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107. Reitstunde

Ausritt! Nur so nebenbei, ich hab das letzte Mal vor gut vier Jahren auf dem Rücken eines Pferdes gesessen, ich kann das vermutlich kaum beschreiben. Egal, wir nutzen hier sowieso die ganze Zeit Fantasie, mein Schreiben ist bekanntlich eh nicht von Realismus geprägt ^^
Any broken heart we'll make it heal

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Pov Harry

Mein ziemlich panisches ,,Ich bin noch nie geritten!" hinderte Franzi leider nicht daran, mir einen ledernen Sattel und ein buntes Seil in die Hand zu drücken, nur um mich an der verdutzt aus der Wäsche schauenden Khya vorbei auf den Hof zu drängen.
Die alte Stute war nämlich laut Franzi eine Rentnerin und ihr Kreislauf war zu anfällig für Australiens Mittagssonne, weswegen sie hier drinnen ihren Ruhestand genoss. Wenn Maya mit ihren Siebzig die Rentnerei so verabscheute, sollte ich Khya mit jungen 20 Jahren wohl besser nicht zu nahe treten.

Als ich durch das Tor trat, musste ich einige Male blinzeln, um meine Augen wieder an das grelle Sonnenlicht zu gewöhnen, das im krassen Kontrast zum abgedunkelten Stall stand. Die Helligkeit verhinderte ein paar Sekunden lang eine klare Sicht, aber ein viel größerer Schlag war die Wärme, die mich wie gegen eine Wand laufen ließ. Australiens Klima war nichts, was ich kannte. Ich kannte London.

,,Na komm schon, du Angsthase! Ich bring's dir bei und du darfst auf dem kleinsten unserer Pferde reiten, ja?", verkündete Franzi mit so viel Frohsinn in der Stimme, dass ich nicht erraten könnte, dass sie zuvor geweint hatte, wäre ich nicht dabei gewesen. Sie war gut, vielleicht besser als ich.

,,Ich kann das doch nicht...", versuchte ich mich an einer Ausrede, aber meine beste Freundin hörte mich nicht - oder gab da zumindest vor - und joggte motiviert auf das Haus zu. Ich seufzte und folgte ihr wiederwillig, wobei ich versuchte, mir selbst Mut zu machen. Ich würde das schon durchstehen. Reiten konnte ja nun keine Raketenwissenschaft sein, oder? Viele Menschen machten das zum Spaß und ich hatte zum Glück noch nie von einem tödlichen Reitunfall gehört. Wobei das auch daran liegen konnte, dass ich nur ab und zu mal die Nachrichten anschaute und auf meinem Handy nur regionale Dinge verfolgte. Und dazu zählte das Reiten überraschenderweise nicht.

Ich legte einen Zahn zu und schloss mit dem blöden und viel zu schweren Sattel, der meine Arme steif werden ließ, zu Franzi auf, die jetzt das Haus umrundete oder zumindest auf die dahinterliegende Seite zuhielt. Sie trug ihren Sattel und noch viel mehr Kram, den ich nicht benennen konnte, ohne jedes Problem und mit einem viel geschickteren Handgriff als ich. Ich hatte nicht gewusst, dass es eine Technik zum Tragen von Leder gab.

Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche und ich zuckte vor Schreck zusammen.

Noch heute morgen beim Telefonieren mit Lou - ich hatte ihn in aller Herrgottfrühe angerufen, weil ich nicht gewusst hatte, wann ich sonst Zeit dazu haben würde, mich ziemlich gelangweilt hatte und mir außerdem nicht ganz sicher gewesen war, ob ich einfach auf die Toilette neben meinem Zimmer gehen durfte - hatte ich die Benachrichtigungen von Nick und Derek gesehen. Geöffnet hatte ich noch immer keine. Seit ich am Flughafen gezögert hatte, sträubte sich etwas in mir dagegen, die beiden überhaupt nur in Gedanken zu erwähnen oder gar Kontakt aufzubauen. Ich wusste nicht, ob ich damit einen Fehler machte, aber diese Frage brannte mit jedem Vibrieren des Handys Löcher in meine Jeans.

