65. Schockierender Anruf
Teil 2!
HABS LEIDER NICHT GESCHAFFT, ES ZU ÜBERARBEITEN, SORRY!
Tut mir nochmal leid wegen der Trennung!
Hab euch lieb und danke an euch alle! Ihr seid wundervoll!
It's none of your business
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Pov Franzi
Ich starrte meinen Freund erwartungsvoll an.
Er kannte den verdammten Grund für Harrys Panikattacken, für sein Trauma.
Er würde mir sicher verraten, wie ich Harry am besten helfen und unterstützen konnte.
Ich atmete erleichtert aus. Endlich ein Anhaltspunkt, der mir helfen konnte, etwas für Harry zu tun. Vielleicht waren wir wirklich in der Lage, Harry zu helfen und ihn zu unterstützen. Und eventuell würde er dann auch selbst mit uns über sein Trauma sprechen oder sich professionelle Hilfe suchen. Ich wünschte es mir jedenfalls, denn so konnte es nicht weitergehen: Totschweigen war kein Lösung.
Ich lehnte mich gespannt vor und musterte Nick. Ich war verdammt neugierig, was Harry widerfahren war, dass er eine solche Panik mit sich herumtrug, aber ich konnte nicht von mir behaupten, dass ich keine Angst davor hatte, es zu erfahren. Immerhin ging es um meinen besten Freund.
,,Ich kann es dir nicht sagen, Franzi. Tut mir leid.", durchbrach Nicks Stimme meine Gedanken.
Ich erstarrte. Wie bitte, was? Was sollte das denn jetzt wieder? Eben hatte Nick doch gesagt, er wüsste, was Harrys Panik ausgelöst hatte - was er als sein älterer Bruder in diesem Fall wahrscheinlich auch musste - und jetzt wollte er es mir nicht verraten? Ernsthaft?! Er wollte seinem Bruder doch sicher auch helfen!
,,Was? Wieso denn nicht?", fragte ich also fassungslos und merkte selbst, wie zittrig und verwirrt meine Stimme klang.
Nick vergrub das Gesicht in den Händen und stützte die Ellenbogen auf der Tischplatte ab, bevor er leise seufzte. Er wirkte plötzlich nicht länger verwirrt oder weggetreten, eher resigniert oder mutlos. Irgendwie erinnerte er mich wieder an Liam, der es aufgegeben hatte, Harry unter Druck zu setzen, um an seine Geheimnisse zu kommen. Nick blinzelte zwischen seinen Fingern zu mir herüber und ich meinte, die Frustration aus seinen Augen heraus lesen zu können, als er antwortete:
,,Wenn Harry es nicht mal geschafft hat, euch von sich aus von seinen Panikattacken zu erzählen, wäre es falsch von mir, dir von seinem Auslöser zu erzählen. Das ist nicht meine Angelegenheit.", rechtfertigte er sich leise und sah dabei ziemlich bedröppelte aus der Wäsche.
Das war mir allerdings herzlich egal. Nick behauptete hier grade, er wüsste, was Harry passiert war und warum er diese Panikattacken hatte, aber er konnte es mir nicht erzählen, weil es nicht seine Angelegenheit war?!
Ich spürte, wie langsam aber sicher die Wut in mir zu wachsen begann. Das klang irgendwie eher danach, als wolle Nick seinem Bruder nicht helfen - obwohl er sich dessen Trauma bewusst war. Was für eine bescheuerte Begründung war das denn auch bitteschön?!
,,Ernsthaft? Harry braucht Hilfe, Nick, und zwar wirklich dringend. Das kann doch nicht so weiter gehen! Hast du etwa all die Jahre nichts getan, um ihm zu helfen, obwohl du wusstest, worum es geht?", zischte ich wütend und lehnte mich ein Stück zurück. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
Natürlich provozierte ich meinen Freund grade, aber ich wollte, dass er sich mal der Situation bewusst wurde. Er war Harry großer Bruder, er musste ihm doch Hilfe wünschen! Von wegen nicht seine Angelegenheit...es ging hier um Harry!
Nicks verzweifelte Mine fiel bei meinen Worten. Es schien ihm gar nicht zu gefallen, dass ich ihm vorwarf, er würde sich nicht um Harry sorgen, sein Blick wurde distanzierter und er verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er mich kühl musterte. Ich schauderte. Vielleicht war ich ein Stück zu weit gegangen.
