Lost in Reveria
Das Einzige woran ich mich noch erinnern kann, sind Dunkelheit, Flammen, Tod. Und Schreie. Unerträglich hohe Schreie, die immer lauter wurden, am Ende jedoch verstummten. Für immer. Doch vielleicht, ganz vielleicht war dies was ich gehört und gesehen hatte nur ein Traum gewesen? Es wäre schön, aber es machte keinen Sinn etwas zu hoffen, was jedoch der Wahrheit, das was ich gesehen hatte, nicht entsprach.
Als ich erwachte befand ich mich auf einem Luftschiff, auf welchem wusste ich nicht. Mein Kopf dröhnte, meine Gelenke schmerzten, doch ich versuchte das stetige Pochen zu ignorieren. Ich blinzelte und sah mich um. Wo zum Geier befand ich mich? Unter mir war nichts als Wasser, in der Ferne, wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich jedoch Land erkennen. Wieso bin ich hier? Das soll doch ein schlechter Scherz sein!
Übelkeit stieg in mir auf und kurz schloss ich meine braunen Augen. Ich wühlte in meinem Kopf nach Erinnerungen, nach irgendetwas herum, fand dort leider nichts als Leere. Nicht einmal meinen Namen wusste ich. Verdammt!, fluchte ich innerlich. Ich befinde mich auf einen völlig fremden Luftschiff, über einem völlig fremden Meer, auf den Weg in ein völlig fremdes Land... Super.
Ich stand langsam auf und versuchte einen Schritt nach den anderen zu machen, wankte aber wie als ob ich betrunken wäre. Durch die Fenster des Schiffes hatte man einen wundervollen Ausblick, aber im Moment interessierte mich das gar nicht. Schnell schlug ich die Tür von dem Zimmer auf, in dem ich mich befand und trat heraus. Ich lief an einigen Menschen vorbei, die mich anstarrten, als sei ich aus einer anderen Welt, schell fand ich auch heraus warum. Meine langen, roten Haare waren schmutzig und verfilzt, meine schwarze Kleidung war eingerissen. Ich ignorierte die Blicke der Leute und lief los, ich wollte die Person finden, die dieses Luftschiff steuerte. Auf dem Weg kam mir eine große Frau mit schwarzem Haar entgegen, welche ein weißes T-Shirt und einen blauen Rock trug. Ich wollte an ihr vorbeilaufen, sie hielt mich jedoch davon ab. "Guten Tag.", sagte die Frau. "Wie ich sehe sind Sie erwacht." Ich zog eine Augenbraue hoch und verschränkte meine Arme vor der Brust. Hatte sie mich hier her gebracht? "Können sie mir bitte mal erklären wo ich bin?!", sagte ich schärfer als gewollt, korrigierte mich jedoch nicht. Im Moment war ich einfach wütend. "Sie befinden sich auf einem Luftschiff, welcher bei der Stadt Kastell hält. Kastell befindet sich in Reveria."
Ich versuchte nicht völlig durchzudrehen, was nicht so leicht war wie gedacht. Das Land Reveria kannte ich nicht. Ich wusste ja auch gar nichts mehr, was die Situation nur noch verschlimmerte. "Wieso bin ich hier, verdammt noch mal?! Wieso weiß ich nichts mehr? Wenn Sie etwas damit zu tun haben, schwöre ich, reiße ich Ihnen den Kopf ab!" Die Drohung klang vielleicht nicht so bedrohlich wie gewollt, was mich gleich noch viel wütender machte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, am liebsten wollte ich das ganze Schiff niederprügeln. Verzweiflung machte sich in mir breit.
"Beruhigen Sie sich erst einmal, Mädchen.", sagte die Frau. "Ich habe nichts damit zu tun. Wir haben Sie an einem Strand auf einer einsamen Insel angespült gesehen, sind wegen Ihnen angehalten und haben Sie aufgeladen, auf dieser Insel wären sie gestorben." Das konnte doch nicht ihr Ernst sein... Also wusste nicht einmal die Frau, wo ich vorher war!
"Und was soll ich jetzt Ihrer Meinung nach machen? Ich weiß nichts, nicht einmal meinen verdammten Namen!" Sie zog eine Augenbraue hoch und sah mich abfällig an. "Was Sie nun mir Ihrem Leben anfangen, ist nicht mein Problem. Ich weiß nur, dass wir es gerettet haben. Verschwendet es nicht." Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging.
Diese blöde... Was soll ich denn machen? "Okay, beruhig dich erst einmal.", sprach ich zu mir selbst. "Wenn wir angekommen sind, wirst du schon wissen was zu tun ist." Verdammt, jetzt führte ich auch noch Selbstgespräche!
~
Ich stand am Fenster und schaute schweigend hinaus. Eine kurze Zeit war seit dem Gespräch mit der Frau vergangen und ich wurde immer nervöser. Ich hoffe wirklich, dass Kastell nicht eine Wüste im nirgendwo ist. Ich denke nicht, weil es bis jetzt nicht so aussieht. In meinen Ohren entstand ein starker Druck, wahrscheinlich, weil wir landeten. Ich entfernte mich von dem Fenster und stellte mich zu dem Ausgang, welcher sich nach der Landung öffnen musste. Einige gesellten sich schon dazu. Ungeduldig wartete ich, als die Türen endlich aufgingen, war ich die Erste die hinausstürmte.
Da es hier draußen um einiges heller war als im Luftschiff, musste ich die Augen zusammenkneifen, um etwas zu sehen. Mittlerweile gewöhnten sie sich an das Licht und ich machte sie ganz auf. Ich sah mich um. Ich befand mich auf einem kleinen Platz, neben mir war ein Stand mit einem Flugpersonal, die verschiedene Flüge anboten. Nicht weit entfernt rief jemand, dass es bei ihm Führungen gab, wenn man zum ersten Mal hier war. Vielleicht soll ich da mitmachen... Immerhin war ich in einem fremden Land, in der einer fremden Stadt. Verloren in Reveria.
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