84. Phone Call
Endlich wieder Franzi, ein bisschen vermisst hab ich sie ja schon (:
Was ist mit euch?
Hab euch lieb!
All my life you stood by me when no one else was ever behind me
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Pov Franzi
Nachdem Louis zusammen mit Harry verschwunden war, hatte die Party für mich keinen Sinn mehr gemacht. Meine Stimmung war schließlich sowieso im Keller und die Tatsache, dass Nick wenigstens nicht nochmal auftauchte, konnte mich jetzt auch nicht wirklich aufheitern.
Trotzdem gab ich mir alle Mühe, zumindest meine schlecht Laune nicht an irgendwem auszulassen oder so deutlich zu offenbaren, das auch der Rest der Gruppe die Freude am Spielen und Trinken verlieren würde. Das gelang mir anscheinend ganz gut - die Pflichten beim Flaschendrehen wurden immer irrsinniger und an die sieben Minuten in einem anderen Raum dachte schon keiner mehr. Der Alkohol floss uneingeschränkt in die Adern meiner Freunde und die Stimmung damit immer besser.
Derek war nur Minuten nach dem Abgang seines Freundes - Sekunde, Harry wurde getragen...nannte man das dann Abtragen seines Freundes? Wegtragen klang besser - aus dem Wohnzimmer abgehauen. Kein Wunder, was wollte er in einem Haufen ihn hassender Teenager, die sich bis zum Umfallen volllaufen ließen? Gut, das war jetzt übertrieben, aber ich konnte ihn verstehen...auch wenn ich wünschte, dass er geblieben wäre, bis Zayns Alkoholpegel so hoch war, dass er seine Hemmungen verlor und sich auf ihn stürzte. Obwohl...wahrscheinlich wäre das für meinen Mitbewohner nicht gut ausgegangen.
Ich seufzte und spähte auf die Uhr, die neben dem Fernseher an der Wand hing. Ihr Ticken konnte ich wegen der Lautstärke nicht vernehmen, aber der Zeiger wies auf die Eins...war das eine Uhrzeit, zu der man solche Partys verlassen konnte? Immerhin war Haz auch weg...zum Glück. Hoffentlich schlief er längst selig.
Ich würde auch gerne schlafen. Dann würde mich vielleicht der nagende Schmerz in meinem Herzen in Frieden lassen und akzeptieren, dass ich Nick jetzt vergessen musste. Nein, nicht vergessen - das war nicht möglich - sondern einfach nicht mehr lieben sollte. Einfach. Haha. Wenn Liebeskummer so was einfaches wäre...Es tat einfach nur weh und ich bereute es, mich je auf diese Sache mit der Liebe eingelassen zu haben.
Ich seufzte abermals. Wenigstens war ich mir zu 100% sicher, das absolut richtige getan zu haben.
,,Schwesterherz? Magst du nicht ins Bett gehen?", riss mich die Stimme meines Bruders aus den Gedanken, der zwar eine ordentliche Fahne hatte, mich aber dennoch vollkommen ernst ansehen konnte. So betrunken konnte er also nicht sein. Ich blinzelte an Nils vorbei und betrachtete für einen Moment Zayn und Niall, meine Bettnachbarn für diese Nacht. Zayn sah neben Perrie nicht so aus, als würde er in nächster Zeit schlafen gehen wollen und Niall hatte viel zu viel Spaß dabei, sämtliche Snacks aufzufuttern, um ans Augenschließen zu denken. Vermutlich betrieb er Frustessen oder so, aber es sollte mir recht sein. Ich wollte jetzt nämlich nur eins: Meine Oma anrufen.
,,Keine so schlechte Idee, hm?" antwortete ich Nils also und raffte mich auf, um mich in eine stehende Position zu befördern. Irgendwie fehlte mir die Energie, aber der Boden war leider unangenehm hart - Überraschung - und ich spürte jetzt schon meinen in den letzten Stunden vermutlich wundgesessenen Hintern. Autsch.
