62. Der Kampf gegen den Egoismus
Next one :)
Viel Spaß damit! Hab euch lieb!
And I'm bleeding in Love
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Pov Louis
Natürlich hatte ich Harry die Schule verlassen sehen.
Ich lauschte seit einer Stunde meinem von sich selbst überzeugten Musiklehrer, der mir irgendetwas über Intervalle beibringen wollte und offensichtlich daran scheiterte. Ich langweilte mich zu Tode und somit war es kein Wunder, dass ich seit Beginn der Stunde aus dem Fenster starrte und mit meinen Gedanken durch Raum und Zeit wanderte. Ich sah nicht wirklich etwas von dem, was draußen vor den Scheiben geschah und die Stimme meines Lehrers drang kaum zu mir durch, aber als ich Harrys vertrauten Lockenkopf aus der Tür auf die Straße treten sah, war ich schlagartig hellwach.
Ich blinzelte verwirrte und rückte ein Stück näher ans Fenster heran, um einen besseren Blick zu haben. Es war tatsächlich Harry, der da seinen Chemieunterricht schwänzte. Seit wann tat er das? Oder ging es ihm nicht gut? Ich runzelte die Stirn und warf unter dem Tisch einen Blick auf mein Handy. Er hatte mir nicht geschrieben, dass er nach Hause gehen würde und auch der Gruppenchat der WG blieb still. Wie wollte er durch London kommen, wenn er krank war? Mit der Bahn?
Ich beobachtete, wie Harry sein Handy zog und offensichtlich ein minimal kurzes Telefonat führte. Ich biss mir auf die Lippe, als mir einfiel, wer Harry noch abholen könnte. Meines Wissens nach hatte Derek den Nachmittag frei. Es erschien nur logisch, dass Haz seinen Freund anrief, so wenig mir das auch zusagte.
Ich behielt allerdings recht. Wenige Minuten später, in denen komischerweise nervös Haz vor dem Schulgebäude auf und ab getigert war, hielt Dereks Luxusmobil am Gehweg. Ich verabscheute dieses Auto. Das schwarz glänzende Metal bewies nur, wie reich dieser Typ war und wie wenig ich ihm in dieser Hinsicht das Wasser reichen konnte. Ich grummelte leise.
Noch mehr verabscheute ich aber den Fahrer des Wagens, der natürlich ganz lässig ausstieg, seine Lederjacke zurecht zog und meinen besten Freund mit einem leidenschaftlich Kuss begrüßte. Seine Hände wanderten automatisch zu Harrys Hüften und drückten den Lockenkopf näher an seinen Körper. Ich wandte für eine Sekunde den Blick ab. Das konnte ich mir nicht ansehen. Was fand Harry nur an diesem idioten? Selbst aus dieser Entfernung wirkte der rein optische Unterschied zwischen Haz und Derek unüberwindbar und mit ihrem Charakter wollte ich gar nicht anfangen. Ich schüttelte den Kopf. Gegensätze zogen sich ja bekanntlich an...auch, wenn mir das gar nicht in den Kram passte.
Die zwei setzten sich in Bewegung, um in Dereks Wagen zu steigen. Ich konnte Harrys Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber seine Nervosität war die ganze Zeit des Wartens über durch seine Rastlosigkeit deutlich geworden und auch jetzt schien seine Haltung angespannt. Vielleicht täuschte ich mich auch, denn wieso sollte mein bester Freund so aufgeregt sein, wenn Derek ihn abholte? Oder ging es ihm nicht gut und er hatte Schmerzen? Ich runzelte die Stirn.
Das Paar erreichte das hässliche Fahrzeug. Wenigstens hielt der Angeber Haz die Beifahrertür auf, bevor er sich selbst hinters Lenkrad klemmte. Sekunden später war keine Spur mehr von Harry, dem Auto oder Derk zu sehen. Ich blinzelte und seufzte leise. Mein bester Freund würde nicht vor heute Abend in die WG zurückkehren und irgendwie breitete sich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch aus, als ich diesen Gedanken weiterverfolgte. Wie ein Eisige Faust, die sich langsam darum zusammenzog und mir schwer im Magen lag.
