mit dir passiert? Du siehst aus als hättest du Jahre im Wald gelebt", stellte sie geschockt fest und legte ihre warmen Finger auf ihre Stirn. „Und eiskalt bist du auch", seufzte sie: „Komm mit Schätzchen wir bringen jetzt deine Sachen hinauf und zeige dir wo du dich waschen kannst, danach verarzte ich deine Verletzungen und mache dir etwas zum Essen, ja?", fing sie an loszureden und nahm Fenrys Aevias Koffer ab.
„Okay", krächzte Aevia heiser. Lächelnd nickte die Frau ihr zu. Sie lief an Aevia vorbei, hob den Koffer hoch und lief, von Aevia gefolgt, die Treppen hinauf.
„Ich bin übrigens Patty", sagte diese und schaute sie lächelnd an: „Und du bist Aevia, oder?". Sie nickte.
„Ein außergewöhnlicher aber schöner Name", sagte diese verträumt lächelnd und drehte sich wieder zu den Treppen.
„Es ist für diese Uhrzeit schon echt dunkel", stellte sie fest und trat auf die letzte Stufe der Treppe. „Doch selbst jetzt kreisen noch die Dohlen ihre Runden", sagte sie verträumt als sie an einem Fenster vorbeilief und um eine Ecke des breiten Gangs umbog.
„Dohlen?", fragte Aevia verwirrt nach.
„Ja Dohlen", sagte diese lachend: „Hier gibt es keine anderen Vögel", erklärte sie. „Sie sind wunderschöne Geschöpfe, nicht?", Patty schenkte Aevia einen lächelnden Blick.
Aevia nickte zögerlich und warf einen Blick zu einem der Fenster. In der Dunkelheit konnte sie die schwarzen Vögel nur schwer erkennen.
Ein Schlüssel-Klimpern ließ Aevia herumwirbeln. Patty stand vor einer hölzernen Türe und schloss diese auf.
Wenige Sekunden später drückte sie die rostige Türklinke hinab und öffnete die Türe. Aevia trat durch die Türe zu und spähte in den großen Raum. Sofort sprangen ihr die zwei großen Fenster, von dem man den Berg hinab bis ins Tal zu Blackwoods sehen konnte, ins Auge. Von hier aus hatte man eine perfekte Aussicht auf die Berge, die den Ort einkreisten, wie eine Mauer, die den Ort von der Außenwelt abgrenzte.
Vor dem Fenster stand ein Schreibtisch mit zwei Stühlen über dessen Lehne einzelne Kleidungsstücke hangen. Auf der rechten Seite standen zwei Stockbetten, wessen Decken ordentlich gemacht wurden. Ein paar Zeitschriften und Kosmetikprodukte lagen auf den Nachttischen die neben den Betten standen.
„Ich glaube das Bett hier ist noch frei", sagte plötzlich Patty und stellte den Koffer neben dem, etwas instabil aussehenden, Stockbett ab.
Unsicher folgte Aevia ihr und legte ihren Rucksag auf die dicke Decke. „Hier sind zwei Handtücher für dich, am Ende des Ganges ist ein Bad, pass auf, dass du nicht in das für die Jungs gehst", sagte sie, zwinkerte Aevia zu und legte die Handtücher auf das Bett.
„Danke", murmelte Aevia leise. Patty lächelte dem Mädchen aufmunternd zu und öffnete die Türe: „Ich warte im Krankenzimmer auf dich".
Ohne auf eine Antwort zu warten, trat sie in den Gang. Mit einem lauten Knall schloss sie die Türe und ließ Aevia alleine in dem dunklen Zimmer zurück.
<3
Wörteranzahl: 1465
Veröffentlicht: 9.4.2019
Überarbeitet: /
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