Kapitel 8
Wie soll ich es schaffen, dieses merkwürdige Kribbeln aus meinem Bauch zu verdrängen, wenn er hinter jeder verdammten Ecke lauert?
Ich habe so getan, als hätte ich einen Anruf bekommen, damit ich für einen Moment aus dem Blickfeld der Anderen verschwinden kann. Seine Anwesenheit lässt mich wahnsinnig werden. Und das, obwohl er, genau genommen, ja überhaupt nichts macht.
Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die pausenlos Typen anschmachten und sich immer in den Vordergrund drängen wollen. Mir wäre es am liebsten, wenn wir den dreien nicht begegnet wären und unseren Strandtag ohne sie genossen hätten.
"Abi." Amber biegt um die Ecke der Bar, hinter der ich mich verstecke, und rennt fast in mich rein. "Du kannst mich doch nicht mit denen alleine lassen." Sagt sie und zieht einen Schmollmund. Wie kann sie überhaupt nach zwei Stunden Volleyball spielen noch so gut aussehen?
"Er taucht überall auf wo ich bin, das macht mich verrückt." Ich zucke nur hilflos mit den Schultern und wende den Blick ab.
"Ach Süße, er mag dich wahrscheinlich einfach nur und möchte dich kennenlernen." Amber versucht mich aufzuheitern und das ganze positiv darzustellen, aber sie weiß genau, dass ich mich niemals auf diese Art von Mann einlassen würde.
"Normalerweise würde es mich ja auch nicht wirklich stören, aber bei ihm.." Ich rolle genervt mit den Augen als Amber ihr Grinsen nicht mehr unterdrücken kann und funkle sie böse an.
"Lass das." Zische ich. "Ich finde das echt scheiße." Und während ich das sage, schleicht sich ein winziges Lächeln auf mein Gesicht.
Als Amber das sieht, schaut sie mich einen Moment verdattert an und dann prusten wir beide laut los. Wir lachen einfach, bis uns der Bauch weh tut und lassen uns dann erschöpft im Sand nieder.
Als sich unserer Atmung wieder normalisiert hat, guckt sie mich ernst an. "Meinst du nicht, dass es langsam mal wieder an der Zeit ist, sich auf jemanden einzulassen?"
Ich beiße nachdenklich auf meine Unterlippe und wiege mich hin und her. "Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht, ob ich es verkraften würde, nochmal so verletzt zu werden." Gestehe ich flüsternd und betrachte das glitzernde Meer und die untergehende Sonne.
"Soll ich dir mal was sagen?" Amber nimmt meine Hände in ihre. "Du bist die stärkste, selbstbewussteste und eigenständigigste Person, die ich kenne. Es macht mir Angst zu sehen, wie stark und diszipliniert du bist, aber du brauchst einen Ausgleich. Du musst loslassen können, die Kontrolle abgeben, und dich auch anderen Menschen als Chloe und mir öffnen."
Ich lausche ihren Worten und ich weiß, dass sie das wirklich so empfindet. Aber ich weiß auch, dass ich nicht wirklich so bin. Ich scheine es zu sein, ich tue, als wäre ich so. Aber ich bin es nicht. Nichts von alledem.
Ich bin schwach, zerbrechlich und ängstlich. Ich bin ein blöder Kontrollfreak. Ich habe Angst vor jedem Menschen, der mir etwas bedeutet. Ich habe Angst, verlassen zu werden oder einsam zu sein. Ich habe Angst, dass niemand da ist, wenn ich jemanden brauche.
"Ich kann nicht." Sage ich schlicht und stehe auf. "Ich bin nicht wie du und erst Recht nicht wie Chloe. Ich kann Menschen keinen Vertrauensbonus schenken, ich kann nicht davon ausgehen, dass alles gut werden wird. Ich weiß nämlich, dass es nie, und ich meine wirklich nie, gut für mich endet." Mit den Worten drehe ich mich um und gehe zurück zu den Anderen um meinen Sachen zu holen.
Ich gehe extra zügig, damit Amber mich nicht so schnell einholen kann, aber sie ist noch flotter als gedacht und hakt sich keine zwei Sekunden später bei mir ein.
"Du weißt, dass ich nur dein Bestes will oder? Ich will dich nicht unter Druck setzen oder so. Ich wollte dich eher ein bisschen ermutigen, aber letztendlich ist es deine Entscheidung. Ich bin immer für dich da, egal worum es geht und wie du dich entscheidest." Einem spontanen Impuls folgend, schlinge ich meine Arme um sie.
"Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen und ich bin so froh, dich zu haben. Ich hab dich ganz doll lieb. Du kannst mit mir auch über alles reden." Bringe ich mit zitternder Stimme hervor.
"Ich dich auch. Aber bitte, zerquetsch mich nicht." Ich lache und löse mich von ihr.
"Haben wir etwa das Gruppenkuscheln verpasst?" Fragt Leo, der seinen Arm lässig um Chloe gelegt hat. Drake mustert mich aufmerksam und ich habe das Gefühl, dass er mit einem Blick all meine Gedanken lesen kann. Schnell schaue ich woanders hin und lächle Eric freundlich zu.
"Geht's dir gut?" Fragt er leise und rückt ein Stück näher an mich ran, allerdings nicht auf unangenehme Art und Weise. Ich nicke nur und finde es süß, dass er sich Sorgen um mich macht, weil wir uns ja eigentlich überhaupt nicht kennen. ER ist wahrscheinlich kein schlechter Kerl.
"Also, was ist jetzt der Plan?" Fragt Chloe in die Runde und lehnt sich dabei, natürlich unabsichtlich, an Leo. Sie zwinkert mir fröhlich zu und irgendwas sagt mir, dass sie es endlich geschafft hat.
"Party." Sagt Eric bestimmt und grinst mich an. Ich wende den Blick ab. Da werde ich sicher nicht mitkommen. Das ist das letzte, was ich gerade will.
"Ja, aber gehen wir da sofort hin oder erst noch woanders was trinken oder fertig machen?"
"Wohnt einer von euch hier in der Nähe?" Fragt Eric und tippt auf seinem Handy rum. Sofort werfe ich Chloe einen scharfen Blick zu. Sie sollte es nicht zu weit treiben. Sie erkennt die Warnung zum Glück und hält den Mund.
"Also ich habe schon was vor." Sage ich und blicke Amber fragend an, da ich wissen will ob sie zur Party mitgeht. Doch bevor sie etwas sagen kann, mischt sich Drake in das Gespräch ein.
"War klar, dass du nicht mitkommst." Er zuckt gelangweilt mit den Schultern und mustert mich prüfend.
Ich weiß, dass er mich provozieren will, aber das kann ich einfach nicht auf mir sitzen lassen.
"Achja und wieso?" Frage ich spitz und werfe ihm einen vernichtenden Blick zu.
"Zu spontan, zu viel Spaß, zu aufregend für dich. Du brauchst Routine und kannst schlecht mit neuen Sachen oder Menschen umgehen." Seine Worte treffen mich, hart und unvorbereitet.
Seit wann bin ich so durchschaubar? Und vor allem, was erlaubt sich dieser Typ?
In einem Moment will ich zu einer schlagfertigen Antwort ansetzen, aber im nächsten bin ich einfach nur sprachlos und geschockt.
"Du denkst, ich bin langweilig?" Frage ich ihn gerade heraus und warte mit hochgezogenen Augenbrauen auf seine Antwort.
"Das habe ich zwar nicht gesagt, aber da du es ansprichst." Er grinst und er weiß genau, dass er mich mit seiner provokanten Art aus der Fassung bringt.
Ich lächle zuckersüß. "Eric, Leo, ihr könnt gerne mit zu mir kommen. Ich wohne in der Nähe und wir können von dort aus zur Party fahren."
Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie ihm seine Gesichtszüge bei meinen Worten völlig entgleisen. "Ich lasse zwar nicht gerne fremde Leute in mein Haus. Aber bei euch beiden mache ich mal eine Ausnahme."
"Das hört sich sehr gut an." Sagt Eric und zwinkert mir verschwörerisch zu, woraufhin ich nur grinse. Chloe und Leo hängen immer noch zusammen und Amber hakt sich begeistert bei mir unter.
"Dem hast du es gezeigt." Freut sie sich und mustert Eric, der neben mir geht. Wir lassen Drake einfach stehen und ich freue mich diebisch darüber, dass seine Kumpels mit uns gehen.
"Wir sehen uns auf der Party." Seine Stimme klingt bedrohlich und irgendwie auch einschüchternd, wie eine stille Warnung. Aber ich drehe mich nur kurz um und werfe ihm einen mitleidig, aber triumphierend, Blick zu.
Wie findet ihr das Kapitel? ❤
LG Sophie 💖
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