Sicher, noch vor ein paar Tagen hatte ich die irrsinnige Theorie, Derek könnte für einige von Harry Unfällen oder für seine schlechte gesundheitliche Verfassung wenn er von ihm Heim kam, verantwortlich sein, von mir gewiesen und verworfen. Aber ich hatte auch festgestellt, dass ich weder Nick noch Derek wirklich kannte. Sie waren Fremde für mich und ich war längst an dem Punkt, an dem ich dem aggressiven Muskelprotz zutrauen alles würde. Klar, grade mit dem Kuss hatte er mal wieder seine Liebe zu Haz visualisiert und ich war mir sicher, dass Derek nahezu genauso vernarrt in Harry war, wie ich selbst. Seine Blicke, die voller Stolz und Glück auf meinem besten Freund lagen, wann immer sie sich sahen, sein Beschützerinstinkt, seine fast schon gruselige Angewohnheit, ständig über Harrys Handlungen informiert sein zu müssen...er würde alles für Haz tun. Aber bestand nicht auch die winzige Möglichkeit, dass er für Harrys gebrochenen Handgelenke und die Blutergüsse verantwortlich war? Physisch stand das außer Frage.
Ich seufzte tief und erschauderte vor mir selbst. Beschuldigte ich hier grade wirklich meinen ehemaligen Kumpel, seinen wundervollen Freund zu verletzten? Vollkommen sinnlos und gegen jede Vernunft? So tief war ich also gesunken. War das alles nur ein Gespinst, dass ich mir ausdachte, weil ich Derek hasste und Harry für mich wollte? Weil ich verdammt egoistisch war, weil ich diese Beziehung hasste und eifersüchtig war? Oder war doch etwas an der Geschichte dran?
Mein Magen schmerzte jetzt wirklich.
Ich ballte meine Hand zu Faust. Keine Ahnung, ob ich nur fantasierte, ich brauchte eine zweite Meinung. Und dafür kam nur Liam in Frage. Er war der einzige, dem ich nicht zutraute, dass er mich auslachen würde. Ich grummelt leise. Also war die Sache beschlossen. Ich musste Liams Gedanken hören. Aber zuallererst musste ich Haz fragen, wie es ihm ging. Ob er für Derek geschwänzt hatte - was ich ihm kaum abnehmen würde - oder ob er wirklich nicht ganz gesund war.
Vorsichtig zog ich erneut mein Handy aus der Tasche und platzierte mich so, dass der Lehrer es nicht sehen konnte. Obwohl, der würde wahrscheinlich in seiner leidenschaftlichen Aufregung über Musiktheorie nicht mal etwas mitbekommen, wenn ich mich lauthals wegen dem Wlan beklagen würde.
Hey Haz, ich hab dich gehen sehen. Alles klar? Soll ich dich später abholen? :)
Ich schickte die Nachricht ab und wartete, bis sie angekommen war. Dann schaltete ich das Gerät auf Vibration und steckte es in die Hosentasche. Bis ich eine Antwort bekommen würde, wollte ich wenigstens so tun, als fände ich Töne und deren Eigenschaften schrecklich interessant, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich hier derjenige war, der krank im Bett liegen sollte. Mein Magen rumorte, als wüsste er etwas, das ich nicht wusste.
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,,Was willst du, Louis? Salami oder was anderes?", erkundigte sich Niall bei mir uns riss mich damit aus meinen wirren Gedanken.
,,Salami.", antwortete ich reflexartig und seufzte im nächsten Moment. Mein Magen spielte noch immer verrückt. Hoffentlich würde ich die Pizza überhaupt herunter bekommen.
Ich grummelte leise und beobachtete, wie Niall meine Bestellung an Nils weiter gab, der am Telefon hing und uns allen Fast Food besorgte. Liam hatte sich nämlich zu meiner Enttäuschung rar gemacht, weil er einen Kumpel auf der anderen Seite der Stadt besuchen wollte...wer's glaubt. Das war ziemlich sicher der Kerl, den er seit dieser Party traf, ohne ihn uns vorzustellen. Der alte Geheimniskrämer.