,,Träum was Schönes, Franzi.", wünschte mir Emma eine gute Nacht und schenkte mir ein Lächeln und einen leicht besorgten Blick, den ich aber mit einem Grinsen auslöschte. Wir hatten eben auf der Toilette ein ausführliches Gespräch über meinen Kummer geführt, das musste für heute reichen. Nur weil ich meine Ruhe haben wollte, musste meine beste Freundin ja nicht darunter leiden.
Emma warf mir einen Luftkuss zu, bevor sie sich wieder zu Jesy wandte. Die zwei schienen sich gut zu verstehen, was mich wirklich freute: Emma neigte dazu, sich hinter mir und Nils zu verstecken und andere soziale Kontakte als die unserer WG für unwichtig zu erklären. Vermutlich fiel es ihr bloß schwer, neue Freunde zu finden...obwohl wir beide uns nach einem lustigen Einkaufsbummel in meinen ersten Tagen hier sofort super verstanden hatten.
Ich nickte einmal in die Runde und verließ das Wohnzimmer, welches bereits deutlich Spuren der Party trug. Nicks Zimmertür umging ich ebenso großzügig wie die von Derek, ausersehen in einen der beiden hinein zu laufen würde mir ja noch fehlen!
Nick.
Die Trauer um unser Beziehungsaus spürte ich tief in mir widerhallen, ich fühlte mich schrecklich antriebslos, als hätte er mir all meine Energie zusammen mit meinem Herzen gestohlen. Eigentlich wollte ich mich grade nur in mein Bett zuhause verkrümeln, mir einen Haufen Kekse, Eis oder Schokolade zulegen und meinen Frust wegfressen, aber das war ebensowenig umsetzbar, wie jetzt den Duft meiner Oma einzuatmen und in ihren Armen getröstet einzuschlafen.
Was aber möglich war, war ein Telefonat mit meiner wundervollen Oma, die mit Sicherheit genau wusste, was zu sagen war, um mich wieder aufzubauen. Und im Prinzip konnte diese ganze Herzschmerz-Sache doch nur temporär sein...immerhin wusste ich, warum diese Trennung nötig gewesen war und was ich in Zukunft wollte.
Trotzdem tat der erneute Verlust einer geliebten Person wie höllisch weh. Aber früher oder später würde meine Welt sich wieder drehen und dann würde hier eine neue-alte Franzi stehen, das stand fest!
Ich stieß die schwere Tür zum mir zugeteilten Gästezimmer auf und stolperte ziemlich zielstrebig auf der erstbeste Bett zu, auch wenn ich Niall Tasche daneben auf dem Boden entdeckte. Sollte der Ire sich halt einen anderen Platz zum Rausch Ausschlafen suchen, nicht mein Problem. Müde stöhnend plumpste ich auf die weiche Matratze, die ihren Preis wahrscheinlich trotzdem nicht wert war, und fuhr mir einmal durch die roten Locken.
Die Stille des Zimmers traf mich mit einem Schlag. Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie nervtötend ich das laute Gelächter, die Musik und Rufe der anderen gefunden hatte. Was nur meiner schlechten Laune zuzuschreiben war, normal war ich schließlich selbst nicht grade die Schweigsamkeit in Person.
Zu meinem Glück befand sich im Zimmer, das herrlich abgedunkelt war und absolute Geräuschlosigkeit zu bieten hatte - ein Hoch auf die Schalldämpfung hier - kein einziger Spiegel. Hätte ich mein vermutlich ziemlich verkniffenes Gesicht jetzt sehen müssen, dann würde ich auf der Stelle anfangen zu heulen. Auch wenn ich das nicht gerne tat und heute schon hinter mich gebracht hatte: Nochmal meine verquollenen Augen, den müden Blick und meine Blässe bewundern zu müssen, wäre zu viel für mich.
Ich seufzte tief. Ganz schön elendig, wie ich mich hier aufführte. Naja, das würde schon wieder besser werden. Nick würde mich jedenfalls nicht in ein Wrack verwandeln, nur weil er mir eine Person vorgespielt hatte, die er nicht war und weil er mir furchtbare Angst eingejagt hatte, was vermutlich das Schlimmste gewesen war.