Ich atmete tief durch und beruhigte mich damit, dass es auch eine Nachricht von Lou, Zaynie, Li oder Ni sein könnte. Oder von sonst wem. Man sollte nicht immer sofort den Teufel an die Wand malen. Ich zuckte schon wieder zusammen. Super, so weit war ich also schon.

,,Wo bleibst du denn, du lahme Schnecke?", riss mich Franzis lautes Gelächter aus der Spirale der Gedanken und ich hob ruckartig den Kopf, was mich fast alle Balance kostete.

Franzi lehnte am hölzernen Tor zu einer weitläufigen Koppel voller grasender Tiere. Ihr Haar schimmerte golden in der Sonne und irgendwie hatte sie es geschafft, den Sattel und das andere Zeugs über den Zaun zu legen. Ich musste während meines Denkvorgangs immer langsamer gewesen sein, denn meine Schritte stoppten erst jetzt vor dem abgezäunten Weideplatz. Franzi grinste.

,,Na, auch mal da, du alter Opa?"

,,Solange du nicht Rentner sagst.", murmelte ich und erntete weiteres Gelächter, als ich mich abmühte, das blöde Lederzeug so auf den Zaun zu legen, dass es nicht auf einer Seite Übergewicht entwickelte und im Gras verschwand.

Franzis Lachen zauberte auch mir ein Grinsen aufs Gesicht und ich atmete erneut tief durch. Ihr ging es besser. Oder zumindest hatte sie beschlossen, dass das der Fall war. Und das war der erste Schritt zum Ziel. Die Zeit machte den Rest.

,,Schau sie dir an...wunderschön, nicht?" Franzi wies mit einer ausladenden Handbewegung auf die grasenden Pferde, die auf dieser Koppel verteilt die Mittagssonne genossen. Die Wiese reichte bis zu einem naheliegenden Wäldchen - naja, Baumgruppe - und ich zählte insgesamt sechs Tiere in den unterschiedlichsten Farben.

Ein Schwarzer mit glänzender Mähne gönnte sich ein Grasbüschel nach dem anderen, sein Fell leuchtete in der Sonne. Dann waren da noch zwei gescheckte Tiere mit braunen Schweifen und hellen Streifen in den Mähnen, die etwas aktiver als der Schwarze zumindest im Schritttempo um eine Wassertränke spazierten. Sie sahen lustig aus, wie Zwillinge, irgendwie jung. Zwei weitere Pferde mit dunkelbraunen Fehlfarben - Haarfarben? - grasten in weiter Entfernung und ein weißes oder zumindest graues Pferd entschied grade, dass Franzi und ich Aufmerksamkeit verdienten und trottete gemächlich auf seinen stämmigen Beinen zu uns hinüber.

,,Das da ist Jerry.", erklärte Franzi und nickte dem hellen Pferd zu, was aus der Nähe definitiv nicht weiß war. Jerry.

,,Den reitest du. Er ist etwas faul, aber wirklich nicht sehr groß und er vertraut absolut jedem."
Na super. Ich schluckte. Franzi grinste wissend und streckte dann die Hand aus, was Jerry nutzte, um seine Schnauze oder wie auch immer man das bei Pferden nun mal nannte an ihrer Haut zu reiben. Ich machte es meiner besten Freundin nach.

Jerrys Schnauze - Nüstern, sagte Franzi - fühlte sich so weich an, dass ich ehrlich überrascht war. So etwas hatte ich nicht erwartet, aber die Nase des Tieres war beinah kuschelig zart. Die warme Luft, die Jerry ausatmete, erzeugte winzige Winde in meiner Hand und sein sanftes Stupsen brachte mich zum Lächeln. Er war warm, weich und neugierig wie ein kleines Kind.

Als Jerry schnaubte und etwas energischer seine Stirn an meinem Arm rieb, konnte ich die Unruhe in mir nicht länger unterdrücken. Denn er war nicht klein, nein, er war riesig groß und verdammt stark, seine muskulöse Brust bestätigte das auf den ersten Blick. Franzi lächelte belustigt und begann, Jerry zwischen den großen Augen zu kraulen, damit er aufhörte, mich zu bedrängen.