Jedenfalls durchkreuzte das meine Pläne eines ausführlichen Gespräches mit ihm und auch das Abendessen mussten wir provisorisch bestellen. Alle unsere guten WG-Köche waren nicht zuhause: Harry war bei Derek, Franzi traf wohl mal wieder Nick und auch Liam war bei seinem Liebhaber...die Liebe brachte uns alle noch um. Vor Hunger. Denn weder ich, noch Niall, Zayn oder Emma und Nils waren in der Lage, ein vernünftiges Essen zuzubereiten. Hatten wir schließlich noch nie gemusst. Und bevor wir uns ausversehen gegenseitig vergifteten, hatten wir beschlossen, Pizza zu ordern.
,,Die sind in spätestens einer halben Stunde hier, meinte der Typ.", berichtete Nils jetzt und legte das Telefon zur Seite.
,,Ich werde bis dahin elendig verhungern!", rief Niall aus und ich verdrehte die Augen, als mein Blick auf den Iren fiel. Immer so überdramatisierend. Ich schnaubte leise. Niall war den ganzen Tag verdammt schlecht drauf gewesen und hatte mich mit seiner Trübsinnigkeit beinah in den Wahnsinn getrieben, aber jetzt spielte er wieder das blühende Leben. Jetzt, wo es ums Essen ging. Pizza konnte ihn wohl immer aufheitern. Schön für ihn, bei anderen war das eben nicht so einfach. Nur weil er sich bloß durch den Gedanken ans Essen aus seiner Meisen Laune ziehen konnte, bedeutete das nicht, dass er mich nerven durfte. Ich war nämlich ihm Gegensatz zu ihm nich immer schlecht drauf, weil Haz mir einfach nicht antwortete.
Meine Wut Niall gegenüber stieg irgendwie noch weiter. Konnte der seine Stimmungsschwankungen bitte wo anders ausleben?!
Ich seufzte tief. Ich hatte wohl doch irgendein Problem mit dem Kerl. Und ich wusste, dass das Problem seine Nähe zu Haz war. Albern, aber ja. Ich war wohl auch noch auf den Iren eifersüchtig. Dabei hätte Derek mir gereicht. Verdammt.
,,Was hast du denn jetzt schon wieder, Louis?", motzte Niall auch sofort drauf los, als er meinen genervten Blick auffing. Ich zuckte nur mit den Schultern und verließ wortlos das Zimmer. Ich wusste, dass ich sonst einen Streit anfangen würde und das wollte ich eigentlich vermeiden. Dazu tat mein Magen mir wirklich zu sehr weh. Ich wollte jetzt nur meine Ruhe.
Frustriert riss ich meine Zimmertür auf und schmiss sie hinter mir ins Schloss - Liam war ja nicht da, um mich zu Maßregeln. Müde ließ ich mich rücklings aufs Bett fallen und starrte an die Decke, den fluoreszierenden Stern ignorierend. Ich hatte wirklich keine Lust, jetzt schon wieder an Haz zu denken. Ich schnaubte. Dieser Junge beschäftigte mich einfach viel zu sehr. Aber das war wohl normal, wenn man verliebt war.
Ich seufzte. Verliebt. Ein beschissenes, viel zu kleines Wort, um auszurücken, was in mir vorging, wenn ich Harry ansah. Wenn er lachte. Wenn er bei mir war. Ich konnte nicht beschreiben, was ich fühlte. Ich wusste nur, dass sich meine Welt allein um Harry drehte, dass er mein Leben wärmer und lebenswerter machte und dass ich ihn brauchte. So sehr, dass sich jede Faser meines Körpers nach ihm sehnte, jetzt, wo er bei jemand anderem war. Eifersucht war nicht das Gefühl, was dieses Sehen ausdrückte, die war dagegen gar nichts.
Ich wollte Harry in meiner Nähe haben, so oft es nur ging.
Ein weiterer Seufzer folgte. Es war unsinnig, wie essenziell wichtig mein bester Freund für mich war, aber ich wusste, dass es stimmte. Ohne Haz wäre alles sinnlos. Und ich wollte, dass er wusste, was er mir bedeutete. Aber solange er einen Freund hatte, wäre es verdammt falsch, ihm meine Gefühle zu gestehen. Und außerdem...