,,...du kannst mich doch nicht einfach verlassen!"
,,Man macht nicht einfach so mit mir Schluss, ich bin es, der andere verlässt!"
,,Ich brauche das noch!"
Ich schauderte.
Nick klang in meinen Augen - Ohren - absolut furchterregend. Wie er mir diese Sätze entgegen gebrüllt hatte und wie seine Wut so greifbar gewesen war, als würde ich sie selbst empfinden...Ich hatte wahrhaftige Angst verspürt, riesige Angst. Und genau deswegen war diese Trennung aus absolut notwendig gewesen. Vertrauen war wohl ein Wort, dass ich nicht mehr mit Nick in Verbindung bringen konnte.
Ich atmete tief durch. Von nun an würde alles bergauf gehen, das versprach ich mir selbst.
Was mich aber nicht losließ, war Harrys Warnung. Er hatte gewusst, dass Nick nicht gut für mich war. Nur wieso dachte er so von seinem Bruder? Und was sollte Nicks letzter Satz bedeuten? Was brauchte er an unserer Beziehung bitte noch, wenn ich es doch offensichtlich nicht war?
Ich stöhnte. Meine Gehirnzellen meldeten hier grade eindeutig Überlastung. Gleich würde mir der Rauch aus den Ohren quellen. Oder gleich Flammen. Dann könnte Louis mich in Zukunft nicht nur Rotschopf, sondern direkt Flammenwerfer nennen.
Entschloss zog ich mein Handy hervor und tippte auf den Kontakt meiner Oma. Das ganze Grübeln würde mich sonst noch viel zu früh ins Grab bringen. Ungesund, definitiv. In mehr als einer Hinsicht.
,,Franzi? Schätzchen, kannst du mich hören?", brüllte meine Oma und ich verzog das Gesicht. Nochmal Autsch. Trotzdem breitete sich in meinem Herzen eine riesige Wärme aus, die den Schmerz wegen Nick beinah verdrängte. Allein die Stimme meiner lieben Oma zu hören, löste in mir ein Gefühl der Geborgenheit aus.
,,Ja, Omi, ziemlich gut sogar, bitte schrei nicht so.", antwortete ich also leise und lehnte mich mit dem Rücken gegen die kühle Wand hinter mir.
Mein Blick wanderte zum großen Fenster gegenüber der Tür. Dank der Dunkelheit im Zimmer konnte ich hinaus auf die Stadt blicken und auch wenn der Raum anders als das Wohnzimmer oder Dereks Schlafgemächer aka Master Bedroom auf der Flussabgewandten Seite lag, so zeichnete sich vor meinen Augen doch ein verdammt imposantes Bild ab. London war eben einfach der Hammer...ein Meer aus bunten Lichtern, vollgestopften Straßen und Menschen, die die Nacht zum Tag machten. Beeindruckend. Wie ein großen Ameisenhaufen. Oder so.
,,Ich freu mich, dass du anrufst, Schatz. Du hast ein ziemlich perfektes Timing...ich komme grade aus dem Stall. Die morgendliche Runde, du weißt schon.", erzählte meine Oma gut gelaunt und ich hörte im Hintergrund ein klein wenig Geraschel. Vermutlich streifte sie sich vor dem Betreten unseres Wohnhauses die Stiefel von den Füßen. Ich lächelte. Dreck im Haus war ein absolutes Tabu. Ebenso wie Tiefkühltorte oder so. Da war meine Großmutter streng.
,,Ach was, ich bin grade noch gut genug in Mathe, um die paar Stunden Zeitverzögerung auszurechnen und zu addieren, Omalein. Ich bin nicht komplett verblödet, weißt du?", alberte ich herum und genoss den Moment. Das Lächeln blieb in meinem Gesicht kleben, auch wenn die Sehnsucht nach meiner Heimat zu wachsen schien.
,,Sehr lustig, Franzi.", giggelte meine Oma am anderen Ende der Leitung und ich hörte ein leises Schnaufen. Sicher hatte sie sich auf die Holzbank in unserer wundervollen Küche gepflanzt, um mir ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.