Ich schluckte und fuhr dem Pferd ebenfalls sanft über den Kopf. Er genoss das offensichtlich und ich musste zugeben, dass es ganz schön war, Jerry zu kraulen, als sei er ein kleiner Hund - Hunde liebte ich, seit ich denken konnte - aber ich spürte die Angst in mir brodeln, wenn ich daran dachte, dass ich gleich auf seinen Rücken klettern sollte.

Die dunklen, warmen Augen des Pferdes konnten mir meine Nervosität nicht nehmen, aber die Ruhe darin steckte mich zumindest soweit an, dass ich mich für den Moment wohlfühlen konnte. Ich fühlte mich, als wisse Jerry, dass ich ein wenig zweifelte und als würde er mich beruhigen wollen, auch wenn ich mir das vermutlich einbildete.

,,Wenn du nicht magst, musst du nicht, Haz, ja?" Franzi sprach leise, aber Jerrys Ohren zuckten sofort in ihre Richtung, ebenso wie mein Kopf. Ich fühlte mich seltsam verstanden.

,,Aber...ich fände es schön."

Na toll, was hatte ich denn jetzt noch für eine Wahl? Und ein wenig aus meiner Komfortzone herauskriechen sollte ich vielleicht auch mal. Solange ich beschäftigt war, musste ich nicht an mein Handy denken. Das verstaute ich jetzt schon mal vorsorglich in einer der vorderen Hosentaschen.

,,Zeig es mir." Sie lächelte, meine Stimme klang fester als ich erwartet hatte.

,,Erstmal machen wir ihn fertig.", erklärte Franzi und nickte zu dem bunten Seil hinüber, dass sie mir eben in die Hand gedrückt hatte. Ich griff danach und wandte mich dann um, um ihr zum Tor des Koppel zu folgen, welches sie ohne jede Bedenken öffnete, obwohl Jerry nichtmal fünf Meter davon Entfernt mit neugierig aufgestellten Ohren wartete. Ich schlüpfte schnell mit hindurch.
Ich stand auf einer Koppel mit sechs Tieren, die mich tottrampeln könnten, würde etwas sie erschrecken. Hervorragend.

,,Schau, du musst den Strick am Halfter festmachen. Das trägt Jerry standardmäßig, wenn er hier draußen ist.", wies Franzi mich an und deutete zu dem blauen Geschirr - Halfter - das das graue Pferd über den Kopf gezogen bekommen hatten. Ich zögerte. Um den Karabiner des Strickes am Halfter zu befestigen, müsste ich mich direkt neben Jerry stellen. Ganz nah.

,,Er beißt nicht, versprochen!"

Jaja. Das sagen sie doch immer.
Ich schluckte und überwand sowohl meine Angst vor dem großen Tier als auch die Distanz zwischen uns mit kleinen Schritten, bis ich mit angehaltenem Atem wirklich nur ein paar Zentimeter neben den von der Wiese dreckigen Hufen des Pferdes stand. Sie wirkten riesig. Die Füße brechen konnte Jerry mir schon mal. Ich atmete zittrig aus.

,,Hey, Großer.", wisperte ich und blickte ihm direkt in die warmen Augen. Jerry schnaubte. Wahrscheinlich sowas ähnliches wie ein amüsiertes ,,Hallo Kleiner". Dabei war ich nicht mal klein, er aber so groß!

Vorsichtig hob ich meine leere Handfläche und hielt sie dem Pferd hin, so wie Franzi es mir eben gezeigt hatte. Jerry prustete mir nochmals in die Hand und ich genoss die Wärme seiner warmen, weichen Nüstern, bevor ich die andere Hand nutze, um den Stick ans Zaumzeug zu hängen. Jetzt hielt ich diese Leine mit einem Pferd dran in der Hand. Aber wer hier wen führte, war ziemlich klar. Jerry gab einen tiefen Ton von sich, fast wie ein Summen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich auslachte, die ganze Zeit schon.