Ich machte mir Gedanken, ob ich vielleicht gar nicht der Richtige für Harry war. Immerhin verabscheute ich Derek, weil er aus meiner Sicht zu wenig auf Harrys Bedürfnisse achtete, aber war ich besser? Es gab durchaus Gründe, weshalb der Bonze mal mein Kumpel gewesen war. Uns verbanden einige Parallelen, die sich vielleicht auch in der Liebe zeigten. Würde ich Haz anders behandeln, als Derek es tat? Bei meiner chronischen Eifersucht? Keine Ahnung. Das würde ich wohl nur herausfinden, wenn ich es jemals schaffen würde, Harry für mich zu gewinnen.
Ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals, als ich schluckte. Falls ich das jemals schaffen würde und Derek Harry nicht irgendwann packte, vors Standesamt zog und dann für immer mit ihm verschwand. So würde ich es wahrscheinlich in seiner Position tun. Und das war unheimlich. Aber logisch.
Wenn ich Harry wirklich längst für immer verloren haben sollte, dann musste ich wenigstens dafür sorgen, dass es ihm gut ging. Und das betraf sowohl mein Misstrauen gegenüber Derek als auch seine Panikattacken. Ich wusste, dass mein bester Freund eine Maske trug, sich verstellte und all die Panik in sich versteckte. Er spielte mir vor, was ich sehen wollte, und das war der Grund dafür, wieso ich mir nie die Mühe gemacht hatte, näher hinzusehen. Ich wollte, dass mein Haz glücklich war, also zeigte er es mir. Aber jemand, der in Panik verfiel, nur weil ich hatte helfen wollen und ihm dabei zu nahe gekommen war, konnte nicht gesund sein. Irgendetwas musste ihm schreckliche Angst einjagen, wenn ich der unwissentliche Auslöser solcher Anfälle sein konnte, ohne es zu wollen. Und auch Nick hatte eine Attacke bei Haz ausgelöst, das wusste ich seit dem Weihnachtsmarktbummel. Was also waren seine Trigger? Was war der auslösende Grund hinter seinen Panikattacken? Brauchte Harry vielleicht sogar professionelle Hilfe?
Ich spürte die Tränen in mir aufsteigen. Ein Zittern durchlief meinen Körper, als mir bewusst wurde, wie es wirklich um Haz stand. Ich hatte seine Situation bisher immer auf mich bezogen, angenommen, dass ich als bester Freund versagt und ihn an dieses Versteckspiel verloren hatte. Und vielleicht war das wirklich so, aber eigentlich war es nur nebensächlich. Immerhin litt Harry offensichtlich. Und das allein. Ohne sich jemandem anzuvertrauen. Und das betraf grade nur die Panikattacken, die er seit Jahren ohne Hilfe bekämpfte. Sollte Derek ihn auch noch in einer wirklich gefährlichen Beziehung festhalten, dann sah Haz Leben deutlich schwärzer aus, als ich angenommen hatte. Denn vielleicht war dieses Arschloch auch der Grund für Harrys Panik.
Ich ballte die Hände zu Fäusten und drückte sie gegen meine Augen. Vor meinen geschlossenen Lidern tanzten rote Flecken auf schwarzem Grund und ich schluckte ein weiteres Mal, um die Tränen zu verdrängen. Ich war egoistisch genug gewesen, schwelgte hier im Selbstmitleid, weil mein bester Freund mir nicht vertraute und ertrank im Liebeskummer, während er selbst mit Panikattacken und einem eventuell gewalttätigen Freund kämpfte. Was war ich nur für eine Person? Hatte ich nicht geschworen, immer für Harry dazu sein? Ich hatte es versprochen, genauso wie er es mir mit dem blöden Stern da oben an der Decke erklärt hatte: Er passt auf dich auf, wenn ich grade nicht da bin. Ja, aber Harry war immer für mich da gewesen, selbst als er frisch mit Derek zusammen war hatte er mich kaum richtig vernachlässigt, wie es normal gewesen wäre. Und ich? Ich beschäftigte mich seit Jahren mit nichts anderem mehr, als mit der Tatsache, was Harry mir bedeutete und wie weh es doch tat, ihn mit jemand anderem zu sehen. Aber hatte ich nur einmal daran gedacht, wie es Haz in dieser Beziehung ging? Wie es ihm ging, als sein Bruder vom einen auf den anderen Tag fort gewesen war?
