Kapitel 65
Eine Stunde später renne ich den Gang zu meinem Terminal hoch. Mein Koffer klappert hinter mir her und ich ramme eine Frau in einem roten, viel zu engen, Hosenanzug. Ich murmle eine kurze Entschuldigung und halte der Stewardess meinen Ausweis unter die Nase.
Ich steige die Treppen zu dem kleinen privaten Flieger von Chloes Dad hoch und lasse mich dann in den Ledersessel sinken. Mit einem Linienflug würde ich mindestens 15 Stunden fliegen und dank diesem Schätzchen hier betrete ich zehn Stunden später das sonnige Pflaster von L.A.
Ich verlangsame meine Schritte erst, als ich den Flur im Krankenhaus und langsam realisiere, was ich getan habe. Wer sagt, dass er mich sehen will? Selbstzweifel überfallen mich mit großer Macht und drängen mich an die Wand. Ich versuche mutig zu sein und jetzt nicht zu kneifen, aber die Angst vor Zurückweisung ist riesig.
Ich biege im Schneckentempo um eine Ecke und sehe ihn sofort. Er sitzt mit versteinerter Miene auf den Flur und hat den Blick star geradeaus auf die Zimmertür gerichtet. Diese öffnet sich und zwei Ärzte treten heraus, woraufhin Drake sofort aufspringt. Sie reden auf ihn ein, er sieht sie an. Aber ich weiß, dass er ihnen nicht zuhört. Gedanklich ist er ganz weit weg.
Die Ärzte betreten das nächste Zimmer und ich gehe mit kleinen Schritten auf ihn zu. Es dauert, bis er mich wahrnimmt. Als er es dann endlich tut, stehe ich schon neben ihm. Weitere Sekunden verstreichen, bis er registriert, dass ich es bin und als ich dann endlich kurze Erkenntnis in seinen Augen aufflackern sehe, liege ich einen Moment später schon in seinen Armen.
Gott, habe ich ihn vermisst. In diesem Moment ist alles andere unwichtig, es rückt in den Hintergrund, es spielt keine Rolle. Alles, was zählt, ist Drake, in meinen Armen und die Tatsache, dass er mich so festhält, als würden er mich nie wieder gehen lassen wollen.
"Abi," seine heisere Stimme und dazu das leichte Beben seiner Schultern lassen mich innerlich zusammen brechen. Aber ich bleibe aufrecht stehen, streiche ihm über den Rücken und verteile kleine Küsse auf seinem Kopf.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löst er sich von mir, behält meine Hände aber fest umschlungen. "Es tut mir so leid. Er hat das nicht verdient. Du hast das nicht verdient." Wispere ich leise und bemerke sofort, wie sich seine Gesichtszüge verhärten.
Ich breche abrupt ab und bitte ihn stumm, mir seine Reaktion zu erklären.
"Es geht nicht um ihn." Erwidert er harsch und ich bin schockgefroren. Wenn es nicht um ihn geht.. Kann das nur eins bedeuten. Und diese Option ist noch grausamer als all meine Vorstellungskraft zugelassen hat.
"Mia," sage ich so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob er mich überhaupt versteht. Aber er nickt, mit schmerzverzerrtem Gesicht, während sein Blick zurück zu der Zimmertür wandert. "Sie war ebenfalls im Flugzeug." Murmelt er leise und drückt meine Hände. "Kommst du mit rein? Ich.."
Er brauch nicht weiter sprechen, er braucht überhaupt nicht fragen. Ich öffne die Tür und schließe sie hinter uns. Mary sitzt zusammen gekauert am Fußende, ihre sonst so porzellanhelle Haut ist von roten Flecken übersät. Ihre Hände zittern und ihre Lippen sind blass, ihre Blick wandert zu uns, aber ihre Miene bleibt regungslos.
Drake nimmt Mias Hand, ich bleibe mit einigen Metern Abstand stehen und betrachte die Maschinen, und die Schläuche die zu ihrem dünnen Arm führen. Das alles fühlt sich unglaublich unrealistisch an und ich will überhaupt nicht wissen, wie Drake sich fühlt.
Um nicht weiter nutzlos rumzustehen, beschließe ich Mary eine Matratze für die Nacht zu besorgen und außerdem von irgendwoher Kaffee aufzutreiben.
Nach einigem Suchen betrete ich wieder das Zimmer und Drake, der auf mich zugestürmt kommt und mich fest in die Arme schließt.
"Bleib bei mir." Wispert er in mein Haar. "Bitte, du darfst mich nicht wieder verlassen."
"Ist gut. Alles okay, ich bleibe hier." Beruhige ich ihn und dirigiere ihn zu dem durchgessesenen Sessel, der an der Wand des Krankenzimmer steht. Ich drücke ihn runter und während er sich setzt, lässt er mich nicht los. Ich lande auf seinem Schoß und drehe den Kopf. Nur um zu sehen, dass Mary in exakt derselben Position sitzt, wie vor zwanzig Minuten.
Ihr Blick ist star auf das Gesicht ihrer Tochter gerichtet und ich weiß genau, dass sie nichts anderes wahrnimmt.
Nächstes Kapitel wieder aus Drakes Sicht 💖 nicht sauer sein, dass es so kurz ist. Ab morgen bin ich im Urlaub 😍
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