57. Das Mädchenklo im ersten Stock samt Salamibrot
So, weiter geht's.
Ich wollte mal fragen, wie lang ihr die Kapitel im Schnitt haben mögt? Kurzes Feedback :)
Das Kapitel ist ein bisschen schwach.
Hab euch lieb, danke für alles!
Wanna save your heart tonight
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Pov Franzi
,,Ich kann nicht, Liam, ich kann nicht!"
Mal wieder war es Nialls Stimme, die mich aus dem Schlaf riss. Dieser Ire brachte mich echt um meinen schwer nötigen Schönheitsschlaf! Konnte der nicht einmal die Fresse halten?!
,,Niall, das ist albern, steh jetzt auf!", erklang Liams genervtes Stöhnen aus der Richtung von Nialls Zimmer. Unser WG Daddy schien mit einer Geduld am Ende, was an ein Wunder grenzte - besonders, da die Sonne noch nicht mal vollständig am Himmel stand.
Schwerfällig rollte ich mich auf die Seite und hob genervt die Augenlider ein Stück, um einen vorsichtigen Blick zu wagen. Wie erwartet war mein Zimmer abgedunkelt und unaufgeräumt wie immer. So ein Mist. Da musste ich mich ehrlich mal drum kümmern.
Müde starrte ich den Wecker an. Oh je, ich war zu spät aufgewacht. Vielleicht war Nialls Gebrüll ja doch etwas Positives - von einem angepissten Liam wollte ich mich nicht wecken lassen.
So schnell wie es mit meinen schweren Gliedern eben möglich war, rollte ich Richtung Bettkante und schwang probeweise ein Bein aus dem kuschligen Nest. Ein eiskalter Luftzug traf meine Haut und ließ mich augenblicklich zittern. Scheiße, war das kalt! Funktionierte die doofe Heizung eigentlich nie vernünftig?
Grummelnd schob ich die warme Decke von meinem Körper und richtete mich vollständig auf.
Eine Gänsehaut erfasste mich und ich sehnte mir die gemütliche Wärme und Geborgenheit meines Bettes zurück.
Sehnsüchtig blieb ich noch einen Moment sitzen, dann hievte ich mich auf die Beine.
Schule war eben doch Pflicht.
Müde und mit von Schlaf verklebten Augen fuhr ich mir einmal durch die verworrenen Haare, dann begann ich den Parcourlauf durch mein Zimmer bis zu Tür. Dabei trat ich auf drei Stifte, eine Jeans und ein halb aufgegessenes Sandwich - was wirklich widerlich war.
Diese Erfahrung verdrängend und die Majonäse von meinen Zehen schrubbend stand wenig später unter der Dusche, die ich nur eine Sekunde vor Louis erreicht und deshalb gewonnen hatte. Jetzt stand der Matrose mit Sicherheit wütend vor der Tür, aber das war mir herzlich egal.
Viel lauter drangen Nialls Klagerufe an mein Ohr. Der Ire jammerte, seit ich durch ihn aufgeweckt worden war, über Bauchschmerzen, die so schrecklich waren, dass er sich nicht bewegen konnte. Mein alter Kumpel musste sich bei seinem Geschrei vor Schmerzen im Bett winden und war war wahrscheinlich schon halbtot - oder er simulierte.
,,Liam, jetzt hol mir diese Wärmflasche, ich ertrage das nicht mehr!", kreischte er jetzt.
Ich konnte Liam quasi vor mir sehen, wie er mit verschränkten Armen und skeptischem Blick neben Nialls Krankenbett stehen musste. Ich war mir sicher, dass er dem Kobold nicht abnahm, dass dieser grade elendig an Bauchschmerzen starb. Wie wahrscheinlich niemand von uns. Obwohl, ich hörte Harry in der Küche kramen - vermutlich suchte er die vermaledeite Wärmflasche, um Niall zu retten. Das war ja süß von ihm, aber auch unglaublich leichtgläubig und naiv. Als würde Niall noch so Jammern, wenn er wirklich solche Schmerzen hätte!
,,Liam, ich flehe dich an!", gab Niall mit einem erstickten Schrei zum Besten.
,,Niall...wo tut es denn weh?"
,,Im Mathetest, den er heute schreibt!", brüllte Louis von vor der Badezimmertür aus. Ich zuckte zusammen. Der war ja auch noch da, huch. Ich sollte wohl langsam mal das Bad räumen.
,,Schreibst du heute Mathe, Nialler?", hörte ich jetzt Liam Fragen und sah seinen missbilligenden Blick vor meinem inneren Auge. Oh je, der Teddybär klang wirklich angepisst.