,,Sag das nicht, Franziska. Ich war immer für Harry da, selbst als es niemand sonst war. Ich hab ihm immer die Zuneigung und Unterstützung gegeben, die er brauchte. Ich weiß, warum mein Bruder ein Trauma hat, und das geht dich schlicht und einfach gesagt nichts an. Er kommt damit klar und sollte er jemanden zum Reden brauchen, weiß er, dass ich da bin. Natürlich wäre es mir lieber, wenn er sich professionelle Hilfe suchen würde - aber das ist vorerst sein Bier."
Nicks Stimme klang genauso überheblich und kalt, wie es sein Blick war und ich zuckte unwillkürlich zurück, als er meinen vollen Namen nutze. Das tat sonst niemand. Und diese Name führte dazu, dass ich mich zum ersten Mal nicht mehr wohl in Anwesenheit meines Freundes fühlte. So hatte ich nur meine Mom genannt, wann immer ich Mist gebaut hatte. Jetzt, da sie verstorben war, hatte meine Oma es nicht gewagt, meinen vollen Namen nochmals zu verwenden, weil sie wusste, dass ich den mit meiner Mom verband. Mein Vater nutzte ihn nur in Ausnahmesituationen - wenn er mich zwingen wollte, nach London zu ziehen, zum Beispiel - und auch das tat weh. Emma hatte ihn einmal so bedeutungslos um sich geworfen, dass es mir beinah egal gewesen war, dass sie ihn benutzte. Aber das hier war nicht belanglos und nebensächlich. Der Tonfall meines Freundes war eiskalt. Nick hatte mich noch nie so genannt und es gefiel mir ganz und gar nicht, dass er es jetzt tat.
Er musste wirklich aufgebracht wegen meinen Worte sein. Oder verletzt. Vielleicht hatte ich auch einen wunden Punkt getroffen und er war tatsächlich ein wenig wie Liam - mit dem Unterschied, dass Liam nicht wusste, wie er den Grund von Harrys Panik herausfinden sollte und deshalb verzweifelte, Nick hingegen kannte diesen und schien nicht zu wissen, was er damit anfangen sollte, um Harry zu helfen.
Ich seufzte. Schön und gut für ihn, wenn er immer für Harry dagewesene war, jetzt hatten die beiden Streit und Harry würde sich sicher nicht Nicks Hilfe suchen. Dabei brauchte er so dringend welche! Und um ihm die zu besorgen, musste ich wissen, was Sache war. Auch, wenn Nick mich vielleicht für aufdringlich und taktlos halten würde, ich konnte doch jetzt nicht aufgeben, obwohl mein Freund die Antworten zu all meinen Fragen besaß! Wenn er nichts tun wollte oder konnte, so könnte ich immer noch mögliche Trigger im WG-Leben bestmöglich umgehen und vielleicht einen Draht zu Haz finden, damit er jemanden zum sprechen hatte - denn Nick erschien ihm momentan eher weniger nah zu stehen, egal was dieser selbst behauptete.
,,Aber Nick...er kommt eben nicht klar. Sonst würde er diese Anfälle nicht haben, bloß weil Louis ihm einen Verband anlegen wollte oder so! Er kann es nicht kontrollieren und ich will mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich es für Hazza sein muss, all diese Panikattacken alleine durch zu stehen, sich vor uns zu verstecken und diese Maske zur Schau zu tragen. Ich meine...ich weiß nicht, wie sich sowas anfühlt, aber es kann doch nicht sein, dass er das seit Jahren durchleben muss und niemand etwas dagegen tut. Lass uns doch alle zusammen eine Lösung suchen, vielleicht können wir Harry wirklich helfen!", argumentierte ich also entschlossen weiter und warf meinem Freund einen vorsichtigen Blick zu. Ich wollte nicht, dass er mich abermals Franziska nannte.
Nick saß irgendwie wie versteinert da. Seine Haltung war angespannt und er strahlte eine Welle aus Kälte aus, die mich erschaudern ließ. Sein Blick war dunkel und ich hatte das Gefühl, irgendeine unsichtbare Grenze überschritten zu haben, die besser nicht überquert worden wäre. Trotzdem schob ich trotzig mein Kinn vor. Das war nun mal meine Meinung und ich wollte, dass Nick jetzt mit der Sprache rausrückte, so blöd das für ihn auch sein mochte, über der Trauma seines Bruder zu sprechen. Irgendjemand musste es tun, damit sich etwas verbesserte und Harry war das wohl nicht. Bei Nick würde ich jetzt nicht auch noch klein beigeben.