,,Jetzt führ ihn hier raus, ja? Ich halt euch das Tor auf. Und dann kannst du ihn an den Zaun binden, bei den Sätteln. Keine Sorge, er trottet dir einfach hinterher sobald du einen Schritt machst. Versprochen.", diktierte Franzi die weitere Vorgehensweise und ich schluckte. Ich sollte Jerry hinter mir her laufen lassen? Was, wenn er mir auf die Füße trat oder mich umstieß oder sich losriss oder...

,,Denk nicht so viel. Mach's einfach, er folgt dem, was du ihm sagst.", ermutigte mich Franzi mit einem Lächeln, jetzt sanfter als zuvor. Sie hatte wohl verstanden, wie unfähig ich gegenüber Pferden war. Irgendwie unangenehm.

Ich straffte die Schultern. Ich konnte mit diesem Tier umgehen, ich hielt es in der Hand und ich hatte schon Schlimmeres gemacht, definitiv. Jerry würde mir hinterherlaufen. Ich musste Franzi vertrauen.

Langsam versuchte ich ein paar Schritte Richtung Tor und tatsächlich: wie durch ein Wunder schlurfte auch Jerry hinter mir her durch das Gras ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Er passte sich meinem entspannten Tempo an und schwenkte ein paar mal neugierig den Kopf zu Franzi, die das Tor aufriss und mit ermutigende Dinge entgegenrief, aber ansonsten tat er nichts, was mir irgendwie Angst machen konnte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er zu faul war, um schneller als Schritttempo zu laufen. Komfortabel für mich.

Nachdem wir das Tor passiert hatten kam der schwierigste Moment für mich. Ich musste mich nach links umdrehen, um Jerry bei den ganzen Reitutensilien an den Holzzaun zu knoten. Aber dafür musste ich quasi gegen das große Pferd laufen, weil es zwischen mir und den Sätteln stand. Verunsichert blieb ich stehen. Was jetzt? Eine große Kurve konnte ich auch nicht machen, Jerry lief stur geradeaus, ich musste schon seinen Kopf zu Seite drücken, um vor ihm nach links abzubiegen, damit er mir folgte. Aber...ich konnte ihn ja schlecht stupsen, oder?

,,Du musst seinen Hals mit deiner Schulter nach links stupsen, sonst läuft er weiter zum Haus. Einfach gehen, Harry. Er folgt dir. Hab keine Angst, wirklich wehtun kannst du ihm nicht und er ist absolut treulieb, er tut dir auch nichts.", rief Franzi von hinten und Jerrys Ohren zuckten zurück. Ich fuhr nicht zusammen.

Also leicht zur Seite stoßen. Na super, der wog doch Tonnen, sein Kopf war auch nichts, was ich mal eben so rum schupsen konnte. Aber ich musste wohl oder übel.

Vorsichtig schob ich meine Schulter gegen den starken, warmen Hals des großen Pferdes und lehnte mich nach links, um den Effekt zu verstärken. Jerry schnaubte verwirrt und stolperte ein paar Schritte zurück. Er wusste genauso wenig was ich hier tat wie ich selbst. Perfekt. Aber wenigstens hatte ich jetzt den Platz, um nach links abzubiegen und ohne ein Wort trottete Jerry hinter mir her. Nachtragend für den Schubser war er also schon mal nicht, zum Glück.

,,Sehr gut! Und jetzt festknoten! Ruhig mehrere Male, Haz! Ich hole dann mal ein Pferd für mich, bin sofort wieder da.", lobte mich Franzi und lehnte sich über den Zaun, um sich selbst einen Strick zu greifen. Dann war sie weg, sie spazierte über die Weide auf eines der gescheckten Tiere zu. Ich atmete hektisch ein. Festbinden. Aha.

,,Komm mit zum Zaun, ja?", bat ich Jerry und er schnaubte wieder zustimmend - hoffte ich jetzt mal - und folgte mir weiter bis zu den aneinander genagelten Latten. Unsicher schwang ich das Ende des Strickes um den obersten Balken und begann mal mit einem Doppelknoten. Oder etwas Ähnlichem, gut sah das nämlich nicht aus. Niall könnte das besser, er hatte so ein Buch über verschiedene Arten von Knoten und ihre Funktionen. Sicher war auch ein Pferdeknoten dabei.