Ich stieg aus der Dusche, wickelte ein Handtuch um meinen Körper und griff nach einem Föhn, der nicht meiner war, bevor ich das Bad verließ. Louis glotzte mich zwar reichlich dämlich an und wurde rot, als ich auf nackten Füßen an ihm vorbei stiefelte, aber das hätte mich kaum weniger jucken können. Erstens war er eh schwul und zweitens interessierte es mich nicht die Bohne, was der griesgrämige Matrose von mir hielt. Also grinste ich ihn frech an und verschwand in meinem Zimmer.
,,Vielleicht?", kam da Nialls vorsichtige Antwort zu Liams vorheriger Frage. Blödmann. Jetzt wusste Liam doch, dass er sich nur drücken wollte.
,,Aber ich hab ehrlich Bauchschmerzen! Au!", beteuerte er zusätzlich. Zu spät, Nialler, zu spät. Jetzt nahm unser absolut oberkorrekter Liam dir das nicht mehr ab, Dummkopf!
Ich schlüpfte in meine bescheuerte Uniform.
,,Hör auf mit dem Theater, Niall! Steh jetzt auf und zieh dich an, wir starten erst in zehn Minuten, das schaffst du!", herrschte dieser Niall jetzt auch beleidigt über die Lüge an und ich hörte ihn mit wütenden Schritten das Zimmer des Iren verlassen. Tja, verkackt würde ich mal sagen.
Grinsend und endlich fertig angezogen und gebürstet schaltete ich den Föhn ein. Ich wollte jetzt nicht in Nialls Haut stecken. Wenn Liam sauer auf einen war, fühlte sich das richtig mies an, als hätte man einen Welpen getreten oder so. Und nachtragend war er auch noch. Schadenfroh blies ich mir die warme Luft des Föhns um die Ohren. Niall würde einen unangenehmen Tag haben.
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Wenig später marschierte ich mit dem Rest meiner Freunde ins Atrium.
Niall zeigte eine bedrückte Mine, der Mathetest lag ihm scheinbar wirklich schwer im Magen und auch Harrys kurze Einführung in die Welt der mathematischen Oberstufe auf dem Weg hierher schien ihm nicht wirklich geholfen zu haben. Irgendwie empfand ich doch Mitleid mit dem Iren. Mathe hatte keiner verdient, auch nicht, wenn er Liam anlog. Der übrigens noch immer beleidigt war.
Gemeinsam mit den anderen bahnte ich mir einen Weg durch die Menge an Schülern, die sich wie jeden Morgen bei den Spinden aufhielten. Die meisten waren laut, lachten mit Freunden und nutzten die letzte Gelegenheit, ihr Handy anzustarren. Ich seufzte genervt, als ich vor mir die Traube an Leuten um Nick und Derek wahrnahm.
Sicher, ich wusste, dass meine WG zu den beliebteren Schülern an der Schule zählte, aber wir wurden höchstens mal beobachtet oder alle paar Meter gegrüßt, was an Harrys allumfassenden Charme lag, aber wir waren nicht ständig von diesen hirnverbrannten Anbetern umgeben.
Nick dagegen schon. Viele Mädchen meines Jahrgangs und jünger schmissen sich ordentlich an ihn an - und das allein wegen seinem tatsächlich perfekten Aussehen und der Tatsache, dass er in Amerika gewesen war. Er war schlichtweg interessant und eine gute Partie. Ich fühlte die Wut in meinen Adern kochen, wenn ich nur daran dachte. Mir bedeutete Nick wirklich etwas. Ich liebte ihn und er liebte mich. Das war Grundlage einer Beziehung, nicht dieses dämliche Attraktiv-finden und Hinterherlaufen.
Deshalb nervte mich dieses widerliche Gefühl der Eifersucht in meinem Magen auch so ungemein.
Ich hatte keinen Grund, eifersüchtig oder sauer zu sein, die alle waren nicht das, was Nick suchte: Liebe. Also sollte ich mich auch nicht so schlecht fühlen, wenn eine von ihnen meinem Freund zu nah kam. Tat ich aber. Scheiße.
So genau wollte ich dieses saure Gefühl der Eifersucht nie kennenlernen. Es tat einfach weh.
Als Nick sich allerdings mit einem warmen Lächeln im Gesicht zu mir umdrehte und die Arme öffnete, verschwand das unangenehm drückende Gefühl und machte Platz für die unendliche Wärme und das Kribbeln in meinem Magen. Die Gefühle, die ich für Nick empfand, waren noch immer so ungewohnt und komisch für mich, aber ich merkte, dass ich sie mochte: diese ganze Verliebtsein-Kiste war nicht so schrecklich und kompliziert, wie ich immer gedacht hatte. Meistens war sie schön.