,,Warum rufst du an, Herzchen? Bei dir ist es doch...ah ja, ein Uhr in der Nacht, richtig?"
Ich zupfte an meinem Oberteil herum und stellte mir vor, wie sie grade auf die Uhr, die neben der Fotocollage an der Wand in der Küche hing, gespäht hatte. Diese eine hatte meine Oma so aufgezogen, dass sie nach meiner Zeit lief...um zu wissen, wann sie mich anrufen konnte, ohne mich zu wecken. In Mathe waren wir nämlich beide schlecht, meine Oma konnte die paar Stunden sicher nicht einfach so addieren. Oder sie war einfach zu faul. Vermutlich Letzteres.
,,Ich...heute ist einiges schiefgegangen.", murmelte ich und überlegte, wie ich die Situation darstellen sollte. Oma wusste von meinem Freund...Exfreund, aber über Harrys Zustand hatte ich ihr wenig erzählt. Immerhin war das sein Leben.
,,Wolltet ihr nicht eine Party feiern?", fragte meine Oma und ich hätte fast gelacht. Vor ein paar Tagen hatte ich ihr von Harrys Geburtstag erzählt und bestimmt hatte sie sich den in ihren Kalender geschrieben - der ultimative Geburtstagskalender, weil sie der Meinung war, dass Geburtstage zu den wichtigsten Dingen im Leben gehörten. Natürlich hatte sie nicht vergessen, dass wir heute feiern wollten.
,,Ja. Und die ist ausgeartet.", versuchte ich, den Abend in Worte zu fassen. Untreibungen waren halt meins.
,,Ah ja. Was für Zeug habt ihr denn genommen?", fragte meine Oma scheinheilig und ich prustete augenblicklich los. Der Schmerz in meinem Herzen schien deutlich nachzulassen, endlich. Nur, weil meine Omi mir inzwischen alles zutraute. Andererseits hielt sie ja auch Kaffee für eine Droge.
,,Nichts, ich persönlich hab sogar nur extrem wenig getrunken, was denkst du denn von mir?", kicherte ich und zog mir das Kopfkissen unter dem Hintern hervor, um es als Rückenpolster an die Wand zu lehnen. So war es deutlich angenehmer zum Sitzen.
,,Hmhm. Als ich jung war, ...", begann meine Oma, aber ich unterbrach sie lieber, bevor sie die Märchenstunde starten konnte. Dann würden wir noch Tage hier sitzen.
,,Schon gut, aber das meinte ich nicht mit ausgeartet."
,,Was ist denn passiert, Herzchen?", fragte Oma jetzt deutlich sanfter und ich konnte hören, wie sie im Hintergrund eine Tür schloss. Oder einen Schrank. Oder ein Fenster. Was auch immer.
,,Ich...Nick.", begann ich stockend, brach dann jedoch ab. Wie zur Hölle sollte ich meiner Oma erklären, warum ich Schluss gemacht hatte und was ich fühlte? Sowas in Worte zu fassen war so unglaublich schwer!
,,Nick? Dein Freund Nick?", hackte meine Oma nach und ich seufzte leise.
,,Ich hab mich von ihm getrennt?"
,,Hast du?"
,,Ja. Und ich weiß, dass das der richtige Schritt war."
Wir schwiegen kurz. Könnte sie das Internet benutzen, würde meine Oma jetzt sicher Dinge wie Wie tröste ich einen Teenager mit Liebeskummer? nachschauen, da sie allerdings nichts von Technologie - es sei denn, diese half ihr mit mir zu kommunizieren - hielt, dachte sie wohl nur über diese Frage nach. Ich schmunzelte ungewollt.
,,Hat er dir wehgetan?"
Diese Frage hätte ich vermutlich kommen sehen müssen. Ich lächelte. Meine liebe Omi.
,,Ich kann ihm nicht mehr vertrauen, er hat mich angelogen und unsere Ansichten gegenüber einigen Dingen sind zu verschieden, um sie zu vereinbaren. Er ist irgendwie nicht ganz der, für den ich ihn gehalten hatte, weißt du?", versuchte ich es und ließ den Part mit Harry und Derek ganz aus.