Nein. Ich hatte nichts von Harrys Ängsten und seinen Panikattacken mitbekommen. Ich war zu egoistisch gewesen.
Und ich war es jetzt noch. Denn. Das einzige, was ich wollte, war, dass Harry jetzt hier bei mir wäre und mich in den Arm nehmen würde. Dass er mir erzählte, dass Derek gut zu ihm war und dass diese Panik längst Geschichte war. Ich wollte, dass er mich anlog, damit ich mir keine Sorgen machen und doch wieder in meinem eigenen Elend verschwinden konnte.
Eine Träne schaffte es, trotz meiner zusammen gekniffenen Augen meine Wange hinabzurollen. Langsam bahnte sich der salzige Tropfen seinen Weg mein Gesicht entlang und hinterließ eine nasse Spur der Verzweiflung.
Was sollte ich nur tun, um Harry gerecht zu werden?
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Mein Tag wurde immer schlimmer.
Es erschien mir kaum möglich, meine schrecklichen Gefühle noch weiter in die Tiefe zu stürzen, aber ich hatte mich getäuscht. Schlimmer geht eben immer.
Das realisierte ich, als Niall die Tür aufriss und in mein Zimmer stürmte, während ich wie ein Häufchen Elend zusammengerollt auf meinem Bett lag und herzzerreißend schluchzte, weil ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Irgendwie war alles verschwommen und ich hatte keine Ahnung, ob ich wieder aus egoistischen Gründen oder tatsächlich wegen Harrys vielleicht gar nicht existierendem Wohlergehen heulte. Ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Und dann stand da plötzlich der blonde Ire und starrte mich an, als sei ich ein Geist.
,,Louis...heulst du?"
Nein, natürlich nicht. Ich kugelte mich grade vor Lachen, war doch offensichtlich. Blödmann.
,,Hey ähm...was ist los, Kumpel?", fragte Niall verwirrt und kam einen Schritt näher, was mich dazu veranlasste, mich hektisch aufzurichten und mir einmal über das Gesicht zu fahren. Die Tränenspuren auf meinem Gesicht rieb ich hastig so gut wie möglich fort und räusperte mich dann.
,,Nichts, Niall. Gar nichts. Lass mich raten, die Pizza ist da?", knurrte ich und verbot mir jeden Gedanken Richtung Harry, während ich dem Iren einen bösen Blick zuwarf. Dieses Weichei zuckte zusammen, als meine Augen seine trafen.
,,Ja...aber Louis...kann ich dir irgendwie helfen?", stammelte Niall und kratze sich nervös im Nacken. Ihm musste das wahrscheinlich genauso unangenehm sein wie mir, aber ich hatte nur geringfügig Mitleid mit dem Blonden. Ich schnaubte also leise und antwortete:
,,Ja, kannst du tatsächlich."
,,Ja? Okay, was kann ich tun?", sagte Niall hektisch und nickte eifrig mit dem Kopf. Ich grinste ihn dunkel an.
,,Erzähl das hier keinem, klar? Und halt dich gefälligst von Harry fern, wo du doch nichts von ihm willst!", knurrte ich und sprang auf, um fluchtartig mein Zimmer zu verlassen. Ich hörte Niall hinter mir verwirrt nach Luft schnappen und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich war mir sicher, dass er die Schnauze halten und jetzt mit Sicherheit auch mal dadrüber nachdenken würde, was ich über Haz gesagt hatte. Wenn er wirklich nicht auf ihn stand, würde er jetzt Abstand nehmen, um es mir zu beweisen. Besser für mich. Sollte er allerdings auf Haz stehen, wusste er jetzt, dass ich eifersüchtig war.