So, wie jetzt.
,,Guten Morgen, Love.", hauchte Nick mir ins Ohr und zog mich an sich, um seine Nase in meinen glücklicherweise frisch gewaschenen Haaren zu vergraben.
Ich drückte mich an meinen Freund und sog seinen minzigen Duft in mich auf.
,,Hey."
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich den alltäglichen Begrüßungskuss zwischen Hazzy und Derek, dann legte Nick einen Arm um meine Taille und lächelte mich von der Seite an. Er beugte sich ein Stück vor, um mir etwas zu zu flüstern.
,,Wollen wir heute Nachmittag was Schönes unternehmen? Nur wir zwei?"
Ich grinste und das Glück fuhr in Wellen durch meinen Körper, als ich Nicks Worte hörte. Er wollte Zeit mit mir verbringen! Die Schmetterlinge in meinem Magen tanzten mal wieder wild durcheinander und ich lehnte mich gegen meinen Freund, der mich nervös musterte. Wie unsicher er immer noch war!
,,Kar, ich freu mich. Schwebt dir schon was vor Augen?", antwortete ich also gespielt gleichgültig und sah, wie Nicks Schultern erleichtert an Spannung verloren. Der Grünäugige strahlte mich glücklich an und mein Herz machte gleich den nächsten Hüpfer. Verdammt, dieser Typ spielte echt mit meiner Gesundheit!
,,Ich dachte da an ein kleines Picknick im Park? Mit Schokolade, Sandwiches und so viel Süßkram, wie irgendwie möglich?", schlug er zwinkernd vor.
Ich lachte laut.
,,Nick...wir haben Januar. Das weißt du, ja?", kicherte ich.
,,Na und? Picknicken kann man immer! Das ist reines Lebenselixier!", entrüstete sich Nick lachend und zwickte mir in die Seite. Er drückte mich an sich.
,,Das wird schön, du wirst sehen. Lach mich nicht aus!", beschwerte er sich. Ich lachte zwar nur noch mehr, stellte mich aber auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
,,ich liebe dich."
,,Ich dich auch."
,,Habt ihr's dann?!", unterbrach Louis genervte Stimme den wundervollen Moment, aber ich war ihm nicht böse. Dazu schwamm zu viel flüssiges Glück und Liebe durch meine Adern. Ich grinste. Dann hauchte ich einen letzten Kuss auf Nicks Lippen und folgte Louis, mit dem ich jetzt gemeinsam im Bio-Mischkurs leiden würde.
Nicht mal der Griesgram würde mir jetzt die Laune verderben können.
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Dafür schaffte es aber jemand ganz anderes, unerwartet meine gute Laune über den Haufen zu werfen.
Und nein, es war nicht mein bescheuerter Mathelehrer, der uns einen Stapel an Aufgaben auf die Tische donnerte und behauptete, das sei alles wichtig für die nächste Klausur.
Obwohl, der hatte es doch effektiv geschafft, mich in ein Loch der Verzweiflung zu stoßen. Wie zur Hölle sollte ich den ganzen Scheiß denn auch bis nächsten Monat draufhaben?! Das war unmöglicher als Leben auf der Sonne!
Dementsprechend genervt saß ich wenig später neben Niall im Physikunterricht und zweifelte an der Existenz seines Gehirns.
Nachdem er den Mathetest offensichtlich verkackt hatte, war er so schlecht draufgewesen, dass er in einer Fressattacke versunken war. Dann hatte er es geschafft, sein Sandwich mitten im Kursraum zu verlieren - einem der Fachräume, in dem nicht gegessen werden durfte - und jetzt lag es zwischen der zweiten und dritten Reihe. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Lehrer es entdecken und ausrasten würde. Wahrscheinlich müsste Niall dann nachsitzen. Was ihm auch bewusst war, denn er gab sich seit Beginn der Stunde alle Mühe, mit dem Fuß das Brot zu angeln. Bisher ohne Erfolg.
,,Jetzt hilf mir doch mal!", zischte der Ire, der schon längst vor Aufregung ganz rot im Gesicht war. Ein schlechter Mathetest und drohendes Nachsitzen war wohl zu viel Druck an einem Tag.
,,Damit ich dann Nachsitzen muss? Spinnst du?", zischte ich zurück und erntete ein angespanntes Augenrollen. Irgendwie tat mir der Blonde ja doch leid. Ich seufzte und hob die Hand.