,,Du hast recht: du weißt es nicht. Also mal nicht den Teufel an die Wand. Harry geht es gut und wenn er nicht mehr klarkommt, wird er sich schon melden, Punkt.", antwortete dieser schließlich und schenkte mir einen weiteren fast schon misstrauischen Blick.
Frustriert schüttelte ich den Kopf. Das durfte doch nicht wahr sein. Er würde wirklich nichts sagen, obwohl er alles wusste und so einen Weg schaffen könnte, Haz zu helfen? Tickte der noch richtig? Wieso sah er den Ernst der Lage denn nicht ein, verdammt?! Es ging hier nicht darum, wessen Angelegenheit das hier war und wen es interessierte, es ging hier einzig und allein darum, Harry zu helfen. Und das ging nur, wenn wir Bescheid wussten, was hier eigentlich los war.
,,Dein Ernst jetzt?!", kotzte ich mich förmlich aus. Dass meine Stimme damit deutlich zu laut wurde und dass das Ehepaar vorne am Tresen sich jetzt zu uns umwandte, interessierte mich absolut nicht. Die sollten denken, was sie wollten, aber dass Nick nicht mit der Sprache rausrückte, ging mir gehörig auf den Sack. Das durfte verdammt noch mal nicht wahr sein!
Es konnte ihm doch nicht so gleichgültig sein, dass er wegen eines moralischen Prinzips von wegen es ist nicht an mir, dir das zu sagen mir und auch den anderen die Chance verweigerte, Harry das Leben mit seiner Panik zu erleichtern! Wir hatten doch noch nichts probiert und zumindest sollten wir versuchen dürfen, etwas zu verbessern. Wir konnten doch nicht alle nichts tun, nur weil Harry nicht über sein Trauma reden konnte oder wollte und weil Nick dummen Prinzipien zu viel Bedeutung zuschrieb!
,,Es geht ihm offensichtlich nicht gut und du weißt warum und damit auch, was man eventuell dagegen tun könnte...wieso hilfst du mir nicht, Harry zu helfen?! Er ist dein verdammter Bruder!", platze mir der Kragen. Ich konnte nicht länger ertragen, wie emotionslos und distanziert Nick von Harrys wirklich ernsten Problemen sprach.
Dieser öffnete jetzt offensichtlich verärgert den Mund, um sich weiter zu rechtfertigen und mir Schwachsinn zu erzählen, wurde aber abrupt unterbrochen, als sein Handy in einer schrillen Lautstärke zu klingeln begann. Entnervt plumpste ich zurück in meinen Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust, als Nick das Gerät hervorzog, um den Anruf entgegen zu nehmen. Wahrscheinlich war Derek das Arschloch, was uns da grade unterbrach. Der war mir ein wirklich großer Dorn im Auge.
,,Was?!", fauchte Nick ins sein Handy, wahrscheinlich ließ er seine Aggressionen auf mich jetzt an seinem Kumpel aus. Vielleicht war das ja besser so.
,,Langsam, Derek, ich verstehe nichts!"
Ah, also wirklich der beschränkte Muskelprotz. Hm. Hoffentlich hatte der nicht wieder irgendein Problem. Ich wollte das mit Nick jetzt wirklich gerne klären. Wir waren hier noch lange nicht fertig und ich würde meinen Freund auch nicht mit einem Das geht dich nichts an oder so entkommen lassen...dieses Mal nicht!
Ich musterte Nick, der mich grade mit seinem ganzen Verhalten leicht aggressiv stimmte. Er hing noch immer am Handy und schien gebannt zu lauschen, während er ganz große Augen bekam. Ich horchte auf.
,,DU BIST SO EIN VOLLIDIOT, VERDAMMT!", brüllte Nick plötzlich in einer Lautstärke, die mich völlig zusammen schrecken ließ. Verwirrt flogen abermals die Blicke der anderen Gäste zu uns und ich starrte Nick an. Was war jetzt wieder los? Dass Derek ein Vollidiot war, fiel ihm doch nicht jetzt erst auf, oder?
,,Ja, ich...ruf einen Krankenwagen, du hirnloser Arsch! Ich komme mit Franzi direkt dahin...", herrschte Nick jetzt ins Handy und wies mich mit der Hand an, unser Geschirr fortzubringen, dann zerrte er einige Scheine aus der Geldbörse, die er mir übergab. Stumm folgte ich seinen Anweisungen und zahlte schnell bei der Barista, die mir einen fast mitleidigen Blick schenkte.
