80. Was unterscheidet uns?
Kapitel 80. Das ist so unwirklich...
Hab euch lieb, ich bin immer für euch da ❤️
Could it be that it's a lesson
—————————————————-
Pov Louis
Die Tür fiel mit einem geräuschlosen Klicken ins Schloss und machte mir abermals bewusst, in was für eine Situation ich mich grade befand:
Allein mit Nick, eingesperrt für die nächsten 7 Minuten und ohne eine Ahnung, wie zur Hölle ich meine Wut auf ihn unterdrücken sollte. Das klang ja mal nach einer perfekten Lage!
Ich fühlte mich ziemlich fehl am Platz und das unangenehme Gefühl verstärkte ich bereits jetzt mit jedem Atemzug.
Ich seufzte und ignorierte den Grünäugigen geflissentlich, während ich mich aufmerksam im Zimmer umsah. Überrascht stellte ich fest, dass es sich dabei nicht um eines der unpersönlichen Gästezimmer handelte, die auch in irgendein Hotel gepasst hätten, sondern dass wir uns in Nicks Zimmer befanden. Seinem Reich.
Die Neugierde in mir erwachte zaghaft, als ich den Raum genauer unter die Lupe nahm. So wie bei Haz nahmen ein paar Poster die Wände ein, die Menschen darauf kamen mir aber lediglich bekannt vor. Sonst schien der Raum auch nicht besonders speziell zu sein: das Bücherregal war bis zum Bersten vollgestopft, der wuchtige Schreibtisch ertrank unter Papieren und aufgeschlagenen Notizbüchern, der Kleiderschrank schien aus allen Nähten zu Platzen, das Bett hingegen war gemacht und die Nachtischlampe verstrahlte warmes Licht im ganzen Raum.
Ich machte ein paar Schritte in den Raum hinein und stolperte dabei unsanft über den blauen Teppich, der mir zuvor im Halbdunkeln entgangen war. Nicks Kichern ignorierend trat ich ans Bücherregal und ließ meinen Blick über die Titel auf den Buchrücken gleiten, von denen einige mir sogar etwas sagten.
Mind Games von Leona Deakin, Die Mühle von Elisabeth Herrmann, etliche Titel von Sebastian Fitzek wie Der Insasse, Die Therapie und Passagier 23.
Das waren alles Psychothriller, wenn ich mich nicht täuschte. Ziemlich gute sogar. Ich hatte nicht gewusst, dass Nick auf brutale Psychos stand. Interessant. Und gruselig. Ich unterdrückte das flaue Gefühl in meinem Magen.
,,Na, interessierst du dich neuerdings für Literatur?", fragte Nick in die Stille hinein. Ich drehte den Büchern den Rücken zu und lehnte mich gegen das Regal, um Nick anzusehen, der mir gegenüber im Schneidersitz auf dem Bett Platz genommen hatte und mich mit neugierigem Blick musterte.
Für einen Moment versank ich in seinen Augen. Das strahlende Grün erinnerte mich viel zu sehr an Harry. Dieser Farbton war einfach das Schönste, was ich jemals gesehen hatte. Aber je länger in in Nicks Augen starrte, desto mehr Unterschiede zu Harrys tauchten auf. Die von Nick mussten eine Nuance oder so dunkler als die meines besten Freundes sein und außerdem... Augen stellten angeblich das Tor zu Seele dar.
Wenn ich das auf die Brüder bezog, konnte ich diese Behauptung nur als wahr bezeichnen. In Harrys Blick lag zu jeder Zeit Wärme, das Grün strahlte immer eine bedingungslose Zuneigung aus, die den Gegenüber ausnahmslos in ihren Bann zog. Die Augen meines besten Freundes spiegelten sein liebevolles Wesen wieder. Und das war nicht alles, gleichzeitig verrieten diese Augen auch immer Harrys wahren Gefühlszustand, wenn es seine Mimik, die Stimme und seine Worte nicht taten. Zumindest verrieten sie es denjenigen, die sie lesen konnten. Ob ich noch dazugehörte, wusste ich ehrlich gesagt nicht.
Bei Nick schien mir das anders zu sein. Seine Augen leuchteten zumeist nicht vor Liebe oder Wärme, sondern aus Belustigung oder Schadenfreude. Wenn man sein strahlendes Grün musterte, fühlte es sich ganz anders an. Sie spiegelten nicht im Geringsten sein Wesen oder seine Gefühle wieder, sie schienen immer eine Lüge zu enthalten. Nicks Augen schienen stets alles Mögliche auszustrahlen, nur nicht die Wahrheit.