Sicherheitshalber verknotete ich das Ende des Stricks nochmals mit dem Balken, dann strich ich Jerry dankbar über die Stirn. Das schien er zu mögen.

,,Danke, Großer. Ich hab wirklich keine Ahnung, was ich mit dir anfangen soll, aber danke, du machst das super.", flüsterte ich sanft und die warmen Augen des Pferdes schienen zu lächeln. Einem Impuls folgend zog ich mein Handy hervor und hielt die Luft an, während ich ein Selfie von mir und Jerry schoss, wobei ich ihm den Rücken zukehrte. Das war aber auch das höchste aller Gefühle, nachdem das Bild entstanden war konnte ich mich gar nicht schnell genug zurückdrehen. Wem man nicht vertraut, dem kehrt man nicht den Rücken zu, so einfach war das.

Ich begutachtete das Foto und eigentlich stimmte es mich ganz zufrieden. Meine Haare sahen zwar aus wie ein Wischmobb, aber alles andere war ganz passabel. Schnell schickte ich es in den WG Gruppenchat und tippte ein paar Worte über das wunderschöne Australien und Franzis Versuch, mich zum Reiten zu bewegen, dann steckte ich das Handy wieder ein, ohne die ungelesenen Nachrichten zu beachten. Dazu war auch später Zeit. Ich war für Franzi hier, sie musste aufgeheitert werden und...ich verspürte nicht grade Lust dazu, mir diese Nachrichten durchzulesen. Sie machten mir mehr Angst als Jerry.

,,Da bin ich wieder!", zwitscherte Franzi plötzlich und führte ihr ausgewähltes Pferd auf das Tor zu. Schnell schob ich es auf, damit sie hindurch gehen und es an den Zaun knoten konnte, direkt neben Jerry.

,,Das ist Isabella, Issi. Sie ist ein kleines bisschen frech, aber ich liebe es, auf ihr zu reiten. Sie reagiert auf die kleinsten Hilfen.", schwärmte Franzi und fuhr mit ihrer Hand den Rücken des Pferdes entlang. Isabella war wunderschön, ja, aber sie war deutlich größer als Jerry, jetzt, wo sie vor mir stand. Ich schluckte. Gut, dass ich den Grauen reiten durfte.

,,Hey, Issi.", war alles, was ich rausbrachte. Franzi lächelte amüsiert. Dann deutete sie auf eine etwas verbeult aussehende Box, die nicht weit entfernt - ein paar Meter am Zaun entlang - in der Sonne glänzte.

,,Könntest du die vielleicht kurz holen, Hazza?"

Ich brauchte nicht mal eine Minuten, um das metallene Kästchen, das aussah, als stände es seit Jahren hier im Freien, zu den Pferden rüber zu bringen und es Franzi zu überreichen. Sie nickte dankbar und stellte es ab, bevor sie es öffnete. Ich spähte hinein. Das mussten dann wohl die Striegel sein, aus dem Fernsehen kannten ich die ja immerhin.

,, Zuerst müssen wir die Pferde putzen, solange sie trocken sind. Wir beginnen mit einer kleinen Massage, quasi. Hier, das ist ein Striegel für den groben Schmutz...Jerry ist fast sauber, aber du kannst ihn sanft vom Hals bis zum Hintern damit massieren, ja? Immer Kreisbewegungen machen, warte ich zeigs dir.", plapperte meine beste Freundin drauf los und drückte mir so ein Teil aus Gummi in die Hand, dann nahm sie selbst eines und fuhr der gescheckten Stute damit über den Hals. Immer Kreise ziehen. Okay.

Etwas unsicher, aber motiviert Jerry zu putzen - solange ich Boden unter den Füßen hatte! - legte ich los. Es war leicht, das Pferd zu massieren und schon bald drückte mir Franzi eine sogenannte Wurzelbürste für die Beine in die Hand, mit der ich die knorrigen Beine des Pferdes vom Dreck der Weise säuberte. Es bereitete mir etwas Sorge, mich neben die Hufe zu hocken, aber Jerry hielt fabelhaft still, auch, als ich mit der Kardätsche den Staub aus seinem Fell putzte. Lustiger Name.