Ein scharfer Schmerz durchfuhr mein Herz, als mir klar wurde, was ich grade schon wieder getan hatte. Ich hatte egoistisch und zu meinem eigenen Vorteil gehandelt. Niall gegenüber war mir das nahezu egal, aber Harry und der Ire waren enge Freunde. Wenn ich jetzt ihre Freundschaft sabotiert und Haz damit verletzt hatte, nur um meine Eifersucht auszuleben....ich blieb im Hausflur stehen und ballte die rechte Hand zur Faust. Verdammter Mist! Wieso war das schon wieder passiert? Wieso konnte ich nicht einmal weniger Derek und damit umsichtiger sein?
In meinem Hals bildete sich schon wieder ein Kloß und ich spürte das Wasser in meinen Augen.
Ich schluckte und setzte mich wieder in Bewegung, immer dem Pizzengeruch entgegen. Ich wollte nicht noch mehr in Selbstmitleid eingehen und hier einen Zusammenbruch erleiden. Ich war schließlich kein Baby. Ich musste an mir arbeiten, definitiv. Und das ging wohl kaum, wenn ich mich in einer Ecke verkroch. Entschlossen trat ich ins Wohnzimmer.
Auf dem Esstisch stapelten sich die Pizzakatons und einige Flaschen Bier. Zayn hatte längst Platz genommen, ebenso wie Nils, der gierig auf das Essen starrte, während sich Emma in der Küche ein Glas Saft eingoss. Ich griff nach einem Bier und setzte mich neben den verfressenen Bruder von Franzi. Im selben Moment trat auch Niall ins Zimmer und warf mir einen undeutlichen Blick zu, bevor er sich ebenfalls eine Flasche Bier griff. Ich hob eine Augenbraue, Niall war sonst ehr weniger der Typ für Alkohol in dieser From. Aber gut. Nicht mein Problem.
Emma setzte sich und schenkte uns allen einen freundlichen Blick, bevor ihr Freund sich seine Pizza griff und begann, wie ein Schwein zu fressen. Ich zog meinen Karton zu mir herüber. Mein Magen schmerzte noch immer ein wenig, aber ich beschloss, trotzdem ein paar Bissen zu verdrücken. Die Pizza duftete verführerisch und ich wollte sie wenigstens probieren, auch wenn mein Magen noch immer der Meinung war, das etwas ganz und gar nicht stimmte.
Nialls klingelndes Handy durchbrach die gefräßige Stille am Tisch.
Der Ire zog das Gerät aus der Tasche und nahm den Anruf entgegen. Ich seufzte. Liam hatte jetzt etwas wie Keine Handys am Tisch gesagt. Tja Liam...Kaum ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
,,Franzi? Wa'n los?", nuschelte Niall mit vollem Mund und ich verdrehte angewidert die Augen. Manieren waren für den auch ein Fremdwort.
Der Ire lauschte Franzi am anderen Ende und ich schnitt mir ein Stück Piazza zurück, um es in den Mund zu stecken. Dem fettigen Leckerbissen konnte ich auch mit Bauchschmerzen nicht widerstehen, das war einfach nur absolut unmöglich. Selbst wenn ich nachher kotzen müsste, wenigstens ein Teil dieser Salamipizza gehörte in meinen Magen.
,,Bitte was?!", stieß Niall plötzlich so laut und schrill aus, dass ich erschrocken zusammenzuckte und mir das Stück Pizza aus der Hand rutschte. Es klatschte zurück in den Karton und ich war dem Blonden einen entnervten Blick zu. Was hatte der denn jetzt?!
,,Klar. Wir sind auf dem Weg!", brüllte Niall mit sich überschlagender Stimme in sein Handy und legte dann auf. Sein Blick verriet seine pure Panik und Verunsicherung, was meine Verwirrung steigerte. Konnte der bitte mal mit der Sprach rausrücken?!
Wir starrten ihn an. Er starrte uns an. Die Stille war nahezu unerträglich, bis Niall endlich den Mund öffnete, um zu antworten.
,,Harry ist im Krankenhaus."
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Ich liebe Cliffhanger, ihr auch?
Was haltet ihr von Louis scheinbarem Egoismus ?
Und was macht Harry im Krankenhaus?
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