Genau aus diesem Grund riss ich meinen Blick auch ziemlich schnell wieder von Nick los. Ich wollte nicht in seine gefakten Gefühle gezogen werden, nicht seine Marionette sein. Denn dieser Typ war einfach viel zu tun darin, Menschen das tun zu lassen, was er wollte, egal, wie sie darüber dachten.
,,Anscheinend nicht.", beantwortete Harrys Bruder sich seine Frage selbst und wies dann mit der linken Hand auf seinen Schreibtisch, wobei seine elegante Geste meine Aufmerksamkeit auf ihn zurück lenkte.
,,Setz dich doch, hm? Oder willst du die ganze Zeit da rum stehen?"
Ich zuckte mich den Schultern, setzte mich aber trotzdem auf den Bürostuhl. Recht hatte er ja, Sitzen war eben bequemer. Ich verschränkte allerdings demonstrativ die Arme vor der Brust und lehnte mich lässig zurück, wobei mein Blick auf die Notizbücher fiel, die aufgeschlagen auf der Tischplatte ruhten. Sofort ging mir auf, dass es sich hierbei um Fotobücher handelte. Die aufgeschlagenen Seiten zeigten allesamt Bilder von...Harry.
Ich runzelte die Stirn und lehnte mich etwas vor. Mein Blick wanderte über ein Bild von Harrys Einschulung, auf dem er seine riesige Schultüte stolz umklammerte und vor dem Haus, in dem die Grimshaw-Styles eine Wohnung gemietet hatten, stand, eins beim Kekse backen, auf welchem Haz Mehl im ganzen Gesicht kleben hatte, und über eines, auf welchem ein kleiner Harry mit völlig zerstörter Frisur inmitten einer Kissenlandschaft eingeschlafen war. Süß.
,,Ich wusste nicht, dass du so viele Bilder von Harry hast.", sagte ich leise, während ich die Fotos bewunderte. Die meisten waren mir absolut unbekannt, Nick musste sie in seiner Kindheit selbst geschossen haben. Logisch.
,,Wie jede Familie haben auch Harry und ich unsere Erinnerungen bildlich festgehalten.", erklärte Nick mit leicht entnervter Stimme und ich hörte ihn rücklings aufs Bett plumpsen. Ich ignorierte seinen Tonfall automatisch. In der selben Sekunde war ich froh, noch nicht besonders viel getrunken zu haben. Ich spürte eigentlich so gut wie nichts von dem wenigen Alkohol in meinem Körper und das war auch besser so, sonst hätte ich meine Wut auf Nick vermutlich nicht unterdrücken können. Dabei nervte er mich grade nur geringfügig.
Ein paar Aggressionsprobleme hatte ich offensichtlich schon.
,,Hast du auch Bilder von euren Eltern?", harkte ich nach, weniger, weil ich mit Nick sprechen wollte, sondern mehr, weil ich mich ein bisschen von meinem Unwohlsein ablenken wollte, das mich seit dem Betreten des Raumes gepackt hatte, und weil mich die Kindheit meines besten Freundes interessierte. Sicher, seine Eltern hatte ich ein paar Mal gesehen, aber...ich wollte etwas über das Familienleben im Hause Grimshaw-Styles erfahren.
Mit Haz selbst konnte ich irgendwie nicht darüber reden, ob das nun an ihm oder an mir lag. Außerdem hatten wir momentan ja auch nun wirklich andere Gesprächsthemen und Probleme zu bewältigen.
,,Kaum. Nur von uns. Oder von ihm alleine, wenn ein Selfie mit der alten Kamera meines Dads nur scheiße ausgesehen hätte."
Aha. Schade. Ich blätterte eine der Seiten um. Das oberste Foto auf der linken Seite des Buches zeigte einen jungen Harry, der in einem Pyjama mit aufgedrucktem Pinguin steckte und barfuß in einem abgedunkelten Zimmer stand, die Arme offensichtlich nach dem Fotografen ausstreckend. So schlecht die Bildqualität auch war, ich erkannte die Tränen in den grünen Augen trotzdem. Ich schluckte und fuhr mit dem Daumen über das Foto. Das tat irgendwie weh.
,,Was soll dieses Bild hier? Er hat geweint."
Ich hörte augenblicklich den missbilligenden Ton in meiner Stimme.
Nick grunzte und ich hörte ihn sich im Bett umdrehen, bevor er schwerfällig auf die Füße kam. Seine Schritte hallten im kleinen Zimmer wieder, als er hinter mich trat, um das Foto zu betrachten, auf welches ich deutete.