Sie musste ja nicht wissen, dass mein Ex die offensichtliche Gewalt in dieser Beziehung bis eben immer noch verleugnet hatte und mich nicht mal anhörte. Oder ernst nahm. Und dass sein Ego es anscheinend nicht ertragen konnte, dass ich mit ihm statt er mit mir Schluss gemacht hatte. Meine Oma würde nie verstehen, warum ich mich überhaupt in ihn verliebt hatte. Das verstand ich allerdings selbst nicht mehr. Soooo blind vor Liebe konnte ich doch gar nicht gewesen sein!
,,Oh, okay, klingt so, als hättest du wirklich die einzige richtige Entscheidung getroffen. Ich schätze, du hast ordentlich Liebeskummer, hm, Schätzchen?", sagte Oma und ich hörte das Mitleid in ihrer Stimme deutlich heraus. Ich wusste, wie gerne sie mich jetzt in den Arm nehmen würde und ich wünschte, ich könnte kurz durch das Telefon springen und mich in ihre Umarmung schmeißen. Würde uns beiden guttun.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Autsch.
,,Ja. Ziemlich, um ehrlich zu sein. Ich hatte nie gedacht, dass an diesen blöden Filmen was dran ist, aber diese ganzen Sachen über den Herzschmerz stimmen...", murmelte ich ins Handy und schloss kurz die Augen, um die Tränen zurück zu halten. Diese ganze Trennung ging mir einfach viel zu nah. Tja, ich war ja auch Teil davon!
,,Oh Liebes, ich würde dich so gerne davon erlösen...gebrochene Herzen sind schrecklich. Aber ich bin mir sicher, dass dein Herz bald dem Verstand beistimmen und Nick vergessen wird,hm? Und die anderen sind sicher für dich da, oder? Sonst muss ich Nils Feuer unterm Hintern machen.", sagte meine Omi und ich spürte ihre Liebe trotz der Distanz, die zwischen uns lag. Fast war es so, als säße sie doch irgendwie neben mir. Und irgendwie tat das ziemlich gut.
,,Ja...es wissen bisher offiziell nur Nils und Emma Bescheid. Sie kümmern sich auch beide lieb, keine Sorge. Dem Rest erzähle ich das erst morgen...ich wollte Harrys Party nicht versauen. Er hat sie verdient."
Dass Louis und Harry auch von der Trennung gehört hatten, aber dachten, dass diese von Nick ausgegangen war, ignorierte ich. Ich hörte meine Oma einen Moment durchatmen.
,,Okay, aber lass dich ab morgen etwas von ihnen verwöhnen und unterstützen, ja? Dafür sind Freunde in solchen Momenten da, Franzilein.", belehrte sie mich und ich grinste ein kleines bisschen. Jaja. Die würden mich mit Eis und ihrem Mitgefühl zuschaufeln.
,,Jaja. Aber wo wir schon von den anderen sprechen...ich hätte da eine Bitte, Omi.", wechselte ich galant das Thema und biss mir auf die Unterlippe. Gleich darauf musste ich gähnen, es wurde doch langsam etwas spät und die Dunkelheit im Zimmer machte mich ganz schläfrig.
,,Ja?"
,,Naja...wegen Harry."
,,Harry? Was kann ich für ihn tun?", fragte Oma verwirrt. Ich seufzte. Erklärungen waren aber auch schwer! Mein Gehirn schlief doch längst! Naja, wenigstens schwieg mein Herz während dieses Telefonates endlich mal. Der Schmerz ließ immer mehr nach.
,,Naja, er wird hier in nächster Zeit mal rausmüssen, schätze ich. Und weil ich doch über die freien Tage nächsten Monat vorbeikomme, dachte ich...naja...", ich brach ab.