,,Dürfte ich kurz zur Toilette gehen?", fragte ich den Lehrer und Niall warf mir einen ungläubigen Blick zu. Tja, der würde ja noch sehen.
Der Lehrer nickte und ich sprang scheinbar erleichtert auf, um mich in Richtung Tür zu begeben, als ich natürlich ganz ausversehen plötzlich über einen der Rucksäcke stolperte, die vor der dritten Reihe auf den Boden standen. Strauchelnd ging ich zu Boden und fluchte extra laut, während ich mit der rechten Hand nach Nialls dummen Sandwich griff und es mit einer raschen Bewegung in meiner Jackentasche verschwinden ließ. Ihh, es war ein Salamisandwich. Die Reinigung würde ich definitiv von Niall bezahlen lassen, denn jetzt stank sicher meine ganze Jacke danach.
,,Alles in Ordnung, Franziska?", fragte der Physiklehrer irritiert, als ich nicht mehr zwischen den Reihen auftauchte und ich hörte ihn näher kommen. Schnell zupfte ich meine Jacke zurecht und sprang auf die Füße, bevor er mich erreichte. Mit hochrotem Kopf nickte ich und lachte einmal nervös auf.
,,Klar. Nichts passiert. Jetzt muss ich aber wirklich...", stammelte ich und hastete zur Tür. Wie unsagbar peinlich! Und all das für dem dummen Iren!
Ich drehte mich in der Tür um, um Niall noch einen bösen Blick zuzuwerfen, aber der Kobold starrte grade auf die jetzt leere Stelle, an der bis vor ein paar Sekunden das Sandwich gelegen hatte. Dann wanderte sein Blick zu mir und er entdeckte meine ausgebeulte Jackentasche. Ich konnte förmlich sehen, wie auch diesem Dummkopf ein Licht aufging.
Sein breites Grinsen sagte mir alles und schnell verzog ich mich aus dem Fachraum, bevor ich nochmals angemotzt werden konnte. Nein danke!
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Die Mädchentoilette im ersten Stock war kein schöner Ort.
Wie vermutlich jede Schultoilette besaß diese hier schon lange kein Klopapier mehr, hatte angemalte Wände, die alles von Telefonnummern über Beleidigungen bis zu Partyeinladungen zeigten, und wurde durch die schon lange nicht mehr abschließbaren Klotüren ausgezeichnet. In diesem speziellen Waschraum roch es bestialisch nach Urin, da die Fenster nur vom Hausmeister geöffnet werden konnte, der sich nie hierher verirrte. Außerdem war der Boden chronisch überschwemmt, das Wasser durchweichte jede Sohle, die es wagte, den widerlichen Ort zu betreten. Vielleicht waren es auch Urinpfützen, das konnte man nicht so genau erkennen, es würde aber den Gestank erklären. Einzelne Abtrockentücher für die Hände fanden sich schwimmend auf dem feuchten Boden wieder und klebten an den Fliesen.
Es war einfach nur eklig.
Leider hatte ich das alles nicht gewusst, als ich die Tür zum Mädchenklo aufstieß und einen Schritt hineinmachte. Sofort sogen meine Schuhsohlen das Wasser auf und ein unangenehm lautes Platschen ertönte, was meinen Blick nach unten lenkte. Ich verzog das Gesicht, als eine Woge von Gestank in meine Nase kroch. Ich war froh, dass ich nicht sonderlich empfindlich war. Mir fielen auf Anhieb mindestens drei Leute ein, die jetzt gekotzt hätten. Einer davon war blond und verfressen und saß grade im Physikraum.
Eigentlich wollte ich auf der Ferse kehrt machen, aber dann hörte ich das Schluchzen.
Das weinerliche Schniefen musste aus einer der hinteren Kabinen hier rüber schallen.
Ich stockte und fror in meiner Bewegung ein. Da weinte jemanden und das nicht zu zaghaft. Der Stimme und dem Ort nach zu urteilen ein Mädchen. Ich seufzte. Weggehen war jetzt keine Option mehr, ich war nicht fähig, einen so erbärmlich schluchzenden Menschen an einem Ort wie diesem zurück zu lassen.
,,Hallo?", rief ich leise in den Raum hinein. Das Schniefen brach abrupt ab. Na super. Genial wie immer, Franzi!
,,Darf ich...kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich ergänzend und betete, dass das Mädchen jetzt keinen emotionalen Anfall bekam. Leider konnte ich mit sowas nämlich absolut gar nicht umgehen.
,,Verpiss dich!"
Klare Antwort. Sollte ich vielleicht tun. Aber irgendwoher kam mir die Stimme bekannt vor...sehr bekannt. Ich runzelte die Stirn.
,,Bist du sicher?"
,,Verschwinde! Und wehe, du erzählst es jemandem! Dann kannst du dich auf was gefasst machen!"
Ich sog erschrocken die Luft ein. Jetzt war mir klar, wer da in der letzen Kabine hinten links saß und sich die Augen aus dem Kopf heulte!
,,Julia?!"
Was machte die denn hier?! Ich meine...die Modequeen schlechthin auf ihren ach so tollen Highheels und in ihrer sorgfältig zu kurz gekauften Schuluniform samt farblich passendem Nagellack und Tasche hier, im widerlichsten Raum auf Erden?! Niemand setzte hier freiwillig einen Fuß rein - außer, er war so dumm und unwissend wie ich - und am allerwenigstens sie! Ekelte sie sich denn nicht zu Tode? Und wieso um Himmels Willen weinte die scheinbar perfekte Queen of Highschool überhaupt so schrecklich herzzerreißend?!
Gehässiges Lachen hallte auf der Schultoilette wieder, ein weiteres Schniefen erklang und dann antwortete die Zimtzicke, die vielleicht doch nicht so unnahbar und perfekt wie gedacht war, mir endlich wieder.
,,Ja, Franzi. Julia die Heulsuse. Hast du dich jetzt genug lustig gemacht? Genug Fotos und Audioaufnahmen aufgenommen, um mich vor der ganzen Schule bloßzustellen? Dann verschwinde endlich!"
Für einen Moment war ich sprachlos. Was sie da sagte klang ehr nach etwas, das sie tun würde, nicht nach etwas, das ich für lustig halten würde. Aber scheinbar ging sie fest davon aus, dass ich genauso fies wie sie war. Na herzlichen Dank! Nicht jeder konnte so eine Ziege wie sie sein, wusste sie das denn nicht?!
Ich schluckte die Wut bemüht hinunter und näherte mich leise der Kabine, in der Julia zweifelsfrei sitzen musste.
,,Ich filme nicht und ich bin keine Person, die so etwas tut. Ich möchte dir helfen. Wieso weinst du?", fragte ich so sanft wie es nur irgendwie ging. Ich stellte mir einfach vor, Harry säße hier und weinte. Das half.
,,Kann dir doch egal sein!"
Kooperativ wie immer. Blöde Kuh. Ich wollte bloß helfen!
,,Komm schon. Ich bin sicher, es geht dir besser, wenn du mit jemandem darüber gesprochen hast, Julia."
,,Bist du Psychologe oder was?!"
Ich seufzte. Das schien wenig Sinn zu machen, egal, was ich tat, sie blockte ab. Eigentlich mir gegenüber nicht verwunderlich, aber irgendwie wusste ich, dass sie auch sonst keinen zu anvertrauen hatte. Und das tat mir leid. Niemand sollte alleine auf dem Schulklo weinen müssen.
,,Wenn du möchtest, kannst du dich an mich wenden. Ich würde dir gerne zuhören und vielleicht helfen. Wenn du das nicht willst, kann ich das nicht ändern. Es ist nur ein Angebot.", startete ich einen letzten Versuch, Julia zum Reden zu bringen. Erfolglos.
,,Verschwinde einfach. Bitte...bitte geh.", schniefte das Mädchen und mir wurde das Herz schwer, als ich ihre besiegte Stimme vernahm. Sie wollte sich wirklich nicht öffnen, wollte ihren Schmerz nicht mit mir teilen.
Ich musste das akzeptieren und sie ihn Ruhe lassen. Wie sie es wollte.
Ich seufzte tief und ließ die Schultern hängen. Langsam schlurfte ich zur Tür des Waschraumes zurück, darauf hoffend, dass sie mich zurückrief. Tat sie nicht. Julia wollte keine Hilfe.
Die Tür fiel hinter mir ins Schloss und ich stand mit schlechtem Gewissen auf dem Flur, den Triumph über Nialls Rettung vor dem Nachsitzen und die Vorfreude auf heute Nachmittag nicht mehr wahrnehmend.
Das Salamibrot in meiner Jackentasche stank, wie um die erdrückende Atmosphäre, die ich grade hinter mir gelassen hatte, zu untermalen, bestialisch. Na super. Selbst Niall würde das wohl nicht mehr essen.
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Habt ihr wie Niall schon mal Krank gespielt?
Was erwartet ihr von Nicks und Franzis Picknick?
Und was ist mit Julia?
Hab euch lieb!
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