Für einen Moment blieb der Grünäugige still, dann fuhr er selbst einmal mit der Fingerspitze über das Gesicht von Klein-Harry und seufzte leise.
,,Woher soll ich das denn noch wissen, hm? Harry hat schon immer viel geweint. Wahrscheinlich wollte ich ihn mit dem Bild ärgern oder so.", erklärte er dann schulternzuckend und griff nach den Alben, um eins nach dem anderen zu zu schlagen.
,,Das reicht jetzt mit Bilder gucken, Louis. Lass uns lieber die Zeit nutzen."
,,Ich habe nicht wirklich Lust auf ein Gespräch mit dir, Nick. Ich kann dich nicht leiden.", konterte ich eiskalt und drehte den Stuhl so, dass ich Nick, welcher sich zurück zu Bett begab, ansehen konnte. Ich verkniff mir ein kleines Grinsen, als ich seinen überraschten Gesichtsausdruck sah und spürte im selben Moment die Wut in meinen Adern glühen. Immerhin saß ich hier vor dem Jungen, der seinen Bruder nicht mal ansatzweise beschützte oder beschützen wollte und der Franzi heute Abend das Herz gebrochen hatte, weil sie nicht gut genug war. Er war ein Arsch. Mal abgesehen von der Szene, die er uns Harry mir eben in der Küche gezeigt hatte. Ich vertraute dem Typen längst absolut nicht mehr - falls ich das je getan hatte?
,,Ganz schön unfreundlich, Louis. Wo du doch etwas von mir willst.", kicherte Nick leise und setzte sich zurück aufs Bett. Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und verschränkte abermals die Arme. Bitte was?
,,Was sollte ich von dir wollen?"
,,Unterstützung gegen Derek, vielleicht?"
,,Was?!"
Meine Stimme überschlug sich vor Überraschung und vermutlich war das Gesicht, welches ich zog, auch nicht grade seriös, denn Nick begann lauthals zu lachen. Ich starrte ihn nur an. Was das jetzt sein fucking Ernst?! Bis eben war er doch noch auf Dereks Seite gewesen, bei dem Gespräch in unserem Wohnzimmer war das ja nun wirklich deutlich gewesen! Wieso sagte er jetzt auf einmal so etwas?
Ich grummelte leise. Dieser Sinneswandel gefiel mir nicht. Und ernst nehmen konnte ich Nick auch nicht. Er versuchte sicher nur, mich zu manipulieren oder so!
Mein ungutes Gefühl wuchs sowieso mit jedem Ticken der Uhr, welche neben der Tür angebracht war.
,,Jetzt guck nicht so, Louis!", lachte Nick und schenkte mir einen amüsierten Blick. Der hatte wohl sichtlich seinen Spaß.
Ich blickte ihn vorsichtshalber nicht an und ignorierte den Unterton in seiner Stimme, weil ich das Gefühl hatte, ihn sonst schlagen zu müssen. Ich hatte keine Lust auf seine Spielchen oder was auch immer er grade tat. Wann waren endlich diese 7 Minuten um? Und Himmel konnte ich das hier nun wirklich nicht nennen.
,,Ich möchte Derek doch genauso loswerden, wie du es willst. Nur dafür müssen wir entweder Harry darzubringen, Schluss zu machen, oder andere Register ziehen.", fuhr Nick unbeirrt von meiner Abwehrhaltung fort.
Ich runzelte die Stirn. Ja, klar wollte ich den loswerden, aber...seit wann wollte Nick das denn auch? Er wohnte immerhin bei ihm und waren sie nicht eigentlich Kumpel? Das kam jetzt alles ganz schön plötzlich. Ich verstand rein gar nichts mehr. Und blöd genug, ihm irgendetwas abzunehmen, war ich nicht. Sollte der bitte seine Fresse halten.
,,Louis, du bist so laaaaaaangsam im Kopf!", jammerte der Grünäugige jetzt und ich blickte trotz der Gefahr, die Beherrschung zu verlieren, auf. Nick hatte theatralisch die Augen verdreht und ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht zu stöhnen, als er auch noch den Kopf in den Nacken legte und zu lachen begann. Der Typ tickte doch eindeutig
nicht mehr richtig!
,,Ich bin langsam? Was zur Hölle laberst du hier eigentlich?!", fuhr ich ihn wütend an und wendete den Kopf, um mich abzuregen. Ich wollte keine Szene verursachen, nicht an Harrys Geburtstag.