Ich schluckte. Das mit dem Krankenwagen klang nicht gut. Ein ganz mieses Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, als ich Nick beobachtet, der wirklich nervös zu werden schien. Was war da bloß los? Wenn Derek ihn anrief und Nick verlangte, dass er einen Krankenwagen bestellte und mein Freund mich mit zum Krankenhaus nehmen wollte, so war es unwahrscheinlich, dass es sich bei dem Verletzten um Derek handelte. Und der einzige, der mir einfiel und der Zeit mit Derek verbrachte, war Harry.
Ich betete inständig, dass meinem besten Freund nichts zugestoßen war. Dass er nicht abermals eine sehr schwere Panikattacke erlitten hatte und dass Derek nicht deshalb einen Krankenwagen rufen musste. Andererseits...vielleicht wäre das doch eine bessere Option als die, die mir sonst noch einfiel. Nämlich, dass Harry einen seiner ,,Unfälle" gehabt hatte. Sollte das der Fall sein, stellte sich aber die Frage, warum Nick so...naja, resigniert reagiert hatte.
,,Wir sind auf dem Weg, keine Sorge, ich regle das. Einfach das Maul halten, klar?!", motzte mein Freund nun ins Handy, bevor er auflegte. Durcheinander richtete er seine Frisur, dann sprang auch Nick von seinem Platz auf, um in seine Jacke zu schlüpfen. Ich folgte ihm mit den Augen.
,,Harry hatte einen Unfall, Franzi. Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, wir sollten uns auf den Weg machen.", erklärte mein Freund mir hastig.
Ich starrte ihn nur an. Einen Unfall also. Meiner Theorie nach müsste der jetzt mit Derek zu tun haben. Aber Nicks Reaktion erschloss sich mir ebenso wenig wie die Tatsache, dass Derek meinen Freund anrief, um ihn offensichtlich zu fragen, was nun zu tun sei. Sonst hätte Nick keinen Krankenwagen vorgeschlagen. Aber weshalb sollte Derek Harrys Bruder davon erzählen, dass er diesen verletzt hatte? Das machte gar keinen Sinn.
Ich seufzte und warf mir schnell eine Jacke über, um meinem Freund zu folgen. Ich verstand hier ja doch nichts. Und jetzt zählte erstmal Harry und dass wir in zügig erreichten. Alles andere war nebensächlich, zumindest für den Moment.
Ich konnte Nick nur hinterher stolpern, als dieser sich auf den Weg zur U-Bahn machte. Mein Kopf drehte sich wie wild und die Worte Harry, Unfall und Derek bildeten den Grundgedanken jeder meiner Überlegungen. Scheiße. Da musste was vorgefallen sein, ganz bestimmt.
Ich spürte die Tränen in meinen Augen, als ich an meinen besten Freund dachte, dem es schrecklich gehen musste. Ich versuchte, mich im Griff zu halten. Es brachte niemandem etwas, wenn ich jetzt hier losheulte.
In dieser Sekunde fiel mir ein, dass die anderen informiert werden mussten. Sie sollten auch zum Krankenhaus kommen, ich wollte nicht, dass Harry alleine mit Derek, Nick und mir sein musste. Er brauchte die anderen.
Im Gehen zog ich mein Handy hervor und wählte Nialls Nummer.
,,Franzi? Wa'n los?", meldete der sich ziemlich undeutlich am anderen Ende und ich hörte einige Schmatzer durch den Lautsprecher hallen. Allerdings konnte ich nicht den nötigen Humor aufbringen, um die Augen zu verdrehen. Dazu war die Situation zu ernst.
,,Harry ist auf dem Weg zum Krankenhaus.", keuchte ich also im Rennen in den Hörer und bemerkte Nicks fragenden Seitenblick kaum, als Niall wieder ins Handy brüllte.
,,Bitte was?!"
,,Er hatte wohl einen Unfall. Ihr müsst sofort hinfahren!", wiederholte ich und stolperte die Stufen in den Untergrund hinunter, um Nick zu folgen. Niall am anderen Ende wirkte ernsthaft geschockt - wer konnte es ihm verdenken - aber er verstand schnell.
,,Klar. Wir sind auf dem Weg!", brüllte der Ire und hatte schon aufgelegt.
Ich steckte das Handy ein und trat zu Nick an die Gleise.
Eine einzige Träne rollte meine Wange hinab und ich wollte eigentlich nur eins: Harry in den Arm nehmen und ihn vor all der Kacke in seinem Leben beschützen.
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Glaubt ihr, Nick hat recht mit seinem Prinzip und seinem kühlen Verhalten?
Und was ist Haz wohl zugestoßen...?
Warum hat Derek zuerst Nick angerufen?
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