Besonders Jerrys Kopf mit einer herrlich weichen Bürste zu säubern bereitete mir Spaß, weil er so freundlich dreinblickte und sanft schnaubte, als ich ihm über die Stirn fuhr. Pferde putzen war etwas Schönes. Auch Jerrys Mähne zumindest einmal provisorisch durch zu kämmen hatte noch was, aber dann führte mir Franzi an Isabella vor, wie ich Jerry die Hufe auskratzen sollte. Ich musste mich mit dem Gesicht zu seinem Hinterteil aufstellen, den Huf in eine Hand nehmen und dann mit einem komischen kleinen Kratzteil all den Dreck daraus entfernen...aber ohne ihn dabei zu verletzen!

,,Kannst du das bitte machen, Franzi? Ich...das ist wirklich etwas, was ich nicht einfach so ins Blaue hinein machen sollte, glaube ich.", bat ich und Franzi wollte erst protestieren, aber dann ließ sie sich breit schlagen und säuberte schnell Jerrys Hufe.

,,Dann satteln wir sie jetzt und legen das Geschirr an und los gehts.", frohlockte Franzi und ich schluckte abermals. Scheiße, jetzt ging es um die Wurst. Ich spürte meine Knie zittern. Trotzdem folgte ich Franzi und holte meinen ledernen Sattel samt Bauchgurt für Jerry und eingehängten Steigbügeln. Immerhin soviel wusste ich.

,,Schau, du legst ihn erstmal zu auf, ungefähr so.", erklärte Franzi und legte den Sattel samt der Decke darunter, die daran befestigt war, mit Schwung auf Issis Rücken. Sie legte ihn nach vorne, so weit, dass ich dachte, das könnte nicht stimmen. Trotzdem folgte ich möglichst genau den Anweisungen. Sie würde das Ganze sowieso nochmal kontrollieren, bevor ich da draufstieg.

,,Dann ziehst du ihn nach hinten, bis zur tiefsten Stelle des Rückens. Schau, er rastet quasi ein." Ich tat, was sie sagte und ja, jetzt sah es richtig aus. Franzi nickte zufrieden.

,,Richtig. Und jetzt legst du den Bauchgurt so ungefähr eine Handbreite hinter dem Vorderbein um den Bauch. Da, wo Jerry dünn ist, siehst du? Dann kannst du ihn erstmal nur ganz locker schließen." jaja, leichter gesagt als getan. Unsicher fasste ich unter Jerrys Bauch durch nach dem Gurt und legte ihn möglichst so, wie Franzi es gesagt hatte. Dann griff ich unter das Leder und schloss den Gurt im ersten Loch. Sollte wohl okay sein.

,,Perfekt, dann kannst du jetzt noch überprüfen. Nachziehen machen wir gleich, ich zäume erstmal auf. Das mache ich für dich, keine Sorge.", verkündete meine beste Freundin dann enthusiastisch und kam zu mir herüber. Na super. Jetzt wurde es unheimlich.

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Franzi brauchte nicht lange zum aufzäumen - Trensenzaumzeug nannte sie das Geschirr - dann zog sie Jerrys Gurt nach und befahl mir, auf ihn drauf zu klettern. Ich zögerte. Er war groß, sehr sehr groß. Und ich hatte Angst. Andererseits...ich war hier. Ich würde niemals sonst reiten können. Und Franzi lachte endlich wieder. Ich sollte mal etwas wagen. Nicht mal tanzen hatte ich in den letzten Jahren können, jetzt wollte ich reiten.

Derek würde mir das niemals erlauben. Es war zu gefährlich.

Ich atmete tief durch und stellte meinen Fuß in den Steigbügel. Mit aller Kraft zog ich mich auf Jerrys Rücken, während Franzi ihn festhielt und mir pantomimisch applaudierte. Ich rutschte in den Sattel und hackte so schnell wie möglich meinen freien Fuß in den anderen Bügel, weil das hier wackeliger als alles war, was ich je erlebt hatte. Alles schaukelte und dabei stand Jerry noch still auf einem Fleck!