Nick störte das anscheinend eher weniger, er schenkte mir lediglich abermals einen amüsierten Blick, den ich aus den Augenwinkeln bemerkte und wohlweislich nicht erwiderte.
Meine Augen klebten sowieso am nächtlichen Himmel, der sich draußen vor dem Fenster abzeichnete. Zwar konnte ich die Sterne nicht sehen, weil dunkle Wolken die Nacht begleiteten und die Himmelsdecke drückend über den Wohnriesen der Stadt hing, aber der runde Mond über den Dächern Londons war heute ungewöhnlich hell. Sein Licht kletterte die Hauswände hinauf und erleuchtete die Flecken der Straßen, die sonst zu dieser Stunde längst im Dunkeln liegen müssten, da die Straßenlaternen sie nicht erreichen konnten.
Ich musste lächeln.
Vollmondnächte lösten bei mir meistens wohlige Gefühle aus, was vielleicht auch an Harry liegen konnte. Das Licht des Mondes sorgte stets für einen mit kühlem Schimmern ausgefüllten Raum, was für meinen besten Freund, der nie in völliger Dunkelheit schlafen würde, nur vorteilhaft war. In diesen Nächten träumte er besser als sonst, das wusste ich von all den Übernachtungen, die wir über die Jahre veranstaltet hatten.
Meine Gefühle verwirrten mich zusehends. Gut und schlecht konnte man sich doch nicht gleichzeitig fühlen, oder?
Ich schauderte kurz, als mir klar wurde, wie gut ich Haz eigentlich kannte. Wahrscheinlich war das schon nicht mehr normal, aber...ich hatte ihn jahrelang an meiner Seite gehabt, ihn beobachtet, mein Augenmerk auf ihn gelegt. Vermutlich war es kein Wunder, dass ich so viel über meinen besten Freund wusste.
,,Die Frage ist doch nicht, was ich hier labere, sondern was du damit anfangen kannst!", riss Nick mich urplötzlich aus meinem leicht sentimental angehauchten Gedankengang. Ich runzelte entnervt die Stirn. Der wollte mir nicht wirklich immer noch weis machen, er würde Derek loswerden wollen, oder?!
,,Nichts kann ich damit anfangen. Ich will nicht mal hören, was du zu Derek zu sagen hast. Vor zwei Wochen hast du noch für ihn argumentiert. Ich weiß nicht, was du ehrlich meinst und was nicht, also lass es einfach. Ich kann dir doch eh nicht vertrauen.", fuhr ich Nick an und wendete den Blick nicht vom Fenster ab. Ich hatte keine Lust, mich verarschen zu lassen, selbst wenn es mich interessierte, was der Grünäugige vorschlagen würde, um Derek loszuwerden. Was meinte er mit andere Register ziehen?
,,Tu nicht so, als wärst du ein edler Kerl, der keinerlei Fehler macht. Du hast bisher genauso wenig für Harry getan, wie ich selbst. Und man wird sich doch wohl mal irren dürfen!", beschwerte Nick sich Sekunden später und ich spürte, was seine Worte in mir auslösten.
Die Tatsache, dass ich ebenso wenig wie Nick getan hatte, um Haz zu helfen, wie er selbst, tat weh. Aber ich verstand, was Harrys Bruder mir hier unterstellte.
Irgendwie stimmte es ja: seit spätestens zwei Wochen wusste ich mit unumstößlicher Sicherheit, was Derek meinem besten Freund angetan hatte und zuvor hätte ich es definitiv zumindest vermuten müssen - auch wenn ich mir meine Gedanken, sobald ich an Gewalt gegen Harry gedacht hatte, selbst verboten hatte. Und was hatte ich unternommen, obwohl ich wusste, was geschehen war und auch die Panikattacken des Lockenkopfes mit beobachtet hatte?
Nichts.
Nick hingegen war als Harrys Bruder sicher schon länger über Harrys Panik informiert und er musste als Mitbewohner von Derek ebenfalls irgendetwas wegen der Gewalt in dessen Beziehung vermutet oder sogar gewusst haben. Und weil er derjenige war, der Haz grundlegend großgezogen hatte, konnte er eigentlich niemanden anderen in der Verantwortung gesehen haben. Und was hatte er unternommen?
Nichts.
Was genau unterschied uns jetzt? Die Tatsache, dass er sich all dem länger bewusst gewesen sein musste als ich oder die, dass er Haz Bruder und ich ,,nur" sein bester Freund war?