Ich wollte, dass Harry hier mal raus kam. Wenn er Abstand zur ganzen Situation gewann und weit von Derek entfernt sein würde, könnte er über alles nachdenken, was ihm passierte. Und in Australien würde er dank meiner Oma erfahren, was wahre Liebe und Geborgenheit war, dessen war ich mir sicher. Vielleicht würde er noch ein wenig Anleitung brauchen, aber ich war mir sicher, dass Haz spätestens nach einem Trip in meine Heimat bereit für eine Trennung wäre. Und wenn wir Glück hatten, würde er das sogar schon vorher sein und die Reise würde ihm den Liebeskummer erleichtern.
,,Wenn du Harry mit herbringen magst, kannst du das gerne tun, Franzilein. Gesellschaft wird dir sicher nicht schaden. Ich spreche mit deinem Dad, vielleicht zahlt er ihm ja auch das Ticket? Oder möchtest du deinen Vater kurz sprechen? Ich kann nachsehen, ob er schon wach ist?"
Ich zögerte. Mein Vater und ich hatten uns noch immer nicht darüber ausgesprochen, was alles zwischen uns vorgefallen war, hauptsächlich, weil ich das gar nicht wollte. Für mich hatte er als Vater in den letzten drei Jahren seit Moms Tod versagt und die wenigen Nachrichten, die er schrieb, sagten mir, dass er sich nicht geändert hatte. Da konnte ich auch auf ihn verzichten.
Nur da er mit Monika bei meiner Oma auf der Farm lebte, würde ich ihm zwangsläufig über den Weg laufen. Und ich könnte seine Hilfe beim Finanzieren von Harrys Ticket brauchen...er kaufte das für mich und das für Nils, und Harry würde seines nicht mal eben so selbst übernehmen können, schätzte ich. Derek würde es ihm wohl kaum ausgeben.
,,Soll ich mit ihm sprechen, Franzi?", fragte meine Oma vorsichtig nach und ich konnte nicht anders, als das Angebot anzunehmen. Ich wollte jetzt einfach nicht mit meinem Dad sprechen, der Tag war anstrengend genug gewesen. Und müde wurde ich auch langsam. Und meine Oma war infame toll. Der Herzschmerz schien immer schwächer zu werden, wie immer sie das machte.
,,Das wäre lieb.", sagte ich also und gähnte in der nächsten Sekunde ausgiebig. Oma lachte.
,,Geh ins Bett, Schatz. Es wird ja längst Zeit! Und grübel nicht zu viel. Das mit Nick war richtig, du wirst jemanden finden, der besser für dich ist, versprochen. Und Harry wirst du schon mitbringen können, ich kümmer mich drum. Du wirst deine Gründe haben, ihn dabei haben zu wollen.", antwortete Omi liebevoll und ich spürte fast physisch, wie sie mich drückte und mir ihre Liebe schenkte.
,,Hab dich lieb, Omi.", murmelte ich ins Handy und rutschte ein ganzes Stück weiter nach unten, um mich ins Bett zu kuscheln, während ich meiner Großmutter lauschte. Wärme breitete sich in mir aus.
,,Ich dich auch, Franzi. Sehr. Du bist mir so unendlich wichtig...ich freu mich auf deinen Besuch. Schreib mir morgen, wie es dir geht, ja? Ich möchte hören, wie es mit deinem Liebeskummer weitergeht, Liebes.", säuselte Oma sanft.
Ich nickte nur noch. Jaja. Sicher. Ich gähnte abermals.
Meine Augen fielen zu und ich spürte die Müdigkeit in mir wachsen und die Kontrolle übernehmen. Die Schwärze schien alles andere in weite Ferne zu verbannen. Meine Oma wünschte mir sicher noch gute Nacht und legte bestimmt auf, aber das bekam ich nicht mal mehr mit. Ich driftete in die Welt der Träume und ließ die schmerzhafte Realität für ein paar Stunden hinter mir, der Schlaf hüllte mich in eine schwere Decke und ließ mich nicht mehr los.
Meine Oma hatte es trotz Distanz geschafft, mir etwas Komfort zu verschaffen.
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Überraschung: Ich bin nicht zufrieden. Gut, egal.
Was denkt ihr?
Und was haltet ihr von Franzis Idee mit der Reise?
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