,,Das liegt dran, dass ich dir die Bügel und den Gurt noch einstellen muss.", als Franzi meine Gedanken und trat auf mich zu, um mir die Zügel zu reichen. Ich zögerte wieder, gab mir dann aber einen Ruck. Ich saß hier oben, ich konnte auch das Leder in die Hand nehmen.

Franzi schob mein Bein samt Bügel ein Stück nach vorne, um den Gurt nachzuziehen und ich klammerte mich unsicher fest. Es war so verdammt rutschig hier...

,,Halt dich am Sattel vorne fest, nicht an den Zügeln. Die kannst du ganz locker lassen, Jerry steht bis du was anderes sagst, versprochen." Meine beste Freundin zeigte mir, was sie meinte und ich war dankbar für den Tipp. Verdammte Scheiße, das war so hoch. Und gruselig. Ich ließ den Blick schweifen. Die Perspektive war neu.
Franzi stellte mir auch die Steigbügel ein, dann lächelte sie mir zu.

,,Einfach so sitzen bleiben, ich setz mich jetzt schnell drauf und dann sage ich dir, was zu tun ist." Ich nickte.

Den Preis für die beste Reitlehrerin gewann Franzi schon mal nicht, ich war nämlich maßlos überfordert und unsicher und ängstlich und mich so stehen zu lassen machte das nicht besser, als mit ihrer Wahl von Jerry als mein Pferd hatte sie richtig gelegen. Der Hengst stand da wie ein Stein, unbeweglich, mein herum rutschen, meine Bewegungen der Zügel, nichts interessierte ihn. Er stand da und wartete. Worauf, das wusste ich noch nicht, aber er wartete.

,,So, ich bin so weit.", verkündete Franzi. Überrascht sah ich zu ihr herüber. Das ging schnell, so ganz allein.

,,Wir reiten jetzt mal langsam eine Runde über den Hof, ja? Einfach Schritt. Dazu musst du nur die Fersen sachte in Jerrys Seiten drücken, siehst du, so.", wies die Rothaarige mich an und bedeutete mir, es ihr gleich zu tun. Konzentriert schob ich meine Fersen ganz vorsichtig in Jerrys Bauch. Willig schnaubte er und tatsächlich: er trottete augenblicklich hinter Issi her über den kleinen Weg neben dem Haus. Ich stieß überrascht die Luft aus. Wahnsinn.

Meine Freunde über die gelungene Bewegung wurde von der Tatsache, dass das ganze Geschaukel jetzt nur noch schlimmer wurde und ich immer wieder die Zügel zu hoch hob, um das Gleichgewicht zu finden, betrübt. Jerry reagierte zum Glück nicht auf die unbeholfenen Bewegungen sondern folgte Isabella, aber vermutlich war er längst genervt von mir. Franzi blickte zu mir herüber.

,,Leg die Hände ab, Harry, wenn du sie sich ruhig halten kannst. Oben auf die Kuppe des Sattels, aber so, dass die Zügel etwas Spielraum haben. Jerry folgt mir, keine Sorge. Wenn du ein Gleichgewicht gefunden hast - es wird nur ein paar Minuten dauern - dann kannst du damit die Richtung bestimmen."

Ich nickte und legte sie ab. Besser. Solange ich hier nicht runterfiel und mir eine Rippe brach, war alles gut. Das tat nämlich höllisch weh. Ich hatte die Erinnerung frisch in meinem Kopf.

Die Vorteile dieser ganzen Aktion waren eindeutig: Franzi lachte, ich konnte reiten und vorallem nicht denken.
Hoffentlich würde ich das hier überleben, um meiner besten Freundin nachher dafür zu danken.

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Das wars für heute! Ich bin absolut überfordert hiermit gewesen, aber ich wollte sie reiten lassen!
Habt ein schönes Wochenende , ich bin da, falls ihr wen braucht. Schon wer in Weihnachtsstimmung? Ich höre längst all die guten Songs (:

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