Nein. Im Endeffekt hatten wir ihn beide im Stich gelassen. Harry musste schnellstmöglich aus dieser toxischen Beziehung raus und ganz sicher professionelle Hilfe wegen seiner Panikattacken in Anspruch nehmen. Und vor allem musste er lernen, zu vertrauen. Ich wollte wissen, was in ihm vorging, er sollte all diese glücklichen Emotionen nicht immer nur vorspielen müssen. Ich wollte für ihn da sein und ich wollte wissen, was Harry alles verbarg. Was alles passiert war, um ihn zu dem zu machen, der er heute zu sein...vorgab?
Wie ich das alles schaffen sollte, wusste ich allerdings nicht. Harry selbst wahrscheinlich noch weniger. Und Nick...der konnte es ebensowenig wissen, sonst hätte er längst etwas unternommen. Vermutlich waren wir beide aber auch einfach nur zu feige, um etwas zu tun, das Harry helfen könnte. Weil es vielleicht gegen seinen Willen wäre. Nur diese ganze Kiste brachte uns absolut nicht weiter und helfen tat es auch keinem, wenn niemand die Eier in der Hose hatte, um endlich zu handeln!
Andererseits...wirklich helfen konnten wir Harry wohl nur, wenn der das Aus zuließ und wollte. Er musste ebenfalls einen Schritt auf uns - auf mich - zu machen und sich ein Stück weit öffnen.
Nur würde er das nur tun, wenn er uns wirklich vertraute. Was er offensichtlich nicht zu 100% tat. Ein Teufelskreis.
,,Gut, wir haben beide nichts unternommen. Aber man hat dir bestätigt, dass Derek Harry verletzt und du hast ihn weiter verteidigt...das ist für mich nicht grade ein kleiner Fehler.", sagte ich also kühl und beendete meinen deprimierenden Gedankengang.
,,Aber ich möchte nicht wirklich etwas mit dir zu tun haben, Nick. Ich bin dankbar, dass du Harry beim Aufwachsen unterstützt hast und so, aber dann hast du dich nach Amerika verpisst. Du hast nicht gesehen, wie aufgeschmissen er danach war. Und ich hab ihn aus eurer Familie geholt, weil es ihm da scheinbar ohne dich nicht länger gut ging. Du hast ihn im Stich gelassen und dann kommst du zurück und ziehst hier ein, ohne zu bemerken, was in dieser Beziehung falsch läuft? Du verteidigst Derek, obwohl er es selbst zugegeben hat? Das ist sinnlos. Und von Haz Panikanfällen musst du auch schon länger wissen. Ja, ich hab lange alle Anzeichnen für Gewalt ignoriert und ich habe in den letzten Wochen nichts getan, um Harry zu helfen, aber du tust das seit Jahren. Und hast ihn alleine gelassen. Welcher große Bruder tut das?
Ich kann dich nicht leiden, Nick, und du mich nicht, das wissen wir beide. Ich halte dich für ein Arschloch - allein Franzi gegenüber schon. Aber als Bruder habe ich dich immer ziemlich gut eingeschätzt. Solltest du Haz allerdings nicht bald mal ordentlich unterstützen, dann hast du als Bruder versagt. Für mich gilt allerdings das Gleiche."
Ich schloss meinen Monolog, indem ich aufstand und zu Nick hinuntersah, der mit offenem Mund sprachlos auf seinem Bett saß. Komisch. So kannte ich ihn nicht.
,,Wenn du eine Idee hast, wie du Haz helfen kannst, besprich sie mit ihm. Und dann hilf deinem jüngeren Bruder, an dem dir offensichtlich viel liegt. Ich werde jedenfalls mein Bestes tun, um ihn zu unterstützen."
Mit diesen Worten verließ ich ohne einen Blick zurück das Zimmer. Wen interessierte es schon, wie viele Minuten ich jetzt da drin gesteckt hatte? Mich jedenfalls nicht. Und Partyspiele mochte ich sowieso nicht.
Was ich grade alles gesagt hatte, brannte sich in meine Seele. Ich war nicht besser als Nick, wenn ich nicht langsam mal etwas unternahm.
Und anfangen würde ich damit, ihm bewusst zu machen, dass er sich letztendlich nur selbst helfen konnte...allerdings mit der Unterstützung von uns allen. Und ob die Zeit, die Harry benötigen würde, um unsere Hilfe anzunehmen, sie zu wollen, tragbar war, würde sich dann auch noch zeigen.
—————————————————
Tut mir leid, das war unspektakulär und nicht grade eine Bestleistung.
Was glaubt ihr, ist Louis besser als Nick?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro